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Gesundheit & Medizin

Aktuelle Themen zu Gesundheit und Prävention, Zahngesundheit und Zahnästhetik, Sport, Beauty und ästhetische Medizin, Vitalstoffe und Ernährung sowie Anti-Aging – Alt werden, jung bleiben.

Die neuesten Gesundheitsdaten finden Sie immer oben gelistet. 

Gesundheit und Prävention

Der Einfluss präbiotischer Lebensmittel für die Gehirnleistung

Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus London legt nahe, dass Präbiotika die kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen verbessern können. In der Untersuchung wurden über 60-jährige Zwillinge in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt ein Proteinpulver mit Präbiotika (Inulin und Fruktooligosaccharide), die andere ein Pulver ohne diese Zusätze. Beide Gruppen sollten für die Dauer von 3 Monaten regelmäßig Krafttraining absolvieren und das Pulver täglich einnehmen. Während der Studie wurden Gesundheit und kognitive Funktion der Teilnehmenden mithilfe von Online-Tests und Fragebögen überprüft.

Die Ergebnisse zeigten, dass das Präbiotikum die kognitiven Fähigkeiten signifikant verbesserte, ohne die körperliche Leistungsfähigkeit zu beeinflussen. Dies könnte darauf hindeuten, dass Präbiotika direkt auf das Gehirn oder Nervensystem wirken. Zudem veränderte das Präbiotikum das Darmmikrobiom der Teilnehmenden, insbesondere durch eine Zunahme von Bifidobakterien, die oft mit positiven Gesundheitseffekten in Verbindung gebracht werden.

Diese Veränderungen könnten erklären, wie die kognitiven Fähigkeiten beeinflusst werden. Trotz der vielversprechenden Ergebnisse stehen weitere Forschungen an, um definitive Aussagen zu treffen. Insgesamt jedoch bietet die Studie interessante Einblicke in die mögliche Rolle von Präbiotika bei der Verbesserung der geistigen Fitness im Alter.

Es bleibt abzuwarten, ob zukünftige Forschungen diese ersten Ergebnisse bestätigen können und Präbiotika tatsächlich gegen den kognitiven Abbau im Alter wirksam sind.

Ni Lochlainn, M. et al.
Effect of gut microbiome modulation on muscle function and cognition: the PROMOTe randomised controlled trial
nature communications 2/2024

Den Sommer mit zuckerreichen Getränken versüßen?

Bei schönem Wetter wird noch häufiger zu den vermeintlich erfrischenden Softdrinks wie beispielsweise Cola, Limonaden, Eistees und Energy Drinks gegriffen als sonst. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Geschmacksvarianten und es kommen ständig neue Softdrinks dazu. Weltweit stehen sie in der Rangliste der beliebtesten Getränke auf Platz 1.

Ein Grund mehr, den extrem hohen Konsum entsprechender zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke einzudämmen, denn sie zählen zu den Hauptverursachern des hohen Zuckerkonsums mit seinen besorgniserregenden Auswirkungen auf die Zivilisationskrankheiten, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Weil immer mehr Menschen zu den ungesunden Getränken greifen, nehmen starkes Übergewicht, Diabetes- und Herzkreislauf-Erkrankungen immer weiter zu.

Nicht zuletzt leidet auch die Zahngesundheit maßgeblich vom hohen Zuckerkonsum. Vor diesem Hintergrund schlägt die Weltgesundheitsorganisation Alarm und fordert dazu auf, diesem ungesunden Getränkeverbrauch durch konkrete Maßnahmen vorzubeugen. Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) haben nach Präventionsmaßnahmen gesucht, deren Erfolg wissenschaftlich belegt ist. Zu diesem Zweck werteten sie 58 vorhandene Studien aus 14 unterschiedlichen Ländern zu diesem Thema aus. In Summe resultieren ihre Ergebnisse somit aus den wissenschaftlichen Daten von über einer Million Studienteilnehmern.

Im Ergebnis zeigte sich, dass es folgende wissenschaftlich belegbare Möglichkeiten gibt, um den Softdrinkkonsum zu reduzieren. Der hohe Zuckergehalt der Softdrinks könnte besser kenntlich gemacht werden, beispielsweise durch eine entsprechende Warnfarbe auf der Verpackung entsprechend dem sogenannten Ampelprinzip. Die Konsumentenpreise könnten zur Abschreckung deutlich erhöht werden. Auch sollten Kindermenüs nicht standardmäßig mit Softdrinks angeboten werden. Im Supermarkt sollten höher frequentierte Regalplätze eher mit gesunden statt mit süßen Getränken ausgestattet werden.

Zudem haben auch spezielle Gesundheitskampagnen ihre Wirkung gezeigt und sollten daher häufiger umgesetzt werden. Nicht zuletzt sollte jede Familie privat darauf achten, dass die zuckerreichen Softdrinks nur gelegentlich zu besonderen Anlässen und nicht alltäglich angeboten werden.

Philipsborn, von P, et al.
Environmental interventions to reduce the consumption of sugar-sweetened beverages and their effects on health.
cochrane database 8/2020

Hörverlust – mögliche neue Ursache erkannt?

Wissenschaftler hierzulande haben neue Erkenntnisse zum versteckten Hörverlust gewonnen. Sie fanden heraus, dass Prozesse im Zentralnervensystem eine wichtige Rolle bei diesem Phänomen spielen könnten. Bisher wurde grundsätzlich angenommen, dass Schäden im Innenohr – hervorgerufen beispielsweise durch laute Musik – für den versteckten Hörverlust verantwortlich sind. Nun aber kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass bestimmte Rezeptoren im Gehirn die Hauptverursacher sein könnten.

Im Rahmen der Studie analysierten die Forschenden mittels spezieller Untersuchungsmethode, der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die Verarbeitungsprozesse in den Hörarealen des Gehirns und konnten dabei Veränderungen an bestimmten hemmenden Rezeptoren von Nervenzellen ausfindig machen.

Diese Rezeptoren, die für einen für das Hörvermögen besonders wichtigen Neurotransmitter verantwortlich sind, helfen dabei, interessante Signale von Störgeräuschen zu trennen. Die Veränderungen an diesen Rezeptoren könnten zu einer Beeinträchtigung der Informationsverarbeitung führen, was die Einschränkungen im Hören erklären könnte.

Interessanterweise zeigte die Studie, dass die Anzahl funktionsfähiger Synapsen im Innenohr nicht signifikant abgenommen hatte. Dies deutet darauf hin, dass Schäden im Innenohr allein möglicherweise nicht die Ursache für den versteckten Hörverlust sind. Die Erkenntnisse dieser Studie eröffnen neue Forschungsperspektiven im Bereich des versteckten Hörverlusts. Neben dem Richtungshören könnten auch Defizite in der Sprachwahrnehmung auf Veränderungen zentralnervöser Mechanismen im Gehirn zurückzuführen sein.

Tolnai, S. et al.
Age-Related Deficits in Binaural Hearing: Contribution of Peripheral and Central Effects
J Neuroscience 4/2024

Fertigprodukte in Deutschland weiterhin zu ungesund!

Fertigprodukte bestechen weiterhin durch zu hohe Mengen an Fett, Zucker und Salz, was die angestrebten Ziele der „Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie“ (NRI) für eine ausgewogene Ernährung bis 2025 infrage stellt. Laut eines aktuellen Zwischenberichts des Bundesernährungsministeriums haben die bisherigen Bemühungen der Lebensmittelwirtschaft, den Einsatz dieser Inhaltsstoffe zu reduzieren, nicht ausgereicht, um die gesundheitlichen Ziele zu erreichen.

Die NRI, die im Dezember 2018 gestartet wurde, verlangt von der Lebensmittelindustrie eine deutliche Reduzierung von Zucker, Salz und Fett bis 2025, um eine ausgewogene Ernährung zu fördern und ernährungsbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenzuwirken. Obwohl in einigen Produktgruppen seitdem Reduzierungen der genannten Inhaltsstoffe erreicht wurden, haben die Bemühungen der Industrie in letzter Zeit nachgelassen oder sind ganz zum Stillstand gekommen.

Insbesondere bei Milchprodukten wie Joghurts und Quarkspeisen, die hauptsächlich für Kinder bestimmt sind, ist eine Reduzierung des Zuckergehalts, um bis zu 19 % seit 2016 zu verzeichnen. Dennoch liegt der Zuckergehalt mit rund 11,5 Gramm pro 100 Gramm immer noch über den von der WHO empfohlenen Werten. Die Geschwindigkeit, mit der die Hersteller die Zuckergehalte in ihren Produkten herabsetzen, hat sich eindeutig verlangsamt.

Der aktuell veröffentlichte Zwischenbericht ist der zweite seit dem Jahr 2020. Ein weiteres Produktmonitoring für Erfrischungsgetränke, Fleischersatzprodukte sowie Feingebäck und Soßen ist für den Herbst geplant, gefolgt von. Frühstückscerealien, Brot und Wurstwaren im Herbst 2025. Ein abschließender Bericht zur NRI wird 2026 erwartet.

Das Bundesernährungsministerium betont, dass die bisherigen Anstrengungen nicht ausreichen. Das Ministerium hat daher das Max-Rubner-Institut in Karlsruhe beauftragt, gemeinsam mit Unternehmen und Interessengruppen der Lebensmittelindustrie neue wissenschaftlich fundierte Herangehensweisen und Ziele zu entwickeln, die als eine realistische Basis für Forderungen gegenüber der Industrie dienen sollen.

Viele verarbeitete Lebensmittel enthalten weiter zu viel Zucker, Fette oder Salz
Pressemitteilung 4/2024

Langzeit-Covid – warum?

Einige Menschen haben bekanntermaßen auch Jahre, nachdem sie COVID-19 hatten, immer noch Symptome wie anhaltende Müdigkeit, Gedächtnisprobleme und Muskelschmerzen. Dieses Phänomen ist bekannt unter „Langzeit-Covid“. Wissenschaftler nehmen an, dass es verschiedene Gründe für diese anhaltenden Beschwerden geben könnte. Einer davon könnte sein, dass das Virus dauerhaft im Körper bleibt und das Immunsystem ständig aktiviert.

So diskutierten auch US-amerikanische Forscher im Rahmen einer Konferenz zu diesem Thema und haben ihre Ergebnisse vorgestellt: Es zeigt sich dabei, dass sogar noch lange nach der Infektion Spuren des Virus im Blut und in Gewebeproben nachweisbar sind. Besonders bei Menschen, die schwer an Covid-19 erkrankt waren, haben die Forscher häufiger Anteile des Virus im Körper gefunden. Das bedeutet, dass das Virus auch bei Menschen, deren Immunsystem normal funktioniert, länger im Körper bleiben und zu anhaltenden Infektionen führen kann.

Man hofft vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse nun, dass bestimmte antivirale Medikamente oder spezielle Antikörper das Virus aus dem Körper entfernen und somit die Ursache für Langzeit-Covid bekämpfen könnten. Klinische Studien werden zeigen, ob diese Methoden funktionieren. Es gibt aber auch noch weitere Gründe für Langzeit-Covid. So könnten beispielsweise weitere Autoimmunreaktionen durch das Virus ausgelöst oder andere Viren im Körper wieder aktiviert worden sein.

Die Wissenschaftler weisen ebenfalls darauf hin, dass bei solchen Patienten, die durch die Infektion oder notwendige Therapien körperliche Schäden erlitten haben, in vielen Fällen eine traditionelle Rehabilitationsbehandlung Abhilfe schaffen könnte, um zunächst die Grundverfassung des Körpers zu stärken.

COVID-19 Virus Can Stay in the Body More Than a Year after Infection.
Pressemitteilung 3/2024

Erhöhen Stresshormone das Denkvermögen von KIndern?

Forscher haben das Wachstum von Gehirnzellen bei Föten unter Einfluss von Stresshormonen untersucht, speziell die Entwicklung der Hirnrinde. Stresshormone können die Gehirnstruktur verändern, was später mit einem höheren Bildungsniveau zusammenhängen könnte. Bestimmte Hormone, die sogenannten Glukokortikoide, regulieren wichtige Funktionen während der Schwangerschaft, einschließlich der Gehirnentwicklung.

Sie werden bei Stress ausgeschüttet und können auf den Fötus übergehen. Cortisol ist ein bekanntes Stresshormon, das auch während der Schwangerschaft unter anderem für die Lungenreifung des Fötus unterstützend wirkt. Laut dem Ergebnis einer Studie kann unter Einfluss von Glukokortikoiden in der Schwangerschaft auch die Anzahl der Gehirnzellen erhöht werden, die wichtig für das Wachstum der Hirnrinde sind.

Für die entsprechenden vorangegangenen Untersuchungen setzten die Wissenschaftler Gehirnorganoide ein, das sind Modelle des sich entwickelnden Gehirns. Die Glukokortikoide beeinflussen die Hirnrindenentwicklung demnach über ein spezielles Protein, was zu einer verstärkten Produktion von Nervenzellen führt. Dass es zwischen einer veränderten Gehirnstruktur und einem späteren höheren Bildungsniveau einen Zusammenhang gibt, wurde bereits durch zahlreiche Studien mit schwangeren Frauen und ihrem Nachwuchs bestätigt.

Der Zeitpunkt ist für den möglichen Einfluss der Stresshormone entscheidend. Frühere Studien haben gezeigt, dass Glukokortikoide im dritten Trimester einer Schwangerschaft negative Auswirkungen haben können. In der frühen Schwangerschaft hingegen können sie positive Effekte haben, indem sie die Anzahl von Vorläuferzellen und Neuronen erhöhen, was sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten der Nachkommen auswirken kann.

Dieses Studienergebnis zeigt, wie Glukokortikoide die Gehirnentwicklung beeinflussen und welche Folgen dies für die kognitiven Fähigkeiten und die Gehirnstruktur im späteren Leben haben kann. Dadurch könnten therapeutische Ansätze ermöglicht werden, die bereits in einem frühen Stadium der menschlichen Entwicklung im Mutterleib ansetzen könnten.

Krontira, A.C. et al.
Human cortical neurogenesis is altered via glucocorticoid-mediated regulation of ZBTB16 expression.
Neuron 3/2024

Akzeptieren die Menschen eine Anleitung zur gesunden Ernährung?

„Nudging“, also das Beeinflussen von Entscheidungen – wird weltweit von Unternehmern sowie Politikern eingesetzt. Selbst kleine Veränderungen können unser Verhalten beeinflussen, ohne unsere Möglichkeiten einzuschränken. Ein Beispiel: Wenn auf einer Speisekarte kalorienreduzierte Speisen hervorgehoben werden, wählen wir sie eher aus. Doch wie finden die Menschen das?
Im Rahmen einer Studie wurde untersucht, inwieweit verschiedene Nudging-Maßnahmen Ernährungsentscheidungen beeinflussen. Als zentrales Ergebnis zeigte sich, dass die Akzeptanz höher ist, je transparenter und je einfacher das Nudging umzusetzen ist.

Im Rahmen einer Online-Umfrage wurden 451 Erwachsene über verschiedene Nudging-Szenarien beeinflusst. Für jedes Szenario gab es zwei Auswahlmöglichkeiten für die Studienteilnehmer. Beispielsweise konnte am Buffet die Butter nicht selbst genommen, sondern musste von einer Servicekraft erbeten werden. Die Befragten sollten sich für eine Option entscheiden und mittels eines Fragenkataloges ihre Meinung und Akzeptanz zu diesem eingesetzten Nudging angeben.

Die Forschenden entdeckten, dass einige Varianten von „Nudging“-Szenarien vielversprechender sind als andere. Die Akzeptanz wird größer, je aufwändiger es erscheint, sich gegen die vorgeschlagene Option zu entscheiden. Außerdem ist die Akzeptanz des Nudgings größer, wenn sie offen transportiert und verständlich ist. Je mehr die Wahrheit verzerrt wird und das eigentliche Ziel der Nudging-Methode verborgen bleibt, desto geringer ist die Akzeptanz.

Die Studienverantwortlichen betonen daher die wichtige Bedeutung der Wahlfreiheit und Wirksamkeit, die den Menschen durch eine bewusste Anleitung den Menschen gegeben werden muss. Akzeptierte und damit erfolgreiche Methoden zur Beeinflussung der Kaufentscheidung sollten daher unbedingt wahre Versprechungen enthalten und auch einfach umzusetzen sein.

Lemken, D. et al.
Public acceptance of default nudges to promote healthy and sustainable food choices.
BMC Public Health 11/2023

Autoimmunerkrankungen und Schwangerschaftsdepression – gibt es einen Zusammenhang?

3 % bis 20 % aller Frauen erkranken an einer Schwangerschaftsdepression. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Frauen mit einer Autoimmunerkrankung während der Schwangerschaft und nach der Geburt häufiger an Depressionen leiden. 

Umgekehrt haben Frauen mit einer Schwangerschaftsdepression in den Folgejahren ein erhöhtes Risiko, eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln. Mögliche Trigger könnten der Hormonentzug nach der Entbindung und die Belastung durch den Säugling in den ersten Monaten sein. 

Interessanterweise haben Studien bei Patienten mit einer Depression belegen können, dass während der akuten Depression häufig ein Anstieg von bestimmten Entzündungsmarkern erfolgt. Diese Erkenntnisse können dazu beitragen, ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Autoimmunerkrankungen, Depressionen und Entzündungsprozessen zu gewinnen.
 
Denn erhöhte Entzündungsparameter sind ein charakteristisches Merkmal von Autoimmunerkrankungen. Im Rahmen der Studie wurde diese Verbindung näher untersucht. Die Daten von 55.299 Frauen, die zwischen 2001 und 2013 vermutlich an einer perinatalen Depression litten, flossen in die Untersuchungen ein. Diese wurden mit den entsprechenden Daten von Frauen ohne Depressionen vergleichen.

Die Analyse ergab, dass Frauen mit perinataler Depression 30 % häufiger zuvor wegen Autoimmunerkrankungen behandelt wurden. Die Ergebnisse belegen also eine immunologische Komponente bei der perinatalen Depression. Genauere Hintergründe müssen in weiteren Studien untersucht werden.

Bränn, E. et al.
Bidirectional association between autoimmune disease and perinatal depression: a nationwide study with sibling comparison
Molecular Psychiatry 1/2024

Weizen bei Multiple Sklerose

Laut einer Studie der Universitätsmedizin Mainz erhöht eine weizenhaltige Ernährung den Schweregrad einer Multiple Sklerose-Erkrankung (MS). Dies bewirkten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), natürliche Proteine im Weizen, während Glutenproteine die entzündlichen Reaktionen jedoch nicht beeinflussten. Das Besondere ist, dass ein wesentliches Nahrungsmittel – und hier ein definierter Bestandteil – diese Entzündung fördern kann. Die Studienverantwortlichen wollen im nächsten Schritt untersuchen, inwieweit eine weizenfreie Ernährung eine medikamentöse Therapie der MS unterstützen kann.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der das Immunsystem in einer überschießenden Reaktion gesunde Nervenzellen angreift und diese dann fortlaufend absterben. Erkennbar ist sie zunächst durch vorübergehende Empfindungsstörungen, Sehstörungen und Muskellähmungen. Rund 2,8 Millionen Menschen auf der ganzen Welt sind von MS betroffen, in Deutschland über 250.000 Menschen.

Die Häufigkeit nimmt deutlich zu, vor allem bei jungen Erwachsenen und Frauen. Ausgelöst wird die Erkrankung durch eine Kombination verschiedener Faktoren, darunter genetische und Umweltfaktoren sowie die Ernährung. Bestimmte Weizenproteine scheinen gemäß der Studie einen weiteren besonderen Beitrag zu leisten.

Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) sind natürliche Proteine, die in Getreidesorten wie Weizen, Gerste und Roggen vorkommen. Wie die Wissenschaftler bestätigen konnten, fördern die ATI-Proteine Entzündungsprozesse in Organen, wie der Leber oder der Lunge, und ebenfalls im zentralen Nervensystem. Dadurch können die ATI-Proteine die Erkrankungssymptome bei einer MS fördern. Durch eine Ernährung, die 25 % Weizen enthält, verschlimmerten sich die Symptome der MS stark.

Bei einer weizenfreien Ernährung kam es nicht zu einer Zunahme der Krankheitssymptome. Die Studienverantwortlichen schließen daraus, dass eine weizenfreie Ernährung zu einer Milderung der Symptome einer MS beitragen kann.

Zevallos, V.F. et al.
Dietary wheat amylase trypsin inhibitors exacerbate CNS inflammation in experimental multiple sclerosis
Gut 12/2023; 7(73): 92-104.

Was sagen Verbraucher zum Thema Süßungsmittel & Co.?

Laut einer repräsentativen Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist die Frage nach möglichen gesundheitlichen Risiken von künstlichen Süßungsmitteln (Süßstoffe, Zuckeraustauschstoffe) in der Bevölkerung umstritten. Die Meinungen sind geteilt: 30 Prozent der Befragten sind besorgt über diese Art von Zusatzstoffen, während 34 Prozent unbesorgt sind.

Das BfR gibt an, dass das Thema Süßungsmittel zum ersten Mal abgefragt wurde. Das gesundheitliche Risiko, welches von dieser Produktgruppe ausgehen könnte, wird von der Bevölkerung eher als mittelmäßig hoch angesehen. Die größte Beunruhigung geht bei 64 % der Befragten von der Thematik rund um das Mikroplastik aus. Antibiotikaresistenzen geben 52 % der Befragten einen Anlass zur Sorge und 51 % sehen Restbestände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln als sehr kritisch an.

Grundsätzlich erfolgte bei der Frage nach den besorgniserregendsten gesundheitlichen Risiken die Nennung von „Pestiziden“ und „Chemie“ am häufigsten. Danach folgten die Angaben zu „Zucker“, „Salz“ und „Fett“ in Lebensmitteln, anschließend die zu „Kunststoffen“. Am wenigsten scheinen die Zusatzstoffe in Lebensmitteln den Verbrauchern Kopfzerbrechen zu bereiten.

Viele Informationen zum Thema angrenzenden Thema „Umweltmedizin und Klimawandel“ finden Sie im Gesundheitslexikon. 

Herzgesunde DASH-Diät fördert auch kognitive Gesundheit

sogenannte DASH-Diät – „Dietary Approaches to Stop Hypertension“ – wurde ursprünglich vom National Heart, Lung, and Blood Institute in den USA aufgestellt, um bei Bluthochdruck den Verzehr von gesättigten Fetten, Cholesterin, Natrium sowie Zucker zu reduzieren. Sie ist reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten und empfiehlt geringe Mengen an magerem Fisch und Fleisch sowie den Verzicht auf fettes Fleisch, gezuckerte und gesalzene Lebensmittel.

Das Ergebnis einer 30-jährigen Studie zeigt nun, dass diese Bluthochdruck senkende Ernährungsweise offensichtlich auch vor kognitiven Erkrankungen wie Morbus Alzheimer schützen kann. Denn Frauen, die sich im mittleren Lebensalter dieser Diät angeschlossen hatten, hatten im Alter ein um 17 % reduziertes Risiko, von entsprechenden kognitiven Einschränkungen betroffen zu sein.

Vor allem ließen sich durch diese Kost solche kognitiven Funktionen positiv beeinträchtigen, die zu einem großen Anteil für eine Alzheimer-Erkrankung verantwortlich sind. Die Wissenschaftler konnten bestätigen, dass die Reduzierung des Risikos für derartige kognitive Beeinträchtigungen umso größer ist, je strikter sich die Frauen an den DASH-Diätplan gehalten hatten.

Im Rahmen der Studie wurden die gesundheitlichen Daten sowie Angaben zum Lebens- und Ernährungsstil von Frauen im durchschnittlichen Alter von 46 Jahren zu Beginn der Untersuchungen analysiert. Für die Dauer von 30 Jahren wurden die Teilnehmerinnen nachbeobachtet, auch um Angaben bezüglich der Entwicklung ihrer kognitiven Gesundheit zu erhalten. So wurden sie unter anderem nach dieser langen Zeit befragt, wie sie ihre Aufmerksamkeit, ihre Gedächtnisleistung und ihren Orientierungssinn beurteilten. Auch nach Schwierigkeiten, mündliche Anweisungen zu verstehen, Gesprächen in einer Gruppe zu folgen oder sich auf vertrauten Straßen zurechtzufinden, wurden die Studienteilnehmerinnen gefragt.

Es zeigte sich nach der Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wie beispielsweise Bildungsstand oder Medikamenteneinnahme, dass diejenigen, die sich herzgesund ernährt hatten, eindeutig weniger über kognitive Beschwerden berichteten. Die Studienverantwortlichen schließen daraus, dass eine entsprechende hochwertige Ernährungsform sehr vielen Frauen helfen könnte, nicht nur um dem Herz-Kreislaufsystem, sondern auch der kognitiven Gesundheit bis ins Alter etwas Gutes zu tun.

Song, Y. et al.
Mid-life adherence to the Dietary Approaches to Stop Hypertension (DASH) diet and late-life subjective cognitive complaints in women
Alzheimer`s und Dementia 10/2023

Junge Männer sollten besonders auf ihren Blutdruck achten!
   
 
Gesundheit und Prävention
 
   
Herzgesunde DASH-Diät fördert auch kognitive Gesundheit

Die sogenannte DASH-Diät – „Dietary Approaches to Stop Hypertension“ – wurde ursprünglich vom National Heart, Lung, and Blood Institute in den USA aufgestellt, um bei Bluthochdruck den Verzehr von gesättigten Fetten, Cholesterin, Natrium sowie Zucker zu reduzieren. Sie ist reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten und empfiehlt geringe Mengen an magerem Fisch und Fleisch sowie den Verzicht auf fettes Fleisch, gezuckerte und gesalzene Lebensmittel.

Das Ergebnis einer 30-jährigen Studie zeigt nun, dass diese Bluthochdruck senkende Ernährungsweise offensichtlich auch vor kognitiven Erkrankungen wie Morbus Alzheimer schützen kann. Denn Frauen, die sich im mittleren Lebensalter dieser Diät angeschlossen hatten, hatten im Alter ein um 17 % reduziertes Risiko, von entsprechenden kognitiven Einschränkungen betroffen zu sein.

Vor allem ließen sich durch diese Kost solche kognitiven Funktionen positiv beeinträchtigen, die zu einem großen Anteil für eine Alzheimer-Erkrankung verantwortlich sind. Die Wissenschaftler konnten bestätigen, dass die Reduzierung des Risikos für derartige kognitive Beeinträchtigungen umso größer ist, je strikter sich die Frauen an den DASH-Diätplan gehalten hatten.

Im Rahmen der Studie wurden die gesundheitlichen Daten sowie Angaben zum Lebens- und Ernährungsstil von Frauen im durchschnittlichen Alter von 46 Jahren zu Beginn der Untersuchungen analysiert. Für die Dauer von 30 Jahren wurden die Teilnehmerinnen nachbeobachtet, auch um Angaben bezüglich der Entwicklung ihrer kognitiven Gesundheit zu erhalten. So wurden sie unter anderem nach dieser langen Zeit befragt, wie sie ihre Aufmerksamkeit, ihre Gedächtnisleistung und ihren Orientierungssinn beurteilten. Auch nach Schwierigkeiten, mündliche Anweisungen zu verstehen, Gesprächen in einer Gruppe zu folgen oder sich auf vertrauten Straßen zurechtzufinden, wurden die Studienteilnehmerinnen gefragt.

Es zeigte sich nach der Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wie beispielsweise Bildungsstand oder Medikamenteneinnahme, dass diejenigen, die sich herzgesund ernährt hatten, eindeutig weniger über kognitive Beschwerden berichteten. Die Studienverantwortlichen schließen daraus, dass eine entsprechende hochwertige Ernährungsform sehr vielen Frauen helfen könnte, nicht nur um dem Herz-Kreislaufsystem, sondern auch der kognitiven Gesundheit bis ins Alter etwas Gutes zu tun.

Song, Y. et al.
Mid-life adherence to the Dietary Approaches to Stop Hypertension (DASH) diet and late-life subjective cognitive complaints in women
Alzheimer`s und Dementia 10/2023

Viele Informationen zum angrenzenden Thema „Leichte kognitive Beeinträchtigung“ finden Sie im Gesundheitslexikon. 
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Junge Männer sollten besonders auf ihren Blutdruck achten!

Wissenschaftler aus Schweden berichten, dass ein erhöhter Blutdruck auch für junge Männer zum gesundheitlichen Verhängnis in ihrem späteren Leben werden könnte. Denn das Risiko für typische kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, ischämischer Schlaganfall oder Hirnblutung erhöhte sich laut dem Ergebnis einer Studie eindeutig, wenn die Betroffenen in ihren jungen Lebensjahren bereits häufiger einen höheren Blutdruckwert als 120/80 mmHg gehabt hatten.

Als Basis der Studie dienten die Daten, wie beispielsweise der Blutdruckwert von über 1,3 Millionen jungen Männern, die 1969 bis 1997 bei der Einmusterung zum Wehrdienst aufgenommen wurden. Fast 30 % von den jungen Erwachsenen zeigte damals einen erhöhten Blutdruck von 120-129/<80 mmHg. Bei über 50 % lag dieser Wert sogar bei über 130/80 mm Hg.
Im Studienverlauf der folgenden 35,9 Jahre traten bei fast 80.000 Studienteilnehmern die gefährlichen kardiovaskulären Ereignisse auf.

Laut Aussagen der Wissenschaftler steigt das Risiko, im Verlauf des späteren Lebens an Herzinfarkt, Schlaganfall & Co. zu erkranken, stufenweise an mit dem Blutdruckwert, den die Betroffenen in ihrer Jugend gehabt hatten. Lag dieser Risikowert bei einem 68-jährigen Mann, der früher einen gesunden Blutdruck hatte, bei 14,7 %, so war er bei einer Vergleichsperson, die in ihren Jugendjahren höhere Blutdruckwerte hatte, bei bereits 24,3 %. Vor diesem Hintergrund sei es also wichtig, aus kardiovaskulärer Sicht bereits in den jungen Lebensjahren besonders aufmerksam zu sein, falls sich die Blutdruckwerte in einem höheren Sektor bewegen.

Rietz, H. et al.
Blood Pressure Level in Late Adolescence and Risk for Cardiovascular Events A Cohort Study
Annals Internal Medicine 9/2023

Einer Depression vorbeugen durch gesunden Lebensstil

Wie wichtig es ist, wenig Alkohol zu trinken, auf das Rauchen zu verzichten, ausreichend zu schlafen, sportlich aktiv zu sein, sich gesund zu ernähren und Kontakte zu Freunden und Familie zu haben, zeigt das Ergebnis einer aktuellen Studie. Demnach wirkt sich einer entsprechend gesunder Lebensstil auch äußerst positiv auf die psychische Gesundheit aus und schützt vor einer Depression. Sogar Menschen, denen ein erhöhtes Risiko für diese psychische Erkrankung in die Wiege gelegt wurde, können dem vorbeugen, indem sie diese gesunden Lebensstil-Faktoren umsetzen.

Ein Forscherteam aus Shanghai kommt zu dem Schluss, dass derartige äußere Einflussfaktoren eine ebenso große Bedeutung haben wie die körperlichen Voraussetzungen, die jeder Mensch mitbringt. Fast 290.000 Personen nahmen an der neunjährigen Studie, die insbesondere auf Befragungen und medizinische Untersuchungen basierte, teil. Fast 13.000 von ihnen erkrankten während des Studienzeitraums an einer Depression.

Im Ergebnis zeigte sich, dass der Schlaf eine bedeutende Rolle einzunehmen scheint, denn sieben bis neun Stunden davon pro Tag reduzierten das Erkrankungsrisiko für eine Depression um 22 %. Fast ebenso hoch sei der Einfluss von sozialen Kontakten, um vornehmlich wiederholte depressive Verstimmungen um 18 % zu minimieren. Durch einen Alkoholverzehr in Maßen könne das Risiko einer Depression um 11 % und durch den Verzicht auf Nikotin um 20 % herabgesetzt werden.

Auch regelmäßiges körperliches Training sowie eine ausgewogene Ernährung führten zu einer Reduzierung von depressiven Erkrankungen um 14 beziehungsweise 6 %. Eine ideale Auswirkung auf die effektive Vorbeugung einer Depression hat verständlicherweise eine optimale Kombination dieser einzelnen Lebensstil-Faktoren.

Wer von allen Maßnahmen ein gutes Mittelmaß absolviere und damit einen mittelmäßigen Lebensstil verfolge, bei dem würde sich mit einer um 41 % geringeren Wahrscheinlichkeit eine Depression ausbilden im Vergleich zu Menschen mit ungesundem Lebensstil, so die Aussage der Studienverantwortlichen. Bei noch besserer Umsetzung der empfohlenen Lebensstil-Maßnahmen ließe sich die Gefahr, an einer Depression zu erkranken, sogar um fast 60 % reduzieren.

Vor dem Hintergrund dieser Studie ist es also wichtig, dass die Risikogruppen einer Depression ihr Schicksal nicht untätig hinnehmen müssen, sondern über ihre Lebensführung und die zahlreichen Einflussfaktoren einen effektiven gesundheitsfördernden Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen können.

Zhao, Y. et al.
The brain structure, immunometabolic and genetic mechanisms underlying the association between lifestyle and depression
Nature Mentahl Health 9/2023; 1: 736–750.

Die Sorge der Ärzte um Internetkonsum von Kindern und Jugendlichen

Viele Kinderärzte in Deutschland kritisieren die unklaren Grenzen bezüglich des Internetkonsums von heranwachsenden jungen Menschen. Aufgrund des nachteiligen Einflusses der Online-Medien auf die gesunde Entwicklung des Nachwuchses – sofern die Nutzung zu früh und zu lange erfolgt – machen sich die Mediziner begründete Sorgen.

Wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) berichtet, nimmt beispielsweise die Anzahl der Kleinkinder mit Handys zu. Dies würde von den Eltern forciert, um für sich Ruhezeiten zu gewähren oder um den Kindern Belohnungen für ein bestimmtes erwünschtes Verhalten zu bieten. So wäre nicht selten zu beobachten, dass die Essensmahlzeit nur dann verspeist würde, wenn Online-Spiele oder -Comicserien versprochen würden. Die Mediziner plädieren unter anderem dafür, dass ein Handy mit Internetzugang nicht in den Besitz der unter 12-Jährigen gelangen sollte.

Nicht nur, dass die jungen Menschen zu viel Zeit in der Online-Welt verbringen und damit ihre Aktivitäten und Kontakte in der realen Welt zu kurz kommen, sondern auch die unpassenden Inhalte in den sozialen Medien werden stark kritisiert. Als Beispiel seien die verfälschten Schlankheitsideale genannt, die sich dort zunehmend finden lassen und einen falschen Eindruck bei den Heranwachsenden hinterlassen.

Auch vor diesem Hintergrund nehmen laut Aussage vieler Kinderärzte psychische Belastungen und körperliche Erkrankungen bei den jungen Menschen zu. Laut Analyse des Statistischen Bundesamtes sind mittlerweile 10 % der minderjährigen Deutschen von psychischen Problemen mit permanent steigender Tendenz betroffen.

Kinderärzte wegen Internetkonsums bei jungen Menschen besorgt
aerzteblatt.de 7/2023

Die mögliche Bedeutung der Hefepilze bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Bei chronischen Entzündungen des Darms handelt es sich um eine irregeleitete Entzündungsreaktion, bei der das Immunsystem eine bedeutende Rolle spielt. Auch gängige Darmbewohner führen in diesen Fällen zu falschen, unangenehmen Abwehrreaktionen. Im Rahmen einer Studie haben Wissenschaftler jetzt herausgefunden, dass möglicherweise bestimmte Hefepilze eine derartige Überantwort des Immunsystems hervorrufen können, obwohl sie normalerweise eine gute Verträglichkeit haben.

Eine gesunde Darmflora ist von unterschiedlichsten Viren, Bakterien und von einer geringeren Anzahl an Hefepilzen besiedelt. Dieses sogenannte Mikrobiom existiert in einem Gleichgewicht und ist mitverantwortlich für zahlreiche lebensnotwendige Abläufe in unserem Körper. Unser Immunsystem hat dabei die Aufgabe, diese bedeutende Funktion zu kontrollieren und zu interagieren, falls einzelne Darmbewohner aus der Reihe tanzen und die empfindliche Symbiose stören.

Bei bestimmten chronischen Darmentzündungen, wie dem Morbus Crohn, ist dieser wichtige Einfluss des Immunsystems fehlgeleitet, sodass es zu Überreaktionen und damit zu wiederkehrenden Entzündungsreaktionen kommt. Aus diesem Grunde treten bei durchschnittlich jedem 500. Bundesbürger regelmäßig Schmerzen, Fieber, Durchfall und weitere unangenehme Reaktionen auf.

Dass nun vor allem auch Hefepilze wie der bekannte Candida-Pilz oder einzelne Saccharomyces-Spezies Mitverursacher für die überschießenden Entzündungsreaktionen sein können, fanden die Wissenschaftler heraus, indem sie das Blut und Gewebe der Studienteilnehmer analysierten. Es zeigte sich dabei, dass die verantwortlichen Immunzellen eine verstärkte und überschüssige Reaktion auf die Hefepilze im Darm hatten.

Bei gesunden Menschen, die nicht von einer chronischen Darmentzündung betroffen waren, fand diese Überreaktion aber nicht statt und die Hefepilze in der Darmflora wurden gut vertragen. Bei den Betroffenen jedoch scheinen die Hefepilze die unangenehmen Reaktionen immer wieder zu befeuern, womit sich auch erklären lässt, dass es sich um eine chronische Erkrankung handelt.

Sicherlich haben die Darmentzündungen auch viele andere Ursachen. Vor dem Hintergrund der Studie kann jedoch jetzt davon ausgegangen werden, dass die Hefepilze die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen triggern können. Für konkrete Schlussfolgerungen, beispielsweise dazu, ob Betroffene auf den Verzehr von Lebensmitteln mit Hefe verzichten sollten, seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig, so die Studienverantwortlichen.

Martini, G.R. et al.
Selection of cross-reactive T cells by commensal and food-derived yeasts drives cytotoxic TH1 cell responses in Crohn’s disease.
Nat Med 9/2023

Achtsamkeitstraining in der Natur zur Festigung der psychischen Gesundheit

Wie effektiv Entspannungsprogramme und Achtsamkeitstrainings im Grünen sind, zeigt eine Studie, in der sowohl Betroffene einer Depression als auch psychisch gesunde Menschen begleitet und wiederkehrend befragt wurden.

Allen Beteiligten wurden Übungen zum Achtsamkeitstraining im Rahmen von jeweils drei- bis vierstündigen Einheiten in der Natur angeboten. Mithilfe von Fragebögen wurden die Studienteilnehmer über die Dauer von drei Jahren interviewt, um Informationen über die Wirksamkeit dieser Maßnahmen zu erhalten. Es sollte unter anderem geklärt werden, ob die seitens der Wissenschaft angenommenen positiven Einflüsse auf die psychische Gesundheit auch tatsächlich eintreten.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die entsprechend angeleiteten Übungen in der Natur nachweislich dazu beitragen, dass das Gefühlsempfinden der Betroffenen positiv beeinflusst wurde. Auch als präventive Maßnahme gegen depressive Verstimmungen oder Burnout hätte ein Achtsamkeitstraining in der Natur durchaus seine Daseinsberechtigung, so die Studienverantwortlichen.

Neben der Steigerung der gesundheitlichen Gesamtverfassung und der Abnahme der körperlichen Anspannung profitierten die Betroffenen auch von einer tieferen Atmung und einem besseren Schlaf. Insbesondere solche Patienten, die einem besonders starken psychischen Druck ausgesetzt und bereits an einer Depression erkrankt sind, ziehen einen großen Nutzen aus derartigen naturverbundenen Trainingsmaßnahmen.

Schulte, C.
Natur als Ressource für psychische Gesundheit: Positive Wirkung von Achtsamkeitstrainings im Grünen
Pressemitteilung 9/2023

Zusammenhang zwischen Übergewicht und Darmkrebs - höher als vermutet!

Wer dauerhaft zu viele Pfunde auf die Körperwaage bringt, hat bekanntlich ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Eine aktuelle Auswertung des Deutschen Krebsforschungszentrums, in der die Daten von etwa 500.000 Teilnehmern näher beleuchtet wurden, zeigt nun auf, dass dieser Zusammenhang bislang erheblich unterschätzt wurde. Diese Fehleinschätzung ist wohl darauf zurückzuführen, dass im letzten Zeitraum vor der Darmkrebsdiagnose die betroffenen Patienten in der Regel an Gewicht verlieren und somit zunächst kein Rückschluss auf ein risikoreiches, erhöhtes Körpergewicht als Ursache gezogen wird.

Bislang ging man davon aus, dass das Risiko für Krebserkrankungen des Darms oder der Gebärmutter bei übergewichtigen Menschen um ein Drittel erhöht ist im Vergleich zu normalgewichtigen. Im Rahmen einer Studie wurden Daten von 40- bis 69-jährigen Patienten zwischen den Jahren 2006 und 2020 gesammelt und analysiert. Die gesundheitlichen Parameter der Studienteilnehmer sowie deren Angaben zum Lebensstil flossen in die Studie ein. 4.794 der insgesamt 453.049 Teilnehmer erkrankten in dieser Zeit an Darmkrebs.

Die Berechnungen ergaben, dass das Risiko für Krebserkrankungen bei übergewichtigen Frauen um
26 % und bei übergewichtigen Männern um 42 % erhöht ist. Bisherige Untersuchungen hatten ergeben, dass diese Risikozahlen etwa bei der Hälfte liegen würden und damit das Erkrankungsrisiko für Übergewichtige bislang eher unterschätzt wurde. Zum Darmkrebs nahm man bisher an, dass 11,3 % der Fälle auf Übergewicht zurückzuführen seien, neuere Berechnungen jedoch ergaben einen Wert um 19 %! Ausschlaggebend für das Krebserkrankungsrisiko ist wohl die Anzahl der Jahre, die Betroffene im Laufe ihres Lebens mit Übergewicht verbringen.

Vor dem Hintergrund dieser neuen ernüchternden Zahlen und der Tatsache, dass immer mehr Menschen von Übergewicht betroffen sind, schlagen die Mediziner zunehmend Alarm: Zukünftig müsse mit weitaus mehr Patienten einer Darmkrebs-Erkrankung gerechnet werden!

Fatameh, S. et al.
The underestimated impact of excess body weight on colorectal cancer risk: Evidence from the UK Biobank cohort.
British Journal of Cancer 7/2023

Gefährliche „Hot Chip Challenges“ in sozialen Medien

Immer wieder tun sich neue Trends bei TikTok & Co. auf. Auf diesen Plattformen werden vor allem die sehr jungen Follower animiert, regelrechte Wettbewerbe im Verzehr von scharfen Lebensmitteln durchzuführen – sinnlose Aktionen also, die sie unter normalen Umständen nicht tätigen würden. Ganz aktuell stoßen Mutproben wie die „Hot Chip Challenge“ auf die Missgunst vieler Verbraucherschützer und Mediziner. Die Auswirkungen sind so besorgniserregend, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor diesem Wettbewerb warnt.

Darin sollen die jungen Menschen mittels eigener Videos beweisen, dass sie über ihre Schmerzgrenze hinaus Tortilla-Maischips verzehren, die mit extrem scharfem Chiligewürz versehen sind. In ähnlichen Challenges werden unverständlich scharfe Chilidips in unnatürlich hohen Mengen verspeist, nur, um via Internet den Mut und die Risikobereitschaft posten zu können. Wie das BfR mahnt, ist die damit einhergehende Gesundheitsgefährdung bei den jungen Userinnen sehr hoch.

Nach dem Verzehr kam es bereits in vielen Fällen dazu, dass die Betroffenen vom Notarzt betreut werden mussten. Enthält die Chilipflanze von Natur aus Scharfstoffe, die sogenannten Capsaicinoide, um sich vor natürlichen Fraßfeinden zu schützen, kann eine hohe Dosierung beim Menschen zu massiven Reizungen der Schleimhäute, zu Übelkeit und Erbrechen führen.

Bluthochdruck und Atemstillstand können schlimmste Folgen sein. Bei Kindern und Jugendlichen können diese unangenehmen Wirkungen besonders hoch sein. In herkömmlichen Speisen unter anderem aus der arabischen oder asiatischen Küche ist der traditionelle Einsatz entsprechender Chili-Zutaten unbedenklich, da sie in Maßen verzehrt werden. Vor einem übermäßigen und damit bedenklichen Verzehr derartiger Scharfstoffe wird seitens des BfR jedoch ausdrücklich gewarnt.

Scharfe Mutprobe: Extrem scharfe Speisen können be- sonders Kindern gesundheitlich schaden
Pressemitteilung 9/2023

„Fettarm“ nicht gleichzusetzen mit „zuckerarm“!

Laut dem Ergebnis einer aktuellen Studie nehmen viele Verbraucher an, dass Lebensmittel, die als fettarme Varianten ausgelobt werden, gleichzeitig auch weniger Zucker enthalten. Dem ist jedoch nicht so, denn tatsächlich ist ihr Zuckergehalt häufig weitaus höher als bei den nicht fettreduzierten Produkten. Die Enttäuschung über diesen irreführenden Zusammenhang ist folglich bei vielen Studienteilnehmern groß, sodass ihre Wahl zukünftig eher wieder auf die herkömmlichen Produktvarianten mit natürlichem Fettgehalt fallen dürfte.

Im Rahmen der Studie sollten 760 Probanden eine Bewertung und Einschätzung einzelner Joghurts bezüglich ihres Kalorien-, Zucker- und Fettgehaltes abgeben. Auf diese Weise wollten die Studienautoren ermitteln, welcher Gesamteindruck zu den einzelnen Produkten unter den Verbrauchern kursiert. Bei der Auswertung zeigte sich, dass bezüglich des Kaloriengehaltes in den meisten Fällen auch die fettarmen Joghurts richtig eingeschätzt wurden. Die Annahmen zum Zuckergehalt jedoch lagen oftmals falsch, was zu erheblichen Irritationen führte.

Ganz anders verhält es sich aber offensichtlich, wenn der Verbraucher von vornherein durch einen entsprechenden Aufdruck leicht sichtbar auf den Nährwertgehalt hingewiesen wird. Auch wenn dort zusätzlich zum niedrigeren Fettgehalt auf einen erhöhten Zuckergehalt verwiesen wird, sehen sich die Verbraucher gut informiert und nicht irritiert oder gar getäuscht.

Das Studienergebnis zeigt wieder einmal, dass sich Verbraucher eine möglichst offene und wenig täuschende Deklaration der Lebensmittel wünschen, um sich gesund ernähren zu können. Zwar handeln die Hersteller mit ihrer Deklaration „fettarm“ aus rechtlicher Sicht korrekt, doch für mehr Verbraucherakzeptanz sollten die damit einhergehenden Konsequenzen, nämlich ein erhöhter Zuckergehalt, zumindest eindeutig erkennbar auf dem Etikett angegeben sein, so die Einschätzung der Studienverantwortlichen.

Jahn, S. et al.
Truthful yet misleading: Consumer response to ‚low fat’ food with high sugar content.
Food Quality and Preference 7/2023

Gesundheit und Prävention Was hat eine Herzrhythmusstörung mit der Darmflora zu tun?

Das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. ist fortlaufend auf der Suche nach möglichen Einflussfaktoren für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei spielt das Vorhofflimmern bekanntlich eine entscheidende Rolle, das insbesondere bei älteren Menschen auftritt und unter anderem zu Schlaganfall, Herzschwäche, aber auch zu einer Demenz oder depressiven Erkrankung führen kann.

Weltweit ist ein Anstieg des Vorhofflimmerns vieler Menschen zu beobachten, einer oftmals anhaltenden Herzrhythmusstörung, die sich durch Herzrasen oder -stolpern bemerkbar macht. Einen neuen Ansatz zur Vorbeugung scheinen Wissenschaftler jetzt möglicherweise gefunden zu haben. Denn nähere Untersuchungen der Daten und Proben von 6.700 Studienteilnehmern zeigten auf, dass sich in der Darmflora von Patienten eines Vorhofflimmerns einzelne Bakterienstämme vermehrt angesiedelt haben. Unter anderem waren dort bestimmte Gattungen von Bifidobakterien, Enorma und Eisenbergiellea anzutreffen, die sich auch bei Patienten mit Bluthochdruck oder Herzschwäche nachweisen lassen.

Die Wissenschaftler nehmen an, dass es einen wichtigen Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung der Darmflora und der Entwicklung von Vorhofflimmern gibt, weil bei herzgesunden Studienteilnehmern eine erhöhte Anzahl entsprechender Darmbakterien nicht bestätigt werden konnte. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um zu klären, wodurch eine derartige Veränderung der Darmflora einen nachteiligen Einfluss auf die Herzfunktionen ausüben könnte. Ein möglicher Ansatz wären deren Stoffwechselprodukte, welche die Herz-Kreislauf-Funktionen, wie beispielsweise den Herzrhythmus oder aber den Blutdruck, beeinflussen könnten.

Palmu, J. et al.
Gut microbiome and atrial fibrillation-results from a large population-based study.
EBioMedicine 4/2023

Negative Gedanken belasten Nacken und Rücken

Nicht ohne Grund scheint es das Sprichwort zu geben, dass „alles auf den Schultern lastet“. Denn tatsächlich ist an diesem Sprichwort für solche Gelegenheiten, wenn einem alles zu viel wird, etwas Wahres dran. US-amerikanische Wissenschaftler haben es jetzt bestätigen können, dass negative Gedanken, schlechtes Gewissen und psychischer Stress das Risiko für Rücken- und Nackenschmerzen erhöhen können. Eine entsprechende kognitive Dissonanz scheint nachteilige Auswirkungen auf die Wirbelsäule und damit auf die gesamte Gesundheit des Körpers zu haben.

Im Rahmen einer Studie erhielten erwachsene Männer und Frauen im Alter bis 40 Jahren den Auftrag, Kisten zu tragen. Um negative Gedanken dabei auszulösen, wurde ihnen in einem Teil der Untersuchungen Kritik zugeworfen. Auf diese Weise gerieten die Teilnehmer unter kognitive Dissonanz, weil sich bei ihnen der psychische Stress und die negativen Gefühle hervortaten.

Den Grad dieser psychischen Belastung konnten die Studienverantwortlichen durch Blutdruck- und Herzfrequenzmessungen sowie mittels Befragungen klar angeben. Während die Teilnehmer die Kisten tragen mussten, wurde die Belastung im Nacken- und Rückenbereich mithilfe von Sensoren an der Wirbelsäule gemessen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass ein negatives Feedback und damit eine höhere kognitive Dissonanz zu einer verstärkten Belastung der Wirbelsäule führte, obwohl die Gewichte der Kisten unverändert blieben. Negative Gedanken erhöhten den Grad der Belastung um eindeutig messbare Werte, insbesondere im Nackenbereich.

Bereits in vorangegangenen Studien erhielt man wissenschaftliche Belege dafür, dass sich die Belastung der Wirbelsäule von Menschen, deren Rücken im Rahmen ihrer Arbeit täglich stark beansprucht wurde, durch psychischen Stress um mindestens 30 % erhöht hatte. Auch wenn in solchen negativen Gefühlsmomenten keine Gewichte gehoben wurden, kam es zur nachweislichen Beeinträchtigung der Nacken- und Rückenpartien.

Die Wissenschaftler schließen daraus, dass vor diesem Hintergrund auch die Verhaltenstherapie ein wichtiger Baustein sein muss, wenn es darum geht, bereits vorhandene schmerzhafte Beeinträchtigungen im Wirbelsäulenbereich zu lindern. Man sollte die Behandlung also nicht nur auf die medikamentöse Therapie und auf die Bewegungstherapie stützen, sondern auch möglicherweise vorhandene negative Gedanken stärker ins Visier nehmen.

Weston, E.B. et al.
Cognitive dissonance increases spine loading in the neck and low back.
Ergonomics . 3/2023; 10: 1-15.

Klimawandel mit großen negativen Folgen für unsere Gesundheit!

Welche Auswirkungen der Klimawandel auf uns Menschen hat, zeigt ein aktueller Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI). Demnach wird unsere Gesundheit zukünftig maßgeblich durch die damit verbundenen negativen Faktoren wie beispielsweise Hitze, Infektionen, Allergien, Antibiotikaresistenzen, Feinstaub oder die UV-Strahlung beeinträchtigt werden, weil sie unsere Lebensgrundlage herausfordern und bedrohen werden.

Bei den Infektionskrankheiten sind es vor allem Übertragungswege über Nagetiere, über Verunreinigungen des Wassers, über entsprechend belastete Lebensmittel oder aufgrund der zunehmenden Antibiotikaresistenzen, welche den Wissenschaftlern Anlass zur Sorge geben. Um diesem zunehmenden Risiko mit einem wachsamen Auge zu begegnen, seien ein aufmerksames Monitoring und eine intensive Forschung in diesen Bereichen unabdingbar.

Bei den negativen Folgen durch extreme Hitzeperioden sowie den weiteren Klimawandel bedingten Extremsituationen des Wettergeschehens müsse man ebenso vorbereitet sein. Auch hier gebe es Handlungsbedarf, um die Bevölkerung durch gezielte Maßnahmen und Frühwarnsysteme ausreichend schützen zu können.

Bezüglich der zunehmenden Allergien und UV- beziehungsweise Schadstoffbelastungen sei vor allem jeder Mensch selbst gefordert, um den eigenen Körper durch entsprechende Maßnahmen individuell zu schützen. Nicht zu vergessen seien auch die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit der Menschen. Auch in diesem Ansatzpunkt gäbe es großen Forschungsbedarf, um darauf besser vorbereitet zu sein.

Um die Folgen für unsere Gesundheit möglichst gering zu halten, seien beispielsweise auch Maßnahmen in der Raum- und Städteplanung notwendig oder ein sensiblerer Umgang mit dem weltweit notwendigen Schutz unseres Klimas unabdingbar. Auch hier gibt es bekanntermaßen immer noch enormen Nachholbedarf, um unseren Planeten und damit die Gesundheit der Menschen zu schützen, so die Aussage der Wissenschaftler.

Sachstandsbericht – Klimawandel und Gesundheit (2023)
RKI Bericht 6/2023

Beeinträchtigter Tiefschlaf durch Junk-Food?

Dass unsere tägliche Ernährung die Schlafqualität beeinflusst, ist bekannt. Was es damit nun aber speziell für besonders energiereiche Nahrung mit geringem Nährwert und einem ungesund hohen Gehalt von salz-, zucker- oder fettreichen Inhaltsstoffen, dem sogenannten Junk-Food, auf sich hat, wurde in einer aktuellen Studie untersucht.

Gesunde Männer jüngeren Alters ernährten sich im Rahmen der Erhebungen gemäß einem vorgefertigten Ernährungsplan entweder gesund oder ungesund. Sie aßen entweder ballaststoffreich, mit möglichst frischen Lebensmitteln, gelegentlich Fisch, aber in Summe fett- und zuckerarm. Oder sie ernährten sich ungesund mittels vieler Fertiggerichte wie beispielsweise Pizza, Fleischgerichte oder schokoladehaltigem Gebäck.

Derartige Lebensmittel enthalten bekanntlich einen hohen Anteil an Zucker oder Salz und an gesättigten Fettsäuren. Nach sieben Tagen wurde der jeweilige Ernährungsplan unter den Teilnehmern getauscht, sodass alle von ihnen eine Woche die gesunden und die andere Woche die ungesunden Speisevarianten zu sich nahmen. Beide Ernährungsversionen enthielten etwa die gleichen Kalorien. Um die möglichen Auswirkungen auf die Schlafqualität beobachten und auswerten zu können, schliefen die Teilnehmer zum Ende der beiden Wochen jeweils zwei Nächte lang in einem Schlaflabor.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass es aufgrund der unterschiedlichen Ernährungsformen zwar in der Länge des Schlafes bei den Teilnehmern keine Unterschiede gab, wohl jedoch bezüglich des Tiefschlafs. Dieser unterteilt sich in kleine Phasen, in denen wichtige Mechanismen zum Stressabbau, zur Erholung, aber auch zur Verfestigung neu erlernter Dinge durchlaufen werden.

Gibt es hier gravierende Abweichungen, so ist dieser wichtige Regenerationsprozess des Körpers nur eingeschränkt möglich. Nach der Junk-Food-Woche also wurde die Qualität der Tiefschlafphase eindeutig beeinträchtigt. Weitere Studien sind geplant, um nähere Informationen zu diesem beobachteten Zusammenhang zu erhalten.

Laut Aussage der Wissenschaftler sollte man bei Schlafproblemen – auch im höheren Alter – womöglich ein noch größeres Augenmerk auf die tägliche Ernährung setzen.

Brandão, L.E.M. et al.
Exposure to a more unhealthy diet impacts sleep microstructure during normal sleep and recovery sleep: A randomized trial.
Obesity 5/2023

Kinder und Jugendliche nach der Pandemie – eine kurze Bestandsaufnahme

Es ist bekannt, dass die vergangenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch bei der jungen Bevölkerung einen negativen Einfluss auf das psychische Wohlergehen ausgeübt haben. Insbesondere bei den Mädchen hat während dieser Zeit das Auftreten von Essstörungen um etwa 70 % und von Depressionen um etwa 25 % zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in der zwischen den Jahren 2014 und 2021 anhand von ambulant gesammelten Daten beobachtet wurde, inwiefern Kinder und Jugendliche bezüglich ihrer Entwicklung und ihres Verhaltens auffällig waren.

Im Gegensatz zu der Zunahme der genannten Störungen bei den Mädchen hatte bei den Jungen das grundsätzlich sehr viel höhere Niveau von Verhaltens- und emotionalen Beeinträchtigungen seit Studienbeginn bis heute abgenommen. Das ist positiv zu bewerten, so die Studienverantwortlichen. Am stärksten betroffen von diesen Beeinträchtigungen des Verhaltens und der Psyche waren wohl die Kinder im Grundschulalter.

Die zurzeit also bereits sehr hohe Zahl an Kinder und Jugendlichen, die nicht zuletzt aufgrund der Pandemie einer professionellen Unterstützung beziehungsweise Behandlung bedürfen, um ihre Störungen wieder auszugleichen, scheint noch höher zu sein. Denn die Erfassung über die entsprechenden Abrechnungsdaten der Krankenkassen, die hier als Basisdaten genutzt wurden, scheint noch nicht abgeschlossen zu sein, da immer noch verzögert neue Erstdiagnosen hinzukommen.

Zusätzlich sind es auch die weiteren Ereignisse der aktuellen Zeit, die den jungen Menschen auch nach der Pandemie Anlass zur Sorge geben und damit die mentale Gesundheit belasten, wie die Umweltkrise oder der Ukraine-Krieg. Kinder und Jugendliche sind besonders anfällig für derartige krisenhafte Störfaktoren aus ihrer Umwelt. Bei ausbleibender Therapie können sich schnell langfristige Auswirkungen auf die Weiterentwicklung ihrer Psyche und ihrer gesamten Gesundheit ergeben, so die Studienverantwortlichen.

Kohring, C. et al.
Inzidenztrends psychischer sowie Entwicklungs- und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in der ambulanten Versorgung – Entwicklungen zwischen 2014 und 2021.
Versorgungsatlas-Bericht 5/2023

Humor ist gut fürs Herz

Dass das Lachen gesund ist, lässt sich wissenschaftlich belegen, denn es beeinflusst zahlreiche Körperfunktionen positiv. So weiten sich beim Lachen beispielsweise die Blutgefäße, was den Atmungsprozess unterstützt. Humor setzt auch die Stresshormon-Konzentration herab und hilft nachweislich auch bei depressiven Verstimmungen.

Wissenschaftler untersuchten bereits, inwieweit ein entsprechendes Humortraining auch bei einer Angina pectoris und den damit verbundenen Schmerzen in der Herzgegend helfen kann. Für die Dauer von sieben Wochen wurden Betroffene einer koronaren Herzkrankheit sowie einer Angina pectoris mit einem regelmäßigen Humortraining begleitet. Die Studienteilnehmer litten unter starken Schmerzen in der Brust, die auch durch gängige Maßnahmen wie Medikamenteneinnahme oder entsprechende Operationen nicht herabgesetzt werden konnten.

Mithilfe von medizinischen Messungen und Befragungen kamen die Studienverantwortlichen zu dem Schluss, dass regelmäßiges Lachen eindeutig dazu beitragen kann, die Bildung von Stresshormonen zu reduzieren. Dieser Effekt wiederum führe dazu, dass es bei den Betroffenen zu weniger schlimmen Herzbeschwerden kommt. Um von dieser positiven Wirkung des Humortrainings zu profitieren, sei es jedoch notwendig, entsprechende Lach-Trainingstechniken dauerhaft durchzuführen.

Wichert, M.
Lachen ist Medizin – auch fürs Herzpectoris
Pressemitteilung Deutsche Herzstiftung 2/2023

Nur 55 % nutzen Mammografie zur Brustkrebsfrüherkennung

Das Mammografiescreening wird seit vielen Jahren bundesweit angeboten, um damit die Möglichkeit einer Früherkennung von Brustkrebs zur Verfügung zu stellen. Den Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren wird ein Screening-Termin auf dem Postwege vorgeschlagen. Doch leider scheinen viele Frauen hierzulande dieses Angebot nicht wahrzunehmen.

Eine Analyse des Verbandes der Ersatzkassen in Thüringen beispielsweise kam zu dem Ergebnis, dass im ersten Viertel des Jahres 2023 von 50.000 eingeladenen Frauen lediglich 27.542 zum Screening erschienen waren. Im Jahr zuvor lag die Teilnehmerquote mit 57 % zwar etwas höher, erreichte aber auch da schon die Erwartungen der Mediziner nicht. Das ist sehr bedauerlich, da sich zu viele Frauen damit die Möglichkeit nehmen, die Krebserkrankung in einem frühen Stadium zu erkennen.

Im Durchschnitt können von 1.000 Frauen, die eine Mammografie durchführen lassen, sechs positive Fälle ermittelt werden. In Summe deckt das Screening bundesweit jährlich 16.000 Fälle von bösartigen Tumoren in der Brust auf. Hierzulande erkranken jedoch weit mehr Frauen (70.000) pro Jahr an Brustkrebs. Das Angebot einer kostenlosen und effizienten Möglichkeit der Früherkennung sollten die Frauen daher keinesfalls versäumen!

dpa
Brustkrebs­früherkennung wird wenig genutzt
Ärztebaltt 5/2023

Migräneattacken häufig zum Zeitpunkt der Monatsblutung – warum?

Migränepatienten sind zu 75 % weiblich und zu 25 % männlich. Viele Frauen leiden insbesondere in den Tagen um ihre Menstruation an den Unannehmlichkeiten ihrer Migräneerkrankung. Wissenschaftler der Charité in Berlin weisen jetzt darauf hin, dass dieser Umstand auf einen speziellen Botenstoff zurückgeführt werden könnte. 

Schwankungen im weiblichen Hormonhaushalt sind mitverantwortlich dafür, dass es im Lebensverlauf einer Frau Zeiten gibt, in denen die Migräneattacken häufiger auftreten, so während der Menstruation oder der Wechseljahre. Rund um eine Schwangerschaft oder nach der Menopause nehmen sie jedoch ab. Wie genau die Hormone diesen Einfluss geltend machen, zeigt das Ergebnis einer Studie.

Demnach ist bereits bekannt, dass Östrogen eine höhere Ausschüttung des Botenstoffes Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) veranlasst. Wird dieser Stoff vom Körper ausgeschüttet, so kommt es zur Erweiterung der Blutgefäße in der Gehirnregion. Ob sich dieser Zusammenhang auch tatsächlich so verhält, versuchten die Forscher zu klären.

Bei 180 Frauen wurde im etwa 14-tägigen Abstand der CGRP-Spiegel analysiert. Es zeigte sich, dass dieser bei den Migränepatientinnen zur Menstruation deutlich höher lag als bei den Frauen ohne Migräne. Diese vermehrte Ausschüttung jedoch erfolgte bei Einnahme der Antibabypille nicht. Sie trat ebenso nach den Wechseljahren nicht mehr ein.

Als mögliche Abhilfe gegen Migräne konnte also die Einnahme der Antibabypille diskutiert werden. Dafür seien aber noch weitere Untersuchungen notwendig. Außerdem gäbe es auch Fälle, bei denen die Migräneattacken hormonunabhängig eintreten. Dort scheinen also andere körperliche Ursachen zugrunde zu liegen, so die Studienverantwortlichen.

Raffaelli, B et al.
Sex hormones and Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) in women with migraine: a cross-sectional, matched cohort study
Neurology 4/2023; 100: 17.

Was ist dran an den Produkten zur Säuglingsnahrung?

Auf den Verpackungen von Muttermilch-Ersatzprodukten wird teilweise dafür geworben, dass diese einen gesundheitlichen Vorteil gegenüber dem Stillen haben sollen. Laut dem Ergebnis einer internationalen Studie scheint es aber an aussagekräftigen wissenschaftlichen Belegen für diesen vermeintlichen Benefit zu fehlen.

Von 2020 bis 2022 nahmen Wissenschaftler in weltweit 15 verschiedenen Ländern die gesundheits- und nährwertbezogenen Angaben auf entsprechender Säuglingsnahrung und den dazugehörigen Werbematerialien näher unter die Lupe. Darunter befanden sich Aussagen, die sich auf die vorteilhafte Entwicklung der sehr jungen Verbraucher bezieht. So fanden sich beispielsweise Angaben, die auf eine Unterstützung der Gehirnentwicklung, der Augen und des Nervensystems hindeuten. Oder es wurden Hinweise darauf gegeben, dass das jeweilige Produkt ein gesundes Immunsystem unterstütze und das Wachstum und die allgemeine Entwicklung stärke.

Die Studienverantwortlichen kamen zu dem Ergebnis, dass es lediglich zu 161 der 608 untersuchten Produkte entsprechende wissenschaftliche Belege gab. Davon wiesen lediglich 14 % den Status einer registrierten klinischen Studie auf. Ein Großteil dieser zitierten Studien jedoch war mithilfe privater Förderer aus der Nahrungsmittelindustrie in Auftrag gegeben worden. In Summe mangelte es bei 74 % der untersuchten Ersatzprodukte an jeglichen Studien, welche die Wirkversprechen hätten belegen können.

Vor diesem Hintergrund besteht von Expertenseite die zunehmende Forderung, dass mithilfe von stärkeren Regulierungen den unsachgemäßen Werbeaussagen entgegengesteuert wird. Der Rechtsrahmen müsse international verbessert und es müsste effektiver kontrolliert werden, ob derartige Vorgaben auch umgesetzt würden. Zudem müssten die gesundheitlichen Vorteile des Stillens stärker in den Vordergrund gerückt werden.

Rollins, N.
Poorly substantiated health claims on infant formula
BMJ 2/2023

Long Covid auch gefährlich für die Leber?

Bei Long Covid handelt es sich um spezielle Symptome, die erst nach einer Coronaerkrankung in Erscheinung treten und noch lange danach bestehen bleiben. Diese Folgeerkrankung beziehungsweise Spätfolgen äußern sich im Körper auf unterschiedlichste Weise, bei einigen ist es beispielsweise die lang anhaltende Erschöpfung, bei anderen Beeinträchtigungen in der Lungen- oder Herzfunktion oder Einschränkungen der Geruchs- und Geschmackssinne und andere Personen haben mit extremen Veränderungen der Gehirnleistung oder gar psychischen Problemen zu tun. Die Lebensqualität all dieser ehemaligen Corona-Patienten wird auf diese Weise stark in Mitleidenschaft gezogen.

Ein deutsches Forscherteam konnte nachweisen, dass es bei Long Covid auch zur Schädigung der Leber kommen kann. Durch entsprechende Gewebeproben konnte bewiesen werden, dass das Coronavirus auch in den winzigsten Gefäßen in der Leber Schaden anrichten konnte. Daraufhin haben sich dort kleinste Gerinnsel, die sogenannten Thrombosen, bilden können. Derartige Verklumpungen mit geronnenem Blut können lebensgefährlich enden, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Interessanterweise konnten die Forscher beobachten, dass diese Gerinnsel vor allem bei Patienten, die nicht stationär behandelt wurden, tödlich enden konnten. In den Krankenhäusern hingegen erhielten die Patienten vorbeugende Mittel zur Blutverdünnung, sodass sich die Thrombosen erst gar nicht ausbilden konnten. Möglicherweise wären derartige Therapeutika daher auch insgesamt für Long-Covid-Betroffene sinnvoll, um einen gesundheitsgefährdenden Verlauf dieser Krankheit zu verhindern. Um diesen Ansatz zu klären, stehen weitere Studien an, so die Forscher.

Neue Studie zur Covid-19 Forschung aus Bielefeld, Corona-Virus zerstört Mikrogefäße der Leber
Cell Biology Pressemitteilung 2/2022

Folgen der Klimaveränderungen auf die psychische Gesundheit

Der Klimawandel bleibt nicht ohne Konsequenzen für alle Lebewesen. Für uns Menschen ändern sich dadurch die Lebensumstände. Vor allem auch für die Gesundheit verheißt er nichts Gutes. Dass die zunehmenden extremen Wetterereignisse und Naturkatastrophen wie Stürme, Brände oder Überschwemmungen, die immer häufiger vorhandenen Belastungen wie Trockenheit und Hitze bei uns psychische Beeinträchtigungen fördern, konnten Wissenschaftler jetzt belegen.Auch die indirekten Auswirkungen, wie die Unsicherheit in der Nahrungsmittelversorgung oder zunehmende Migrationsströme, lassen bei immer mehr Menschen die Diagnose von weiteren Formen einer Störung der psychischen Gesundheit zu.

Das Forscherteam wertete zahlreiche bereits vorhandene Studienergebnisse zu diesem Thema aus und konnte damit bestätigen, dass der Klimawandel nachweislich ein enorm belastender Faktor für unsere Psyche ist. Da sind zum einen die psychischen Gesundheitsstörungen, bei denen die Emotion in Mitleidenschaft gezogen wird. Betroffene wechseln ihre Stimmung über längere Zeit von der Form einer übermäßigen Trauer beziehungsweise Depression zu einer Hochstimmung beziehungsweise Manie.

Aus derartigen affektiven Störungen können zahlreiche weitere psychische Veränderungen wie Angsterkrankungen und posttraumatische Belastungsstörungen hervorgehen. Zum anderen können die direkten Belastungen wie die Hitze nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr belastend sein. In entsprechenden Gebieten ist daher die Anzahl der Notfälle in der Psychiatrie nachweislich enorm angestiegen.

Die Studienverantwortlichen geben an, dass die Forschung hierzu noch Nachholbedarf hat, doch fest steht bereits jetzt, dass das Fortschreiten der Erderwärmung auch das gefährliche Potenzial für einen Anstieg der psychischen Erkrankung innehat. Besonders anfällige Gruppen wie Personen mit psychischen Vorbelastungen oder Kinder und Jugendliche bedürfen daher eines besonderen Schutzes. Auch in der gesamten Allgemeinbevölkerung ist davon auszugehen, dass sich der Klimawandel zu einer zunehmenden Belastung für das psychische Wohlbefinden etablieren könnte.

Walinski, A. et al.
The effects of climate change on mental health
Dtsch Arztebl Int 2023 2/2023: 117-124.

Deutsche unterschätzen die gesundheitliche Gefahr von rohen Lebensmitteln

Rohe Lebensmittel wie das beliebte Mettbrötchen, aber auch Schinken, Rohmilch und Rohmilchkäse, Smoothies mit Tiefkühlbeeren oder kalt geräucherter Fisch sind hierzulande auf dem Esstisch oft anzutreffen. Hinzu kommen Momente während der Zubereitung einer Speise, in denen gerne von den noch rohen Lebensmitteln genascht wird, wie zum Beispiel vom angerührten Kuchenteig.

Wie eine Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigt, wissen die wenigsten Verbraucher über die gesundheitlichen Risiken dieser unerhitzten Nahrungsmittel Bescheid. Immer noch ist vielen die Thematik um die möglicherweise darin enthaltenen krankmachenden Keime wie Salmonellen, Listerien und Campylobacter eher unbewusst.

Dass bei unsachgemäßer Lagerung, Küchenhygiene und Zubereitung der rohen Lebensmittel entsprechende Lebensmittelinfektionen drohen können, ist nur wenigen geläufig. Das ist ein Problem, weil es auch zahlreiche Personengruppen gibt, die für solche Infektionen besonders anfällig sein können, wie Kleinkinder, Menschen mit Vorerkrankungen oder im höheren Alter sowie werdende Mütter.

Jährlich werden hierzulande über 100.000 Infektionskrankheiten registriert, die auf der Basis von entsprechenden Erregern aus Lebensmitteln entstanden sind. Auch hier zeigt sich das Unwissen der Bevölkerung, denn während sich viele Menschen mit den Salmonellen, Listerien oder Noroviren durchaus auskennen, sind maximal ein Viertel von ihnen der ebenso gefährliche Campylobacter-Stamm oder die Escherichia coli-Bakterien bekannt. Möglicherweise könnte das der Grund dafür sein, dass deutschland- und europaweit die am häufigsten gemeldeten bakteriellen Lebensmittelerkrankungen auf diese Erreger zurückzuführen sind. Hier besteht folglich ein besonderer Aufklärungsbedarf.

Das BfR weist darauf hin, dass es zum Schutz vor einer Infektionsgefahr durch rohe Lebensmittel wichtig ist, sich küchenhygienisch umsichtig zu verhalten. Probleme könne es beispielsweise geben, wenn beim Zubereiten unsauber gearbeitet wird und die potenziellen Erreger aus den rohen Produkten auf die anderen Lebensmittel übersiedeln. Entsprechenden Risikogruppen wird angeraten, insbesondere tierische rohe Lebensmittel möglichst vor dem Verzehr ausreichend zu erhitzen, um eventuelle Keime abzutöten.

Fiack, S.
Rohe Lebensmittel: Gesundheitliche Risiken werden häufig unterschätzt
Pressemitteilung 2/2023

Zuckerreduktion in Limo, Cola & Co. hierzulande nur wenig effektiv

Der hohe Zuckergehalt in Softdrinks ist bekanntlich ein großer Risikofaktor und Treiber vieler Erkrankungen wie beispielsweise Adipositas und Diabetes. Aus diesem Grunde führte die Bundesregierung bereits 2015 eine Reduktionsstrategie ein, in der die Hersteller den Zuckergehalt ihrer Softdrinks bis 2025 freiwillig um 15 % reduzieren sollen.

Wie eine aktuelle Auswertung zeigt, wurde dieses Ziel bei Weitem verfehlt: Um lediglich 2 % konnte der durchschnittliche Zuckergehalt in Softdrinks im Verlauf der vergangenen sechs Jahre herabgesetzt werden. Andere Länder wie Großbritannien waren in dem gleichen Zeitraum hingegen durchaus fähig, diesen Zuckergehalt um fast 30 % zu senken, weil sie eine gesetzlich festgelegte Hersteller-Abgabe auf intensiv gezuckerte Lebensmittel eingeführt hatten.

Daraufhin war die Industrie also gezwungen, durch Rezepturveränderungen entsprechend zu reagieren. Übrigens: Über 50 Nationen weltweit sind ebenso erfolgreich mit ähnlichen offiziellen Reglementierungen und Steuererhöhungen, um den hohen Zuckergehalt entsprechender Lebensmitteln zu reduzieren. Hier in Deutschland jedoch konnte der Softdrink-Zuckergehalt in den vergangenen sechs Jahren lediglich von durchschnittlich 5,3 auf 5,2 Gramm gedrosselt werden.

Im Vergleich dazu schaffte Großbritannien eine Reduzierung von 5,3 auf 3,8 Gramm je 100 Milliliter Getränk. Auch hierzulande wird daher seitens der Mediziner und Verbraucherschützer von der Regierung gefordert, nicht weiterhin auf die freiwillige Kooperation der Firmen in dieser Sache zu hoffen, sondern auf effektivere Regelungen zu setzen.

von Philipsborn, P. ·et al.
Interim Evaluation of Germany’s Sugar Reduction Strategy for Soft Drinks: Commitments versus Actual Trends in Sugar Content and Sugar Sales from Soft Drinks
Annals of Nutrition and Metabolism 1/2023

CO₂-Kennzeichnung fördert nachhaltiges Essverhalten

Wird auf Speisen und Lebensmitteln angegeben, wie hoch deren CO₂-Fußabdruck ist, das heißt, wie viel CO₂ bei der Herstellung produziert wird, bewegt es die Verbraucher dazu, sich bewusster und nachhaltiger zu ernähren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die mit über 8.000 Mensabesuchern durchgeführt wurde. Darin wurden den Teilnehmern nicht nur angezeigt, wie sich ein Gericht preislich und inhaltlich kennzeichnet, sondern zusätzlich spezielle Angaben zum CO₂-Verbrauch gemacht.

Es wurde entweder angezeigt, wie hoch die Umweltkosten in Euro sind, die durch das Gericht verbucht würden, oder es wurde angegeben, welchen Anteil das Gericht an dem CO₂-Budget eines jeden Menschen ausmachen würde. Als dritte Variante wurde die CO₂-Emission in konkreter Gramm-Angabe gekennzeichnet. Zusätzlich erfolgte eine ergänzende visualisierte Darstellung mit den bekannten drei Ampelfarben. Es sollte also ermittelt werden, welche Darstellungsform zum CO₂-Fußabdruck die Kaufentscheidung der Mensabesucher am ehesten beeinflusst.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Mitteilung des umweltschädigenden Wertes in Euro-Angabe am effektivsten war, um das Verbraucherverhalten in eine umweltbewusstere und nachhaltigere Richtung zu überzeugen. Wurden diese Angaben zum CO₂-Ausstoß der jeweiligen Mahlzeiten nicht gemacht, so lag der effektive CO₂-Verbrauch durch die teilnehmenden Menübesucher rund 10 % höher. Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass es zur Verhaltensänderung der Verbraucher demnach sinnvoll sein könnte, sich für die CO₂-Angaben auf Lebensmitteln zu entscheiden, um zum Umweltschutz aktiv beizutragen.

Können CO₂-Angaben auf Lebensmitteln das Essverhalten beeinflussen?
Accounting for Transparancy, Pressemitteilung 1/2023

Förderung der Herz-Kreislauf- und der Darmgesundheit durch Meditation?

Viele Menschen schwören auf die gesundheitsfördernden Effekte des regelmäßigen Meditierens zur Entspannung, zur Stärkung der mentalen Gesundheit oder auch in der Schmerztherapie. Dass die speziellen Techniken, die unter anderem fester Bestandteil in der buddhistischen Lehre sind, auch positive Effekte auf weitere körperliche Funktionen haben, beweist eine chinesische Studie. Demnach sind die physiologischen Wirkungen der Meditation derart einzuschätzen, dass sie Blutwerte und die Zusammensetzung der menschlichen Darmflora positiv verändern.

Im Rahmen der Untersuchung wurden regelmäßige Blut- und Stuhlproben von buddhistischen Mönchen aus abgelegenen Klöstern in Tibet analysiert und mit entsprechenden Werten von Kontrollpersonen aus der gleichen Gegend verglichen. Die Mönche lebten im Durchschnitt bereits seit 19 Jahren in den Klostern und meditierten durchschnittlich zwei Stunden täglich.

Zum einen zeigte sich, dass sich die Eiweißzusammensetzung des Blutes der meditierenden Mönche derart positiv verändert hatte, dass das Risiko für Entzündungsreaktionen und einer damit zusammenhängenden Atherosklerose reduziert und auch der Blutzuckerspiegel vorteilhaft beeinflusst wurden. Zum anderen konnten die Forscher bessere Cholesterinwerte ermitteln, und das, obwohl die meisten Mönche zu viel Pfunde auf die Waage brachten und körperlich weniger aktiv waren als die Teilnehmer der Vergleichsgruppe.

Ein weiterer positiver Effekt des Meditierens stellte sich aufgrund der Stuhlanalysen dar: In der Darmflora der Mönche konnte ein höherer Anteil an wünschenswerten Darmbakterien nachgewiesen werden. Unter anderem trat ein besonderer Bakterienstamm hervor, der einen positiven Einfluss auf die Psyche habe, so die Studienverantwortlichen.

Eine bessere kognitive Leistungsfähigkeit und eine Verminderung von Angstzuständen könnten ebenso auf die positive Veränderung der Darmflora zurückzuführen sein. Um diese vorteilhafte Wirkung des Meditierens zu belegen, seien weitere Studien notwendig. Fest stehe jedoch, dass es vielen Menschen der modernen und von Stress dominierten Welt helfen könnte, um die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems zu stärken.

Rauchentwöhnung mithilfe von E-Zigaretten?

Wer sich das Zigarettenrauchen abgewöhnen möchte, kann für eine Übergangszeit auf eine große Zahl an alternativen Nikotinersatzprodukten zurückgreifen. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss, dass sich dafür nikotinhaltige E-Zigaretten erfolgreich einsetzen lassen und sich sogar besser eignen als Nikotinpflaster oder -kaugummis.

Eine Analyse von 78 Studien mit insgesamt mehr als 22.000 Teilnehmern ermittelte, dass das erste halbe Jahr des Verzichts erfolgreicher gemeistert werden konnte, wenn unterstützend zur Rauchentwöhnung anstatt von anderen Ersatzprodukten lieber E-Zigaretten mit Nikotin verwendet wurden. Nikotinhaltige E-Zigaretten bieten sich somit als ideales, unterstützendes Mittel für die ersten Wochen an.

Ein Vorteil dieser Zigaretten, in denen eine Flüssigkeit mit Nikotin sowie Aromastoffen verdampft wird, liegt darin, dass es nicht zur Verbrennung von Tabak und damit zur Inhalation entsprechender Schadstoffe kommt. Dieses Ergebnis darf allerdings nicht als Freibrief für E-Zigaretten verstanden werden, denn auch sie führen beim Genuss zu gesundheitlichen Risiken. Diese sind jedoch gemäß derzeitiger Erkenntnis bei Weitem nicht so hoch wie das Rauchen von Tabak. Nichtraucher sollten demnach nicht zu den E-Zigaretten greifen.

Um weiterführende Auskünfte über die langfristigen Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gesundheit zu erhalten, die über die bisher beobachteten wenigen Jahre hinausgehen, sind weitere Studienergebnisse abzuwarten.

Hartmann-Boyce, J. et al.
Electronic cigarettes for smoking cessation.
Cochrane Database of Systematic Reviews 2022 11/2022

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ II durch Schwangerschaftsdiabetes?

Mit zunehmendem Alter steigt bei werdenden Müttern die Gefahr, von Komplikationen während der Schwangerschaft betroffen zu sein. Der Schwangerschaftsdiabetes tritt bei Frauen ab einem Alter von 45 Jahren zu 16 % auf, bei jüngeren Schwangeren bis zu einem Alter von 20 Jahren hingegen lediglich bei 2,5 %. Welche Auswirkungen ein Schwangerschaftsdiabetes auf die Gefäßgesundheit und eine mögliche Zuckerkrankheit des Typs II haben kann, zeigen Studienergebnisse, die aktuell zusammengetragen wurden.

Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes riskieren demnach eine um das Zweifache erhöhte Wahrscheinlichkeit, in den folgenden zehn Jahren von einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt betroffen zu sein. Weiterhin vervielfacht sich auch das Risiko um das Zehnfache, in den nachfolgenden 10 bis 25 Jahren an einem Diabetes Typ II zu erkranken.

Die Gefahr, dass sich mit dieser Krankengeschichte auch andere Probleme des Stoffwechsels ergeben können, wie beispielsweise Adipositas, ein Bluthochdruck oder Störungen des Zucker- und Fettstoffwechsels, nimmt durch einen Schwangerschaftsdiabetes ebenfalls zu.

Um diesen Spätfolgen möglichst vorzubeugen, sollten auch noch Jahre nach der Schwangerschaft wichtige Nachsorge-Untersuchungen durchgeführt werden, welche die ersten Anzeichen dieser möglichen Folgeerkrankungen frühzeitig erkennbar machen.

Kleinwechter, H.
Schwangerschaftskomplikationen spiegeln Gefäß-Risiko der Mutter wider
Info Diabetologie 4/2022; 16: 18-19.

Menschen mit Übergewicht sind häufiger krank. Warum?

Übergewicht ist ein ernst zu nehmendes Thema, da immer mehr Menschen in Deutschland davon betroffen sind und die Auswirkungen der überflüssigen Körperpfunde auf die Gesundheit bekanntermaßen sehr nachteilig sind. Es kommt zu einer enormen Einschränkung der Lebensqualität – nicht nur, weil Betroffene in der Gesellschaft häufig immer noch stigmatisiert werden, sondern weil unter anderem die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich daraus Stoffwechselerkrankungen wie der Typ-2-Diabetes und viele weiteren Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder Krebserkrankungen bilden.

Wissenschaftler haben nun bestätigen können, dass die Ursache für die zunehmende Krankheitsanfälligkeit bei übergewichtigen Menschen mit der Größe der Fettzellen zusammenhängt: Je größer die Fettzellen, desto höher ist die Gefahr für das Entstehen von Erkrankungen.

Im Rahmen spezieller Untersuchungen unterschiedlich großer Fettzellen kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass deren Funktionen in Abhängigkeit von der Größe variieren und vergrößerte Zellen Stoffwechselerkrankungen begünstigen. So verbrauchen normale Fettzellen üblicherweise die zugeführte Energie, wohingegen große Fettzellen diese speichern. Durch die ungünstige Speicherung kommt es laut Aussage der Forscher zur Förderung von Entzündungen, wodurch der Grundstein für zahlreiche Erkrankungen gelegt werde.

Honecker, J. et al.
Transcriptome and fatty-acid signatures of adipocyte hypertrophy and its non-invasive MR-based characterization in human adipose tissue
eBioMedicine 5/2022

Geistig fit durch Lebensstilveränderung

Demenz-Erkrankungen nehmen stark zu. Derzeit liegt die Betroffenenzahl hierzulande bei 1,7 Millionen und es wird davon ausgegangen, dass diese in den kommenden acht Jahren auf mindestens 2 Millionen ansteigen wird. Vor allem Frauen sind stärker betroffen, wohl auch deshalb, da sie in der Regel eine höhere Lebenserwartung haben.

Eine Alzheimer-Erkrankung kann nicht geheilt werden. Es ist also wichtiger denn je, entsprechende Maßnahmen zur Prävention zu entwickeln und dabei vielleicht auch ein Augenmerk auf geschlechtsspezifische Maßnahmen zu lenken. Um diesbezüglich zu hilfreichen Ergebnissen zu kommen, haben Wissenschaftler in Deutschland 34 Studien zu diesem Thema näher unter die Lupe genommen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass es vor diesem Hintergrund für viele Menschen lohnenswert wäre, seinen Lebensstil zu verändern, das heißt, sich körperlich und geistig zu trainieren sowie auf soziale Kontakte und auf eine gesunde Ernährung mehr Wert zu legen. Die Wissenschaftler konnten die Auswirkungen, die entsprechende Veränderungen des Lebensstils auf die betroffenen Menschen haben können, ermitteln. Demnach besitzen diese Maßnahmen nachweislich ein Potenzial, die psychische Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten oder sogar zu erhöhen. Dieser positive Effekt zeigt sich eindeutig bei älteren Menschen, deren geistige Leistungsfähigkeit noch voll funktionsfähig ist.

Ein gesunder Lebensstil ist also eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung von Demenz-Erkrankungen. Dass Frauen im Vergleich zu den Männern stärker davon profitieren, könnte auch daran liegen, dass ihr Risiko in den meisten Fällen höher ist. Denn ältere Männer ab einem Alter von 60 Jahren bewegen sich im Durchschnitt mehr als Frauen und trainieren damit ihre körperliche Fitness.

Zülke, AE. et al.
Gender-Specific Design and Effectiveness of Non-Pharmacological Interventions against Cognitive Decline – Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials
Journal of Prevention of Alzheimer’s Disease 11/2022

Wie sieht es mit der Akzeptanz öffentlichen Stillens aus?

Eine Studie des Netzwerks „Gesund ins Leben“ zeigt auf, dass Deutschland nicht so „stillfreundlich“ ist, wie es eigentlich sein sollte, um für die Mütter die Atmosphäre beim Stillen in der Öffentlichkeit zu verbessern. Im Jahr 2020 wurden 1.314 Personen, darunter 307 Mütter mit Kindern im Alter von maximal zwei Jahren befragt, um die Ergebnisse einer entsprechenden Befragung aus dem Jahr 2016 zu vergleichen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich die Zahl der öffentlich stillenden Frauen seit 2016 erhöht hat. Insbesondere Personen mit höherem Bildungsstandard stillen grundsätzlich häufiger und tun es auch in der Öffentlichkeit, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Frauen mit niedrigerem Bildungsstandard beklagen sich häufiger über missmutige Reaktionen aus der Öffentlichkeit.

Offensichtlich ist die Akzeptanz bezüglich des öffentlichen Stillens in den vergangenen Jahren gesunken. Jede sechste Person ohne Kleinkind hat demnach ihre ablehnende Haltung dazu angegeben. Das mag wohl auch daran liegen, dass vielen Menschen – außer den Müttern – der positive gesundheitliche Nutzen des Stillens nicht bekannt ist und sie nicht einschätzen können, wie wichtig es ist, durch ihre Akzeptanz eine wohlwollende Stillatmosphäre zu bieten.

Um diesem Ziel näherzukommen, sei es wichtig, mehr Aufklärungsarbeit durchzuführen, damit sich das Basiswissen rund um das Thema „Stillen“ in der Bevölkerung hierzulande erhöht, speziell auch in den Gruppen mit geringerem Bildungsstand, so die Aussage der Studienverantwortlichen.

Lücke, S. et al.
Die gesellschaftliche Akzeptanz von öffentlichem Stillen im zeitlichen Vergleich: Erfahrungen und Einstellungen der Bevölkerung und stillender Mütter 2016 und 2020
Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 10/2022; 65: 1188–1196.

Kinder und Typ-I-Diabetes

Beim Diabetes mellitus Typ I handelt es sich in den meisten Fällen um eine genetisch bedingte Autoimmunkrankheit, die durch den Körper selbst verursacht wird. Wichtige Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die für die Produktion des Hormons Insulin verantwortlich sind, werden durch fehlerhafte Reaktionen des Immunsystems vernichtet, sodass der Zucker in unserem Blut nicht richtig reguliert und verstoffwechselt werden kann.

Wissenschaftler in Deutschland wollten nun wissen, wann genau es zu der Inaktivierung der wichtigen Insulin produzierenden Zellen kommt, um möglicherweise entsprechend frühzeitig mit einer Therapie ansetzen oder sogar die Zahl der Neuerkrankungen reduzieren zu können. Im Rahmen einer Langzeitstudie haben sie daher 1.000 Neugeborene ab dem vierten Lebensmonat, denen bereits ein erhöhtes Diabetes-Erkrankungsrisiko zugesprochen wurde, entsprechend näher unter die Lupe genommen. Dafür wurden die Blutzuckerwerte jeweils vor und nach dem Essen gemessen und das Blut gleichfalls auf das Vorhandensein der störenden Immunantikörper untersucht.

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Zuckerkrankheit erst im Verlauf des ersten Lebensjahres manifestiert. Die Blutzuckerwerte scheinen kurz nach der Geburt sehr instabil, bis zum Alter von 1,5 Jahren normalisieren sie sich jedoch zunächst wieder. Danach ändert sich dieser dynamische Verlauf und die Blutzuckerwerte steigen wieder an. Es wird daher angenommen, dass erst dann die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse fehlgeleitet werden und kein entsprechendes Hormon mehr ausgeschüttet wird.

Die Wissenschaftler erhoffen sich durch dieses neu entdeckte „Zeitfenster“ mehrere Ansatzmöglichkeiten, um vielleicht frühzeitig eingreifen zu können, damit es nicht zu der dauerhaften Schädigung der so wichtigen Zellen in der Bauchspeicheldrüse kommt. Auch um herauszufinden, welche möglichen weiteren Ursachen diesen folgenschweren Schaden anrichten, stehen weitere Untersuchungen an.

Warncke, K. et al.
Elevations in blood glucose before and after the appearance of islet autoantibodies in children
JCI 10/2022

Mit UV-C-Strahlung gegen Covid-19-Erreger

Bekanntermaßen werden UV-C-Strahlen angewendet, um Flüssigkeiten und Oberflächen keimfrei zu machen. Infektiöse Erreger in Flüssigkeiten werden seit Jahren mit dieser Methode inaktiv gemacht. Ob diese Desinfektionsmethode auch bei dem Covid-19-Virus greift, wird seit längerem erforscht. In einer aktuell veröffentlichten Studie konnten jetzt Wissenschaftler aus Deutschland den Beweis dafür liefern, dass die UV-C-Strahlen auch in Aerosolen und damit auch in der Atemluft effektiv einsetzbar sind, um die darin enthaltenen Corona-Viren zu reduzieren beziehungsweise zu inaktivieren.

In einem Hochsicherheitslabor wurde ein Nebel, der mit den Covid-19-Viren kontaminiert war, freigesetzt. Im Gegenzug erzeugten die Wissenschaftler UV-C-Strahlung in einer klar definierten Intensität und nutzten weiterhin eine Methode, mit der sie messen konnten, ob und inwieweit sich die Viren weiterhin in der Luft vermehrten.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass bereits eine geringe Dosierung der Strahlung die Viruslast reduziert und der Einsatz von UV-C-basierten Luftreinigern eine hohe, wissenschaftlich belegte Wirkung auch beim Covid-19-Virus zeigt. Für eine erfolgreiche Umsetzung dieses Studienergebnisses in die Praxis sind weitere Forschungsprojekte notwendig.

Fest steht jedoch, dass diese UV-C-basierte Desinfektionsmethode unkompliziert über Raumlüfter einsetzbar wäre. Sie ist auch deshalb besonders interessant, weil ebenso andere mit der Atemluft übertragbare Viren und negative Umwelteinflüsse mit diesem bislang weltweit einzigartigen Verfahren reduziert werden könnten.

Ruetalo, N. et al.
Inactivation of aerosolized SARS-CoV-2 by 254 nm UV-C irradiation
Indoor Air 9/2022; 32(9): 13115.

Geringe Gesundheitskompetenz bei den Deutschen

Die Hälfte der Menschen hierzulande findet sich im Gesundheitssystem nicht gut zurecht und versteht Informationen zur Gesundheit und deren Anwendung nicht richtig. Diese Gesundheitskompetenz ist vor allem auch bei Menschen mit einer chronischen Erkrankung eher niedrig. Und das ist offensichtlich ein Problem, da insbesondere diese Betroffenengruppe sich möglichst gut auskennen und informiert mit ihrer Erkrankung umgehen sollte.

Laut Ergebnis des aktuell veröffentlichten Berichts, dem „Health Literacy Survey Germany“, vermissen 64 % der Bundesbürger ausreichende Informationen und Hilfestellungen bei der Suche nach speziellen medizinischen Anlaufstellen, die sie in ihrer gesundheitlichen Situation benötigen. Ihnen fällt es daher schwer, einen passenden Ansprechpartner, sei es in Form einer Arztpraxis, einer Klinik oder anderer medizinischer Institutionen, ausfindig zu machen.

57 % verzweifeln bereits am grundsätzlichen Verständnis des Gesundheitssystems und 74 % wissen nicht, wie sie die ihnen vorliegenden Gesundheitsinformationen zu verstehen haben. Dementsprechend ist mit 53 % die Zahl derer ebenfalls sehr hoch, die Probleme haben mit der richtigen Anwendung von gesundheitsrelevanten Informationen und Empfehlungen.

Welche Folgen diese mangelnde Gesundheitskompetenz auf die einzelnen Fachbereiche hat, zeigt ein Beitrag, der beim 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. veröffentlicht wurde. So wird darauf hingewiesen, dass das Informationsdefizit unter anderem durch die mangelnde Zeit während der ärztlichen Sprechstunde hervorgerufen wird. Dieses eher kleine Zeitfenster würde vor allem durch die körperliche Untersuchung und Klärung der Behandlungsweise gefüllt.

Viel Gelegenheit für eine grundsätzliche Aufklärung des gesamten rheumatologischen Krankheitsbildes bliebe dabei jedoch nicht. Es sei daher besonders wichtig, dem Patienten zusätzliche Informationsmöglichkeiten anzubieten, sei es durch spezielle „Aufklärungs-Teams, durch eine Mitgliedschaft in einer passenden Selbsthilfeorganisation oder durch Bereitstellung von vielfältigen Informationsmaterialien.

Vor diesem Hintergrund wird grundsätzlich gefordert, dass das Gesundheitssystem mehr Zeit und Mittel für die „sprechende“ Medizin auch in Form von allgemeinen Infoveranstaltungen oder aufklärenden Patientenschulungen zur Verfügung stellt. Eine Möglichkeit könne es dabei sein, vermehrt digitale Beratungsformate zu entwickeln und beispielsweise in Form von professionellen Beratungs-Apps oder vergleichbaren Online-Formaten anzubieten, um die Erreichbarkeit der Patienten zu erhöhen.

Auf diese Weise käme man dem wichtigen Ziel näher, das Verständnis für die eigene Erkrankung zu erhöhen und damit die Korrespondenz zwischen Mediziner und Patienten erfolgreicher zu machen.

Wetzstein, J.
Gesundheitskompetenz verbessern – Was Rheumapatient:innen tun können
Pressemitteilung 9/2022

Kaliumreiche Ernährung gegen Bluthochdruck?

Bekanntermaßen ist zu viel Salz in der Ernährung nicht gut für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Das Kochsalz, auch unter der chemischen Bezeichnung Natriumchlorid bekannt, trägt die Verbindung Natrium in sich. Dieses Element ist bei einer zu hohen Aufnahme ein wichtiger Risikofaktor unter anderem für eine gefährliche Bluthochdruck-Erkrankung. Ein bedeutender Gegenspieler des Natriums ist das Element Kalium, weil es dazu beiträgt, dass vermehrt Natrium über die Niere aus unserem Körper ausgeleitet wird.

Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler aus den Niederlanden, die im Rahmen einer großangelegten Studie die Urinproben von etwa 25.000 Männern und Frauen im Alter zwischen 40 und 79 Jahren ausgewertet haben. Unter anderem ermittelten sie die jeweilige Ausscheidung und entsprechend auch die Aufnahme der beiden relevanten Verbindungen Natrium und Kalium. Zudem wurden die Blutdruckwerte gemessen, um einen möglichen Zusammenhang zwischen diesen Parametern zu ermitteln.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich bei Frauen eine höhere Kaliumzufuhr äußerst positiv auf den Blutdruck auswirkt. So führt jedes Gramm Kalium zu einer Reduzierung des systolischen Blutdrucks um 2,4mmHg. Diese Wirkung zeigte sich bei den männlichen Studienteilnehmern nicht. Die Frauen profitierten offensichtlich von diesem Einfluss, denn bei der 20-jährigen Nachbeobachtung konnte man erkennen, dass eine kaliumreiche Ernährung die Frauen nachweislich davor schützt, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Eine tägliche Zufuhr von 3,5 Gramm Kalium für einen Erwachsenen sowie ein Verzicht auf eine salzreiche Ernährung ist also nach wie vor maßgebend, um das Herz dauerhaft zu schützen. Ausnahmen bilden Betroffene einer Nierenerkrankung, da sie unter ärztlicher Aufsicht in besonderem Maße auf ihre Kaliumaufnahme achten müssen. Von Natur aus enthalten unter anderem Trockenfrüchte, Bananen, Kartoffeln und Avocado einen hohen Anteil an Kalium.

Wouda, R.D. et al.
Sex-specific associations between potassium intake, blood pressure, and cardiovascular outcomes: the EPIC-Norfolk study
European Heart Journal 8/2022; 30 (7): 2867–2875.

Mit Meditation gegen Schmerzen – was passiert da eigentlich?

Viele Menschen mit wiederkehrenden Schmerzen schwören auf bestimmte Meditationstechniken, um ihre Beschwerden zu lindern. US-amerikanische Wissenschaftler konnten jetzt belegen, wie es überhaupt dazu kommt, dass solchen Schmerzpatienten meditativ geholfen werden kann. Sie konnten bestimmte Reaktionen im Gehirn ausmachen, die für die Schmerz reduzierende Wirkung einer sogenannten Achtsamkeitsmeditation verantwortlich sind.

Den Studienteilnehmern wurden an den Beinen durch Hitzeeinwirkung Schmerzen zugetragen. Die empfundene Intensität des Schmerzreizes sollten sie in einer Skala benennen beziehungsweise einordnen. In den folgenden 14 Tagen nahmen 50 % von ihnen an vier Tagen pro Woche an einem Meditationstraining teil, das jeweils 20 Minuten andauerte. Bei den Übungen zur Achtsamkeit ging es darum, dass die Teilnehmer zwar bestimmten Empfindungen und Reizen ausgesetzt waren, diese jedoch nicht mit dem eigenen Körper in Verbindung bringen sollten. Die anderen 50 % galten als Kontrollgruppe und widmeten sich in der gleichen Zeit einem Hörbuch.

In einer weiteren Studienphase wurde direkt beim Zufügen der Schmerzen meditiert, während die Referenzgruppe gebeten wurde, die Augen zu schließen. Daraufhin zeigte sich, dass die wahrgenommenen Schmerzen bei der Meditationsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe um etwa
30 % reduziert war. Mittels MRT-Messungen konnten entsprechende Gehirnareale ausfindig gemacht werden, die für diesen wünschenswerten Effekt verantwortlich sind.

Zum einen werden demnach die Schmerzsignale im Rausch einer Meditation nicht entsprechend weitergeleitet. Zum anderen werden dortige Bereiche, die für die Selbstwahrnehmung verantwortlich sind, meditativ regelrecht ausgeschaltet, ähnlich wie bei einer Vorstufe einer Bewusstlosigkeit. Diese Effekte einer Meditation waren eindeutig messbar. Die Studienautoren weisen darauf hin, dass entsprechende meditative Übungen ohne besondere Vorkenntnisse einfach und erfolgreich umzusetzen sind und vor allem denjenigen helfen, die Alternativen zur medikamentösen Therapie suchen.

Riegner, G. et al.
Disentangling self from pain: mindfulness meditation-induced pain relief is driven by thalamic-default mode network decoupling
Pain 7/2022

Wie hoch ist die Akzeptanz von In-vitro-Fleisch?

Vor zwei Jahren wurde in Singapur das erste Produkt aus Stammzellen-Fleisch in Form von Chicken-Nuggets zugelassen. Hierzulande darf dieses außerhalb eines lebenden Organismus hergestellte Fleisch für den menschlichen Verzehr jedoch noch nicht seinen Einsatz finden. Ob und wann sich das ändern wird, ist verständlicherweise auch davon abhängig, ob die Deutschen es akzeptieren und auch tatsächlich konsumieren würden. Dieser Frage ging ein Wissenschaftlerteam aus Osnabrück nach.

 

Die Herstellung von In-vitro-Fleisch erfolgt aus den Muskelstammzellen von Rind und Schwein. Mittels spezieller biotechnologischer Verfahren findet eine Vermehrung statt, um das fleischähnliche Produkt zu erhalten. In-vitro-Fleisch ist aufgrund des verringerten Einsatzes von Wasser und anderen wichtigen Umweltressourcen nachhaltiger. Diskussionsbedarf gibt es allerdings bei Verfechtern des Tierwohls, weil den Tieren dennoch Stammzellen entnommen werden müssen.

 

500 erwachsene Männer und Frauen wurden im Rahmen der Akzeptanzstudie befragt. Nach Auswertung der Fragebögen zeigte sich, dass der Bekanntheitsgrad von In-Vitro-Fleisch noch sehr gering ist: 68 % der Befragten konnten keine Auskunft über dieses Produkt geben. Nach entsprechender Aufklärung konnten sich jedoch 65 % vorstellen, ein entsprechendes Burger-Produkt zu testen.

 

Die Hälfte der Befragten würde es sich auch kaufen wollen. 47 % würden herkömmliches Fleisch sogar zunehmend durch In-vitro-Fleisch ersetzen und somit entsprechende alternative Burger-Patties essen wollen. Hintergrund für eine mögliche Skepsis ist oftmals noch der Respekt vor dem neuartigen Herstellungsverfahren. Hier ist noch entsprechende Aufklärungsarbeit wünschenswert.

 

Dupont, J. et al.
Acceptance of Cultured Meat in Germany—Application of an Extended Theory of Planned Behaviour
Foods 1/2022; 11(3): 424.

Mikroplastik-Partikel in Leber von Menschen

Kleinste Kunststoffteilchen mit einem Durchmesser unter 5 mm, sogenannte Mikroplastik, machen bekanntermaßen auch vor dem menschlichen Organismus nicht halt. Im Blut, im Stuhl und in der Plazenta waren Wissenschaftler diesen Partikeln bislang bereits auf der Spur gekommen. Ob sie sich jedoch auch in menschlichen Organen ansammeln, war bisher ungeklärt.

 

Wissenschaftler in Hamburg haben nun feststellen können, dass sich diese Partikel in menschlichem Lebergewebe anreichern können. Sie haben sechs unterschiedliche Mikroplastik-Typen bei Betroffenen einer Leberzirrhose nachgewiesen. Bei Menschen ohne Lebererkrankung war dieses nicht der Fall, weder in der Leber, in der Niere noch in der Milz.

 

Bisher war es schwierig, die kleinen Kunststoffteilchen im Gewebe zu erkennen. Aufgrund einer neuen Methode, in der ein spezielles Nachweisverfahren mittels Einfärbung zum Einsatz kommt, war die Identifikation möglich. Basis der Untersuchungen waren entsprechende Proben von Leber-, Nieren- und Milzgewebe, die sowohl einigen Leberkranken als auch einer gesunden Kontrollgruppe entnommen wurden.

 

Weiterer Forschungsbedarf besteht in diesem Zusammenhang, da bisher lediglich angenommen werden kann, dass das Mikroplastik über einen speziellen Mechanismus, der bei den Patienten einer Leberzirrhose häufig gestört ist, aus dem Darminnern aufgenommen wird. Ebenso müsse geklärt werden, welche Auswirkungen das auf den Krankheitsverlauf hat, so die Aussage der Studienverantwortlichen.

 

Lemm, S.
UKE-Forschende weisen Mikroplastik in menschlicher Leber nach
idw-Nachrichten 7/2022

Long-COVID könnte Gedächtnisstörungen und Konzentrationsschwäche erklären

Immer wieder klagen Long-COVID-Patienten über plötzliche Probleme mit ihrer Konzentrationsfähigkeit und über allgemeine Störungen ihrer Gedächtnisleistung. Wissenschaftler aus Hannover haben jetzt herausfinden können, dass es einen Zusammenhang zwischen solchen Gehirnstörungen und einer überstandenen Corona-Infektion geben könnte.

 

Im Rahmen einer Studie erhielten sie den Beleg, dass dieser Erkrankung häufiger eine veränderte Eiweißstruktur spezieller Gehirn-Nervenzellen folgt. Demnach seien vermehrt derart veränderte Proteine nachgewiesen worden, die man auch von Patienten einer Alzheimer- oder Parkinson-Erkrankung kennt.
Weiterhin scheinen bestimmte Immunzellen des Gehirns, die für die Abwehrfunktion im Gehirn verantwortlich sind, auch noch lange nach der COVID-Erkrankung messbar zu sein. Vergangene Studien bestätigten bereits, dass kleinste Mengen des Virus auch in Gehirnregionen nachweisbar waren, sodass dort entsprechende Immunantworten aktiviert wurden.

 

All diese Veränderungen in der Struktur des Gehirns könnten dafür verantwortlich sein, dass die Betroffenen auch noch lange nach der Erkrankung unter zeitweiligen Störungen der Gedächtnisleistung und der Konzentration leiden. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, führten die Wissenschaftler zunächst Untersuchungen bei Syrischen Goldhamstern durch, die eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden hatten. Weiterhin kamen andere spezielle Untersuchungen bei Long-COVID-Patienten zu ähnlichen Ergebnissen und bestätigten, dass es zu entsprechenden Gehirnveränderungen auch noch nach der Erkrankung kommen kann.

 

Fast 70 % der COVID-19-Patienten haben mit neurologischen Beeinträchtigungen zu tun, die sich in Form von Gedächtnisstörungen, aber auch Schlafstörungen, Schwindelgefühl und Kopfschmerzen, depressiven Verstimmungen und Angstzuständen sowie allgemeiner Müdigkeit äußern können. Diese Symptome bleiben bei manchen Betroffenen auch noch lange nach der Erkrankung bestehen oder treten dann erst auf. Für die Nennung konkreter ursächlicher Zusammenhänge zwischen COVID-19 und der Veränderung wichtiger Prozesse im Gehirn sind weitere Studien angedacht.

 

Käufer, S. et al.
Microgliosis and neuronal proteinopathy in brain persist beyond viral clearance in SARS-CoV-2 hamster model
EBioMedicine 5/2022

Was wissen die Deutschen über die sexuelle Gesundheit?

Wie ist unser Wissensstand  bezüglich Sexualität, sexueller Gesundheit oder sexuell übertragbarer Krankheiten? Dies ist nur eine Auswahl an sexualbezogenen Themen, die uns beschäftigen. Um herauszufinden, zu welchen sexuellen Themen die Deutschen womöglich weiteren Aufklärungsbedarf haben und wo eventuell Präventionsmaßnahmen für eine bessere sexuelle Gesundheit erforderlich sind, kam es im Rahmen einer Studie zu einer Befragung von fast 5.000 erwachsenen Menschen hierzulande.

 

Weil die sexuelle Gesundheit sehr große Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unsere Zufriedenheit hat, schien es den Verantwortlichen des Instituts für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie in Hamburg wichtig, diese Befragung zu veranlassen. Im Fragenkatalog wurden unter anderem Themen zur sexuellen Einstellung, zum sexuellen Verhalten, zur Partnerschaft und Liebe, zur sexuellen Befriedigung, zur Schwangerschaft und zur sexuellen Gewalt durchleuchtet.

 

Als zentrales Ergebnis konnten die Verantwortlichen auf diese Weise feststellen, dass es bezüglich sexuell übertragbarer Erkrankungen durchaus noch Nachholbedarf gibt. Zwar sind die meisten Menschen über das HIV-Virus mittlerweile gut aufgeklärt, doch bezüglich anderer gefährlicher sexuell übertragbarer Erkrankungen wie zum Beispiel der Chlamydien, Genitalwarzen und Trichomoniasis hapert es in der Deutschen Bevölkerung. Hier wäre eine entsprechende Aufklärungsarbeit angebracht.

 

Ein weiteres Ergebnis bestärkt wieder einmal, wie eng verbunden die sexuelle Gesundheit mit dem allgemeinen Gesundheitszustand der Menschen ist. Bei denjenigen, die ihren gesundheitlichen Status als „mäßig“ und „unzufrieden“ einstuften, beobachtete man eine eindeutige Abnahme der sexuellen Aktivität. Auf der anderen Seite führte eine Unzufriedenheit bezüglich des Sexuallebens zu einem nachlassenden gesundheitlichen Wohlbefinden.

 

Die Studie zeigt ebenso auf, wie wichtig insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund die sexuelle Aufklärungsarbeit ist. Hier scheinen sich zu den Themen wie „übertragbare Krankheiten“ oder „Verhütung“ größere Wissenslücken zu zeigen als bisher angenommen. Eine Fokussierung der sexuellen Beratung auf diese Bevölkerungsgruppe in unserem Land sei daher ebenso wichtig, so die Studienverantwortlichen.

 

Lemm, S.
Sexuelle Gesundheit wichtig für Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit | Abschluss der GeSiD-Studie
idw-Nachrichten 6/2022

Übergewicht – Gewichtsreduzierung erhöht Spermienzahl

Wer als Mann dauerhaft stark übergewichtig ist, riskiert neben zahlreichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen auch seine Fruchtbarkeit. Denn die Spermienkonzentration wird durch die überflüssigen Pfunde stark beeinträchtigt. Wem es aber gelingt, sein Körpergewicht dauerhaft zu reduzieren, dessen Spermienzahl kann wieder auf das Doppelte angehoben werden, so das Ergebnis einer aktuellen Studie.

56 Männer mit starkem Übergewicht (Body-Mass-Index: 32 bis 43) im Alter zwischen 16 und 65 Jahren nahmen an der Studie teil. Über acht Wochen wurde ihre Kalorienzufuhr auf 800 Kilokalorien gemäßigt, sodass sie durchschnittlich 16,5 Kilogramm Körpergewicht verlieren konnten. In einer weiteren achtwöchigen Nachbeobachtungszeit sollten die Studienteilnehmer ihr Gewicht weiterhin unter Kontrolle behalten und nicht wieder zunehmen.

 

Am Ende dieser Zeit wurde eine Messung zur Konzentration und Anzahl der Spermien durchgeführt.
Es zeigte sich, dass es zu einer 50-prozentigen Erhöhung der Spermienkonzentration und zu einem Anstieg der Spermienzahl um 40 % gekommen war. In den folgenden drei Monaten kontrollierte ein Viertel der Studienteilnehmer das Körpergewicht durch ein zugewiesenes Medikament, ein anderes Viertel nahm an einem moderaten Sport-Programm teil und erhielt ebenso ein gewichtsreduzierendes Medikament.

 

Ein weiteres Viertel unterzog sich ebenfalls diesem Sporttraining und nahm gleichzeitig ein vermeintlich gewichtsreduzierendes Medikament mit Placebo-Effekt ein. Die letzte Gruppe verhielt sich gewohnt bewegungsträge wie vor Beginn der Studie und nahm ebenfalls das Placebo-Medikament ein.

 

Mit diesen Maßnahmen erzielten die Teilnehmer der Gruppe zwei eine weitere Gewichtsreduzierung, während die der Gruppen eins und drei eine Gewichtskonstanz erreichten. In der Gruppe vier hingegen sammelten sich wieder 50 % der zuvor verlorenen Körperpfunde an. Nach der erneuten Messung zur Spermienqualität zeigte sich, dass die vierte Gruppe, die ihr reduziertes Körpergewicht nicht halten konnte, bezüglich der Spermienkonzentration und -zahl wieder erhebliche Einbußen einnehmen musste.

 

Das war bei den ersten drei Gruppen nicht der Fall. Die Studie bestätigt also, dass die hohe Anzahl an Übergewichtigen hierzulande dafür mitverantwortlich sein könnte, dass 15 % der Paare bezüglich ihres Kinderwunsches erfolglos sind.

 

Andersen, E. et al.
Sperm count is increased by diet-induced weight loss and maintained by exercise or GLP-1 analogue treatment: a randomized controlled trial Human Reproduction
Hum Reprod 5/2022

Ältere Geschwister – gut für die Entwicklung

Die ersten Lebensjahre sind bekanntermaßen besonders entscheidend für die Ausprägung der kognitiven, sozialen und emotionalen Kompetenz von Heranwachsenden. Welchen Einfluss spezielle Stressfaktoren in deren Umfeld, unter anderem auch bereits während der Schwangerschaft, auf diese Entwicklung haben, untersuchte ein Wissenschaftler-Team in Deutschland. Sie analysierten entsprechende Daten, die von 373 Mutter-Kind-Paaren seit Beginn der Schwangerschaft bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes gesammelt wurden.

Anhand von Fragebögen erfassten die Studienverantwortlichen die Angaben der Mütter zu ihrem eigenen Stressempfinden und zu möglichen Verhaltensproblemen ihres Nachwuchses. Auf diese Weise versuchten sie einen Zusammenhang entsprechender möglicher Stressfaktoren auf das Kindesverhalten zu erforschen. Ebenso untersuchten sie, ob Kinder mit Geschwistern gegebenenfalls weniger mit Verhaltensproblemen konfrontiert waren, weil ihre Brüder oder Schwestern möglicherweise die negativen sozialen Umweltfaktoren der Mütter ausgleichen konnten.

 

Im Ergebnis zeigte sich, dass ein erhöhtes Stressniveau der werdenden Mutter zu häufigeren Verhaltensproblemen der Kinder beitrug. Sorgen, Traurigkeit, Anspannung, zu wenig soziale Kontakte der Mutter zeigten sich sieben bis zehn Jahre später in einem problematischen Verhalten des Kindes. Interessanterweise können offensichtlich ältere Geschwister diesen negativen Zusammenhang abpuffern und die gesunde Entwicklung ihrer jüngeren Familienmitglieder fördern.

 

Dieses geschehe unter anderem dadurch, dass diese ihnen wichtige Eckpfeiler für eine gute soziale Kompetenz mit auf den Weg geben, indem sie sie dabei unterstützen, ihre eigenen Gefühle und Gedanken preiszugeben, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Mit anderen Worten: Die älteren Geschwister helfen auf bewusste und unbewusste Weise, dass sich Mutter sowie Bruder oder Schwester erfolgreicher mit den möglichen Stresssituationen und den eigenen Bedürfnissen auseinandersetzen können.

 

Amici, F. et al.
Maternal stress, child behavior and the promotive role of older siblings , 29 April 2022,
BMC Public Health 4/2022; 22(1): 863.

Gewichtszunahme durch Schlafmangel?

Wer über eine längere Zeit zu wenig Schlaf bekommt, bei dem scheinen sich schnell zusätzliche Pfunde insbesondere in Form von Bauchfett anzusammeln. Diese schon lange diskutierte These konnte jetzt bestätigt werden. Im Rahmen einer Studie wurden die Schlafgewohnheiten von zuvor acht Stunden pro Tag bei den 12 Teilnehmern im Alter von 19 bis 39 Jahren absichtlich dahingehend verändert, dass sie für die Dauer von zwei Wochen nur vier Stunden schlafen durften.

Nach einer mehrtägigen Erholungsphase mit ausreichend Schlaf wurde dieser Vorgang wiederholt, wobei jeweils immer ein wechselnder Teil der Probanden als Kontrollgruppe diente und bis zu neun Stunden schlafen durfte. Im Schlaflabor wurde die tatsächliche Schlafdauer exakt festgehalten. Die Ernährungsgewohnheiten sollten die Teilnehmer im Verlauf der Studie bewusst nicht verändern.

Im Ergebnis zeigte sich, dass der 14-tägige Schlafentzug zu einer durchschnittlichen Gewichtszunahme der Studienteilnehmer um 500 g führte. Denn sie hatten in dieser Zeit nachweislich mehr Kalorien aufgenommen als zuvor beziehungsweise als in der Kontrollphase. Vornehmlich wurden mehr eiweiß- und fettreiche Lebensmittel verzehrt. Da die Teilnehmer zudem während ihres Schlafentzugs keine zusätzlichen Kalorien verbrauchten, war die Gewichtszunahme vorauszusehen.

Interessanterweise sammelten sich die überflüssigen Pfunde insbesondere in Form von Bauchfett an. Laut den Aussagen von Kardiologen ist vor allem diese Form des Körperfetts für die Gesundheit unseres Herz-Kreislauf-Systems so gefährlich. Nach dem Schlafentzug wiederum normalisierte sich die Kalorienzufuhr bei den Teilnehmern rasch wieder, ebenso wie das Körpergewicht. Das Ergebnis dieser Studie zeigt, wie wichtig ausreichender und regelmäßiger Schlaf für unseren Körper und unsere Gesundheit ist.

Covassin, N. et al.
Effects of Experimental Sleep Restriction on Energy Intake, Energy Expenditure, and Visceral Obesity
J Am Coll Cardiol. 4/2022; 13: 1254–65 .

Darmflora und Rheuma – es gibt einen Zusammenhang

Wie wichtig unser Darm und dessen Ökosystem mit seinen vielen Bakterien, Viren und Pilzen für unsere Gesundheit ist, das ist mittlerweile gut bekannt. Jetzt haben Wissenschaftler aufzeigen können, dass die Zusammensetzung der Darmflora mit der Entstehung von entzündlichen rheumatischen Erkrankungen zusammenhängt.

Laut Aussagen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. tragen viele Rheumapatienten auch eine genetische Veranlagung für diese Erkrankung mit sich, doch nicht immer kommt sie dann auch zum Ausbruch. Hier scheint die Zusammensetzung der Darmflora eine mitentscheidende Rolle zu spielen. Denn es konnten spezielle schädliche Bakterienstämme identifiziert werden, die zum Ausbruch und Verlauf des rheumatischen Krankheitsbildes beitragen.

So scheinen spezielle Darmbewohner wie Enterokokken und Lactobazillen, wenn sie durch eine vorhandene beeinträchtigte Barriere der Darmschleimhaut hindurchtreten, zu anderen Organen zu wandern und dort die bekannten Entzündungen auszulösen. Als Gegenspieler in der Darmflora agieren sogenannte Clostridiales-Stämme, die wichtig sind für den Schutz der Schleimhautbarriere und zu einer gesunden, gestärkten Darmflora beitragen.

Im Rahmen einer Studie nun konnten die Wissenschaftler aufzeigen, dass die Konzentration dieser schützenden Darmbewohner bei Rheuma-Patienten herabgesetzt war und sich die schädigenden Bakterienstämme ungünstig vermehrt hatten. Auch weitere nachteilige Kreuzreaktionen einzelner Bakterienstämme konnten analysiert werden, die dazu führten, dass unerwünschte immunologische Prozesse eintraten und die entzündlichen rheumatischen Schübe ausgelöst wurden.

Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass dieses Forschungsergebnis wichtige Therapieansätze bei Rheuma aufgezeigt hätte. So könnten beispielsweise entsprechende ernährungstherapeutische Ansätze dabei helfen, um für ein gesundes Milieu der Darmflora zu sorgen. Auch könnten spezielle Medikamente gegen die unerwünschten Darmbakterien zum Einsatz kommen und Abhilfe schaffen.

Redanz, S. et al.
Die Rolle des Mikrobioms bei Lupus und Antiphospholipidsyndrom.
Z Rheumatol 4/2022

Bundesinstitut für Risikobewertung: Was den Verbrauchern Sorge bereitet

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) führt halbjährlich Befragungen zu gesundheitlichen Verbraucherthemen bei 1.000 Privatpersonen durch. Im aktuellen Ergebnisbericht heißt es, dass über die Hälfte der Befragten ab einem Alter von 16 Jahren ein großes Interesse an Gesundheitsfragen hat und fast 80 % betonen, wie wichtig ihnen entsprechende wissenschaftlich gesicherte Informationen dazu sind, die vom Staat angeboten werden sollten.

In der Rangliste der wichtigsten gesundheitlichen Risiken gaben die meisten an, dass ihnen bestimmte Nährstoffe wie Zucker, Fett und Salz am meisten Sorge bereiten. Auf dem zweiten Platz der „Sorgenliste“ stehen die möglichen negativen Auswirkungen einer ungesunden Lebensweise. An Platz „Drei“ lassen sich die Risiken wiederfinden, die von unerwünschten Inhaltsstoffen und vom Rauchen ausgehen. Hier machen sich die Befragten vor allem Sorge darüber, dass sie darüber nicht ausreichend und angemessen informiert werden.

Grundsätzlich stuft über die Hälfte der befragten Verbraucher unsere Lebensmittel als „sicher“ ein.
Das größte Vertrauen in Sachen Verbraucherinformation wird mit 71 % den Verbraucherzentralen und vergleichbaren unabhängigen Organisationen zugesprochen. Aber auch die neutralen Bereiche der Wissenschaft genießen bei 69 % der Befragten größtes Vertrauen. Behörden, Ministerien und Nichtregierungsorganisationen wird zu je 30 % vertraut, wobei öffentliche Portale aus der Medienbranche, der Politik und Wirtschaft lediglich 20 % der Verbraucher ausreichend vertrauenswürdig erscheinen.

Um herauszufinden, wie sensibel die Verbraucher über bestimmte, aktuell sehr brisante Themen informiert sind, wurden die Teilnehmer unter anderem bezüglich des sogenannten Bisphenol A (BPA) interviewt. Ihm wird eine ungesunde, hormonähnliche Eigenschaft nachgesagt, dennoch ist er in zahlreichen Alltagsgegenständen wie Plastikflaschen, Konserven oder Spielsachen enthalten. Überraschenderweise war nur 29 % der Befragten diese Verbindung überhaupt bekannt und 93 % wünschten sich diesbezüglich mehr Verbraucherinformationen.

Verbraucher-Monitor
BFR-Monitor 2/2022

Jahre mit Übergewicht bestimmen über Darmkrebsrisiko

Menschen mit Übergewicht haben bekanntermaßen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für beispielsweise Brustkrebs, Gebärmutter-, Nieren- und Darmkrebs oder Speiseröhrenkrebs. Bezüglich Darmkrebs lässt sich aufgrund einer aktuell veröffentlichten Studie sogar sagen, dass die Anzahl der Lebensjahre, welche die Betroffenen im übergewichtigen Zustand verbracht haben, maßgeblich mitbestimmt, wie hoch das Risiko für eine Darmkrebserkrankung ist. Demnach erkranken langfristig übergewichtige Menschen fast 2,5-mal so häufig an Darmkrebs wie normalgewichtige. Dauerhaftes Übergewicht ist somit ein zentraler Mitverursacher von Darmkrebs.

Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums nahmen entsprechende Daten von etwa 10.000 Teilnehmern näher unter die Lupe. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen waren an Darmkrebs erkrankt und wurden im Rahmen einer weiteren Studie bereits seit 2003 begleitet. Bei den anderen Teilnehmern handelt es sich um eine zufällig ausgewählte Kontrollgruppe ohne Darmkrebserkrankung. Unter anderem wurde das Körpergewicht seit deren 20. Lebensjahr dokumentiert und damit auch die Anzahl der Lebensjahre, welche die Studienteilnehmer mit Übergewicht durchlebten.

Mit der Auswertung konnte belegt werden, dass adipöse Menschen mit jedem Lebensjahr Übergewicht ein zunehmend hohes Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken. Ausschlaggebend ist es daher also nicht, ob man in einer einmaligen Messung als übergewichtig eingestuft wird, sondern wie lange man es ist und um wie viele überschüssige Körperpfunde es sich handelt. Zurückzuführen ist dieser negative Effekt wohl darauf, dass Fettgewebe spezielle Wachstumsfaktoren für Krebs wie beispielsweise bestimmte Hormone und entzündungsfördernde Verbindungen triggert. Je länger der Körper diesem Einfluss ausgesetzt ist, desto folgenschwerer ist es für den Gesundheitszustand der Betroffenen.

Die Studienverantwortlichen kommen zu dem Schluss, dass die Rolle des Übergewichts als möglicher Darmkrebs-Risikofaktor bislang unterschätzt wurde. Als wichtige Präventionsmaßnahme gelte es daher, auch junge, übergewichtige Menschen frühzeitig für die ganzheitlichen Modelle zur Gewichtsreduzierung zu gewinnen.

Xiangwei, L. et al.
Risk of Colorectal Cancer According to Lifetime Excess Weight.
Jama Onkol 5/2021; 3: 501.

Späte Abendmahlzeit ungünstig für Blutzuckerwerte

Viele Menschen genießen gerne zur späteren Abendstunde noch ein reichhaltiges Essen, obwohl es bekanntermaßen aus gesundheitlicher Sicht nicht zu empfehlen ist. Doch was passiert da eigentlich genau in unserem Stoffwechsel, dass der Blutzuckerspiegel in einem solchen Fall gerne seine Kontrolle verliert? Im Rahmen einer Studie mit 845 Teilnehmern gingen US-Wissenschaftler dieser Frage nach. Insbesondere interessierte sie dabei, welche Bedeutung das Schlafhormon Melatonin dabei hat.

Nachdem die Männer und Frauen eine achtstündige Fastenzeit eingelegt hatten, sollten sie eine Zuckerlösung kurz vor dem Zubettgehen zu sich nehmen. An einem anderen Tag wiederholten sie diese Maßnahme, wobei sie die Zuckerlösung sehr viel früher am Abend und somit einige Stunden vor der Nachtruhe tranken.


Bei einer jeweils anschließenden zweistündigen Kontrolle der Blutzuckerwerte beobachteten die Wissenschaftler, welche Auswirkungen die jeweiligen Abendmahlzeiten auf den Stoffwechsel hatten. Sie stellten fest, dass der Blutzuckerwert durch die spätere Mahlzeit bei nahezu allen Studienteilnehmern aus der Norm geraten ist. Ein entsprechend starker Anstieg des Blutzuckerspiegels war bei einer Mahlzeit zur früheren Abendstunde nicht zu beobachten.

Zurückzuführen ist die ungünstige Auswirkung der späteren Abendmahlzeit wohl auf eine vermehrte Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin pünktlich zur Schlafenszeit. Seine Konzentration ist zur späten Abendstunde mindestens dreimal so hoch, wie wenige Stunden zuvor. Da dieser Botenstoff offensichtlich die Bildung und Ausschüttung des Hormons Insulin – der wichtigste Botenstoff für einen gut funktionierenden Zuckerstoffwechsel – ausbremst, lässt sich seine ungünstige Wirkung auf den Blutzuckerspiegel auch entsprechend begründen.

Interessanterweise scheint es laut Studienergebnis eine bestimmte genetisch definierbare Personengruppe zu geben, bei der dieser ungünstige Effekt des Melatonins besonders groß ist. Bei diesen Menschen lassen sich an den Zellen bestimmte Rezeptoren für das Melatonin nachweisen, welche diesem Hormon somit eine noch größere Fläche zum Andocken bieten. Das Risiko für einen gestörten Zuckerstoffwechsel durch späte Abendmahlzeiten ist bei ihnen besonders hoch.

Ein häufig gestörter Blutzuckerspiegel, so also auch durch zu spätes Abendessen, kann auf Dauer zum Typ-2-Diabetes und zu Übergewicht führen. Daher ist es ratsam, einige Stunden vor dem Zubettgehen möglichst nichts mehr zu essen.

Garaulet, M. et al.
Interplay of Dinner Timing and MTNR1B Type 2 Diabetes Risk Variant on Glucose Tolerance and Insulin Secretion: A Randomized Crossover Trial.
Diabetes Care 1/2022

Was es mit der Risikoeinschätzung von Mikroplastik auf sich hat

Plastikpartikel und deren Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen werden intensiv diskutiert. Seitens der Forschung gibt es hinsichtlich des Risikos, welches von Mikroplastik ausgeht, noch einige offene Fragen. Seitens der Bevölkerung gehen mindestens 90 % davon aus, dass die Folgen für unsere Gesundheit äußerst negativ sind. Laut dem Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Institutes für sozial-ökologische Forschung ist die Bevölkerung noch etwas mehr besorgt über die Risiken für die Umwelt als über die gesundheitlichen Risiken, die von der Fülle an Mikroplastik ausgeht.

Von den 1.027 befragten Studienteilnehmern scheinen vor allem Frauen sowie alle Menschen ab einem Alter von 50 Jahren sensibler zu reagieren, wenn es um die Risikowahrnehmung bezüglich der Plastikpartikel geht. Männer sowie allgemein jüngere Menschen scheinen diesbezüglich etwas weniger besorgt zu sein. Verständlicherweise zeigen sich auch umweltbewusste Menschen besorgter über die Folgen von Mikroplastik und ebenfalls auch solche, die über die Medien gut über dieses Thema informiert sind.

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Besorgnis seitens der Bevölkerung größer ist, als sie nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand bestätigt werden kann. Grundsätzlich weisen die Forscher darauf hin, dass Mikroplastik mittlerweile überall in der Natur verbreitet ist, sogar auch in den Staubpartikeln unserer Atemluft. Neben den möglichen Auswirkungen auf die Lebewesen im Wasser scheint derzeit das langfristige Risiko für Mensch und Umwelt noch nicht klar erforscht zu sein.

In vielen Medienberichten wird Mikroplastik dennoch bereits als besonders schädlich und hochgiftig tituliert. Besonders gefährlich sind dabei neben den Mikroplastik-Partikeln bestimmte Chemikalien, die sich aus den Plastikprodukten herauslösen. Gemeinsam mit dem Mikroplastik stellen diese Inhaltsstoffe ein Risiko für Mensch und Umwelt dar, welches derzeit noch nicht richtig kalkuliert werden kann.

Kramm, J. et al.
Explaining risk perception of microplastics: Results from a representative survey in Germany.
Global Environmental Change 3/2022

Was es mit den Impfnebenwirkungen tatsächlich auf sich hat

Das Thema „Corona-Schutzimpfung“ wird nach wie vor intensiv diskutiert. Möglicherweise befördert das Ergebnis einer Studie der Universität Marburg etwas Licht in diese zeitweise undurchsichtige Diskussion. Denn für viele Menschen sind eventuelle Nebenwirkungen einer Impfung der Grund dafür, sich dagegen zu entscheiden.

 

Um herauszufinden, ob die zeitweise auftretenden Impfreaktionen wie Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen tatsächlich auf das Spritzen der Impfstoffe zurückzuführen ist, wurden 12 bereits vorhandene Studien beziehungsweise die dort ermittelten Daten von 44.000 Menschen näher unter die Lupe genommen.

 

Ein Teil der Studie bestand darin, das Auftreten möglicher Nebenwirkungen zu beobachten, wenn zum einen ein zuständiger Impfstoff oder zum anderen lediglich ein Scheinpräparat ohne Wirksamkeit gespritzt wurde. Auf diese Weise hat man Angaben dazu erhalten können, ob es sich bei möglichen Impfnebenwirkungen eventuell um einen sogenannten „Nocebo-Effekt“ handeln könnte, das heißt eine negative Auswirkung, die auftritt, weil der Impfling eine entsprechende Erwartungshaltung hatte.

 

Bei der Auswertung der Einzelstudien kam man zu dem Schluss, dass es sich bei den leichten Nebenwirkungen wie Abgeschlagenheit und schmerzendem Kopf in über 70 % der Fälle um derartige Nocebo-Effekte handelt. Im Speziellen heißt es, dass 35 % der mit einer Kochsalzlösung geimpften Gruppe von den Nebenwirkungen betroffen waren, während dies bei den gegen Corona Geimpften bei 46 % der Fall war.

 

Ein entsprechender Nocebo-Effekt ist allein auf die Erwartung einer negativen Wirkung zurückzuführen. In einem solchen Fall kommt es zu einer Reaktion, indem körpereigene Botenstoffe, welche die Symptome wie Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit auslösen können, nachweislich ausgeschüttet werden. Abhilfe könnten hier ausführliche Beratungsgespräche leisten, in denen die potenziellen Impflinge über einen möglichen Nocebo-Effekt aufgeklärt würden. Denn offensichtlich scheinen entsprechend informierte Menschen auch tatsächlich weniger häufig von den unschönen Nocebo-Effekten betroffen zu sein.

 

Haas, JW. et al.
Frequency of Adverse Events in the Placebo Arms of COVID-19 Vaccine Trials: A Systematic Review and Meta-analysis
JAMA Network Open 1/2022

Wichtige Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung

Jedes Jahr erfolgt seitens des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine Berichterstattung darüber, wie es sich mit der Sicherheit unserer Lebensmittel und anderer Artikel unseres täglichen Gebrauchs verhält. Der aktuelle Bericht resultiert aus den Kontrollen der Überwachungsbehörden, die 2020 etwa 360.000 Betriebe und fast 600.000 Erzeugnisse näher unter die Lupe genommen hatten.

In der Zusammenfassung heißt es unter anderem, dass in 9 % der untersuchten Weizenmehle aus Mühlenbetrieben potenziell krankmachende Bakterien gefunden wurden. Vor diesem Hintergrund wird darauf hingewiesen, dass angerührter Teig nicht roh verzehrt werden sollte, denn erst nach dem Backvorgang werden die möglicherweise enthaltenen Bakterienstämme abgetötet.

Ein weiterer Hinweis im Bericht bezieht sich auf den Verzehr von Wild, denn bei 72 % des untersuchten Wildfleisches wurde gesundheitsschädigendes Blei aus einer entsprechenden Jagdmunition nachgewiesen. Kindern, gebärfähigen Frauen und Schwangeren wird der Verzehr von Wildfleisch nur mit besonderer Vorsicht empfohlen.

Besorgniserregend sind die Werte bei vorgeschnittenem Obst, denn in 25 % der entsprechenden Betriebe war die Hygiene unzureichend. Besonders negativ aufgefallen waren den Kontrolleuren auch die Inhaltsstoffe in Sportlernahrung, denn in 44 % der analysierten „Pre-Workout-Booster“ wurden Zusätze nachgewiesen, welche die Gesundheit gefährden.

Auch das Thema „Weichmacher“ spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle bei der Risikobewertung diverser Artikel. Doch hier gibt es bei Holzspielzeug eine erfreuliche Entwicklung: Lediglich bei nur noch 1,4 % der eingesetzten Holzlacke wurde der bedenkliche Grenzwert der Phthalate überschritten.

Alarmierend sind auch die Gehalte an Schwermetallen in den untersuchten Gesichtsmasken: Bei 69 % der online bestellten Hautpflegeartikel und bei 46 % der im Geschäft erworbenen entsprechenden Gesichtsmasken wurden die Grenzwerte für die Schwermetalle Arsen, Blei und Cadmium eindeutig überschritten.

Präsentation „Lebensmittelsicherheit in Deutschland“
Pressemitteilung 12/2021

Geistig leistungsfähig trotz FFP2-Maske?

FFP2-Masken sind in der Corona-Pandemie nicht wegzudenken. Dass sie unsere körperliche Leistungsfähigkeit so gut wie gar nicht beeinträchtigen, haben vergangene Untersuchungen bereits gezeigt. Ob das Tragen der FFP2-Masken auch für die geistige Leistungsfähigkeit so gut verträglich ist, haben Wissenschaftler der TU Berlin untersucht. Sie gingen vor allem der Frage nach, ob die geistige Leistung der Maskenträger in Schule und Büro unverändert blieb und ließen 44 Studienteilnehmer mentale Aufgaben durchführen – zum einen ohne Maske und im Vergleich dazu „maskiert“.

Bei der Auswertung zählten nicht nur die Ergebnisse, die die Teilnehmer beispielsweise beim Kopfrechnen erzielten, sondern auch bestimmte gemessene Vitalitätsparameter wie der Herzschlag und Herzfrequenz, die O2-Blutsättigung usw. Im Ergebnis zeigte sich, dass die geistige Leistungsfähigkeit mit und ohne Maske unverändert blieb. Entsprechende Rechenaufgaben beispielsweise wurden gleichermaßen gut gemeistert.

Die gemessenen Eckdaten zu den gesundheitlichen Werten wiesen außerdem darauf hin, dass die Probanden in dieser Prüfungssituation auch mit Maske gleichwertig mental arbeiteten und durch das Tragen der Maske offensichtlich keinem zusätzlichen Stress ausgesetzt waren. Die Studienverantwortlichen weisen daher darauf hin, dass sich durch das Tragen einer FFP“-Maske der Atemrhythmus zwar nachweislich verändert und man das Gefühl hat, dass einem die Luft eher „ausgeht“, doch diese Werte ließen sich durch entsprechende Messungen der Vitalitätsparameter nicht bestätigen und seien daher eher subjektiv.

Spang, R. et al.
The tiny effects of respiratory masks on physiological, subjective, and behavioral measures under mental load in a randomized controlled trial
Scientific Reports 10/2021

Wie wir unsere Lebensmittel einschätzen


Gesundheit und Prävention


Wie wir unsere Lebensmittel einschätzen

Laut dem aktuellen Ergebnis einer Umfrage des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) genießen Lebensmittel, die hierzulande gekauft werden können, aus Sicht der Verbraucher einen hohen Sicherheitsstandard. Über 50 % der Deutschen vertrauen demnach darauf, dass die nationale Lebensmittelüberwachung gut funktioniert und die Lebensmittel als „sicher“ einzustufen sind. Bei Spielzeug oder Drogerieartikeln hingegen ist das Vertrauen der Bundesbürger nicht so groß.

Etwas bedenklich sehen die Deutschen einzelne Lebensmittel bezüglich ihrer Nährstoffzusammensetzung. Sie bemängelten einen oftmals zu hohen Anteil an Zucker, Fett oder Salz, der eigentlich vermeidbar wäre. Andere wiederum sind beunruhigt über unerwünschte Fremdstoffe in zunehmend vielen Lebensmitteln. 57 % gaben an, dass ihnen der hohe Gehalt an Mikroplastik Sorge bereite, und auch Themen wie zunehmende Antibiotikaresistenzen führen bei 48 % zur Skepsis gegenüber betroffenen Lebensmitteln.

Grundsätzlich scheinen sich weniger Menschen für Verbraucherthemen rund um die Gesundheit zu interessieren. Zu Beginn dieses Jahres beeinflussten solche Themen bei noch 65 % der Bevölkerung den Lebensstil, jetzt ist dies nur bei 56 % der Fall. Interessanterweise geben zwei von fünf der befragten Bundesbürger an, gut über die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen sowie die Folgen eines möglichen Defizits informiert zu sein.

BfR
BfR Verbraucher-Monitor 08/21
BFR Verbraucher-Monitor 8/2021

Auch normalgewichtige Typ-2-Diabetiker profitieren von Gewichtsreduktion

Seit langem ist bekannt, dass übergewichtige Patienten einer Typ-2-Diabetes ein Nachlassen der Krankheitssymptome erzielen können, indem sie abnehmen. Hier gilt die Erkenntnis, dass eine dauerhafte Reduzierung des überschüssigen Körpergewichts um 10 kg die Chance, dass die Diabetes-Erkrankung nachlässt, um 50 % erhöht.

Interessanterweise bestätigt eine Studie aus England nun, dass dieser gesundheitliche Profit ebenso auch bei normalgewichtigen Typ-2-Diabetes-Patienten zu erwarten ist. 25 normalgewichtige Diabetes-Patienten im durchschnittlichen Alter von 58 Jahren nahmen an der Studie teil, 23 von ihnen hatten Diabetes-Typ-2. Die Hälfte der Studienteilnehmer erhielt zunächst für zwei Wochen eine Niedrig-Kalorien-Diät mit 800 kcal pro Tag.

Anschließend wurde das Gewicht für die Dauer von mindestens einem Monat stabil gehalten, um danach je nach gesundheitlicher Daten der einzelnen Teilnehmer in zwei weiteren Zyklen diese Maßnahme zur Gewichtsintervention zu wiederholen. Am Ende hatten die Betroffenen einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von 11,8 % . Dieser war insbesondere darauf zurückzuführen, dass der Körperfettanteil erheblich abnahm, was weitere Optimierungen bezüglich der Blut-Fettwerte und anderer gesundheitlicher Parameter mit sich brachte.

Die Forscher schließen daraus, dass der Diabetes-Typ-2 nicht ausschließlich durch Übergewicht verursacht wird, sondern auch entstehen kann, wenn die Betroffenen trotz Normalgewicht individuell zu viel Körperpfunde auf die Waage bringen und sich an unsichtbarer Stelle, wie zum Beispiel an der Leber oder Bauchspeicheldrüse, zu viel Fett einlagert.

Sie stellten vor diesem Hintergrund die Faustregel für ein optimales Körpergewicht beziehungsweise den idealen Bauchumfang auf, der lautet, dass sich letzterer idealerweise seit dem Alter von 21 Jahren nicht vergrößert haben sollte. Wer diesen Maßstab nicht einhalte, erhöhe das Risiko, an Diabetes zu erkranken, weil der Bauchfettgehalt trotz Normalgewicht zu hoch wäre.

Al-Mrabeh, A. et al.
Pathophysiological changes during weight-loss induced remission of type 2 diabetes in non-obese people
EASD Abstract 9/2021

Sind Fertigprodukte darmschädigend?

Immer mehr Menschen leiden unter chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), die sich in Form von schubweise auftretenden Bauchschmerzen, Durchfällen oder sogar Blutabgängen äußern. Internationale Wissenschaftler versuchten die näheren ernährungsbedingten Ursachen für diese Entwicklung herauszufinden.

Sie werteten dafür notwendige Daten von etwa 116.000 Menschen im Alter von 35 bis 70 Jahren, die in mehreren Ländern im Zeitraum von 2003 bis 2016 gesammelt wurden, aus. Dabei legten sie besonderes Augenmerk auf den Verzehr von Fertigprodukten mit einem sehr hohen Verarbeitungsgrad.

Diese Lebensmittel zeichnen sich zudem aus durch einen hohen Gehalt an Zucker, Fett, Salz sowie Zusatzstoffen und einem häufigen Defizit an wichtigen Vital- und Ballaststoffen. Während des Studienzeitraums erkrankten 90 Teilnehmer an der Morbus Crohn-Erkrankung, einer chronischen Entzündung des Magen-Darm-Traktes, und 377 an Colitis ulcerosa, einer chronischen Entzündung des Dickdarms.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass der Verzehr von hoch verarbeiteten Lebensmitteln einen deutlichen Einfluss auf die Bildung von entzündlichen Darmerkrankungen hat. Denn Studienteilnehmer mit einem täglichen Fertigprodukte-Verzehr von einer bis vier Portionen hatten ein um über 67 % erhöhtes Risiko für derartige Erkrankungen im Vergleich zu denen, die höchstens eine Portion davon täglich zu sich nahm.

Im Extremfall, also bei fünf täglichen Portionen hoch verarbeiteter Lebensmittel, steigt das Risiko sogar auf 83 %! Vor allem bei der Erkrankung Morbus Crohn scheint dieser Zusammenhang eindeutig. Weitere Einflussfaktoren wie beispielsweise das Alter wurden bei den Berechnungen im Vorfeld berücksichtigt.

Um dieses Ergebnis zu stützen, sind weitere Studien notwendig. Dennoch weisen die Studienverantwortlichen bereits jetzt darauf hin, dass insbesondere der hohe Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln, wie beispielsweise Fertigpizza, Konservenkost, Fertigbackwaren, süße Fertigmüslis, Wurstwaren und gezuckerte Getränke, ein entscheidender Mitverursacher für chronische Entzündungen im Darm ist.

Chun-Han, L. et al.
Ultra-processed Foods and Risk of Crohn’s Disease and Ulcerative Colitis: A Prospective Cohort Study
Clin Heper Gastro 8/2021

Gangstörungen bei Parkinson – keine Einheitstipps für Betroffene

Betroffene einer Parkinson Erkrankung haben zunehmend Probleme, flüssig und kontrolliert zu gehen. Aus medizinischer Sicht haben sich unterschiedliche Methoden herauskristallisiert, die den Betroffenen solcher Gangstörungen helfen können. Wie bekannt und wie hilfreich solche Laufstrategien sind, untersuchten Wissenschaftler in den Niederlanden. 

Von den 4324 Teilnehmer hatten 35 % entsprechende Schwierigkeiten beim Gehen und etwa
50 % berichteten von einem oder mehreren Stürzen im Jahr zuvor. Als Geh-Strategien bieten sich beispielsweise das taktgebende Zählen im Kopf oder ein begleitender Metronom als externer Taktgeber an. Anderen Personen wiederum hilft es, für eine bessere Balance notwendige Kurven nicht zu eng zu gehen.

Weiterhin scheinen zahlreiche Methoden zur Entspannung die mentale Gesundheit insofern positiv zu beeinflussen, dass mögliche Gangstörungen besser gemeistert werden können. Wieder andere Betroffene benötigen Vorbilder, um zu sehen, wie sie sich beim Gehen bewegen müssen, oder sie müssen schlimmstenfalls auf andere Geh-Techniken oder alternative Fortbewegungsmittel wie das Fahrrad ausweichen.

Die Auswertung einer Befragung ergab, dass all diese alternativen Strategien lediglich 4 % der Teilnehmer bekannt waren. Lediglich 50 % waren immerhin die taktgebenden Strategien bekannt. Hier sehen die Studienverantwortlichen enormen Aufklärungsbedarf, zumal über 75 % der Betroffenen im Rahmen der Studie angaben, dass sie die balancehaltenden Maßnahmen sehr hilfreich fanden.

Andere wiederum bevorzugten solche Strategien, welche den mentalen Zustand stärken. Da die einzelnen Techniken also unterschiedlich gut wirken und es keine einheitliche Lösung für alle Parkinson-Betroffene mit entsprechenden Gangstörungen gibt, ist eine umfangreiche Aufklärung zu den einzelnen Therapieansätzen besonders wichtig, so die Wissenschaftler.

Tosserams, A. et al.
Perception and Use of Compensation Strategies for Gait Impairment by Persons With Parkinson Disease
Neurology 9/2021

Eingeschränkte Fertilität durch Parodontitis?

Viele Menschen sind von einer chronisch-entzündlichen Erkrankung des Zahnhalteapparates betroffen. Verursacht wird diese Volkskrankheit in der Regel durch eine unzureichende Zahnhygiene, infolgedessen sich ein bakterieller Zahnbelag bildet. Die resultierenden entzündlichen Veränderungen bilden nicht nur den Grundstein für einen späteren Zahnverlust, sondern können auch andere gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen, die nicht nur mit dem Zahnapparat zu tun haben.

So zeigt beispielsweise das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie, dass Fertilitätsstörungen möglicherweise auch auf eine vorangegangene chronische Parodontitis zurückzuführen sein könnten.
Über 2.700 Frauen mit längerem unerfüllten Kinderwunsch nahmen an einer entsprechenden Befragung teil. Bis zum Zeitpunkt der Studie hatten sie sich noch keiner Behandlung bezüglich ihrer Fruchtbarkeit unterzogen.

In dem Fragenkatalog ging es darum, zu erfahren, wie es um die Zahngesundheit der Frauen steht. Außerdem wurde die Zahl der anschließend eingetretenen Schwangerschaften registriert. Aus diesen Informationen basierend haben die Forscher versucht, entsprechende Rückschlüsse zu einem möglichen Zusammenhang dieser beiden Parameter zu ziehen.

Unter den Studienteilnehmerinnen waren 10 %, die von ihrer Parodontitis berichten konnten, und 11 % hatten sich auch bereits mindestens einmal dazu therapieren lassen. 3 % der Befragten berichteten, dass eine entsprechende Entzündung dazu geführt hatte, dass sich die betroffenen Zähne bereits gelockert hatten.

Mit der Auswertung kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die chronischen Entzündungs- reaktionen an den Zähnen die Wahrscheinlichkeit beeinträchtigen, später schwanger zu werden. Frauen mit einer Parodontitis-Diagnose riskierten demnach eine um 11 % herabgesetzte Wahrscheinlichkeit, bei Kinderwunsch auch tatsächlich Erfolg zu haben.

Je schwerer die Parodontitis gewesen war, desto höher dieser Wert. Denn bei den Patientinnen, bei denen die entzündlichen Prozesse im Zahnapparat sogar zur Lockerung der Zähne geführt hatte, konnten die Forscher eine Reduzierung der Fertilität um 29 % ermitteln. Es sind weitere Studien geplant, um einen kausalen Zusammenhang zwischen der Zahngesundheit und der weiblichen Fruchtbarkeit zu bestätigen.

Bond, J.C. et al.
Self-reported periodontitis and fecundability in a population of pregnancy planners
Hum Reprod. 7/2021; 19;36(8): 2298-2308.

COVID-19: Bessere Immunität durch vergangene Erkältungen?

Einige Bevölkerungsgruppen vertragen eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus besser als andere. Das ist bekannt und begründet unter anderem den Zustand, dass es auch bei der Impfung Prioritätengruppen gibt. Wissenschaftler in Deutschland haben nun herausgefunden, welche eine der möglichen Ursachen dafür sein kann.

Es scheint demnach einen Zusammenhang zwischen der früheren Erkrankung an harmlosen Erkältungscoronaviren und einem natürlichen immunologischen Schutz vor dem gefährlicheren SARS-CoV2-Virus zu geben. Derartige Erkältungscoronaviren sind seit langem bekannt. Sie zirkulieren im menschlichen Körper und sind Verursacher von etwa 30 % aller Erkältungen. Sie dürfen allerdings nicht mit dem neuartigen Coronavirus verwechselt werden.

Die Forscher fanden in einer Studie mit über 800 Teilnehmern heraus, dass sich bei einzelnen Menschen, die noch nie am SARS-CoV2-Virus erkrankt waren, Immunzellen nachweisen ließen, die den Virus erkannten und entsprechend schneller eine schützende Immunantwort geben konnten. Zurückzuführen sei das möglicherweise darauf, dass die vorangegangenen leichteren Erkältungsviren das Immunsystem derart formt.

Die damit ausgebildeten T-Helferzellen können dann das Coronavirus schneller abwehren, obwohl sie sich mit ihm zuvor noch nicht auseinandergesetzt hatten. Offensichtlich sind sich einzelne Strukturen in der Oberfläche des harmloseren Virus und des Coronavirus sehr ähnlich.

Diese sogenannte Kreuzimmunität könnte laut Aussagen der Wissenschaftler ein Grund dafür sein, dass es bei den Menschen zu unterschiedlichen COVID-19-Verläufen kommt und dass die COVID-Impfung bei den Menschen unterschiedlich schnell und stark anschlägt. Dieser Vorteil, der sich aus dem beschriebenen immunologischen Gedächtnis ergibt, ist bei jüngeren Menschen stärker ausgeprägt als bei älteren. Auch vor diesem Hintergrund sei es notwendig, eine dritte Auffrischungsimpfung zuerst auch bei der älteren Generation durchzuführen, so die Wissenschaftler.

Loyal, L. et al.
Pre-existing common cold coronavirus-cross-reactive CD4+ T cells enhance SARS-CoV-2 immune responses upon infection and vaccination
Science 8/2021

Chronischer Husten aufgrund von Übergewicht?!

Dänische Wissenschaftler konnten belegen, dass übergewichtige Menschen ein bis zu dreifach erhöhtes Risiko haben, von einem chronischen Husten betroffen zu sein. Je höher der Body-Mass-Index, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die unangenehmen Krankheitssymptome ausbilden.

Bisher ist belegt, dass aus einer Adipositas Folgeerkrankungen wie ein Diabetes mellitus, Herz-Kreislauferkrankungen, Asthma oder spezielle Lungenerkrankungen entstehen können. Unabhängig davon haben Wissenschaftler im Rahmen einer Studie erforscht, ob ein permanentes Zuviel an Körperpfunden einen direkten Einfluss auf ein chronisches Husten hat.

Die Daten von über 33.000 erwachsenen Menschen in Dänemark, die nicht von Asthma und weiteren Lungenerkrankungen betroffen und von denen 17 % übergewichtig waren, flossen in die Studie ein. Die Studienteilnehmer unterzogen sich speziellen medizinischen Untersuchungen und beantworteten vorbereitete Fragebögen, auch um den gesundheitlichen Zustand zu ermitteln.

Fast 8 % der übergewichtigen Studienteilnehmer gaben an, seit über zwei Monaten von einem Husten betroffen zu sein während diese Zahl bei den Normalgewichtigen bei 4,2 % lag. Mögliche Ursachen für die eindeutige Risikoerhöhung bei den adipösen Menschen könnten sein, dass diese bewegungsträger waren und folglich eine schlechter ausgebildete Funktion der Lunge haben im Vergleich zu normalgewichtigen Menschen.

Außerdem könnten Refluxkrankheiten der Speiseröhre und des Magens die Ursache dafür sein, weil sie durch Übergewicht begünstigt werden und zum chronischen Hustenreiz führen können. Die Wissenschaftler weisen speziell darauf hin, dass es auch durch den erhöhten Druck im Bauchraum infolge von Übergewicht dazu kommen kann, dass Magensäure in die Speiseröhre gedrängt wird und dadurch der Hustenreiz begünstigt wird.

Landt EM at al.
Risk and impact of chronic cough in obese individuals from the general population
Thorax 7/2021

Passendes Fettsäuremuster in der Ernährung könnte Migränepatienten helfen

Häufig wiederkehrende Schmerzattacken und Übelkeit machen den Betroffenen einer Migräne das Leben schwer. Es gibt neben der medikamentösen Therapie viele weitere unterschiedliche Ansätze, mit denen die Lebensqualität der Patienten verbessert werden kann.

US-Wissenschaftler haben jetzt feststellen können, dass im Rahmen einer möglichen Ernährungsumstellung auch die verzehrten Fettsäuren einen wichtigen Einflussfaktor darstellen. Demnach sollten Migränepatienten Fischöle solchen pflanzlichen Ölen mit einem hohen Gehalt an Linolsäure, wie beispielsweise im Sonnenblumenöl vorhanden, vorziehen.

182 Menschen, die mindestens an fünf Tagen pro Monat von Migräneanfällen betroffen waren, nahmen an der Studie teil. In drei Gruppen unterteilt konsumierten sie für die Dauer von vier Monaten jeweils klar definierte Mengen an pflanzlicher Linolsäure und Fettsäuren aus Fischöl. Zeitgleich wurden gesundheitliche Daten ermittelt. Unter anderem wurde die Häufigkeit und Intensität der Migräneattacken dokumentiert.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass ein herabgesetzter Linolsäureverzehr dazu führte, dass die Migränepatienten pro Tag weniger mit entsprechenden Kopfschmerzen belastet wurden. Auch bezogen auf den Monat wurden weniger Tage mit unangenehmen Migräneattacken verbracht. Ebenso zeigte sich, dass die Studiengruppen mit einem höheren Fischölverzehr ihre Migräne besser im Griff hatten.

Es wird angenommen, dass vor allem die im Fischöl enthaltenen Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) dazu führen, dass eine höhere Menge von speziellen schmerzlindernden Stoffwechselprodukten im Blut ausgebildet wird.

Diese vom Körper selbst produzierten Verbindungen führen dazu, dass weitere entzündungshemmende Prozesse im Körper ausgelöst werden. Die pflanzliche Linolsäure hingegen besitzt eher die Eigenschaft, dass Stoffe gebildet werden, die weitere Entzündungen fördern. Besonders linolsäurehaltig sind beispielsweise Distel- und Traubenkernöl sowie Öle aus Weizenkeimen, Maiskeimen oder aus Sonnenblumen.

ERamsden, C. et al
Dietary alteration of n-3 and n-6 fatty acids for headache reduction in adults with migraine: randomized controlled tria
BMJ 7/2021

Wie lange immun nach einer COVID-19-Infektion?

Immer wieder wird aktuell diskutiert, ob Covid-19-Infizierte infolge ihrer Erkrankung eine Immunität entwickeln und somit später mit entsprechenden Antikörpern sowie weiteren körpereigenen Reaktionen eine erneute Infektion abwehren können. Dieser Frage sind unter anderem Wissenschaftler in Lübeck nachgegangen und haben über 400 Corona-Patienten mit entsprechenden Untersuchungen begleitet.

Mittels Blutuntersuchungen wurde bei den Studienteilnehmern die Konzentration spezieller Antikörper und wichtiger Botenstoffe gemessen, die für die Ausbildung einer schützenden Abwehrfunktion maßgeblich sind. Sofern derartige Zellen des Immunsystems nicht vorhanden sind, kann man nicht von einer Antikörper-Reaktion und damit von einer wünschenswerten Immunität ausgehen.

Die Wissenschaftler konnten auch noch 10 Monate nach der Coronavirus-Erkrankung bei den Studienteilnehmern mindestens 50 % der sogenannten Anti-SARS-CoV-2 IgG Antikörper und der weiteren wichtigen Botenstoffe nachweisen. Sie folgern daraus, dass sich die Immunantwort in einem ausreichenden Maße vollzogen hat und der Schutz vor einer Neuerkrankung mindestens 10 Monate gewährleistet ist.

Schiffner, J. et al.
Long-term course of humoral and cellular immune responses in outpatients after SARS-CoV-2 infection
medRxiv 6/2021

Gemäßigter Kaffeegenuss bei Grünem Star?

Sind nahe Verwandte bereits von einer Glaukom-Erkrankung, vielen vielleicht besser bekannt als Grüner Star, betroffen, so sollte man auf einen mäßigen Kaffeegenuss achten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in die entsprechende Daten von über 120.000 Menschen im Alter von 39 bis 73 Jahren einflossen. Berücksichtigt wurden deren Angaben bezüglich ihres Konsums von koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken und Kaffee.

Aus medizinischer Sicht wurde außerdem überprüft, ob eine genetische Vorbelastung für eine Glaukom-Erkrankung vorlag. Nach drei Jahren erfolgte eine Messung und Untersuchung des Sehvermögens aller Teilnehmer.

Im Ergebnis zeigte sich, dass solche Studienteilnehmer, welche die Risiko-Gene einer Glaukom-Erkrankung in sich trugen, ein fast um das Vierfache erhöhtes Risiko für diese Erkrankung hatten, wenn sie mehr als 321 Milligramm Koffein pro Tag zu sich nahmen; das entspricht etwa einer Menge von mindestens drei Tassen Kaffee. Bei Teilnehmern mit einer geringen oder keiner genetischen Vorbelastung führte das Koffein nicht zu einer derart erhöhten Wahrscheinlichkeit, einen Grünen Star auszubilden.

Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass bei etwa ein Viertel der Studienteilnehmer das Glaukom-Risiko-Gen nachgewiesen werden konnte. Von einer genetischen Vorbelastung sind also recht viele Menschen betroffen.

Kim, J. et al.
Intraocular Pressure, Glaucoma, and Dietary Caffeine Consumption
Ophthalmology 6/2021; 128 (6): 866-876.

Größere Vertrautheit nach persönlichem Treffen

Wie wichtig auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie persönliche Kontakte sind, zeigt das Ergebnis einer aktuellen neurowissenschaftlichen Studie der Universität Jena. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, unter welchen Bedingungen sich das menschliche Gehirn neue Gesichter am besten einprägen kann.

Denn die Fähigkeit, Gesichter wiederzuerkennen und deren Vertrautheit zu gewinnen, ist für uns Menschen überlebenswichtig. Ein persönlicher Umgang und ein gutes soziales Zusammenleben können nur funktionieren, wenn unser Gehirn vertraute Gesichter abspeichert und wieder abrufen kann. Allein während der Kinder- und Jugendjahre lernen wir im Durchschnitt 5.000 Gesichter kennen und können sie von neuen Gesichtern unterscheiden.

Die Forscher ermittelten nun, unter welchen Bedingungen unser Gehirn diese Vertrautheit durch die Gesichterwiedererkennung am besten aufbaut. Zu diesem Zweck wurde einem Drittel der Studienteilnehmer Fotos von prominenten Unbekannten vorgelegt. Einem weiteren Drittel wurde eine TV-Sendung mit ihnen noch unbekannten Darstellern gezeigt. Und bei dem letzten Drittel der Studienteilnehmer erfolgte ein persönliches Treffen mit unbekannten Personen.

Für eine spätere Auswertung wurden die Gehirnaktivitäten aller drei Gruppenmitglieder gemessen. Bei der Auswertung zeigte sich, dass es schon nach einer halben Sekunde zu den notwendigen Veränderungen in unserer Gehirnaktivität kommt, die Voraussetzung dafür ist, dass wir uns neue Gesichter gemerkt haben. Dieser wichtige Prozess als Bedingung dafür, dass neue Gesichter als bekannt wahrgenommen werden, funktioniert messbar besser, wenn uns der neue Kontakt persönlich von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht.

Beim Sehen im TV erfolgte der Prozess etwas langsamer, während lediglich die Betrachtung von Fotos diesbezüglich am ineffektivsten war. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die persönlichen Kontakte vor dem Hintergrund einer gehaltvollen sozialen Kompetenz besonders wichtig sind. Sie sind nach wie vor die beste Voraussetzung, um eine gute und dauerhafte zwischenmenschliche Vertrautheit aufzubauen.

Ambrus, GG et al.
Getting to know you: emerging neural representations during face familiarization
Journal Neurosci 5/2021

Schlechteres Lernen in der Schule bei atopischem Ekzem

Eine Neurodermitis beziehungsweise atopische Dermatitis führt bei den Betroffenen zu Hautveränderungen und -reizungen, die je nach Ausprägungsgrad sehr unangenehm sein können. Hinzu kommen nicht selten Schlafstörungen, Aufmerksamkeitsdefizite und Probleme in der Gedächtnisleistung. Vor allem bei Kindern mit einer atopischen Dermatitis kann sich mit einer bis zur dreifach erhöhten Wahrscheinlichkeit dadurch eine Lernstörung entwickeln.

Zu diesem Ergebnis kam eine US-amerikanische Studie, in deren Rahmen entsprechende Daten von über 2.400 Kindern im Alter von zwei bis 17 Jahren, die über einen Zeitraum von 10 Jahren gesammelt wurden, näher unter die Lupe genommen wurden.

Die Auswertung zeigte, dass sich bei den Betroffenen der Schweregrad einer atopischen Dermatitis nachweislich negativ auf die Entwicklung der schulischen Leistungen auswirkte. In Summe hatte sich bei 8,2 % der jungen Studienteilnehmer eine solche Lernschwäche während des Studienzeitraums ausgebildet. Vor allem bei Kindern mit einer schweren Form der Hauterkrankung wurde häufiger ein beeinträchtigtes Lernverhalten festgestellt als bei solchen mit einer leichten atopischen Dermatitis.

Aus den gesammelten Daten konnten die Studienverantwortlichen folgende Prognose errechnen: Bei Kindern mit einer leichten atopischen Dermatitis erhöhte sich das Risiko für eine Lernstörung um das 1,7-Fache, bei einem mittleren Erkrankungsgrad um das 2,1-Fache und bei den schwer betroffenen Kindern sogar um das 3,1-Fache im Vergleich zu solchen Kindern ohne entsprechendes Hautproblem.

Wichtige Einflussfaktoren wie beispielsweise Alter, Geschlecht und Elternhaus oder das Vorhandensein weiterer möglicher Erkrankungen fanden bei der Auswertung Berücksichtigung.

Wan, J. et al.
Association of Atopic Dermatitis Severity With Learning Disability in Children
JAMA Dermatol 4/2021

Impfen gegen Masern & Co. coronabedingt vernachlässigt

Laut Hinweisen der Weltgesundheitsorganisation finden derzeit zahlreiche wichtige Impfungen in vielen Ländern weltweit aufgrund der Coronapandemie nicht statt. Über 200 Millionen Menschen, insbesondere die heranwachsenden, verpassen daher die so wichtigen Impfkampagnen gegen Masern, Polio oder Gelbfieber und sind somit den teilweise lebensgefährlichen Erregern dieser Krankheiten ungeschützt ausgesetzt, so auch die Aussage des Kinderhilfswerks Unicef.

Insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern ist die Verteilung der Impfstoffe auch aufgrund von aktuell unterbrochenen Lieferungen erschwert, so dass weniger Impfungen durchgeführt werden können. In vielen Ländern wurde die Impfkampagne coronabedingt komplett gestoppt, und andernorts zeigen sich auch viele Eltern zurückhaltender bezüglich der Impfung ihrer Kinder. Folglich kam es beispielsweise in jüngster Vergangenheit bereits vermehrt zu Masernausbrüchen in entsprechenden Regionen.

Vor diesem besorgniserregenden Hintergrund rufen die Gesundheitsorganisationen dazu auf, zu den ursprünglichen Impfmustern zurückzukehren, damit nahezu alle Kinder und Jugendlichen die so wichtigen Impfungen tatsächlich erhalten. Damit auch die Zahl der Kinder ohne jeglichen Impfschutz effektiv reduziert wird, müssten Industrieländer und Pharmaunternehmen die notwendigen Impfkampagnen unterstützen.

WHO: Millionen Kinder verpassen wegen Corona wichtige Impfungen
Ärzteblatt 4/2021

Diabetes Typ I häufig in Kombination mit Schilddrüsenunterfunktion?

Anlässlich der Schilddrüsenwoche im vergangenen April wurden Hinweise laut, dass viele Betroffene einer Diabetes-Erkrankung des Typs I gleichzeitig auch an einer speziellen Form der Schilddrüsenunterfunktion, der sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis erkranken. Diese besondere Form einer Autoimmunerkrankung führt dazu, dass die Schilddrüse dauerhaft entzündet ist und folglich nicht ausreichend Hormone produziert. Als Folge ist der Stoffwechsel beeinträchtigt, die Leistungsfähigkeit eingeschränkt und es kann zu psychischen und kognitiven Einbußen kommen.

Da der Verlauf der Hashimoto-Schilddrüsenunterfunktion sehr schleichend ist, wird die Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion nicht selten erst spät nachgewiesen, obwohl sich die Antikörper gegen die Schilddrüse bereits lange zuvor gebildet haben. Durch die tägliche Gabe des fehlenden Hormons
L-Tyroxin kann die Krankheit erfolgreich behandelt werden.

Laut Aussagen von Medizinern haben Diabetiker bekanntermaßen bereits ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen, was unter anderem auf eine beeinträchtigte Durchblutung einzelner Gehirnregionen zurückzuführen ist. Kommt dann noch eine Hashimoto-Thyreoiditis hinzu, könnten die psychischen und kognitiven Probleme noch verstärkt werden. Entsprechend weist das Ergebnis einer aktuellen Studie darauf hin, dass Diabetes-Patienten, die auch von der speziellen Schilddrüsenunterfunktion betroffen waren, psychisch labiler waren als Typ-I-Diabetiker ohne eine Hashimoto-Thyreoiditis.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, bei solchen Patienten, die beide Krankheiten in Kombination zeigen, auch die psychische Gesundheit näher unter die Lupe zu nehmen. Es müsste in der Umkehr bei depressiv verstimmten Diabetikern auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass eine parallel vorhandene Unterfunktion der Schilddrüse ein maßgeblicher Verstärker dafür sein könnte.

Eckert, A., et al.
Are psychiatric disorders associated with thyroid hormone therapy in adolescents and young adults with type 1 diabetes?
Journal of Diabetes 12/2020

Zahl der Zecken bricht Rekorde

Bereits das vergangene Jahr könnte man als Rekordjahr der Zecken bezeichnen. Wie Wissenschaftler der Universität Hohenheim berichten, stieg die Zahl der meldepflichtigen Hirnhautentzündung, der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), auf den höchsten Stand seit 2001 an. Es ist davon auszugehen, dass uns dieser Trend auch in diesem und in den kommenden Jahren begleiten wird.

Zurückzuführen sind diese Zecken-Rekordwerte auf die vorteilhaften Bedingungen, auf die die kleinen Sauger zunehmend treffen. Zum einen werden pandemiebedingt die Erholungsgebiete hierzulande vermehrt genutzt. Da finden die Zecken zunehmend Angriffsflächen, um an menschliches Blut zu gelangen. Zum anderen führt der Klimawandel dazu, dass sich die Zecken weiter ausbreiten werden. Wärmere Temperaturen auch im Winter geben den kleinen Krabbeltieren ein größeres Zeitfenster, um aktiv zu sein.

Besonders dramatisch ist die Lage südlich des sogenannten Zecken-Äquators nahe dem Deutschen Mittelgebirge. Im Vergleich zum nördlicheren Teil Deutschlands ist die Zahl dort extrem in die Höhe geschnellt. Baden-Württemberg verzeichnete 2020 damit vor Bayern die häufigsten FSME-Betroffenen. Je weiter man sich in den Süden bewegt, desto exponentieller ist der Anstieg der Fallzahlen. Im Norden in Richtung Skandinavien hingegen zeigen sich vergleichsweise unveränderte Daten zum Auftreten der Zecken. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass man heute mehr oder weniger überall im Land mit Zecken rechnen muss.

Auch müsse man zunehmend neue Erkrankungsbilder annehmen. Neben FSME sind demnach auch weitere Krankheiten in Deutschland festgestellt worden, die über spezielle Zecken aus fernen Ländern durch die Zugvögel bei uns verbreitet wurden. Auch aufgrund der weiteren, hierzulande bereits lange bekannten Borreliose, die ebenfalls durch Zecken übertragen werden kann, sollten Naturliebhaber als wichtige Vorsorgemaßnahme auf entsprechende Kleidung achten und den Körper regelmäßig nach den kleinen Tieren absuchen. Gegen FSME bietet sich zudem die Schutzimpfung an, von der bisher lediglich 20 % der Deutschen Gebrauch machen.

Neuer FSME-Höchststand 2020: Experten befürchten langfristig steigenden Trend
Pressemitteilung 3/2021

Kann regelmäßiger Fischverzehr Kinder vor Asthma schützen?

Die im Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren sind aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Wirksamkeit wohlbekannt, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Im Rahmen einer britischen Studie konnte belegt werden, dass diese Fettsäuren dazu beitragen könnten, das Asthmarisiko von Kindern zu reduzieren.

Bereits seit den 90er Jahren wurden von etwa 4.500 Kindern mittels Befragungen der Eltern und medizinischer Untersuchungen der Kinder wiederholend aufschlussreiche Daten zu den Ernährungsgewohnheiten bis zum siebten Lebensjahr und unter anderem zu den genetischen Voraussetzungen der Kinder gesammelt und ausgewertet. Diese Angaben wurden ins Verhältnis gesetzt zu einer möglicherweise aufgetretenen Asthmaerkrankung der Kinder im Alter von 11 oder 14 Jahren.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich die Wahrscheinlichkeit, bis zu diesem Alter eine Asthmaerkrankung zu entwickeln, scheinbar reduzierte, wenn bei den Kindern in ihren frühen Lebensjahren regelmäßig Fisch auf dem Speiseplan stand. Interessanterweise trifft dieser wünschenswerte Zusammenhang nur für solche Kinder zu, bei denen ein bestimmtes genetisches Muster vorzufinden ist. Nach Aussage der Studienverantwortlichen ist dieses entscheidende Erbmaterial jedoch bei sehr vielen Heranwachsenden vorhanden.

Demnach nimmt ein spezielles Gen, das sogenannte FADS2, vor diesem Hintergrund eine dominierende Position ein. Bei mindestens 50 % der jungen Studienteilnehmer konnte es in einer speziellen Variante nachgewiesen werden. Es führt offensichtlich dazu, dass im Körper weniger Omega-3-Fettsäuren bereitgestellt werden. Dieses konnte über geringere Gehalte im Blut nachgewiesen werden.

Wer also diese ungünstige Genvariante in seinem Körper trage, für den sei es besonders hilfreich, eine möglicherweise nicht ausreichend vorhandene Menge an Omega-3-Fettsäuren durch einen frühzeitigen Fischverzehr auszugleichen. Denn bei einem Viertel der Kinder mit diesem zutreffenden Genmuster, die regelmäßig Fisch gegessen hatten, zeigte sich ein um die Hälfte reduziertes Asthmarisiko im Vergleich zu denjenigen, die kaum Fischmahlzeiten bekamen. Um dieses Studienergebnis zu festigen, sind nach Aussagen der Wissenschaftler weitere Studien notwendig.

Talaei, M. et al.
Intake of n-3 polyunsaturated fatty acids in childhood, FADS genotype, and incident asthm
European Respiratory Journal 1/2021

Die Wirksamkeit von Corona-Schutztrennwänden

Man sieht sie immer häufiger, die Schutzscheiben, die nicht nur im Kassenbereich der Supermärkte, sondern in vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens Einzug halten. Und da uns das Corona-Virus noch einige Zeit begleiten wird, werden die Trennwände zunehmend eingesetzt werden, so beispielsweise auch in Schulen und Besprechungsräumen.

Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Physikalische Gesellschaft untersucht, ob die Trennwände auch tatsächlich den Schutz vor einer Ansteckung mit dem Covid-19-Virus erhöhen können. In den aktuellen Forschungsergebnissen heißt es demnach, dass die Trennwände eine sehr verlässliche Hilfe im Kampf gegen das Virus sind und ihr Aufbau zukünftig in einem noch größeren Rahmen erfolgen sollte. Bei optimaler Ausrichtung der Schutzscheiben ermöglichten sie, dass sich zwei Personen ohne das Tragen der manchmal lästigen Masken für eine gewisse Zeit nebeneinander ohne Mindestabstand aufhalten könnten.

Dieses sei verständlicherweise dort sehr hilfreich, wo die Mimik einen wichtigen Beitrag zur verständnisvollen Kommunikation leiste, wie beispielsweise während des Schulunterrichts oder bei Verhandlungsgesprächen. Insbesondere in den Schulen könnten die Trennwände eine sehr gute Ergänzung darstellen, wenn zusätzlich die Empfehlungen zum regelmäßigen Lüften einbezogen würden.

Als besonders hilfreich erklärt die Deutsche Physikalische Gesellschaft, wenn zusätzlich zu den Schutzwänden der Einsatz von Raumluftreinigern und Ventilatoren in konsequenter und nachhaltiger Weise gefördert würde.

www.physikkonkret.de/zusatzinfosTrendwende durch Trennwände – Schutzscheiben vermindern das Risiko von Corona-Infektionen
Physikonkret 3/2021

Geringere Knochendichte bei Veganern?

Die vegane Ernährungsweise liegt im Trend. Immer mehr Menschen verzichten auf den Verzehr von tierischen Lebensmitteln, um das Tierwohl, die Umwelt und/oder die eigene Gesundheit zu schützen. Doch ob eine vegane Ernährungsweise auch tatsächlich als gesundheitsbewusst gilt, wird in der Wissenschaft immer wieder diskutiert. Eine aktuelle Studie, die vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Auftrag gegeben wurde, gibt Hinweise darauf, dass durch eine vegane Ernährungsweise die Gesundheit und Stabilität der Knochen aufs Spiel gesetzt werden könnte.

An der Studie nahmen 72 Personen teil, von denen sich die Hälfte vegan ernährte. Weitere Parameter wie Alter, Nikotingenuss, Bildungsstand, Körpergewicht, körperliche Aktivität oder der Konsum von Alkohol wurden erfragt und bei der Auswertung berücksichtigt. Mithilfe von Ultraschalluntersuchungen sollte ermittelt werden, inwiefern sich die vegane Ernährungsweise auf die Knochendichte auswirkt. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Ultraschallwerte bei den Veganern schlechter ausfielen als bei den Mischköstlern. Ein erster Hinweis auf eine herabgesetzte Knochengesundheit war damit gegeben.

In einem weiteren Schritt wurden wichtige Biomarker sowohl im Blut als auch im Urin gemessen, über die man Schlussfolgerungen über die Gesundheit der Knochen ziehen kann. Auch wurden damit wichtige Nährstoffe identifiziert, die für den Knochenstoffwechsel wichtig sind. Dabei machten sie 12 Biomarker ausfindig, die einen besonderen Einfluss auf die Knochengesundheit hatten, darunter beispielsweise die Aminosäure Lysin, Leucin, Omega-3-Fettsäure, die Vitamine A und B6 sowie Kalzium und Magnesium.

Bei diesen Vitalstoffen fielen die Werte im Vergleich zu den Mischköstlern etwas schlechter aus, was der Grund dafür sein könnte, dass die Knochengesundheit der Veganer messbar beeinträchtigt war. Auch frühere Studienergebnisse weisen darauf hin, dass bei einer rein pflanzlichen Ernährungsweise eine Unterversorgung mit einigen Vitalstoffen riskiert wird, die unter anderem wichtig für den Knochenaufbau sind. Weitere Studien zu diesem Thema sind geplant.

Menzel, J. et al.
Vegan Diet and Bone Health – Results from the Cross-Sectional RBVD Study
Nutrients 1/2021; 13(2): 685.

Die möglichen neurologischen Folgen einer COVID-19-Virus-Erkrankung

Auch wenn Erkrankte des COVID-19-Virus keine typischen Anzeichen mehr haben und eigentlich genesen zu sein scheinen, gibt es offensichtlich neurologische Symptome, die noch einige Zeit anhalten können. Dazu gehören das chronische Erschöpfungssyndrom, Störungen in der Konzentration und in der Gedächtnisleistung sowie Schmerzen und Schlafmangel. Sie können bis zu mehrere Monate andauern.

So zeigte beispielsweise eine Studie aus den Niederlanden, dass extreme Erschöpfungszustände, die sogenannte Fatigue, bei 87 % der Covid-19-Patienten auch noch drei Monate nach der Erkrankung auftrat. Weitere spätere Komplikationen scheinen laut erster Untersuchungsergebnisse zudem die Kurzatmigkeit, Schmerzen und Schlafstörungen zu sein. Interessanterweise traten diese Symptome lange nach der Erkrankung auch bei Patienten auf, die zuvor milde Krankheitsverläufe hatten, so ein Ergebnis einer britischen Studie.

Bei Patienten mit schwerem Verlauf der Krankheit scheinen die neurologischen Folgesymptome jedoch noch länger anzudauern und hartnäckiger zu sein. Aus diesem Grunde sei die Lebensqualität in den Folgemonaten einer Erkrankung besonders eingeschränkt. Gemäß einer französischen Studie berichteten 89 % der Covid-19-Patienten auch noch drei Monate später über Schmerzen, 47 % über eine andauernde Muskelschwäche und den daraus resultierenden Einbußen in der Mobilität und 42 % über Angstgefühle und massive depressive Verstimmungen.

Im Sinne einer möglichst schnellen Beschwerdefreiheit sei eine neurologische Nachbetreuung von ehemaligen Covid-19-Patienten somit unabdingbar, so die Deutsche Gesellschaft für Neurologie.

Albers, B.
Die fünf häufigsten neurologischen Folgen von COVID-19
idw-Informationsdienst Wissenschaft 1/2021

Kinderwunsch dominiert vor Corona-Ängsten

Kinderwunschbehandlungen nehmen trotz der Corona-Pandemie nicht ab. Der Wunsch nach einem Familiennachwuchs ist größer als die Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus. Wie das Deutsche Register für Kinderwunschbehandlungen zeigt, waren entsprechende Behandlungen im vergangenen Jahr wieder auf Rekordniveau. Demnach war in Summe am Ende des Jahres 2020 eine Zunahme der Kinderwunschbehandlungen um 9,3 % erkennbar. Lag die Zahl der Behandlungen 2019 bei etwa 99.000, erzielte sie 2020 einen Wert von über 108.000 Behandlungen.

Wie es zu dieser positiven Entwicklung der Behandlungszahlen trotz Corona kommen konnte, lässt sich mit folgenden Fakten erklären. Zunächst scheinen die behandelnden Zentren das Vertrauen der Kinderwunschpatienten durch ihr überzeugendes Hygienekonzept gewonnen zu haben, sodass der Kinderwunsch eindeutig größer war als die Bedenken, sich mit dem Virus anzustecken.
Weiterhin scheinen die sonst häufig vorhandenen begrenzenden Faktoren wie Zeit und finanzielle Mittel aufgrund der Pandemie weggefallen zu sein. Die Investitionen in eine Kinderwunschbehandlung ließen sich für die Betroffenen daher leichter umsetzen.

Auch aus wissenschaftlicher Sicht scheint es derzeit keinen Anlass dafür zu geben, aufgrund der Pandemie auf eine Schwangerschaft zu verzichten, weil sich bisher keine Gründe zur entsprechenden Besorgnis aufzeigen lassen. Was die Frage bezüglich einer Impfempfehlung für Schwangere angeht, ist die aktuelle Datenlage noch nicht ausreichend aussagekräftig. Vom Robert-Koch-Institut gehen diesbezüglich weder belastbare Bewertungen noch Empfehlungen aus.

DIR Sonderauswertung Covid-19
Deutsches IVF-Register-Mitteilung 1/2021

Die weltweite Ernährungssituation bei Schulkindern

Während in vielen Ländern dieser Erde die Schulkinder zu klein sind, bringen sie in anderen Ländern zu viele Pfunde auf die Körperwaage. Zurückzuführen ist dies auf eine mangelhafte Qualität und Quantität der Ernährung und die jeweils vorherrschenden Lebensbedigungen, die zwischen den ärmeren und den reicheren Nationen stark variieren. In einer groß angelegten Studie, an der über 65 Millionen Heranwachsende im Alter von 5 bis 19 Jahren aus etwa 200 Ländern teilnahmen, wurden Daten bezüglich der Körpergröße und des Gewichts ausgewertet, die ab 1985 bis 2019 gesammelt wurden.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass sich die Körpergröße bei gleichaltrigen Teenagern der einzelnen untersuchten Länder um bis zu 20 Zentimeter unterscheiden kann. Als Beispiel können Mädchen aus Bangladesch im Alter von 19 Jahren genannt werden, deren Körpergröße lediglich die Maße von 11-jährigen Mädchen aus den Niederlanden erreichten.

Das Wachstum der Kinder ist demnach im extremsten Fall bei den Mädchen um acht Jahre und bei den Jungen um sechs Jahre verzögert. Bezüglich der Körpergröße lagen die Länder des nördlichen und mittleren Europas vorne. Die Länder im Süden und Südosten Asiens sowie in Ostafrika und Lateinamerika belegten vornehmlich die hintersten Plätze der Größentabelle, denn dort waren die 19-Jährigen am kleinsten.

Auch hinsichtlich des Körpergewichts gab es aufschlussreiche Erkenntnisse, denn die jungen Erwachsenen der pazifischen Inseln, des Nahen Ostens, der USA und Neuseelands zeigten den höchsten Körpermassenindex (BMI), während bei solchen aus den südasiatischen Staaten die geringsten BMI-Werte gemessen wurden. Der Durchschnitt der Kinder in den „reichsten“ Ländergruppen brachte im Extremfall circa 25 Kilogramm mehr Körpergewicht auf die Waage als der der „ärmeren“ Länder.

Interessanterweise entwickelten sich die großen Unterschiede bezüglich Körpergröße und Körpergewicht in einigen Ländern erst ab dem Schulalter von sechs Jahren. Zuvor zeigten die Kinder eine gesunde Entwicklung. Die Studienverantwortlichen schlussfolgern daraus, dass vor allem Schulkinder hinsichtlich einer ausgewogenen Ernährung mehr Unterstützung benötigen.

Demnach müssten in den Schuleinrichtungen mehr nahrhafte Lebensmittel, beispielsweise mit Hilfe von staatlich geförderten Essensgutscheinen und speziellen Ernährungsprogrammen, verfügbar sein. Auf der anderen Seite seien ernährungspädagogische Programme für die Eltern und Heranwachsenden der einkommensstärkeren Länder wichtig, um das andere Problem, nämlich das der vielen übergewichtigen Kinder, in den Griff zu bekommen.

Height and body-mass index trajectories of school-aged children and adolescents from 1985 to 2019 in 200 countries and territories: a pooled analysis of 2181 population-based studies with 65 million participants
Lancet 11/2020; 396: 1511–24.

Corona-Pandemie – unbehandelter Bluthochdruck verschlimmert den Krankheitsverlauf

Wie die Deutsche Hochdruckliga berichtet, wirkt sich ein Bluthochdruck, der nicht entsprechend therapiert wird, besonders nachteilig auf den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung aus. Betroffene haben demnach ein erhöhtes Risiko, dass das Virus bei ihnen zu einem schweren Krankheitsverlauf führt.

Diese Aussage ist vor dem Hintergrund besorgniserregend, dass hierzulande etwa 33 % der Erwachsenen und sogar fast 50 % der Erwachsenen ab 60 Jahren von zu hohen Blutdruckwerten betroffen sind. Eine aktuelle Studie lässt nun den Schluss zu, dass diese Betroffenen allein aufgrund ihres Bluthochdrucks zur Risikogruppe gehören, sofern sie nichts mit Hilfe entsprechender Medikamente dagegen tun. 

Durch Abstriche bei Betroffenen und Nichtbetroffenen einer COVID-19-Erkrankung konnte dargelegt werden, dass bei Patienten einer arteriellen Hypertonie die immunologischen Entzündungsreaktionen ausgeprägter waren als bei den Nicht-Bluthochdruckpatienten. Dieses hat bei den Hypertonikern zur Folge, dass der Körper länger und intensiver gegen das Virus zu kämpfen hat, und dementsprechend das Risiko einer schweren Atemwegsinfektion stark erhöht ist.

Die Wissenschaftler kamen zu einem weiteren wichtigen Ergebnis, denn offensichtlich führte eine Therapie des Bluthochdrucks beispielsweise mit Hilfe der gängigen ACE-Hemmer nachweislich dazu, dass das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs eingedämmt werden konnte und nur wenig größer war als das der Menschen mit gesunden Blutdruckwerten.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse ist es den Forschern besonders wichtig darauf hinzuweisen, dass aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie ein möglicher Bluthochdruck nicht nur erkannt, sondern auch adäquat behandelt werden muss.

Trump, S. eta al.
Hypertension delays viral clearance and exacerbates airway hyperinflammation in patients with COVID-19.
Nature 12/2020

Mit Bewegungsarmbändern über Atmung und Gesundheit urteilen?

Die Atmung eines Menschen im Schlaf sagt viel über seinen Gesundheitszustand aus. Weicht die Atmungsfrequenz vom Normalwert von 12- bis 18-mal pro Minute stark ab, so kann das ein Hinweis auf gesundheitliche Beeinträchtigungen sein. Teilweise ist diese nächtliche Atemfrequenz in Bezug auf Herzprobleme sogar aussagekräftiger als ein veränderter Herzschlag.

Um sich dieser hohen Aussagekraft der Atmung bei der Früherkennung von Erkrankungen zunutzezumachen, versuchen Wissenschaftler andere Methoden als die des herkömmlichen Schlaflabors ausfindig zu machen. So könnte die Atemfrequenz ohne den entsprechend größeren Aufwand vielleicht sogar zuhause und in Eigenregie gemessen werden.

Ein Forscherteam untersuchte bei etwa 400 Patienten, die im Schlaflabor der Charité Berlin mit den herkömmlichen Geräten unter nächtlicher Beobachtung standen, ob ein parallel angelegtes Bewegungsarmband vergleichsweise aussagekräftig ist, um den Atemrhythmus zu bestimmen. Die Messungen funktionieren ebenso wie beim Fitnessarmband, nur sind die Ergebniswerte genauer und können direkt auf eine spezielle Software übertragen werden.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die auf diese Weise gemessenen nächtlichen Bewegungen sehr gute Angaben zur Atemfrequenz zuließen. Sobald die Bewegungen allerdings zu intensiv wurden, ließen sich keine zuverlässigen Werte bezüglich der Atmung messen. Für die Wissenschaftler ist das Studienergebnis Beleg genug, dass die Bewegungsarmbänder in bestimmten Nachtabschnitten ideal geeignet wären, um unkompliziert aber recht zuverlässig zur Früherkennung diverser Volkskrankheiten beizutragen.

Leube, J. et al.
Reconstruction of the respiratory signal through ECG and wrist accelerometer data.
Scientific Reports 9/2020

Mehr Knochenbrüche durch fleischlose Ernährung?

Immer mehr Menschen verzichten auf den Verzehr von Fleisch. Eine vegetarische oder gar vegane Ernährung ist gut für das Klima und für das Wohl der Tiere. Auch der Gesundheit tut der Fleischverzicht gut, wenn man es richtig macht und auf eine ausreichende Vitalstoffversorgung achtet, damit es nicht zur Mangelversorgung kommt.

Eine Langzeitstudie aus Großbritannien kommt nun zu dem Ergebnis, dass die untersuchten Veganer möglicherweise ein um etwa 40 % erhöhtes Risiko für Knochenbrüche haben. Untersucht wurden über einen Zeitraum von etwa 18 Jahren die Ernährungsgewohnheiten und einige gesundheitliche Parameter von über 55.000 Studienteilnehmern.

Insbesondere im Bereich der Hüfte kam es nicht nur bei den Veganern, sondern auch bei den Vegetariern zu häufigeren Knochenbrüchen im Vergleich zu Menschen, die nicht auf Fleisch verzichteten. Die Verantwortlichen räumen zwar ein, dass in der Studie nicht eingehend untersucht wurde, ob die betroffenen Personen häufiger stürzten und daher die Knochenbrüche rührten. Fest steht jedoch, dass unter bestimmten Umständen bei einer fleischlosen Ernährung die Festigkeit der Knochen eingebüßt wird.

So ist es bei einer überwiegend pflanzlichen Ernährungsweise wichtig, für alternative Protein- und Kalzium-Lieferanten zu sorgen. Wichtige Eiweiße können beispielsweise durch den Verzehr von Hülsenfrüchten, Sojaspeisen, bestimmten Getreidesorten, Nüssen und Samen aufgenommen werden. Zusätzlich bieten sich bei „Nicht-Veganern“ auch Milchprodukte und Eier an.

Die Calzium-Versorgung sollte durch Alternativen wie bestimmte Kohlsorten oder Rucolasalat, Tricksenfeigen und Mandeln, Nüsse und Samen und nicht zuletzt durch calziumreiches Mineralwasser gewährleistet werden. Auch weitere wichtige Vitalstoffe wie das Vitamin D oder die Omega-3-Fettsäuren sind für einen stabilen Knochenaufbau wichtig und sollten mit der täglichen Ernährung ausreichend aufgenommen werden.

Um keine gesundheitlichen Einschränkungen zu riskieren, sollten Interessierte sich also ausreichend mit den Hintergründen einer fleischlosen Ernährung beschäftigen und für eine ausreichende alternative Nährstoffzufuhr sorgen.

Tammy Y. N. Tong et al.
Vegetarian and vegan diets and risks of total and site-specific fractures: results from the prospective EPIC-Oxford study.
BMC Med 11/2020; 18(1): 353.

Was macht das Multitasking mehrerer Medien mit unserem Gehirn?

Auf dem Sofa sitzen und einen Film schauen, dabei den Laptop auf dem Schoß, um zu surfen und nebenbei noch Nachrichten per Handy verschicken… Für immer mehr Menschen gehört ein derartiges Medien-Multitasking zum Alltag dazu. Doch ist das gesund oder schadet dieses intensive Medienverhalten womöglich dem Gedächtnis?

Dieser Frage gingen US-amerikanische Wissenschaftler nach und führten mit 80 jungen Erwachsenen eine Studie durch. Zum einen wurde abgefragt, wie häufig die Studienteilnehmer entsprechendes Medien-Multitasking betrieben. Zum anderen wurden verschiedene Gedächtnisübungen durchgeführt und zeitgleich die Pupillenerweiterungen und Hirnwellen mittels eines Elektroenzephalogramms gemessen. Eine eingeschränkte Gedächtnisleistung wie beispielsweise eine mögliche Unachtsamkeit oder abschweifende Gedanken lassen sich mit dieser Messmethode gut wiedergeben. In weiteren Tests wurde das Aufmerksamkeitsvermögen der Teilnehmer gemessen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich das auffällige Medien-Multitasking nachteilig auf die Aufmerksamkeit und die durchgeführten Gedächtnis-Tests auswirkt. Sicherlich seien weitere Studien in diesem Zusammenhang notwendig, doch bereits jetzt liegt diese Schlussfolgerung nahe. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass unsere Gedächtnisleistung insbesondere davon abhänge, wie stark wir unsere Aufmerksamkeit auf ein Ziel fokussieren können und wie wenig wir uns von anderen Faktoren und Einflüssen ablenken lassen.

Unser Gedächtnis ist demnach besonders auf eine zielgerichtete Informationsverarbeitung angewiesen, um gut funktionieren zu können. Diese Grundvoraussetzung scheint beim Media-Multitasking wohl eher nicht gegeben zu sein.

Madore, C. et al.
Memory failure predicted by attention lapsing and media multitasking
Nature 10/2020; 587: 87–91

Weshalb haben Bauernhofkinder ein geringeres Asthmarisiko?

Schon lange wird das Leben oder der häufige Aufenthalt auf einem Bauernhof insbesondere für Kleinkinder mit Asthmarisiko empfohlen. Es ist erwiesen, dass Kinder vom Bauernhof ein geringeres Asthmarisiko haben als solche, deren Leben nicht vornehmlich zwischen den Tieren und Feldern stattfindet.


Ein Forscherteam in München ist der Frage nachgegangen, welche speziellen Mechanismen hinter dieser Schutzwirkung stehen. Sie untersuchten Stuhlproben von über 700 Kindern im Alter von zwei Monaten bis einem Jahr, die auf einem Bauernhof lebten. Sie setzten ihr Augenmerk somit auf die Zusammensetzung der Darmflora der Kleinen.


Da der Darm unser wichtigstes Immunorgan ist, kommt es maßgeblich darauf an, welche speziellen Bakterien angesiedelt sind. Insbesondere im ersten Lebensjahr reift dieses wichtige Darm-Mikrobiom heran und wird wichtiger Begleiter im gesamten Leben. Bei der Auswertung der Proben ergab sich, dass die bauernhofspezifischen Einflüsse wie beispielsweise der häufige Kontakt mit Tieren und deren Umfeld dazu führt, dass sich die Darmflora der Kleinkinder vorteilhafter entwickelt und deren Reifungsprozess effektiver ist.


Auf diese Weise wird eine bessere Voraussetzung für ein gut funktionierendes Immunsystems gegeben und damit ein gewünschter Schutzeffekt vor Asthma gefördert. Die Wissenschaftler geben zwar auch die Ernährung wie beispielsweise das Stillen des Nachwuchses als wichtigen Einflussfaktor für den Aufbau einer immunstarken Darmflora an, doch scheint die Umwelt, in der die Kleinkinder aufwachsen, mindestens ebenso einflussreich zu sein.
Im Rahmen der Studie konnten zudem vermehrt solche Bakterien im Stuhl der Bauernhof-Kleinkinder nachgewiesen werden, die aufgrund ihrer Produktion einer wichtigen Fettsäure den Schutz vor Asthma erhöhen könnten. Es zeigt sich somit wieder einmal, wie wichtig eine gesunde Darmflora für die allgemeine Gesundheit ist, und dass insbesondere im ersten Lebensjahr durch entsprechende Strategien auf deren gute Ausreifung geachtet werden sollte.
Depner, M. et al.


Maturation of the gut microbiome during the first year of life contributes to the protective farm effect on childhood asthma
Nature Medicine 11/2020

Eine Diabetes-Erkrankung kostet bis zu acht Lebensjahre

Bei einer Diabetes-Erkrankung ist es besonders wichtig, die Therapie- und Lebensstilempfehlungen umzusetzen, ansonsten könnten die Betroffenen einen Teil ihrer kostbaren Lebenszeit einbüßen. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Universität in Manchester. Demnach kann ein Typ-1-Diabetes sieben bis achte Lebensjahre kosten, sofern der Stoffwechsel nicht durch entsprechende Maßnahmen unter Kontrolle gehalten wird.

Beim Typ-2-Diabetes können die Patienten bis zu zwei Lebensjahre verlieren. Eine Therapienachlässigkeit der Betroffenen wirkt sich folglich nachweislich negativ auf die verbleibenden Lebensjahre aus. Die Forscher werteten die Daten von nationalen Sterberegistern sowie die des Nationalen Diabetes-Audits des Jahres 2015 aus, um Aufschluss über die Mortalitätsrate von Diabetikern zu erhalten.

Diese Zahlen wurden mit den Sterbedaten von vergleichbaren „gesunden“ Personen in Bezug gesetzt, um die Anzahl der Lebensjahre zu errechnen, die Diabetiker infolge ihrer Erkrankung verloren haben. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Sterberate beider Diabetes-Gruppen in Summe um etwa 32 % höher lag als die der Bevölkerungsgruppe ohne einen Diabetes.
Für einen fast 43-jährigen Mann mit Diabetes Typ 1 wurde beispielsweise eine weitere Lebenserwartung von etwa 33 Jahren errechnet, während ein gleichaltriger Nichtdiabetiker mit weiteren 40 Lebensjahren zu rechnen habe. Umgerechnet bedeutet dies, dass ein Diabetiker des Typs 1 von 7,6 weniger Lebensjahren ausgehen muss im Vergleich zu Nicht-Diabetikern. Beim Typ-2-Diabetiker reduzieren sich die zu erwartenden Restlebensjahre um durchschnittlich 1,7 Jahre im Vergleich zu den Nicht-Diabetikern.
Ausschlaggebend für diese alarmierenden Zahlen waren wohl die nachgewiesenen schlecht eingestellten Blutzuckerspiegel der betroffenen Patienten, die eigentlich aufgrund der Therapieempfehlungen besser sein könnten. Demnach haben es viele Diabetiker selbst in ihrer Hand, ob die Erkrankung lebensverkürzende Ausmaße annimmt, indem sie sich strikter an die Therapieempfehlungen halten und zusätzlich ihren Lebensstil entsprechend verändern. Therapiemuffel müssen also laut Studienergebnis nachweislich mit einer Lebensjahr-Einbuße zahlen.

Heald, A et al.
Estimating life years lost to diabetes: outcomes from analysis of National Diabetes Audit and Office of National Statistics data.
Cardiovascular Endocrinology & Metabolism 6/2020

Nicht nur zu Corona-Zeiten - Schlechter Schlaf durch Stress im Beruf?

In den vergangenen Monaten haben viele von uns zu spüren bekommen, wie ungünstig es teilweise ist, den beruflichen Alltag vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie mit dem Familienleben optimal zu vereinbaren. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) berichtet, dass bei entsprechenden Arbeitsmodellen und beruflichen Überlastungen unzureichender Schlaf nahezu vorgegeben ist. Der Ruf nach weniger beruflicher Überlastung durch beispielsweise variierende Arbeitszeitmodelle wird daher auch seitens der Schlafwissenschaftler immer lauter.


Ansonsten geraten die Betroffenen schnell in einen Teufelskreis: Wer wenig schläft, ist körperlich und geistig nicht fit, macht Fehler und gleitet möglicherweise ab in ein Stimmungstief. Die Ergebnisse im Job sind dadurch ineffektiver und die Betroffenen geraten immer mehr unter Druck, was wiederum eine schlechte Schlafqualität zur Folge hat.


Die berufliche Überbelastung sei demnach mehr denn je eine ernst zu nehmende Ursache für schlechten Schlaf. Nicht zuletzt fordere auch die zunehmende Digitalisierung körperliche Ressourcen zu teilweise unmöglichen Tageszeiten ab, die häufig nicht zum natürlichen physiologischen Tagesrhythmus der Arbeitnehmer passe, so die DGSM. Schlafstörungen seien nicht selten die Folge.


Neben neuartigen Arbeitszeitmodellen sollte zusätzlich von den Arbeitnehmern auf zwischenzeitliche Erholungsphasen geachtet werden, in denen zum Beispiel kurze Entspannungsübungen oder eine einfache Auszeit den Druck nehmen können.


Auf unnötige Lichtbelästigungen zu Nachtzeiten und auf eine ausgewogene nährstoffreiche Ernährung sei ebenfalls zu achten, um die innere Uhr möglichst im Gleichgewicht zu halten und damit besser gegen den Alltagsstress gewappnet zu sein. Es gibt viele Ansatzpunkte, um einen besseren Schlaf garantieren zu können, aktuell scheint aber die veränderte und angehobene berufliche Belastung ein wichtiger Verursacher für Schlafmangel zu sein.
Bei schlechtem und zu kurzem Schlaf sollte man immer auf eine berufliche Überlastung schauen


Pressemitteilung DGSM 9/2020

Corona und Aerosole – weshalb trockene Innenräume ungünstig sind

Coronabedingt kennen wir alle mittlerweile den Begriff „Aerosole“, die kleinsten Tröpfchen in unserem Atem, die durch den Raum fliegen und möglicherweise Überträger des Virus sein können. Jetzt gerade im Herbst stellt sich die Frage, wie sich die Aerosole bei trockener Raumluft verhalten. Sicher ist, dass sie sich draußen an der frischen Luft schnell verteilen und somit das Risiko einer möglichen Ansteckung unter freiem Himmel um das 18-Fache reduziert ist.

Deutsche und indische Wissenschaftler untersuchten vor diesem Hintergrund, welchen Einfluss die Luftfeuchtigkeit auf das Verhalten der Aerosole hat. Sie stützten ihre Untersuchungen auf zehn Studien, die sich bereits mit dieser Thematik befasst haben, und kamen zu dem Ergebnis, dass eine geringe Luftfeuchtigkeit zwar zu einer schnelleren Austrocknung der kleinen Atemtröpfchen führt, dieses aber nicht unbedingt zu einer Eindämmung der Viren führt.

Die Forscher beobachteten nämlich, dass sich die Viren bei trockener Luft, das heißt bei einer Luftfeuchtigkeit von weniger als 40 %, noch ungünstiger ausbreiten als bei hoher Luftfeuchtigkeit. Das liegt zum einen daran, dass die infizierten Tröpfchen zwar kleiner, aber auch leichter werden und sich damit weiter im Raum verbreiten könnten. Zum anderen beeinträchtigt eine trockene Luft den Abwehrmechanismus unserer Nasenschleimhäute und die Viren haben es leichter, diesen natürlichen Schutz zu passieren.
Im Gegenzug dazu nehmen die kleinen Atemtröpfchen bei einer hohen Luftfeuchtigkeit zusätzlich Wasser aus der Luft auf. Damit werden sie schwerer und sinken hinab auf den Boden, wo sie nicht so leicht eingeatmet werden.

Ahlawat, A. et al.
An Overview on the Role of Relative Humidity in Airborne Transmission of SARS-CoV-2 in Indoor Environments.
Aerosol Air Qual. Res. 7/2020; 20: 1856–1861.

Mehr Darmerkrankungen durch Antibiotika?

Es ist nicht neu, dass Antibiotika nachteilige Nebenwirkungen für die Darmgesundheit, insbesondere für die Darmflora, haben können. Wie eine aktuelle Studie berichtet, könnte eine häufige Einnahme dieser Medikamentengruppe dafür mitverantwortlich sein, dass die Zahl der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) so hoch ist.

 

Hierzulande sind etwa 320.000 Menschen von einer derartigen Darmerkrankung betroffen, wozu beispielsweise Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa gehören. Charakteristika sind dauerhafte oder phasenweise Entzündungen der Darmschleimhaut, welche sich unter anderem durch Bauchschmerzen oder Durchfall bemerkbar machen. Neben einer entsprechenden erblichen Vorbelastung, einer unausgewogenen Ernährung oder Nikotingenuss (Tabakkonsum) stehen nun auch Antibiotika als mögliche Verursacher im Visier der Wissenschaftler.


Ein schwedisches Forscherteam hatte die Daten von fast 24.000 Betroffenen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung näher unter die Lupe genommen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auch auf eine mögliche Einnahme von Antibiotika gelegt. Im Vergleich dazu wurden entsprechende Daten von fast 120.000 darmgesunden Menschen, unter anderem auch Geschwister der ersten Personengruppe herangezogen.


Im Ergebnis zeigte sich, dass die Studienteilnehmer mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung im Gegensatz zur gesunden Teilnehmergruppe in den Zeiten zuvor beinahe doppelt so häufig Antibiotika eingenommen hatten. Je zahlreicher demnach Antibiotika verschrieben wurden, desto höher war das Risiko, eine chronisch-entzündliche Darmkrankheit zu entwickeln.

Interessanterweise scheint sich die Einnahme von Breitbandantibiotika, also solche Medikamente, die gegen ein breites Spektrum an Bakterien aufgestellt sind, besonders nachteilig auf die Darmgesundheit auszuwirken.


Nguyen, L.H. et al:
Antibiotic use and the development of inflammatory bowel disease: a national case-control study in Sweden
The Lancet Gastroenterology & Hepatology 8/2020

Was haben Hitzewallungen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun?

Wechseljahresbeschwerden zeigen sich bei vielen Frauen durch Hitzewallungen. Es wird angenommen, dass diese unangenehmen Schweißausbrüche auf Fehlregulierungen des vegetativen Nervensystems zurückzuführen sind.

 

Im Rahmen einer Studie wurden Untersuchungsergebnisse von über 23.000 Frauen, dessen Herz-Kreislauf-System mit Beginn der Untersuchungen gesund war, näher unter die Lupe genommen, um mögliche gesundheitliche Auswirkungen der Hitzewallungen ausfindig zu machen.

 

Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass solche Frauen mit starken Hitzewallungen unter einem um mindestens 50 % erhöhten Risiko für nicht tödlich verlaufende Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten. Das heißt, Herz-Kreislauf-Probleme wie ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder weitere Krankheiten der Herzkranzgefäße traten bei diesen Frauen sehr viel häufiger auf als bei denjenigen ohne derartige Wechseljahresbeschwerden. Dabei war es unerheblich, wie oft und wie lange die Hitzewallungen jeweils andauerten. Ausschlaggebender war die Intensität dieser Beschwerden.

 

Dieser unangenehme Nebeneffekt der Wechseljahresbeschwerden begründet sich darauf, dass die Fehlregulierungen im vegetativen Nervensystem auch einen nachteiligen Effekt auf die Regulation des Blutdrucks haben kann. Sobald dieser daraus folgend zu hoch wird, erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem nimmt in den Wechseljahren bekanntlich der Östrogenspiegel ab, dem wiederum ein schützender Effekt für die Herzgesundheit zugesprochen wird.


Zhu, D. et al.
Vasomotor Menopausal Symptoms and Risk of Cardiovascular Disease: A pooled analysis of six prospective studies.
AJOG. 6/2020

Kein Diabetes mehr dank Abnehmen

Immer mehr Menschen leiden unter der erworbenen Diabetes-Typ-2-Erkrankung. In vielen Fällen ist ein ungesunder Lebensstil die Ursache, die zu eindeutigem Übergewicht beziehungsweise einer Adipositas geführt hat. Der normale Stoffwechsel verändert sich folglich in der Form, dass auch der Insulinstoffwechsel fehlgeleitet und die Zuckerkrankheit erworben wird.

 

Um von einer solchen Diabetes-Erkrankung wieder in einen gesunden Normalzustand zu gelangen, scheint es hilfreich zu sein, sein Übergewicht massiv um einige Kilos zu reduzieren. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie mit fast 150 Teilnehmern, die übergewichtig waren (mit einem durchschnittlichen BMI von 35kg/m2) und bereits seit mindestens zwei Jahren an einem Diabetes erkrankt waren. Viele der Studienteilnehmer wurden bereits mit Antidiabetika medikamentös eingestellt.

Über den Zeitraum von einem Jahr wurde bei der Hälfte von ihnen das Körpergewicht drastisch reduziert, sie nahmen im Schnitt 12 kg pro Jahr mithilfe von speziellen Diätmaßnahmen ab. Die Kontrollgruppe wurde entsprechend vorgegebener Leitlinien behandelt und verlor am Ende jährlich durchschnittlich 4 kg an Körpergewicht.


Nach Untersuchung der Stoffwechselparameter konnten die Studienverantwortlichen feststellen, dass am Ende der Studie über 30 % der ersten Gruppe einen normalen Stoffwechsel zurückerlangt hatte und nicht mehr unter einer Diabetes-Erkrankung litt. Bei der Kontrollgruppe schafften es lediglich 4 %. Eine radikale Ernährungsumstellung unter ärztlicher Anleitung, die zu einer Gewichtsreduzierung um mindestens 10 kg führt, garantiert den betroffenen demnach eine um 50 % erhöhte Chance, ihren gesunden Blutzuckerspiegel wiederzuerlangen und damit ihren Diabetes wieder loszuwerden.


Taheri, S. et al.
Effect of intensive lifestyle intervention on bodyweight and glycaemia in early type 2 diabetes (DIADEM-I): an open-label, parallel-group, randomised controlled trial
Lancet 6/2020; 8: 477-489

Mit Milchprodukten gegen das Metabolische Syndrom?

Jeder fünfte Deutsche ist von Bluthochdruck, von erhöhten Werten der Blutfette und des Blutzuckers sowie von Übergewicht im Bereich des Bauchs betroffen. Bei einer Kombination dieser vier Gesundheitsrisiken spricht man von einem „Metabolischen Syndrom“. Diese weitverbreitete Zivilisationskrankheit ist hauptverantwortlich für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und lässt das Herzinfarkt- sowie das Schlaganfall-Risiko um das Doppelte bis Dreifache ansteigen.

Das Ergebnis einer international angelegten Ernährungsstudie mit über 150.000 Teilnehmern aus 21 Ländern kam jetzt zu dem Schluss, dass der Konsum von Milchprodukten möglicherweise vor dem metabolischen Syndrom und seinen negativen Folgen schützen könnte.

Etwa 40% der Studienteilnehmer waren von einem metabolischen Syndrom betroffen. Alle füllten ein Ernährungsprotokoll aus, um mögliche Rückschlüsse des Ernährungsverhaltens auf die Entstehung des metabolischen Syndroms ziehen zu können. Bereits schnell zeigte sich, dass dessen Betroffenheit auch davon abhing, wie viel Milchprodukte auf dem Speiseplan standen.

Ein täglicher Verzehr von zwei Portionen Milchprodukte, wie beispielsweise ein Glas Milch und ein 244 g-Joghurt oder eine 15 g-Scheibe Käse und ein Teelöffel Butter, reduzierten das Risiko für das Syndrom um 24 %. Interessanterweise scheint es dabei wichtig zu sein, auf vollfette Milchprodukte zurückzugreifen, so die Forscher.

Weitere Untersuchungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass sich der Milchproduktkonsum auch direkt auf die Entstehung der Einzelkomponenten wie Bluthochdruck und erhöhte Blutzuckerwerte, also Diabetes, auswirken könnte. Personen, die diesbezüglich ursprünglich gesunde Werte hatten, entwickelten im Studienverlauf von neun Jahren erhöhte Blutdruck- und Blutzuckerwerte.

Sofern die Teilnehmer in diesem Zeitraum jedoch die zwei Portionen Milchprodukte verzehrten, verringerte sich das Erkrankungsrisiko um 11 bzw. 12 % im Vergleich zu Studienteilnehmern ohne Milchprodukte-Verzehr. Um Schlüsse für mögliche Vorsorgemaßnahmen gegen die steigende Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch einen entsprechenden Milchverzehr ziehen zu können, stehen weitere großangelegte Studie an.

Bhavadharini, B. et al.
Association of dairy consumption with metabolic syndrome, hypertension and diabetes in 147 812 individuals from 21 countries.
BMJ 5/2020

Die „Drei“ gegen Krebs

Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) berichtet, wird jede fünfte Krebsneuerkrankung hierzulande durch das Rauchen von Tabak verursacht. Zwar ist die Anzahl der Raucher rückläufig, im internationalen Vergleich ist ihre Rate in Deutschland allerdings noch mit 26,4 % bei den Männern und 18,6 % bei den Frauen sehr hoch.

Auch sieht es bei uns hinsichtlich der Tabakkontrollmaßnahmen und eines längst überfälligen Werbeverbotes vergleichsweise schlecht aus, so dass immer noch viel zu viele Menschen in Deutschland tabakbedingt an Krebs erkranken. Laut Aussagen des DKFZs könnten drei wichtige Maßnahmen helfen, um viele Krebsfälle zu vermeiden.

Mit Hilfe von Modellrechnungen gelang den Forschern eine interessante, wegweisende Prognose:
Würde die derzeitige, lückenhafte Tabakkontrollpolitik so weiterlaufen wie bisher, gäbe es für 2050 eine Raucherquote von 14,8 (für die Männer) und von 10,2 (für die Frauen). Sollte es jedoch gelingen, den Tabakkonsum durch die drei Maßnahmen wie „jährliche Steuererhöhungen um 10 % über einen Zeitraum von zehn Jahren“, „ein umfassendes Tabakwerbeverbot“ sowie „eine einheitliche neutrale Verpackung für alle Zigarettenmarken“ zu reduzieren, so läge die Raucherquote in 30 Jahren nur noch bei 9,7 beziehungsweise 6,7 %!

Aus diesen Zahlen ließ sich weiterhin errechnen, dass es im Jahr 2050 bei den Männern 14 % und bei den Frauen 12 % weniger Krebsfälle geben würde, die durch Tabakgenuss verursacht sind. Auf Personenzahlen in Deutschland bezogen bedeutet das, dass die genannten drei Maßnahmen über eine Million Menschen innerhalb der nächsten 30 Jahre vor einer Krebserkrankung schützen könnten.

Zudem weisen die Studienverantwortlichen darauf hin, dass eine entsprechende Tabakkonsum-Reduzierung selbstverständlich einen weiteren sehr positiven Effekt auf zahlreiche andere Erkrankungen haben würde, die ebenso durch das Rauchen verursacht werden.

Gredner, T. et al.
Impact of tobacco control policies on smoking-related cancer incidence in Germany 2020 to 2050 – a simulation study Cancer Epidemiology 2020.
Biomarkers & Prevention 5/2020

Zahngesundheit

Sofortbelastung von Implantaten
Sofortbelastung von Implantaten

Die Sofortbelastung von Implantaten ist ein fortschrittliches Konzept in der Implantologie, das es ermöglicht, Zahnimplantate unmittelbar nach ihrer Platzierung zu belasten. Dieses Verfahren stellt eine signifikante Abkehr von der traditionellen Methode dar, bei der Patienten eine längere Einheilphase abwarten mussten, bevor die Implantate belastet werden konnten.

Grundlagen der Sofortbelastung

  • Definition: Sofortbelastung bezieht sich auf das Anbringen eines Zahnersatzes auf das Implantat am selben Tag der Implantation.
  • Voraussetzungen: Gute Knochenqualität und -quantität, präzise chirurgische Techniken und sorgfältige Patientenauswahl sind entscheidend.

Vorteile der Sofortbelastung

  1. Zeiteffizienz: Reduziert die Gesamtbehandlungszeit erheblich.
  2. Ästhetik: Sofortiger Ersatz fehlender Zähne verbessert das ästhetische Erscheinungsbild.
  3. Patientenkomfort: Vermeidet die Notwendigkeit einer temporären Prothese während der Einheilphase.
  4. Psychologischer Nutzen: Sofortige Wiederherstellung der Kaufunktion und des Aussehens kann das Selbstbewusstsein und die Lebensqualität des Patienten verbessern.

Klinische Anwendung

  • Planung und Technik: Erfordert sorgfältige Planung und präzise chirurgische Techniken, oft unterstützt durch 3D-Bildgebung und digitale Planung.
  • Provisorische Versorgung: Sofortige Anbringung einer provisorischen Krone oder Brücke, die später durch den endgültigen Zahnersatz ersetzt wird.
  • Nachsorge und Überwachung: Engmaschige Nachsorge zur Überwachung der Implantatintegration und Belastung.

Herausforderungen und Überlegungen

  • Risiken: Risiko einer geringeren Osseointegration und potenziellen Implantatverlustes, insbesondere bei unzureichender Knochenqualität.
  • Patientenauswahl: Nicht für alle Patienten geeignet, insbesondere bei bestimmten medizinischen Zuständen oder schlechter Mundhygiene.

Zukunftsperspektiven

Mit fortschreitenden technologischen Entwicklungen und zunehmender klinischer Erfahrung wird die Sofortbelastung von Implantaten voraussichtlich eine noch größere Rolle in der zahnärztlichen Praxis spielen.

Fazit

Die Sofortbelastung von Implantaten bietet bedeutende Vorteile für Patienten und verkürzt die Behandlungszeit erheblich. Eine sorgfältige Patientenauswahl und präzise chirurgische Techniken sind jedoch entscheidend für den Erfolg dieses Verfahrens.

Entwicklung und Pathogenese von Karies

Karies ist eine der häufigsten oralen Erkrankungen weltweit und resultiert aus einem komplexen Zusammenspiel von Bakterien, Ernährungsgewohnheiten, Mundhygiene und individuellen Faktoren. Ein Verständnis der Entwicklung und Pathogenese von Karies ist wesentlich für effektive Präventions- und Behandlungsstrategien.

Pathogenese (Krankheitsentstehung) von Karies

  1. Mikrobielle Plaquebildung: Karies beginnt mit der Bildung eines Biofilms (Plaque) auf der Zahnoberfläche, in dem kariogene Bakterien wie Streptococcus mutans und Lactobacillen gedeihen.
  2. Säureproduktion durch Bakterien: Diese Bakterien metabolisieren zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke und produzieren Säuren als Abfallprodukt, die den Zahnschmelz demineralisieren.
  3. Demineralisierung des Zahnschmelzes: Fortlaufender Säureangriff führt zur Auflösung der Mineralien im Zahnschmelz, was die frühe Phase der Kariesentwicklung markiert.

Einflussfaktoren auf die Kariesentwicklung

  • Ernährungsgewohnheiten: Häufiger Konsum von Zucker und säurehaltigen Nahrungsmitteln und Getränken fördert die Kariesentwicklung.
  • Mundhygiene: Unzureichende Mundhygiene trägt zur Plaqueakkumulation und damit zur Kariesbildung bei.
  • Speichelfluss und -zusammensetzung: Speichel spielt eine wesentliche Rolle bei der Neutralisierung der Säuren und der Remineralisierung des Zahnschmelzes.

Kariesprogression (Fortschreiten der Karies)

  • Fortgeschrittene Karies: Ohne Behandlung kann die Demineralisierung fortschreiten, was zum Kollaps der Zahnoberfläche und zur Bildung einer Kavität (Hohlraum innerhalb der Zahnkaries) führt.
  • Pulpale Beteiligung: Bei weiterer Progression kann Karies das Dentin (Zahnbein) durchdringen und die Pulpa (den Nerv des Zahnes) erreichen, was zu Zahnschmerzen und Infektionen führen kann.

Prävention und Management

  • Früherkennung und Intervention: Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen und frühzeitige Behandlung von Anfangsstadien der Karies.
  • Fluoridierung: Anwendung von Fluoriden zur Stärkung des Zahnschmelzes und zur Förderung der Remineralisierung.
  • Ernährungsberatung: Aufklärung über zahngesunde Ernährung und Reduzierung des Zuckerkonsums.
  • Gute Mundhygienepraktiken: Regelmäßiges Zähneputzen und Zahnseidegebrauch zur Plaquekontrolle.

Fazit

Die Entwicklung und Pathogenese von Karies ist ein dynamischer Prozess, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Das Verständnis dieser Mechanismen ist entscheidend für die Prävention, Früherkennung und effektive Behandlung von Karies, um die Mundgesundheit zu erhalten und zu fördern.

Aufbissschiene (Okklusionsschiene)

Die Aufbissschiene, auch als Okklusionsschiene bekannt, ist ein wichtiges therapeutisches Instrument in der Zahnmedizin, das insbesondere zur Behandlung von Bruxismus (Zähneknirschen), TMD (Temporomandibuläre Dysfunktion) und anderen okklusalen Problemen eingesetzt wird. Diese Schienen spielen eine wesentliche Rolle in der Schienentherapie, indem sie die Kiefermuskulatur entspannen und den Druck auf das Kiefergelenk reduzieren.

Funktionsweise und Anwendung

Ziel der Aufbissschiene: Verteilung des Kaudrucks, Schutz der Zähne vor Abrieb, Entlastung des Kiefergelenks und der Muskulatur.

Indikationen (Anwendungsgebiete):

  • Bruxismus (Zähneknirschen)
  • Kopfschmerzen, die durch okklusale Probleme (Bissprobleme) verursacht werden.
  • Schutz der Zähne vor Abrieb
  • Temporomandibuläre Dysfunktion (TMD)*

*Überbegriff für eine Gruppe von muskuloskelettalen und neuromuskulären Erkrankungen, die das Kiefergelenk (TMJ), die Kaumuskulatur und alle damit verbundenen Strukturen betreffen

Arten von Aufbissschienen

  • Harte Okklusionsschienen

    • Material: Meist aus Acryl.
    • Einsatzbereich: Vor allem bei starkem Zähneknirschen und zur langfristigen Therapie.
     
  • Weiche Okklusionsschienen

    • Material: Flexibler Kunststoff.
    • Anwendung: Kurzzeitige Nutzung oder bei leichtem Bruxismus.
     
  • Anatomisch geformte Schienen

    • Design: Nach genauen Abdrücken des Gebisses gefertigt, für eine individuelle Passform.
    • Vorteil: Höherer Tragekomfort und spezifische Anpassung an den Patienten.
     

Herstellungsprozess

  • Diagnostik und Planung: Zahnärztliche Untersuchung und Diagnose der okklusalen Problematik.
  • Abdrucknahme: Präzise Abformung der Zähne für die Schienenanfertigung.
  • Herstellung: Fertigung der Schiene im zahntechnischen Labor.

Tragehinweise und Pflege

  • Tragezeit: Meist nachts, kann aber je nach individueller Situation variieren.
  • Pflege: Regelmäßige Reinigung der Schiene zur Vermeidung von Bakterienbildung und Verfärbungen.
  • Kontrolltermine: Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen durch den Zahnarzt.

Wirkung und Vorteile

  • Schutz: Vor Abrieb der Zähne durch Knirschen.
  • Entlastung: Reduzierung der Belastung auf das Kiefergelenk und die Muskulatur.
  • Prävention: Verhindern von Langzeitschäden am Gebiss und Kiefergelenk.

Fazit

Die Aufbissschiene ist ein vielseitiges und effektives Werkzeug in der Schienentherapie, das zur Linderung von Symptomen bei Bruxismus, TMD und anderen okklusalen Störungen beiträgt.

Ihre korrekte Anwendung und regelmäßige Kontrolle sind entscheidend für den Therapieerfolg und die langfristige orale Gesundheit.

Apikale Chirurgie
Apikale Chirurgie

Die apikale Chirurgie, auch bekannt als Wurzelspitzenresektion (Entfernung einer Wurzelspitze des Zahnes), ist ein zahnmedizinisch-chirurgischer Eingriff, der häufig zur Behandlung von Zahnwurzelinfektionen oder zur Entfernung von Zysten im Bereich der Zahnwurzelspitze durchgeführt wird. Diese Prozedur ist ein wesentlicher Bestandteil der Oralchirurgie und bietet eine Alternative, wenn eine konventionelle Wurzelkanalbehandlung nicht erfolgreich war oder nicht möglich ist.

Grundlagen der apikalen Chirurgie

  • Indikationen: Chronische periapikale Entzündungen („um die Wurzel herum“), Wurzelfrakturen (Wurzelbrüche), Zysten und nicht erfolgreiche Wurzelkanalbehandlungen.
  • Ziel: Entfernung des entzündeten oder infizierten Gewebes im Bereich der Zahnwurzelspitze und Erhalt des Zahnes.

Vorbereitung und Diagnostik

  • Klinische Untersuchung: Beurteilung des Zustandes des betroffenen Zahnes und des umgebenden Gewebes.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen oder digitale Volumentomographie (DVT) zur präzisen Planung des Eingriffs.

Chirurgischer Ablauf der apikalen Chirurgie

  1. Anästhesie: Lokalanästhesie zur Schmerzausschaltung.
  2. Zugang: Freilegung der Wurzelspitze durch einen kleinen Schnitt im Zahnfleisch und Entfernung des Knochengewebes.
  3. Resektion: Entfernung der Wurzelspitze und des entzündeten Gewebes.
  4. Versiegelung: Versiegelung des Wurzelkanals von der Spitze her.
  5. Wundverschluss: Naht des Zahnfleisches.

Nachsorge und Heilung

  • Postoperative Anweisungen: Empfehlungen zur Schmerzkontrolle, Hygiene und Schonung des Operationsgebietes.
  • Heilungsprozess: Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zur Überwachung der Heilung.

Mögliche Komplikationen

  • Risiken: Wie bei jedem chirurgischen Eingriff bestehen Risiken wie Infektionen, Blutungen oder Verletzungen benachbarter Strukturen.
  • Erfolgsaussichten: Hohe Erfolgsraten, abhängig von verschiedenen Faktoren wie der allgemeinen Mundgesundheit und der Komplexität des Falles.

Fazit

Die apikale Chirurgie ist eine wichtige Behandlungsoption in der Oralchirurgie, die es ermöglicht, Zähne zu erhalten, die sonst möglicherweise extrahiert werden müssten.

Eine sorgfältige Planung, fachgerechte Durchführung und konsequente Nachsorge sind entscheidend für den Erfolg dieses Verfahrens.

Lippen- und Gesichtsästhetik

Die Ästhetik von Lippen und Gesicht spielt eine wesentliche Rolle in der Gesamtwahrnehmung eines schönen Lächelns. In der modernen Zahnmedizin gehen einige Praxen über die traditionellen zahnärztlichen Behandlungen hinaus und bieten ergänzende Verfahren an, die sich auf die Verbesserung der Lippen- und Gesichtsästhetik konzentrieren, wie beispielsweise der Einsatz von Fillern oder Botox.

Lippenästhetik in Verbindung mit Zahnbehandlungen

Ein harmonisches Lächeln hängt nicht nur von der Beschaffenheit der Zähne ab, sondern auch von der Form und Fülle der Lippen. Ästhetische Eingriffe an den Lippen können das Erscheinungsbild des Lächelns erheblich verbessern.

Häufige Lippenbehandlungen

  • Hyaluronsäure-Filler: Sie werden verwendet, um Volumen und Kontur der Lippen zu verbessern. Hyaluronsäure ist ein natürlicher Bestandteil der Haut und hilft, Feuchtigkeit zu binden und die Lippen voller erscheinen zu lassen.
  • Botox: Kann eingesetzt werden, um feine Linien um die Lippen herum zu reduzieren und ein jugendlicheres Erscheinungsbild zu fördern.

Gesichtsästhetik und ihr Einfluss auf das Lächeln

Die Gesichtsästhetik umfasst die Gesamtheit der Gesichtszüge und deren Einfluss auf das Lächeln. Einige zahnmedizinische Praxen bieten Behandlungen an, die auf die Verbesserung der Gesichtsästhetik abzielen.

Häufige Gesichtsbehandlungen

  • Dermale Filler: Werden verwendet, um Falten zu glätten und das Gesichtsvolumen, insbesondere in den Wangen und um die Mundpartie, zu erhöhen.
  • Botox: Hilft bei der Entspannung von Gesichtsmuskeln, um das Erscheinungsbild von Krähenfüßen, Stirnfalten und anderen mimischen Linien zu reduzieren.

Vorteile

  • Verbesserte Gesamterscheinung: Diese Behandlungen können das ästhetische Erscheinungsbild des Gesichts und des Lächelns verbessern.
  • Minimale Invasivität: Die meisten dieser Verfahren sind minimalinvasiv und erfordern nur wenig bis keine Erholungszeit.
  • Schnelle Ergebnisse: Viele der Behandlungen zeigen unmittelbare oder kurzfristige Ergebnisse.

Überlegungen und Herausforderungen

  • Kosten: Kosmetische Gesichtsbehandlungen können teuer sein und werden in der Regel nicht von Krankenversicherungen abgedeckt.
  • Risiken und Nebenwirkungen: Wie bei allen medizinischen Eingriffen gibt es Risiken, einschließlich allergische Reaktionen, Infektionen oder unerwünschte kosmetische Ergebnisse.
  • Qualifikation des Anbieters: Es ist wichtig, dass diese Behandlungen von qualifizierten Fachkräften durchgeführt werden.

Fazit

Die Integration von Lippen- und Gesichtsästhetik in die zahnärztliche Praxis bietet eine ganzheitliche Herangehensweise an das ästhetische Erscheinungsbild des Lächelns.

Diese Verfahren können das Selbstvertrauen stärken und zu einem jugendlicheren, frischeren Gesamtbild beitragen. Patienten sollten sich jedoch über die Kosten, potenziellen Risiken und die Notwendigkeit einer fachkundigen Durchführung bewusst sein. Eine ausführliche Beratung mit einem qualifizierten Facharzt ist unerlässlich, um die am besten geeigneten Optionen zu erörtern.

Prävention von Parodontalerkrankungen

Parodontalerkrankungen, oft als Erkrankungen des Zahnfleisches bezeichnet, sind eine der häufigsten Ursachen für Zahnverlust bei Erwachsenen. Eine frühzeitige Erkennung und präventive Maßnahmen können jedoch dazu beitragen, diese Erkrankungen effektiv zu verhindern und zu behandeln.

Ursachen von Parodontalerkrankungen

Parodontalerkrankungen entstehen durch die Ansammlung von Bakterien in Form von Plaque und Zahnstein am Zahnfleischrand. Risikofaktoren umfassen schlechte Mundhygiene, Rauchen, genetische Prädisposition, bestimmte Krankheiten wie Diabetes mellitus, und einige Medikamente.

Symptome – Beschwerden

Die Frühstadien der Parodontitis, bekannt als Gingivitis (Zahnfleischentzündung), sind durch Zahnfleischbluten, Rötung und Schwellung gekennzeichnet. Ohne Behandlung kann sich die Erkrankung zu einer fortgeschrittenen Parodontitis entwickeln, die zu Zahnlockerung, Rückgang des Zahnfleisches und letztlich zum Zahnverlust führen kann.

Präventive Maßnahmen

  1. Gute Mundhygiene: Regelmäßiges Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide sind entscheidend, um Plaque und Bakterien zu entfernen.
  2. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen: Professionelle Zahnreinigungen helfen, Zahnstein zu entfernen und frühzeitig Probleme zu erkennen.
  3. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen und arm an Zucker, unterstützt die allgemeine Mundgesundheit.
  4. Rauchentwöhnung: Rauchen erhöht das Risiko für Parodontalerkrankungen erheblich.
  5. Stressmanagement: Stress kann einen negativen Einfluss auf die Mundgesundheit haben und sollte daher kontrolliert werden.

Früherkennung und Behandlung

Die Früherkennung von Parodontalerkrankungen ist entscheidend. Bei Anzeichen von Zahnfleischbluten oder -schwellung sollte umgehend ein Zahnarzt konsultiert werden. Frühzeitige Behandlungen können einfache Maßnahmen wie eine verbesserte Mundhygiene oder eine professionelle Zahnreinigung umfassen. Bei fortgeschrittenen Erkrankungen können tiefere Reinigungen oder chirurgische Eingriffe notwendig sein.

Fazit

Die Prävention und frühzeitige Behandlung von Parodontalerkrankungen sind entscheidend, um die Mundgesundheit zu erhalten und ernsthafte Komplikationen zu vermeiden. Eine gute Mundhygiene, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und ein gesunder Lebensstil sind die Schlüssel zur Vorbeugung dieser häufigen Erkrankungen.

Analyse von Zahnstein und Ablagerungen

Zahnstein und Ablagerungen sind häufige Probleme in der oralen Gesundheit. Eine detaillierte Analyse ihrer Zusammensetzung kann wertvolle Informationen über den Zustand des Mundraums liefern und Hinweise auf das Risiko für Parodontalerkrankungen geben.

Bedeutung der Zahnsteinanalyse

Zahnstein, auch bekannt als dentaler Kalkulus, ist verhärteter Zahnbelag, der sich an den Zähnen bildet. Er besteht aus Mineralien, Speichelbestandteilen, Mikroorganismen und organischen Substanzen. Die Analyse von Zahnstein kann Aufschluss über die Präsenz und Aktivität spezifischer Bakterien sowie über Risikofaktoren für Parodontitis und andere orale Erkrankungen geben.

Methoden der Analyse

  • Mikrobiologische Untersuchungen: Diese Tests identifizieren die spezifischen Bakterienarten im Zahnstein und können Hinweise auf das Vorliegen von Parodontitis oder anderen bakteriellen Infektionen liefern.
  • Chemische Analysen: Bestimmung der Zusammensetzung von Mineralien und anderen Bestandteilen im Zahnstein, was Rückschlüsse auf die Ernährungsgewohnheiten und die Mundhygiene des Patienten erlaubt.
  • Mikroskopische Untersuchungen: Betrachtung von Zahnsteinproben unter dem Mikroskop, um die Struktur und Zusammensetzung zu analysieren.

Bedeutung für die Prävention und Behandlung von Parodontalerkrankungen

  • Früherkennung: Die Analyse von Zahnstein kann zur frühen Erkennung von Parodontalerkrankungen beitragen.
  • Behandlungsplanung: Basierend auf den Ergebnissen können spezifische Behandlungsstrategien entwickelt werden, wie die Auswahl geeigneter antimikrobieller Therapien.
  • Patientenaufklärung: Die Ergebnisse der Zahnsteinanalyse können verwendet werden, um Patienten über ihre orale Gesundheit und erforderliche Änderungen in der Mundhygiene aufzuklären.

Herausforderungen und Überlegungen

  • Kosten und Zugänglichkeit: Fortgeschrittene Analysemethoden können kostenintensiv sein und sind nicht in allen zahnmedizinischen Einrichtungen verfügbar.
  • Komplexität der Analyse: Die Interpretation der Ergebnisse erfordert spezielles Wissen und Erfahrung.

Fazit

Die Analyse von Zahnstein und Ablagerungen bietet tiefe Einblicke in die orale Gesundheit eines Patienten. Sie ist ein wertvolles Instrument für die Diagnose und Behandlung von Parodontalerkrankungen und anderen oralen Problemen.

Durch die Identifizierung spezifischer Bakterien und die Analyse der Zusammensetzung von Zahnstein können Zahnärzte gezielte Behandlungen anbieten und Patienten effektiver bei der Verbesserung ihrer Mundhygiene unterstützen.

Zahnfarbene Füllungen und Inlays

Mit dem Fortschritt in der Zahnmedizin haben zahnfarbene Füllungen und Inlays an Popularität gewonnen. Sie bieten nicht nur eine funktionelle Wiederherstellung bei Karies oder beschädigten Zähnen, sondern erfüllen auch ästhetische Ansprüche. In diesem Artikel werden die Eigenschaften, Vorzüge und Anwendungen von Kompositfüllungen und Keramikinlays erörtert.

Kompositfüllungen

Kompositfüllungen bestehen aus einem Kunststoffgemisch, das mit feinen Glaskeramikpartikeln verstärkt ist. Sie sind besonders beliebt, weil sie in Farbe und Textur den natürlichen Zähnen sehr ähnlich sind.

Vorteile

  • Ästhetik: Die Füllungen können exakt an die Farbe der natürlichen Zähne angepasst werden.
  • Minimalinvasiv: Im Vergleich zu Amalgamfüllungen erfordern Kompositfüllungen weniger Entfernung der Zahnhartsubstanz.
  • Biokompatibilität: Sie sind im Allgemeinen gut verträglich und verursachen selten allergische Reaktionen.

Indikationen (Anwendungsbereiche)

Kompositfüllungen eignen sich hervorragend für die Behandlung von Karies in Front- und Seitenzähnen sowie für kleinere Zahndefekte.

Keramikinlays

Keramikinlays sind maßgefertigte Einlagen, die in einem zahntechnischen Labor hergestellt werden. Sie bieten eine langlebige Lösung für größere Zahndefekte.

Vorteile

  • Haltbarkeit: Keramikinlays sind sehr widerstandsfähig und langlebig.
  • Ästhetik: Sie bieten eine hohe Farbstabilität und passen sich nahtlos an die natürliche Zahnfarbe an.
  • Biokompatibilität: Keramik ist biokompatibel und sorgt für eine geringe Reizung des umliegenden Gewebes.

Indikationen (Anwendungsbereiche)

Keramikinlays eignen sich besonders für größere Kariesläsionen oder zur Restauration von Backenzähnen, wo hohe Kaukräfte auftreten.

Vorbeugung von Mundkrebs

Mundkrebs, auch bekannt als oraler Krebs, umfasst Krebserkrankungen, die in der Mundhöhle und Lippen auftreten. Früh erkannt, sind die Behandlungsaussichten für Mundkrebs deutlich besser, daher ist sowohl die Prävention als auch die Früherkennung von entscheidender Bedeutung.

Risikofaktoren für Mundkrebs

Verschiedene Faktoren können das Risiko für Mundkrebs erhöhen. Dazu gehören:

  1. Tabakkonsum: Rauchen und der Gebrauch von Tabakprodukten sind einer der Hauptfaktoren für Mundkrebs.
  2. Alkoholkonsum: Übermäßiger Alkoholkonsum ist ebenfalls ein signifikanter Risikofaktor.
  3. HPV-Infektion: Eine Infektion mit bestimmten Typen des Humanen Papillomavirus (HPV) kann das Risiko für Mundkrebs erhöhen.
  4. Ernährung: Eine Ernährung, die arm an Obst und Gemüse ist, kann das Risiko erhöhen.
  5. Sonnenexposition: UV-Strahlung spielt eine Rolle, vor allem bei Lippenkrebs.

Früherkennung

Die Früherkennung von Mundkrebs ist entscheidend, um die Behandlungschancen zu verbessern. Regelmäßige Selbstuntersuchungen und zahnärztliche Kontrollen können helfen, Anzeichen von Mundkrebs frühzeitig zu erkennen. Symptome können sein:

  • Anhaltende Geschwüre im Mund, die nicht heilen
  • Weiße oder rote Flecken im Mund
  • Schwierigkeiten beim Kauen oder Schlucken
  • Veränderungen in der Stimme oder ein Gefühl, dass etwas im Hals steckt
  • Schwellungen oder Knoten im Mundbereich

Präventive Maßnahmen

  1. Vermeidung von Tabak und Alkohol: Aufhören mit dem Rauchen und die Reduzierung des Alkoholkonsums können das Risiko für Mundkrebs erheblich senken.
  2. HPV-Impfung: Die Impfung gegen HPV kann das Risiko für Mundkrebs verringern.
  3. Gesunde Ernährung: Eine Ernährung, die reich an Obst und Gemüse ist, kann das Risiko für Mundkrebs senken.
  4. Schutz vor Sonnenstrahlung: Verwendung von Lippenbalsam mit UV-Schutz und das Tragen eines Hutes können das Risiko für Lippenkrebs reduzieren.
  5. Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen: Zahnärzte können bei Routineuntersuchungen Anzeichen von Mundkrebs erkennen.

Fazit

Die Prävention von Mundkrebs ist ein mehrdimensionaler Ansatz, der eine gesunde Lebensweise, regelmäßige medizinische Kontrollen und das Bewusstsein für die Risikofaktoren und Symptome umfasst. Die Früherkennung ist entscheidend, um die Behandlungsaussichten zu verbessern und die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

Orthodontische Behandlungen

Orthodontische Behandlungen sind ein wesentlicher Bestandteil der zahnmedizinischen Versorgung, der sich nicht nur auf die Funktionalität, sondern auch auf die Ästhetik des Lächelns konzentriert. Neben modernen Lösungen wie Invisalign® gibt es eine Reihe traditioneller und innovativer Methoden, die zur Korrektur von Zahnfehlstellungen eingesetzt werden.

Traditionelle Zahnspangen

Traditionelle Zahnspangen bestehen aus Metallbrackets, die auf die Zähne geklebt und durch Drähte miteinander verbunden werden. Sie sind besonders effektiv bei der Behandlung komplexer Fehlstellungen.

Vorteile

  • Hohe Wirksamkeit – geeignet für eine breite Palette von Fehlstellungen
  • Kosteneffizient – oft günstiger als neuere orthodontische Methoden

Keramikbrackets

Keramikbrackets ähneln traditionellen Metallbrackets, sind jedoch aus zahnfarbener Keramik gefertigt. Sie sind aufgrund ihrer weniger auffälligen Erscheinung eine beliebte Wahl erwachsener Patienten.

Vorteile

  • Ästhetik – Die zahnfarbenen Brackets sind weniger sichtbar als Metallbrackets.
  • Effektivität – bieten ähnliche Ergebnisse wie traditionelle Zahnspangen

Lingualtechnik

Bei der Lingualtechnik werden die Brackets auf der Rückseite der Zähne angebracht, sodass sie von außen nicht sichtbar sind. Diese Technik ist ideal für Patienten, die eine unauffällige Behandlung bevorzugen.

Vorteile

  • Unauffälligkeit – vollständig unsichtbar für Außenstehende
  • Effektivität – geeignet für viele Arten von Fehlstellungen

Selbstligierende Brackets 

Selbstligierende Brackets nutzen einen speziellen Mechanismus, der den Draht hält und sich selbst anpasst. Dies reduziert die Notwendigkeit für häufige Anpassungen.

Vorteile

  • Komfort – geringere Reibung und weniger Schmerzen im Vergleich zu traditionellen Brackets
  • Häufig kürzere Behandlungsdauer

Invisalign® und andere durchsichtige Aligner

Invisalign® und ähnliche Systeme verwenden eine Serie von maßgefertigten, durchsichtigen Kunststoffschienen, um die Zähne schrittweise in die gewünschte Position zu bewegen.

Vorteile

  • Ästhetik – fast unsichtbar, was sie zu einer beliebten Wahl für Erwachsene macht
  • Komfort – abnehmbar für eine einfache Reinigung und beim Essen

Fazit

Die Wahl der geeigneten orthodontischen Behandlungsmethode hängt von vielen Faktoren ab, einschließlich der Art der Zahnfehlstellung, des Alters des Patienten, ästhetischen Präferenzen und Budget.

Während traditionelle Methoden wie Metall- und Keramikbrackets weiterhin eine wichtige Rolle spielen, bieten neuere Technologien wie Invisalign® und selbstligierende Brackets zusätzliche Optionen für Patienten, die Wert auf Ästhetik und Komfort legen. Eine ausführliche Beratung durch einen qualifizierten Kieferorthopäden ist entscheidend, um die am besten geeignete Behandlungsmethode zu bestimmen.

Fluoridierung

Fluoridierung, die Zugabe von Fluoriden zu Zahnpflegeprodukten und Trinkwasser, ist eine bewährte Maßnahme zur Kariesprävention. Dieser Artikel beleuchtet die Vorteile, Methoden und die damit verbundenen Kontroversen in der modernen Zahnmedizin.

Nutzen der Fluoridierung

  1. Kariesprävention: Fluoride stärken den Zahnschmelz und helfen, Karies zu verhindern.
  2. Remineralisierung: Förderung der Wiederherstellung von Mineralien in bereits geschädigtem Zahnschmelz.
  3. Langfristige Vorteile: Studien belegen, dass Fluoridierung die Häufigkeit und Schwere von Karies über die Lebensspanne hinweg reduziert.

Methoden der Fluoridierung

  1. Trinkwasserfluoridierung: Zugabe von Fluoriden zum öffentlichen Trinkwasser, weitverbreitet in einigen Ländern.
  2. Fluoridierte Zahnpflegeprodukte: Zahnpasten und Mundspülungen mit Fluoridzusatz sind weltweit erhältlich.
  3. Topische Fluoridbehandlungen: Professionelle Anwendungen in der Zahnarztpraxis, wie Lacke und Gele.

Aktuelle Empfehlungen zur Fluoridierung

  • Altersgerechte Anwendung: Richtlinien zur Verwendung fluoridhaltiger Produkte, abhängig vom Alter und Kariesrisiko.
  • Regelmäßige Anwendung: Empfehlungen zur täglichen Verwendung fluoridierter Zahnpflegeprodukte.

Kontroversen und Sicherheitsbedenken

  1. Gesundheitsbedenken: Diskussionen über die Sicherheit von Trinkwasserfluoridierung, insbesondere bezüglich der Fluoridkonzentration.
  2. Fluorose: Übermäßige Fluoridaufnahme, insbesondere bei Kindern, kann zu dentaler Fluorose führen, einer Veränderung des Zahnschmelzes.
  3. Öffentliche Meinung und ethische Überlegungen: Debatte über die ethische Vertretbarkeit der Trinkwasserfluoridierung als Form der Massenmedikation.

Fazit

Trotz Kontroversen bleibt Fluoridierung ein zentraler Bestandteil der Kariesprävention in der Zahnmedizin. Eine ausgewogene Anwendung unter Berücksichtigung individueller Bedürfnisse und Sicherheitsrichtlinien ist entscheidend, um den maximalen Nutzen zu erzielen und Risiken zu minimieren.

3D-Planung und digitale Implantologie

Die digitale Implantologie und 3D-Planung haben die Art und Weise, wie Zahnimplantate geplant und eingesetzt werden, grundlegend verändert. Diese technologischen Fortschritte ermöglichen präzisere Diagnosen, individuellere Behandlungspläne und verbesserte Behandlungsergebnisse.

Grundlagen der 3D-Planung und digitalen Implantologie

  • Digitale Bildgebung: Einsatz von 3D-Röntgenverfahren wie der digitalen Volumentomographie (DVT), um detaillierte Bilder des Kiefers und der umgebenden Strukturen zu erhalten.
  • Virtuelle Behandlungsplanung: Einsatz spezialisierter Software zur genauen Planung der Implantatposition, Größe und Ausrichtung basierend auf den 3D-Bildern.

Vorteile der digitalen Planung

  1. Erhöhte Präzision: Exakte Bestimmung der optimalen Implantatpositionierung unter Berücksichtigung anatomischer Gegebenheiten.
  2. Minimierung von Risiken: Reduzierung des Risikos von Nerven- oder Gewebeschäden durch genaue Planung.
  3. Verbesserte Ästhetik: Möglichkeit zur präzisen Planung des ästhetischen Erscheinungsbildes des fertigen Zahnersatzes.
  4. Kürzere Behandlungszeiten: Effizientere Behandlungsabläufe durch präzise Vorbereitung und Planung.

Anwendung in der Praxis

  • Patientenberatung und -einbindung: Visualisierung der geplanten Behandlung für den Patienten, was zu einem besseren Verständnis und höherer Zufriedenheit führen kann.
  • Chirurgische Schablonen: Herstellung patientenspezifischer Bohrschablonen für eine präzise und sichere Implantatplatzierung.
  • Sofortige Belastung: Möglichkeit der sofortigen Belastung des Implantats in einigen Fällen dank genauer Planung.

Herausforderungen und Überlegungen

  • Kosten und Zugänglichkeit: Höhere Kosten und die Notwendigkeit spezialisierter Ausrüstung und Software.
  • Ausbildung und Erfahrung: Notwendigkeit zusätzlicher Ausbildung und Praxiserfahrung für Zahnärzte.

Zukunftsperspektiven

Die digitale Implantologie und 3D-Planung sind dynamische Bereiche mit ständigen Innovationen. Zukünftige Entwicklungen könnten eine noch größere Personalisierung und Effizienz bringen.

Fazit

Die 3D-Planung und digitale Implantologie bieten signifikante Vorteile in Bezug auf Genauigkeit, Sicherheit und Patientenzufriedenheit. Diese Technologien stellen einen Meilenstein in der zahnärztlichen Implantologie dar und werden die Zukunft dieses Fachgebiets maßgeblich prägen.

Gesichtsmasken

Gesichtsmasken sind extraoral (außerhalb des Mundes) verankerte kieferorthopädische Geräte.Sie nehmen Einfluss auf die Lage und das Wachstum des Oberkiefers.

Generell kommen extraoral verankerte kieferorthopädische Geräte dann zum Einsatz, wenn die Kräfte, welche für eine Beeinflussung des Kieferwachstums erforderlich sind, nicht allein über intra- oder intermaxilläre (an einem oder beiden Zahnbögen befestigte) festsitzende Apparaturen ansetzen können.

Die Funktion einer Gesichtsmaske besteht in einer auf den Oberkiefer nach ventral und labial (nach vorn und lippenwärts) einwirkenden Zugkraft. Ist die Oberkieferbasis im Gesichtsschädel zu weit nach dorsal (nach hinten) gelagert, kann durch die Einwirkung der Zugkraft Einfluss auf die basale Situation des Oberkiefers im Sinne einer Vorverlagerung genommen und ein Wachstumsimpuls in die entsprechende Richtung gegeben werden. Der Oberkiefer wird also in seiner Lage und Neigung orthopädisch beeinflusst und sein Wachstum stimuliert.

Sinnvollerweise wird ein zu klein, zu schmal oder zu weit nach dorsal (nach hinten) entwickelter Oberkiefer möglichst frühzeitig behandelt, um eine möglichst effektive Wirkung auf die skelettalen Strukturen zu erzielen. Dies gilt insbesondere für die echte Progenie (Fehlbiss, bei dem ein unphysiologischer Überbiss der unteren über die oberen Schneidezähne besteht), bei der ein skelettales Missverhältnis zwischen zu kleinem Oberkiefer und überschießend wachsendem Unterkiefer vorliegt. Das bedeutet, dass die Behandlung schon im Milchgebiss bzw. im frühen Wechselgebiss beginnt (Alter fünf bis acht Jahre). Es handelt sich hierbei um eine kieferorthopädische Frühbehandlung.

Die Behandlung mit einer Gesichtsmaske stellt nie die alleinige kieferorthopädische Therapie dar. Sie ist vielmehr eingebettet in ein Gesamtkonzept, zu dem weitere Behandlungsmaßnahmen wie herausnehmbare und festsitzende Apparaturen oder auch operative Eingriffe (z. B. bei Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte oder echter Progenie/Überbiss) zählen können.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • zur Überstellung eines frontalen Kreuzbisses im frühen Wechselgebiss
  • bei – durch falsche Verzahnung der Schneidezähne verursachtem – progenem Zwangsbiss
  • bei unechter Progenie maxillärer Hypoplasie (Unterentwicklung des Oberkiefers) zur Anregung des Mittelgesichtswachstums
  • bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG-Spalte) – geht einher mit maxillärer Hypoplasie (Unterentwicklung des Oberkiefers)
  • bei echter Progenie, die sich durch ein überschießendes Unterkieferwachstum auszeichnet, zur Hemmung des Unterkieferwachstums (Delaire-Maske)
  • zur Mesialisierung (Bewegung im Zahnbogen nach vorn) von Zähnen im Ober- oder Unterkiefer

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Zahnlexikon 

Antibakterieller Chip - Perio Chip

Bei einem PerioChip® handelt es sich um ein Gelatineplättchen mit dem Wirkstoff Chlorhexidin.Der Chip wird zur Keimreduktion in Zahnfleischtaschen an durch Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats) geschädigten Zähnen eingesetzt, wo er seine Depotwirkung entfaltet und so effektiv zur Eindämmung der Parodontitis beiträgt.

Das Antiseptikum Chlorhexidin (Synonyme: Chlorhexidindigluconat, Chlorhexidinbis (D-gluconat), CHX) wird bereits seit 30 Jahren in Mundspüllösungen, Gelen und Lacken verwendet und ist nach wie vor der zahnmedizinische Goldstandard, wenn es darum geht, bakterielle Infektionen in der Mundhöhle ohne Antibiotika zu therapieren.

Der große Vorzug des 4 x 5 mm großen PerioChip® besteht in seiner Applikationsform: Zum einen ist seine Chlorhexidinkonzentration mit 36 % wesentlich höher als in Spülungen oder Gelees mit maximal 2 %, zum anderen löst er sich im Verlauf von sieben bis zehn Tagen langsam und vollständig auf, wodurch das Chlorhexidin über einen langen Zeitraum in ausreichend hoher Konzentration in die Sulkusflüssigkeit (Flüssigkeit in der Zahnfleischtasche) abgegeben wird und dort direkt lokal auf die parodontopathogenen (Zahnbettentzündung verursachenden) Erreger einwirken kann.

Studien haben ergeben, dass die Neubesiedelung von mit PerioChip® behandelten Zahnfleischtaschen so für bis zu zwölf Wochen unterdrückt werden kann. Darauf basiert die Empfehlung, die Behandlung gefährdeter Taschen alle drei Monate zu wiederholen. In Verbindung mit einer verbesserten häuslichen Mundhygiene, regelmäßigem zahnärztlichem Recall (Nachkontrollen) und professioneller Zahnreinigung (PZR) lassen sich folgende Langzeittherapieerfolge nachweisen:

  • Geringere Sondierungstiefe der behandelten Zahnfleischtaschen / besseres klinisches Attachment – Nach Rückgang des Entzündungsgeschehens nimmt der Gewebedruck durch Kollageneinlagerung zu, die Messsonde dringt nicht mehr so tief in den Sulkus (Rinne zwischen Zahn und Zahnfleisch) vor. Der Abstand der Sondenspitze gemessen von der Schmelz-Zement-Grenze bis zur tiefsten Stelle der Zahnfleischtasche verringert sich durch verbesserte Anhaftung der Strukturen des Zahnhalteapparats an die Zahnoberfläche.
  • Reduktion der Blutungsneigung
  • Keimreduktion
  • Knochenregeneration

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Residualtaschen (nach einer Therapie der Zahnbettentzündung verbliebene krankhafte Zahnfleischtaschen)
  • nach Nachweis parodontopathogener (Zahnbettentzündung verursachender) Keime bei entsprechendem Taschenbefund
  • als Vorbehandlung einer weiteren Parodontaltherapie – z. B. um das mit Scaling und Rootplaning (mechanisches Reinigen und Glätten der Zahnwurzeloberflächen) bzw. mit einem parodontalchirurgischen Eingriff einhergehende Bakteriämierisiko (Risiko der Einschwemmung von Keimen in den Blutkreislauf) zu reduzieren
  • zur Unterstützung einer klassischen Parodontalbehandlung
  • zur Eindämmung der Neubesiedelung parodontal vorgeschädigter Zahnfleischtaschen

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Zahnlexikon 

Headgear

Bei einem Headgear (Außenbogen, Außenspange) handelt es sich um ein kieferorthopädisches Gerät, das mit extraoralen Zugbändern (Zugbändern außerhalb des Mundes) arbeitet, um Kräfte wirkungsvoll auf Zähne und Knochenstrukturen, vor allem des Oberkiefers einwirken zu lassen. Dies erfolgt in Kombination mit intraoral (in der Mundhöhle) festsitzenden oder herausnehmbaren Apparaturen.

Der Headgear selbst besteht aus einem Innenbogen und einem Außenbogen, die in Höhe des Mundes miteinander verlötet sind und deren Winkel zueinander indikationsabhängig eingestellt wird. Außerdem gehören  Zugbänder zum System, die indikationsabhängig um den Nacken- und/oder Schädelbereich verlaufen. Die Zugbänder werden an den beiden Armen des Außenbogens befestigt.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Wirkung eines Headgear hängt sowohl von der Größe der eingesetzten Kraft als auch von deren Richtung ab. Um Zahnbewegungen auszulösen, bedarf es weniger großer Kräfte als für die Beeinflussung des Knochenwachstums. Nach der einwirkenden Kraftrichtung lässt sich der Einsatz des Headgear in drei Gruppen unterteilen:

  1. Headgear mit okzipitalem Zugverlauf (High-Pull-Headgear)
  2. Headgear mit zervikalem Zugverlauf (Cervical-Pull-Headgear)
  3. Headgear mit horizontalem Zugverlauf (Kombizug, Horizontal-Pull-Headgear).

Der Einsatz eines Headgears kann sinnvoll sein bei:

  • vertikalem Wachstumsverlauf und frontal (im Bereich der Schneidezähne) und skelettal offenem Biss (Schneidezähne überlappen nicht aufgrund des Winkels, den Ober- und Unterkiefer zueinander einnehmen);
  • in Kombination mit einer herausnehmbaren Oberkiefer-Apparatur, um das Wachstum des Oberkiefers zu bremsen;
  • horizontalem Wachstumsverlauf und neutraler Bisslage;
  • geringem Frontzahn-Überbiss (die oberen Schneidezähne überlappen sich mit den unteren weniger als 2 mm);
  • bei Angle-Klasse II (Unterkiefer liegt im Verhältnis zum Oberkiefer zu weit zurück);
  • Platzmangel im Oberkiefer in sagittaler Richtung (von vorn nach hinten betrachtet);
  • zur Verankerung an sich korrekt stehender Molaren (hinterer Backenzähne) an ihrem Platz – dies ist z.B. erforderlich bei der systematischen symmetrischen Extraktion von vier Prämolaren (vorderen Backenzähnen), wobei die Molaren als Widerlager dienen müssen, um die verbliebenen vier Prämolaren und Frontzähne für den Lückenschluss zu distalisieren (nach hinten zu bewegen).

Je nach Winkel- und Krafteinstellung kann er dabei die unterschiedlichsten Wirkungen entfalten, so beispielsweise:

  • die ersten Molaren (ersten hinteren Backenzähne) des Oberkiefers werden distalisiert (nach hinten bewegt) oder extrudiert (verlängert);
  • die Oberkiefer-Front (Schneide- und Eckzähne des Oberkiefers) wird extrudiert (verlängert) oder intrudiert (verkürzt);
  • obere nach mesial oder distal (nach vorne oder hinten) gekippte Molaren (hintere Backenzähne) werden aufgerichtet;
  • die Neigung der Kauebene des Oberkiefers kann verändert werden;
  • führt die Kraftrichtung durch das Resistenzzentrum (Widerstandszentrum) des Oberkiefers, wird dadurch keine drehende Reaktionsbewegung ausgelöst, sondern eine reine Translation (Verschiebung).

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Zahnlexikon 

Pulpotomie

Bei der Pulpotomie (Synonym: Vitalamputation) handelt es sich um eine endodontische Behandlung (Behandlung des Wurzelkanalsystems einschließlich der Wurzelspitze), bei der die bakteriell infizierte Kronenpulpa (Zahnmark im Kronenbereich des Zahns) entfernt und gleichzeitig die Wurzelpulpa vital (lebendig) erhalten werden soll. Ziel der Pulpotomie ist es, den Zahn schmerzfrei und im apikalen (Wurzel-) Bereich entzündungsfrei zu erhalten. Sie wird vorzugsweise an Milchzähnen angewendet und trägt so zu deren Platzhalter- und Wegweiserfunktion für die bleibenden Zähne bei.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Wird bei einem Zahn der 1. Dentition (Milchzahn) während der Exkavation (Kariesentfernung) die Pulpa (Zahnmark) eröffnet, so muss, auch wenn die Eröffnung sich im gesunden Dentin (Zahnbein) befindet, von einer Verkeimung der Pulpa ausgegangen werden. Da das Pulpengewebe der 1. Dentition im Gegensatz zu dem der 2. Dentition (bleibende Zähne) weniger reaktiv ist und daher nicht in der Lage ist, die eröffnete Stelle mit Zahnhartsubstanz zu verschließen, kommt zur Erhaltung des Zahns als erste Maßnahme nur die Pulpotomie in Frage. Nur bei einer kleinstflächigen Eröffnung kann alternativ eine direkte Überkappung in Erwägung gezogen werden.
  • Wenn die kariöse Läsion schon bis zur Kronenpulpa vorgedrungen ist, man aber noch davon ausgehen kann, dass die Infektion noch nicht bis zur Wurzelpulpa (Zahnmark in den Wurzeln) vorgedrungen ist, wenn es sich also um eine partielle Pulpitis der Kronenpulpa (Entzündung begrenzt auf das Zahnmark der Zahnkrone) handelt, so ist der Versuch einer Pulpotomieebenfalls indiziert.
  • nach einer traumatischen (durch einen Zahnunfall bedingten) Pulpaeröffnung der 1. oder 2. Dentition, wenn die Pulpa bereits eröffnet und schon länger dem Mundmilieu ausgesetzt war, somit schon Entzündungszeichen zeigt.

Wird die Pulpotomie an einem Zahn der 1. Dentition ausgeführt, so kann dieser: 

  • im Wurzelwachstum noch nicht abgeschlossen sein 
  • eine vollständig ausgebildete Wurzel haben
  • sich bereits im Resorptionsstadium befinden, aber noch eine Wurzellänge von mindestens 2/3 aufweisen.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Zahnlexikon 

Michigan-Schiene

Bei der Michigan-Schiene (Synonyme: Michiganschiene; Schienentherapie nach Ash und Ramfjord; Schienentherapie mit der Michiganschiene) handelt es sich um eine von verschiedenen in der zahnärztlichen Praxis eingesetzten sogenannten Aufbiss-  bzw.  Äquilibrierungsschienen. Sie findet auch in modifizierten Formen Anwendung  und dient der Harmonisierung des Zusammenspiels von Kiefergelenken und  Kaumuskulatur, um in der Folge gegebenenfalls Korrekturen der Okklusion (des Zahnreihenschlusses) vorzunehmen (= Okklusionsschiene).

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Das Behandlungskonzept mit einer Michigan-Schiene besteht darin, den Unterkiefer aus seiner Verzahnung mit dem Oberkiefer zu befreien und ihm dadurch die Möglichkeit zu geben, sich losgelöst von den Vorgaben durch das Relief der Gegenkieferzähne in einer Lage einzustellen, die aus einer entspannten Muskel- und Kiefergelenksituation resultiert.

Das beschriebene Konzept einer Äquilibrierungsschiene zur Aufhebung der Okklusion ist sinnvoll,

  • um eine unsichere Schlussbisslage präprothetisch (vor Versorgung mit neuem Zahnersatz) harmonisch einzustellen,
  • um präprothetisch eine angestrebte Änderung der Bisshöhe auszutesten,
  • um auf Dysfunktion beruhende Schmerzen bei Patienten mit Myoarthropathie (MAP)präprothetisch zumindest zu reduzieren, wobei bei dem genannten multifaktoriellen Krankheitsbild das Ideal der völligen Schmerzbeseitigung nur schwer zu erreichen ist,
  • um die Funktion der Kaumuskeln und Kiefergelenke in einem harmonischen Zusammenspiel neu einzustellen und dabei festgestellte okklusale Störungen durch Einschleifmaßnahmen oder prothetische Therapie zu beseitigen,
  • um bei Bruxismus (unwillkürlichem nächtlichen Knirschen und Pressen) durch Reduzierung der Schlussbisskontakte möglichst wenig „Arbeitsfläche“ zu bieten.

Die Okklusionsschiene (Typ Michigan) gilt als Goldstandard in der zahnärztlichen Therapie für Patienten mit einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD).

Funktionskieferorthopädie

Bei der Funktionskieferorthopädie (FKO) handelt es sich um ein kieferorthopädisches Behandlungskonzept, welches das Ziel verfolgt, durch den Einsatz von an sich passiv in der Mundhöhle liegenden Apparaturen die Weich- und Hartgewebe des Kausystems funktionell so zu reizen, dass sie sich in ihren muskulären Funktionsmustern umstellen und mit Anpassung und Wachstum darauf reagieren.

Der theoretische Ansatz besteht darin, das craniomandibuläre System (CMS; stomatognathes System) als eine funktionelle Einheit von Hartgeweben wie den Schädel-, Halswirbelsäulen-  und Kieferknochen und den daran ansetzenden Weichgeweben wie Schulter-, Lippen-, Wangen- und Zungenmuskulatur zu sehen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Während aktive kieferorthopädische Apparate gezielt auf Zähne und Knochenstrukturen wirken, liegen funktionskieferorthopädische Geräte (FKO-Geräte) nahezu passiv und drucklos im Mund und wirken, ohne selbst Kraft auszuüben: Bei jedem Kieferschluss, so z. B. beim Schlucken, lenkt ein FKO-Gerät durch seine jeweils auf die zu behebende Anomalie abgestimmte Konstruktion über die Bewegung des Unterkiefers diesen in die angestrebte Schlussbisslage und trainiert dabei gleichzeitig die beteiligte Muskulatur um.

Durch Umstellung des muskulären Funktionsmusters wird das durch die Behandlung angestrebte funktionelle Gleichgewicht auf natürliche Weise stabilisiert. Das Abhalten der Weichgewebe Lippen, Wangen und Zunge bewirkt einen Zug am darunter liegenden Periost (Knochenhaut) und setzt dadurch Wachstumsreize im Knochen.

Kraniosakraltherapie

Die Kraniosakraltherapie (Synonyme: Craniosacraltherapie; craniosacrale therapy; CST) ist eine Behandlungsform, die sich von W. G. Sutherlands kraniosakraler Osteopathie (1930) ableitet und zum Bereich der manuellen Medizin (= manuelle Therapiemethode) gehört. Das Verfahren wurde 1970 von dem Amerikaner J. G. Upledger entwickelt und als Verfeinerung der kraniosakralen Osteopathie vorgestellt. Die Kraniosakraltherapie setzte sich zuerst in den USA durch, bevor sie in Europa bekannt wurde. Sie stützt sich auf die Annahme, dass das sogenannte kraniosakrale System als physiologisches eigenständiges System bei Erkrankungen beeinflusst werden könne und durch eine gezielte Behandlung den Beschwerden entgegengewirkt werden könne. Zunächst wird der Körperzustand ermittelt und anschließend mit sanftem Druck und Massagen die Störungen und Beschwerden des Körpers behoben.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Apoplex (Schlaganfall)
  • chronische Schmerzen
  • Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Depression
  • Geburtstraumata
  • Koliken
  • Lesestörungen bzw. Lernschwierigkeiten
  • Migräne
  • M. Menière – Fehlfunktion des Innenohrs, die zu Anfällen von Vertigo (Schwindel), Nausea (Übelkeit) und Erbrechen führt
  • Probleme am Skelett- und Muskelsystem – Schmerzen oder Symptome, die auf Irritation der Muskulatur oder des Skelettsystems zurückzuführen sind, u. a. Kiefergelenksbeschwerden, Rückenschmerzen
  • Ohrinfektionen
  • Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
  • Strabismus (Schielen)
  • zerebrale Dysfunktion – Fehlfunktion des Gehirns
  • Zerebralparese – Lähmung infolge eines frühkindlichen Hirnschadens
  • seelische und körperliche Folgen von Unfällen und Operationen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Intrakranielles Aneurysma (Aussackung eines Hirngefäßes, das aufreißen und zu einer intrakraniellen Blutung (Hirnblutung) führen kann)
  • Intrakranielle Blutung (Hirnblutung)
  • Subdurale oder subarachnoidale Blutung (Blutung im Bereich der Hirnhäute)
  • Verstärkter intrakranieller Druck – erhöhter Druck im Schädelinnern, z. B. durch ein Hirnödem (Hirnschwellung)
Demonstration bakterieller Plaque

Als Plaque oder Biofilm werden die mikrobiellen Beläge bezeichnet, die sich bei inadäquater Zahnpflege auf den Oberflächen und in den Approximalräumen (Zwischenräumen) der Zähne bilden. Die Demonstration dieser bakteriellen Plaque ist eine für den Patienten wertvolle Hilfe, die es ihm ermöglicht, seine Mundhygienedefizite zu erkennen und gezielt zu verbessern.

In der Mundhöhle eines jeden Menschen ist eine Vielzahl von Mikroorganismen anzutreffen, ohne dass es sich hierbei um einen pathologischen (krankhaften) Zustand handelt. Die Wissenschaft geht mittlerweile von mehreren Tausend verschiedenen Keimarten aus. Diese bilden gemeinsam ein ausgewogenes, in sich geschlossenes Ökosystem, in das weitere Keime nur schwer eindringen können. Die Keime, die sich darauf spezialisiert haben, auf den harten Oberflächen der Zähne anzuhaften, bilden die sogenannte Plaque.

Die Plaque-Entstehung läuft in mehreren Phasen ab:

  • Sofort nach der gründlichen Zahnreinigung bildet sich die sogenannte Pellikel (Pellicle, Schmelzoberhäutchen).
  • Innerhalb von Stunden bis zwei Tagen erfolgt die initiale Neubesiedelung durch die Mikroflora.
  • Nach drei Tagen, in denen sich die Plaque ungestört weiterentwickeln konnte, spricht man von junger Plaque. Diese ist bereits so organisiert, dass die Mikroorganismen in einer von ihnen selbst produzierten Polymermatrix eingebettet vorliegen.
  • Greift man sieben Tage lang nicht in das Geschehen ein, bildet sich die reife Plaque aus.

Besteht im Mund über längere Zeit ein Überangebot an Kohlenhydraten, vorzugsweise Zucker (Sammelbegriff für alle süß schmeckenden Saccharide (Einfach- und Doppelzucker) und Handelsbezeichnung für den Doppelzucker Saccharose), führt dies zu einem vermehrten Wachstum kariogener (Karies auslösender) Keime innerhalb der Plaque. Hier sind in erster Linie Mutans-Streptokokken und Laktobazillen zu nennen. Der Zucker wird von Streptococcus mutans schnell und effektiv zu Milchsäure verstoffwechselt, die wiederum dazu führt, dass innerhalb der Plaque bevorzugt Keime überleben, die das saure Milieu verkraften – auch hier stehen die kariogenen Mutans-Streptokokken und Laktobazillen wieder in erster Reihe.

Die Säure hingegen setzt den eigentlichen Schaden an der Zahnhartsubstanz: diese wird demineralisiert. Das Kristallgefüge, das dem Zahn Härte verleiht, wird durch die Säure allmählich aufgelöst, sodass es im weiteren Verlauf zur Kavitation (Substanzverlust, Entstehen eines „Loches“) kommt.

Die Gleichgewichtsverschiebung innerhalb des Ökosystems Plaque durch zu langes Nahrungsüberangebot führt nicht nur zu einem erhöhten Kariesrisiko für die Zahnsubstanz. Denn durch die Zunahme der Plaque über einen längeren Zeitraum und die damit erschwerte Sauerstoffzufuhr in den tiefer gelegenen Schichten gedeihen dort Keime, die innerhalb von wenigen Tagen unweigerlich zur Gingivitis (Zahnfleischentzündung) in den durch die Zahnputztechnik nicht erreichten Bereichen führen. Kommen weitere ungünstige Faktoren hinzu, kann eine entzündliche Schädigung des Zahnhalteapparates in Form einer Parodontitis nachfolgen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Ohne Plaque keine Karies! Auf Grund dieser einfachen Formel stellt sich die Indikation zur Demonstration der Plaque immer dann, wenn die gezielte Motivation eines Patienten erforderlich ist. Nur durch Aufzeigen aller bakteriellen Schlupfwinkel wird er seine Zähne regelmäßig und konsequent von Plaque befreien können.

Die Indikation wird sich in Abhängigkeit vom individuellen Befund unterschiedlich oft stellen. Anhand sogenannter Plaque- oder Mundhygiene-Indizes wird der Befall der Zähne durch Plaque schematisch und reproduzierbar erfasst. Bei Nachkontrollen ist dadurch ein objektiver Vergleich möglich. Je nach Plaquebefund wird der Zahnarzt eine Empfehlung zum Recall (zur Wiedervorstellung in der Praxis) aussprechen, um die häusliche Zahnpflege ggf. durch eine professionelle Zahnreinigung (PZR) und Fluoridapplikation (Auftragen von Fluoridlacken o. ä.) zur Senkung des Kariesrisikos zu ergänzen.

Insert Systeme

Bei Insert-Systemen handelt es sich um konfektionierte Keramik-Inlays (Megafüller) zur Versorgung des Patienten mit direkten (im Mund hergestellten) Füllungen, die in Form und Größe abgestimmt sind auf spezielle oszillierende Präparationsinstrumente (schallaktivierte Instrumente zur Bearbeitung des Zahndefekts). Ein Keramik-Insert wird adhäsiv mit Komposit (durch Mikroverzahnung mit Kunststoff) im Zahn befestigt und nimmt dadurch eine Zwischenstellung zwischen Komposit-Füllung und Keramik-Inlay ein.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Anwendungsmöglichkeiten einer mit einem Insert kombinierten Komposit-Füllung (Kunststoff-Füllung) unterscheiden sich nicht von denen einer in Inkrement-Technik (Mehrschicht-Technik) eingebrachten Komposit-Füllung:

  • mittlere Ausdehnung der Kavität (des Zahndefekts),
  • die im okklusalen Bereich (Kauflächenbereich) oder
  • im okklusalen und approximalen Bereich (Kaufflächen und Zahnzwischenraumflächen) gelegen ist.

Die Insert-Technik vereint dabei folgende Vorteile in sich:

  • einfacheres und schnelleres Arbeiten als mit der mehrfach schichtenden Vorgehensweise der Inkrement-Technik;
  • Reduzierung des Kunststoff-Anteils der fertigen Versorgung und damit geringere Polymerisationsschrumpfung (Volumenschrumpfung der Kunststoffkomponente beim Aushärten);
  • bessere lichtinduzierte Aushärtung des Kunststoffanteils in der Tiefe des Defekts, dadurch dass das keramische Insertmaterial als Lichtleiter fungiert;
  • genormte Approximalfläche, d. h. die Kontaktfläche des Inserts zum Nachbarzahn ist nach Durchschnittswerten geformt, was in vielen Fällen von Vorteil sein kann;
  • preiswerter als ein laborgefertigtes oder chairside (in einer Sitzung in der zahnärztlichen Praxis) gefrästes Keramik-Inlay.

Daraus ergeben sich im Vergleich folgende Nachteile:

  • der genormte Approximalkontakt kann nicht allen individuellen Anforderungen an die Ausformung des Zahnzwischenraums gerecht werden;
  • als Ergänzung zum approximalen Insert kommt man im Kauflächenbereich nicht ohne die Inkrement-Technik aus, wodurch sich ein deutlich höherer Kompositanteil und damit der Schrumpfung unterworfener Anteil ergibt als beim Keramik-Inlay, bei dem nur die Fuge zum Zahn mit Komposit ergänzt werden muss.

 Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Unverträglichkeit gegenüber Komposit;
  • Unverträglichkeit gegenüber Materialien des Adhäsivsystems;
  • Notwendigkeit, einen oder mehrere Höcker in die Versorgung miteinzubeziehen; in diesem Fall ist ein Onlay, ein Overlay oder eine Teilkrone zu erwägen.

Weitere Informationen finden Sie im Zahnlexikon 

Knirscherschiene

Bei einer Knirscherschiene handelt es sich um eine in der zahnärztlichen Praxis therapeutisch eingesetzte Aufbissschiene. Sie dient zum einen der Harmonisierung des Zusammenspiels von Kiefergelenken und Kaumuskulatur, zum anderen soll sie während der Tragezeit unphysiologische Zahnkontakte in Form von Reiben und Pressen und die daraus resultierenden Schäden an Zahnhartsubstanz, Zahnhalteapparat, Kiefergelenken und Muskulatur verhindern.

Zähneknirschen und Zähnepressen (Bruxismus) sind sogenannte Parafunktionen (Nebenfunktionen neben der eigentlichen Kaufunktion), bei denen Kräfte auf die beteiligten Strukturen einwirken, die wesentlich stärker sind als beim eigentlichen Kauvorgang und die auch deutlich länger andauern. Sie können durch Vorkontakte (vorzeitige Kontakte eines Zahnes oder einer Zahngruppe) entstehen; sehr oft handelt es sich allerdings um fehlerhafte Verhaltensweisen, die der Patient unbewusst als Reaktion auf Belastungen und Stress entwickelt. Verschärft sich die Lebenssituation, kann das bis dahin nicht von Schmerzen begleitete Pressen und Knirschen zu akuten Schmerzphasen im Bereich der Kiefergelenksstrukturen, der Kaumuskulatur oder der Zähne führen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Das Behandlungskonzept mit einer Knirscherschiene besteht darin, den Unterkiefer aus seiner Verzahnung mit dem Oberkiefer zu befreien und ihm dadurch die Möglichkeit zu geben, sich losgelöst von den Vorgaben durch das Relief der Gegenzähne in einer Lage einzustellen, die aus einer entspannten Muskel- und Kiefergelenkssituation resultiert. Eventuell vorhandene Vorkontakte (vorzeitige Kontakte eines Zahnes oder einer Zahngruppe) werden so während der Tragezeit der Schiene umgangen. Außerdem ist die Irritation der unbewussten automatisierten Bewegungsabläufedurch die Schiene ein erwünschter Effekt. Eine Knirscherschiene wird also angewendet

  • zur Harmonisierung der Zahn-, Muskel- und Gelenksfunktionen
  • zum Lösen der unbewussten Automatismen
  • zur Reduktion der Parafunktionen Knirschen und Pressen
  • zur Aufhebung von Störfaktoren der statischen und dynamischen Okklusion (Zahnkontakte zwischen Ober- und Unterkiefer in Ruhe bzw. in Bewegung) und
  • zum Schutz der Zahnhartsubstanzen vor weiterer Attrition (Substanzverlust durch reflektorisches Berühren der Zähne) und Abrasion (Substanzverlust durch Reibung).

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Zahnlexikon 

Mundstrommessung

Mit einer Mundstrommessung (Synonym: galvanische Mundstrommessung) wird das elektrische Potential ermittelt, das sich zwischen verschiedenartigen Metallen im wässrigen Milieu der Mundhöhle aufbauen kann. Diesem werden von den Befürwortern ganzheitlicher Behandlungsmethoden gesundheitliche Beeinträchtigungen zugeschrieben.

Wissenschaftlich unumstritten ist dabei die Tatsache, dass es zwischen Metallen unterschiedlicher Zusammensetzung in wässriger Umgebung zu elektrochemischen Vorgängen kommt. Das unedlere Metall gibt hierbei Ionen in den Speichel als Elektrolyt ab, während das edlere, chemisch trägere Metall diese Ionen auf seiner Oberfläche ablagert. Die höchsten Werte kommen dabei zwischen Amalgam als unedlem und Gold als Edelmetall zustande.

In jedem biologischen System, also jedem Lebewesen, wird der Stromfluss für lebensnotwendige Vorgänge wie beispielsweise die Reizübertragung in sämtlichen Nerven genutzt. Dabei entstehen geringe elektrische Potentiale von -80 mV bis +30 mV. Die im Speichel entstehenden Potentiale können bis zu 300 mV betragen. Ihnen wird in der Naturheilkunde die Auslösung von Störfeldern angelastet, die sich auch auf Körperbereiche außerhalb der Mundhöhle auswirken.

Wenngleich eine Mundstrommessung allein nicht für die ursächliche Erklärung gesundheitlicher Beschwerden ausreichen mag, so erscheint es doch sinnvoll, die in den Mund eingebrachten Metalle bzw. Metalllegierungen derart auszuwählen, dass sich möglichst keine elektrischen Potentiale bilden können.

Ganz auf Metalle zu verzichten, lässt sich hingegen nicht bei jeder prothetischen Arbeit (Zahnersatz) realisieren. In der Füllungs- und Zahntechnik muss auf die unterschiedlichsten Metalle und Legierungen zurückgegriffen werden.  So erhält beispielsweise eine herausnehmbare Modellgussprothese ihre Stabilität durch eine Metallbasis. Im Bereich der Kronenprothetik stehen zwar metallfreie Kronen aus Keramik zur Verfügung, sind aber nicht für jeden Patienten indiziert. Die konservierende Zahnheilkunde hingegen kann zugunsten von Kunststofffüllungen sowie Kunststoff- und  Keramik-Inlays weitestgehend auf Amalgam als Füllungsmaterial verzichten.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Eine Mundstrommessung kann indiziert sein, wenn ein Patient unter einer der folgenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen leidet, da für diese und andere Potentialdifferenzen im Mund als Auslöser diskutiert werden:

  • Metallgeschmack
  • Mundtrockenheit
  • Mundbrennen
  • Aphthen
  • Wirkungen auf des Zentralnervensystem
  • Verändertes orales (Mund-) Bakterienspektrum
  • Schwindelgefühl
Amalgamfüllung

Bei einer Amalgamfüllung (umgangssprachlich: Plombe) handelt es sich um einen zahnärztlichen Füllungswerkstoff, der in der Regel eine Legierung des Quecksilbers mit Silber, Kupfer, Indium, Zinn und Zink ist.

Amalgam wird seit vielen Jahrzehnten auf Grund seiner guten mechanischen Materialeigenschaften weltweit als sehr dauerhaftes Füllungsmaterial eingesetzt. Es ist der einzige von den gesetzlichen Krankenkassen im Seitenzahnbereich bezahlte Füllstoff, wenn man von Kunststofffüllungen in Ausnahmefällen wie bei Nierenfunktionsstörungen und nachgewiesener Amalgamallergie absieht.

Vorteile

  • Gute mechanische Eigenschaften, dadurch starke Belastbarkeit
  • langjährige Liegedauer im Mund
  • relativ preiswert
  • einfachere Verarbeitung und Handhabung als Kunststofffüllung; erfordert dadurch nicht so hohe Compliance (Mitarbeitsfähigkeit des Patienten), die beispielsweise reduziert sein kann durch eine eingeschränkte Mundöffnung, starken Speichelfluss bzw. die Unmöglichkeit von relativer oder absoluter Trockenlegung durch Kofferdam u. a.
  • mit der natürlichen Zahnsubstanz vergleichbares Abriebverhalten

Nachteile

  • Auf das Gefahrenpotenzial von Amalgam auf Grund seines Quecksilbergehaltes wird in den letzten Jahren zunehmend von einigen Wissenschaftlern hingewiesen [1, 2, 3]. Heutzutage verwendete Amalgame weisen eine hohe Mundbeständigkeit auf. Dennoch muss davon ausgegangen werden, dass aus einer Amalgamfüllung ständig minimale Mengen an Quecksilber freigesetzt werden [6].
    Dem Bericht einer EU-Kommission zufolge gehen indes keine nennenswerten gesundheitlichen und ökologischen Risiken von Amalgamfüllungen aus [4]. Ein mögliches Amalgamverbot wurde nach aktueller Studienlage verworfen. Auch ist zu berücksichtigen, dass die durch Nahrung (insbesondere Fisch), Atemluft und Trinkwasser aufgenommene Quecksilbermenge die aus Füllungen freigesetzte tägliche Menge übersteigt.
  • Auch das Entfernen einer alten Amalgamfüllung geht mit einer erhöhten Quecksilberexposition einher und sollte deshalb unter bestimmten Vorkehrungen erfolgen, die die mögliche Belastung von Patient und Behandlerteam auf ein Minimum reduzieren [5].
  • Amalgamtätowierungen: durch Verschleppung von Amalgampartikeln aus schleimhautnahen Füllungsbereichen können Gingiva (Zahnfleisch) oder Mundschleimhaut schwärzliche Verfärbungen annehmen, die zwar ästhetisch störend, aber ungefährlich sind [6].
  • unzureichende Ästhetik

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Okklusale, okklusal-approximale und zervikale (auf der Kaufläche, auf der Kontaktfläche zum Nachbarzahn oder im Zahnhalsbereich liegende) Füllungen im Seitenzahnbereich
  • im Frontzahnbereich aus ästhetischen Gründen nur auf oralen Zahnflächen (der Mundhöhle zugewandten Flächen)
  • bei Allergie gegen Kunststofffüllungsmaterial
Lippenbandentfernung

Lippen- und Wangenbänder – sogenannte Frenula – bestehen aus Muskel- und Bindegewebsfasern und strahlen bisweilen bis in die marginale Gingiva (den Zahnfleischrand) ein. Hier schädigen sie durch ihre starken Zugkräfte das Parodont (den Zahnhalteapparat) und verhindern einen natürlichen oder kieferorthopädischen Lückenschluss, so dass sie durch den operativen Eingriff der Frenektomie entfernt werden sollten.

Die typischen Bereiche für die Frenula sind die mittleren Schneidezähne, die Eckzähne und Prämolaren (vorderen Backenzähne). Der Zug, der während des Sprech- und Kauvorgangs durch die Frenula auf den Zahnfleischrand bzw. vereinzelte Papillen (dreieckförmiger Zahnfleischbereich zwischen den Zähnen) ausgeübt wird, kann so stark sein, dass Rezessionen (entzündungsfreier Zahnfleischrückgang) die Folge sind.

Ein bei etwa sieben Prozent der Kinder zu beobachtendes Trema (Synonym: Diastema mediale superior – Lücke zwischen den mittleren Schneidezähnen des Oberkiefers) kann durch ein straff zwischen den Zähnen verlaufendes Frenulum verursacht sein. Erscheint bei Zug auf das Bändchen die gesamte Papille ischämisch (blutleer), kann davon ausgegangen werden, dass das Bandgewebe die Ursache für die Lücke darstellt.

In diesem Fall muss das Frenulum operativ beseitigt werden, um den Lückenschluss – spontan oder mit kieferorthopädischer Unterstützung – zu ermöglichen. Ist es zum Verlust einer Papille gekommen, bedeutet dies neben Einschränkungen in der Ästhetik auch, dass der betroffene Zahnzwischenraum anfälliger für Plaqueretention (Anhaften von bakteriellem Belag) wird und somit die Hygienetechnik dauerhaft intensiviert werden muss.

Im Zahnfleischrandbereich bedeutet der Rückgang, dass durch Freilegen des Wurzeldentins die Anfälligkeit für Karies (Zahnfäule) und hypersensible Zahnhälse (überempfindliche Zahnhälse) erhöht wird. Aus den genannten Gründen werden Frenula deshalb häufig nicht erst wenn sie Schaden verursacht haben, sondern bereits zur Prophylaxe (als vorbeugende Maßnahme) operativ korrigiert. Im einfachsten Fall handelt es sich dabei lediglich um eine Durchtrennung (Frenotomie) des störenden Bändchens.

Bei der im Folgenden erläuterten Frenektomie (Synonyme: Lippenbandentfernung, Lippenbandexzision, Frenulotomie) wird darüber hinaus das Bandgewebe vom Periost (Knochenhaut) gelöst und verlagert, um so die Rezidivgefahr (Rückfallgefahr) zu reduzieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Unterstützung eines spontanen oder kieferorthopädischen Lückenschlusses
  • Vermeidung einer Rezessionsbildung bzw. des Ausweitens einer bestehenden Rezession
  • Vermeidung entzündlichen Geschehens im Rezessionsbereich
  • Vermeidung eines Papillenverlustes
  • Vermeidung schmerzhafter Druckstellen im Randbereich von Prothesen durch sich bewegende Bänder
  • Verbesserung des Prothesenhalts durch Elimination der Bänder, durch deren Bewegung eine Prothese abgehoben werden kann
  • Vermeidung von Komplikationen im Bereich von Implantaten (künstlichen Zahnwurzeln), wenn in deren unmittelbarer Nähe Frenula ansetzen
Bionator

Der Bionator ist ein funktionskieferorthopädisches Gerät, entwickelt in den 1940er Jahren von Prof. Dr. Dr. Balters.

Es funktioniert wie alle funktionskieferorthopädischen Geräte, wenn noch Wachstum vorhanden ist, also bei Kindern und Jugendlichen. Dysgnatien (Fehlentwicklungen der Zähne, der Kiefer und/oder des Kausystems), die aufgrund von Fehlfunktionen der orofazialen Muskulatur (Kaumuskeln, Lippen, Zunge, Wangen) entstanden sind, können mit Hilfe des Bionators unter Nutzung körpereigener Kräfte behandelt werden.

Dennoch wird der Bionator auch bei Erwachsenen eingesetzt, jedoch zur Behandlung von Dysfunktionen wie Knirschen oder Pressen.

Man unterscheidet drei Typen des Bionators:

  • Grundgerät – zur Behandlung der Distalbisslage (Unterkieferrücklage)
  • Abschirmgerät – bei frontal offenem Biss
  • Umkehrgerät – zur Behandlung der Mesialbisslage (Unterkiefer liegt zu weit vorn)

Eine Weiterentwicklung des Gerätes erfolgte von Ascher, einem Schüler Balters. Er fügte dem Gerät zwei Haltedorne im Oberkiefer im Bereich der ersten Molaren hinzu sowie einen Kunststoffüberwurf für die Unterkieferfrontzähne.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Mandibuläre Retrognathie (Unterkieferrücklage)
  • Habits (schädigende Angewohnheiten, bei denen es zu Kieferdeformierungen kommen kann), Parafunktionen („schädliche“ Nebenfunktionen) – z. B. Zungendysfunktionen
  • Zwangsbissführung
  • Habituelle Mundatmung
Homöopathie

Die Homöopathie (griech. homoios – gleichartig, das gleiche; pathos – Leiden) ist eine therapeutische Methode, die vor 200 Jahren von dem deutschen Arzt Samuel Hahnemann begründet wurde, der 1796 seine grundlegende Schrift zur Homöopathie veröffentlichte: „Bloß jene Eigenschaft der Arzneien, eine Reihe spezifischer Krankheitssymptome im gesunden Körper zu erzeugen, ist es, wodurch sie Krankheiten heilen, das ist, den Krankheitsreiz durch einen angemessenen Gegenreiz aufheben und verlöschen können“. (Hahnemann, Heilkunde der Erfahrung).

Im Unterschied zur Schulmedizin wird die Krankheit nicht durch den Einsatz von Arzneimitteln, die die Symptome bekämpfen, sondern durch kleinste Mengen von Stoffen, die in hoher Dosis selbst ähnliche Symptome erzeugen, behandelt. Die Homöopathie gehört zu den Verfahren der Alternativen Medizin.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Eitrige Prozesse
  • Entzündungen
  • Schmerzen nach der Entfernung eines Zahnes
  • Gingivitis (Zahnfleischentzündung)
  • Behandlung von Aphten (kleine, ungefährliche Entzündungen im Mundbereich)

Ob ein homöopathisches Mittel für Sie in Frage kommt, entscheidet der Zahnarzt ganz individuell.

Bürstenbiopsie bei oralen Risikoläsionen (Brush-biopsy)

Die Bürstenbiopsie (Synonym: Bürstenzytologie) ist ein einfaches Verfahren zur Entnahme von Zellen aus auffällig veränderten Arealen der Mundschleimhaut und dient der Früherkennung und Kontrolle oraler Risikoläsionen.

Das orale Plattenepithelkarzinom (Plattenepithelkrebs der Mundhöhle) ist mit einer Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) von etwa 10.000 Neuerkrankungen pro Jahr eine häufige Krebserkrankung. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt für Männer zwischen 36 und 45 Prozent, für Frauen etwas darüber bei 50 bis 63 Prozent. Die ungünstigste Prognose haben Krebserkrankungen von Zunge, Mundboden und Rachen.

Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Frauen bei 64 Jahren, für Männer bei 60 Jahren.

Hauptrisikofaktoren für die Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms der Mundhöhle sind Nikotin und Alkohol, besonders wenn beide Risikofaktoren in Kombination vorhanden sind. Weitere Risikofaktoren sind unzureichende Mundhygiene, HVP-Viren, chronische Entzündungen sowie vitaminarme und fleischreiche Ernährung.

Oftmals wird die Erkrankung erst spät diagnostiziert, was schwerwiegende Folgen für den Patienten hat. Wird die Erkrankung im Frühstadium diagnostiziert und der Tumor im T1-Stadium entfernt, steigt die Fünf-Jahres-Überlebensrate auf etwa 90 Prozent an.

Orale Präkanzerosen (Krebsvorstufen) wie die Leukoplakie (weiße, nicht abwischbare Effloreszenzen der Schleimhaut; es handelt sich dabei um eine Keratinisierungsstörung mit zellulären und epithelialen Atypien (Zellabweichungen von der Norm); die Leukoplakie gehört zu den fakultativen Präkanzerosen) und Erythroplakie (rötliche Läsion, die zu den fakultativen Präkanzerosen gehört) müssen daher regelmäßig vom Zahnarzt kontrolliert werden.
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) der Leukoplakie wird mit 0,5 bis 3,4 Prozent angegeben. In 0,6 bis 18 Prozent der Fälle kommt es zu einer malignen Entartung.

Weitere potentielle maligne Mundschleimhautveränderungen s. u. Indikationen.

Eine einfache, wenig invasive Methode zur Beurteilung oraler Mundschleimhautveränderungen hinsichtlich ihres Malignitätspotentials ist die Bürstenbiopsie.

Indikationen (Anwendungsbereiche)

  • Potentielle maligne Mundschleimhautveränderungen:
    • Leukoplakie, Erythroplakie, oraler Lichen planus (OLP; chronisch entzündliche Erkrankung der Haut und der Schleimhäute; Knötchenflechte), Schleimhautveränderungen aufgrund von „reverse smoking“, chronische Candidiasis (Sammelbezeichnung für Infektionskrankheiten durch Pilze der Gattung Candida), Cheilitis actinica (Lippenentzündung aufgrund von Sonneneinstrahlung), orale submuköse Fibrose, chronisch diskoidaler Lupus erythematodes (CDLE), Fanconi-Anämie (FA), Dyskeratosis congenita, 
     
  • Ulzera (Geschwüre) ohne Heilungstendenz, d. h. auch jede nicht abheilende Wunde
  • Läsionen mit auffälliger Oberflächenstruktur
  • Kontrolle nach vorausgegangenen, negativen Bürstenbiopsien bei persistierenden Läsionen
  • Kontrolle von Läsionen bei Patienten mit einem Kopf-Hals-Karzinom in der Anamnese
Zahnsteinentfernung unter dem Zahnfleischrand

Zahnsteinablagerungen, die subgingival, also unterhalb des Gingivalsaums (des Zahnfleischrands) den Oberflächen der Zahnwurzeln anhaften, werden als Konkremente bezeichnet. Sie reizen die Weichgewebe des Parodonts (des Zahnhalteapparats) mechanisch und begünstigen das Anhaften von Mikroorganismen, deren Toxine (Bakteriengifte) die Entstehung einer Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats) auslösen können. Die Zahnsteinentfernung unter dem Zahnfleischrand ist folglich eine wesentliche Voraussetzung zur Behandlung und Vermeidung einer Parodontitis.

 

Unter Zahnstein versteht man fest anhaftende, durch die Einlagerung von Mineralien erhärtete Ablagerungen. Sie können mit der Zahnbürste und anderen Hilfsmitteln zur täglichen Mundhygienenicht mehr entfernt werden.

 

Mineralisierte Beläge, die entlang oder oberhalb des Gingivalsaums (Zahnfleischrands) dem Zahnhals und der Zahnkrone anhaften, bezeichnet man als supragingivalen Zahnstein. Dieser entsteht aus Biofilm (Plaque, bakteriellem Zahnbelag), welcher von einer Zahnbürste und anderen Hilfsmitteln nicht entfernt wird und in welche sich Mineralien aus dem Speichel einlagern. Der Mineralanteil beträgt etwa 40 %.

 

Die Mineralien in subgingivalem Zahnstein – den sogenannten Konkrementen –, welcher in der Zahnfleischtasche auf der Wurzeloberfläche fest sitzt, entstammen dem Exsudat (Absonderungen) der Zahnfleischtasche. Hier ist der Mineralgehalt mit 60 % deutlich höher und Konkremente haften der Zahnwurzel wesentlich fester an als supragingivaler Zahnstein. Sie verhindern das Anlagern des Gingivalsaums und des Taschenepithels an die Wurzeloberfläche und begünstigen dadurch das weitere Vordringen des Biofilms in die Zahnfleischtaschen.

 

Mit zunehmender Tiefe der Zahnfleischtaschen gedeihen dort vermehrt anaerob (ohne Sauerstoff) lebende Mikroorganismen. Diese produzieren Toxine (Bakteriengifte), welche zur Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und im weiteren Verlauf zur Parodontitis führen – ein Entzündungsprozess, der neben der Entzündung der bindegewebigen Anteile des Zahnhalteapparats mit der Zerstörung des Alveolarknochens (des die Zahnwurzel umgebenden Knochens) einher geht. Ein Attachmentverlust(Befestigungsverlust) ist die Folge.

 

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Bei der Entfernung von Konkrementen handelt es sich also um eine mechanische Infektionsbekämpfung mit dem Ziel, den parodontalen Biofilm (Mikroorganismen in der Zahnfleischtasche) zu beseitigen und damit die Entwicklung einer Parodontitis zu verhindern oder rückgängig zu machen. Ist es bereits zum Attachmentverlust, also dem Verlust von Alveolarknochen und Periodontalligament (bindegewebiger Faserapparat zwischen Zahnoberfläche und Knochen) gekommen, so ist ein Attachmentgewinn nach Beseitigung des Entzündungsgeschehens das Ziel der Konkremententfernung.

 

Das Verfahren wird durchgeführt bei:

  • Parodontitis mit supraalveolären (über dem knöchernen Zahnfach endenden) Zahnfleischtaschen
  • Taschen mit Sondierungstiefen unter 6 mm
  • Einzeltaschen an einwurzeligen Zähnen mit Sondierungstiefen über 6 mm

 

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Kronen mit Keramikschulter

Eine keramische Schulter bezeichnet den Rand einer Krone, der in diesem Fall nicht aus Metall, sondern aus Keramik gefertigt wird. Dieser Rand wird leicht unter das Zahnfleisch geschoben und macht die Krone fast unsichtbar.

 

Normale Metall-Keramik-Kronen besitzen einen Kern aus Metall, der von Keramik umgeben ist.
Doch diese Art der Versorgung zeigt deutliche Nachteile.
So ist der Zahnfleischrand oft gerötet oder entzündet, da das Metall Oxide abgibt. Es entsteht ein unschöner dunkler Rand. Auch wenn sich das Zahnfleisch im Laufe der Jahre etwas zurückbildet, wird der Metallrand sichtbar.

 

Um dies zu vermeiden, gibt es eine einfache Lösung: die Keramikschulter. Hierbei wird das Gerüst aus Metall etwas gekürzt und durch einen abschließenden Keramiksaum ersetzt. Dadurch verschwinden die dunklen Ränder und Entzündungen und die Krone ist praktisch unsichtbar. Das Licht wird natürlich reflektiert. Auch wenn das Zahnfleisch sich zurückzieht, wird lediglich der Keramikrand sichtbar, der wie ein natürlicher Zahn erscheint.

 

Durch die bessere Ästhetik und das Verhindern von unschönen Metallrändern besitzen Kronen mit Keramikschulter eine längere Lebensdauer.

Individuelle Fluoridierungsschiene

Bei einer individuellen Fluoridierungsschiene handelt es sich um eine Kunststoffschiene, die labortechnisch passgenau jeweils für den oberen und unteren Zahnbogen eines Patienten hergestellt wird und als Medikamententräger für fluoridhaltiges Gel dient.

Warum Fluoride?

Fluorid ist ein essentielles Spurenelement und für die Bildung gesunder Knochen- und Zahnhartsubstanz unerlässlich.
In der Zahnmedizin stellen Fluoride, insbesondere in lokaler Anwendung (auf der Zahnoberfläche), dietragende Säule der Kariesprophylaxe dar.
Karies entsteht dadurch, dass Bakterien, die sich in der Plaque (im Zahnbelag) befinden, kurzkettige Kohlenhydrate/Zucker zu Säuren verstoffwechseln, welche den Zahnschmelz demineralisieren (erweichen) und auf Dauer zerstören, sofern nicht nach jeder Säureeinwirkung wieder eine Remineralisation stattfindet.

Und so wirken Fluoride am Zahn:

  • Sie fördern die Remineralisation (Einlagerung von Mineralien aus dem Speichel in den Zahn).
  • Sie hemmen die Demineralisation (Herauslösen von Mineralien aus der Zahnoberfläche)
  • Sie bilden eine Calciumfluorid-Deckschicht, die als Fluoriddepot wirkt und bei Säureeinwirkung auf die Zahnoberfläche Fluorid zur Remineralisation zur Verfügung stellt
  • Beginnende Kariesschäden werden aufgehalten.
  • Sie lagern sich in den Zahnschmelz ein und bilden dort Mischkristalle aus Hydroxylapatit und Fluorapatit, die schwerer säurelöslich sind als reine Hydroxylapatitkristalle. Dadurch erfährt der Zahnschmelz eine Härtesteigerung.
  • Sie erschweren die Anheftung der Bakterien an die Zahnoberfläche und somit die Plaquebildung (Bildung von Zahnbelag).
  • Fluoride hemmen bakterielle Enzyme, die für den Abbau des Zuckers erforderlich sind. Die Hemmung des Bakterienstoffwechsels führt dazu, dass weniger Säuren produziert werden.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die lebenslange Fluoridierung der Zahnoberflächen zum Schutz vor Karies ist prinzipiell für jedermann indiziert, der sich nicht konsequent zahngesund ernährt und keine optimale Mundhygiene betreibt. Wer kein derart engagiertes Verhalten zeigt, kommt um Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprävention nicht herum.

Ist das Kariesrisiko nicht erhöht, ist eine Fluorid-Basisprophylaxe in Form von fluoridierter Zahnpasta und fluoridiertem Speisesalz ausreichend.

Bei erhöhtem Kariesrisiko bietet sich u. a. die wöchentliche Anwendung eines Fluoridgel-Konzentrats an. Hierbei muss die Applikation (das Auftragen) nicht zwingend mit einer Schiene erfolgen, diese stellt lediglich eine Option dar, die gewisse Vorteile aufweist.

Die individuelle Schiene bietet im Vergleich zu konfektionierten Schienen/Trays Vorteile:

  • Sie liegt den Zähnen passgenau  an, wodurch das Fluoridgel dicht an die Zähne adaptiert wird. 
  • Durch die Passform ist viel weniger Fluoridgel erforderlich.
  • Der Tragekomfort ist deutlich größer, weil die individuelle Schiene graziler gestaltet ist und somit viel weniger Raum im Mund benötigt, was insbesondere bei Patienten, die zu Würgereiz neigen, von Vorteil ist.

Auch im Vergleich zum Einbürsten eines Fluoridgels mit der Zahnbürste fallen Vorteile auf:

  • Die Schiene verteilt das Fluoridgel gleichmäßiger, als dies bei durchschnittlicher Zahnputztechnik der Fall ist.
  • Die Tragezeit der Schiene und damit Einwirkzeit des Fluoridgels wird selbst bei hoch motivierter Zahnputztechnik nicht erreicht.
Apexifikation

Unter Apexifikation versteht man ein Verfahren, das vor allem bei devitalen (abgestorbenen)jugendlichen Zähnen mit noch nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum eingesetzt wird. Ziel der Apexifikation ist eine natürliche oder künstliche Hartsubstanzbarriere an der Wurzelspitze, ohne die eine dichte Wurzelfüllung des Zahns nicht möglich ist.

Zähne mit abgeschlossenem Wurzelwachstum haben am Apex (an der Wurzelspitze) eine apikale Konstriktion (verengte Stelle an der Wurzelspitze), an der der Wurzelkanal durch Hartsubstanzanlagerung den schmalsten Querschnitt aufweist. Ohne diese Einengung besteht bei der Wurzelfüllung eines Zahns die Gefahr, Material ins umliegende apikale Gewebe, den Knochen und bei Behandlung im Oberkiefer auch in die Kieferhöhle zu überstopfen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Wenngleich das Verfahren der Apexifikation vorrangig bei noch nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum eingesetzt wird, kommen prinzipiell alle Einsatzmöglichkeiten in Betracht, bei denen es darum geht, eine apikale Konstriktion zu schaffen:

  • irreversible Pulpitis (nicht rückgängig zu machende Zahnmarkentzündung) eines vitalen Zahns mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum, nach Trauma oder kariesbedingt;
  • unreifer Zahn nach Trauma, der zwar noch keine Pulpitis zeigt, bei dem aber über einen längeren Beobachtungszeitraum die Revaskularisierung (Wiederanschluss des beim Trauma abgerissenen Nerven-Gefäßbündels, das das Zahnmark bildet), nicht erfolgt ist;
  • devitaler (abgestorbener) Zahn mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum und ersten röntgenologischen Anzeichen von Wurzelresorptionen;
  • ursprünglich reifer Zahn mit abgeschlossenem Wurzelwachstum, der durch Karies oder Trauma (Zahnunfall) eine Wurzelresorption von apikal her (von der Wurzelspitze ausgehend) zeigt und demzufolge keine apikale Konstriktion mehr besitzt;
  • Wurzelquerfraktur.
Verlängerung des Kieferknochens (Distraktionsosteogenese)

Bei der Distraktionsosteogenese (Synonym: Kallusdistraktion) handelt es sich um ein operatives Verfahren, dessen wörtliche Übersetzung die Vorgehensweise bereits erklärt: Knochenneubildung durch Auseinanderziehen. In Anlehnung an die biologischen Heilungsprozesse nach Frakturen (Knochenbrüchen) wird durch das Voneinander-Entfernen der Knochenbruchstücke die Neuproduktion von Knochensubstanz im Bruchspalt erreicht.

Nach einer unfallbedingten Knochenfraktur reagieren die den Bruchspalt umgebenden Weichgewebe mit Knochen- und Gefäßneubildung, sofern die Knochenfragmente nicht hundertprozentig in ihrer ursprünglichen Position zueinander fixiert sind, sondern ein schmaler Spalt verbleibt.

Man spricht hier von sekundärer Knochenheilung, da zur Überbrückung erst neue Knochensubstanz entstehen muss. Im Bruchspalt wird sogenannter Kallus (Synonyme: Knochenkallus; Frakturkallus; Bruchkallus) von Osteoblasten (Knochen produzierenden Zellen) gebildet. Dieser wird innerhalb weniger Wochen in mineralisierten Knochen umgewandelt und ist dann röntgenologisch sichtbar.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Distraktionsosteogenese findet in verschiedenen Fachrichtungen der Chirurgie Anwendung. Die zahnärztliche Implantologie greift auf das Verfahren der Kallusdistraktion zurück, wenn zur Insertion eines ausreichend dimensionierten Implantates nicht genügend Alveolarknochen (der Knochenanteil der Kiefer, in dem ehemals die Zahnwurzeln verankert waren, im Gegensatz zur Kieferbasis, auf die der Alveolarknochen aufgelagert ist) vorhanden ist. Sie dient der Alveolaraugmentation vor Implantatinsertion (Erhöhung des ehemals Zahn tragenden Kieferknochenanteils vor dem Setzen eines Implantats).

Onlay-Technik

Bei Onlays handelt es sich um Zahnfüllungen, die üblicherweise indirekt (außerhalb des Mundes) hergestellt und mit speziellen, auf das Onlaymaterial abgestimmten Befestigungsmaterialien in den zuvor in bestimmter Technik präparierten (beschliffenen) Zahn eingesetzt werden. Die räumlichen Grenzen der Präparation liegen dabei auf den Höckerspitzen des Zahns.

Damit nimmt das Onlay präparationstechnisch eine Zwischenstellung zwischen einem Inlay und einem Overlay ein: Ersteres bedeckt die Kaufläche nicht vollständig, bei Letzterem sind die Höckerspitzen im Sinne eines Kaukantenschutzes mit in die Präparation einbezogen. Die Übergänge zwischen diesen drei Präparationsformen sind dabei durchaus als fließend zu betrachten.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Indikation zur Präparation eines Onlays ergibt sich aus dem Zerstörungsgrad einer Zahnkroneund, je nach verwendetem Material, aus der Position des Zahns im Mund. Als Material werden, seit Jahrzehnten bewährt, Goldlegierungen verwendet; auf Grund der unzureichenden Ästhetik von Goldgussfüllungen kommen in den vergangenen Jahren aber in der Mehrzahl der Fälle zahnfarbene Materialien wie Glaskeramik-Komposite und vor allem Keramik zum Einsatz. Die Anwendungsbereiche sind also nach verwendetem Material zu differenzieren:

Indikationen zum Goldguss-Onlay

  • nachgewiesene Amalgamunverträglichkeit;
  • nachgewiesene Unverträglichkeit von Materialien für die adhäsive Befestigungstechnik zahnfarbener Onlays;
  • subgingivale, ins zervikale Dentin oder Wurzeldentin reichende Kavitäten (ins Zahnbein des Zahnhalses oder der Wurzel reichende Defekte), für welche adhäsive Befestigungstechniken von zahnfarbenen Onlays nicht mehr realisierbar sind;
  • zu dünne, nicht ausreichend stabile Kavitätenwände (Wände des Zahndefekts), die einen Höckerschutz erfordern;
  • Brückenanker;
  • Versorgung von Oberkiefer- Prämolaren (vorderen Backenzähnen) als ästhetisch akzeptabler Kompromiss zum überkuppelnden Overlay;
  • Versorgung von Molaren (hinteren Backenzähnen) und UK-Prämolaren;
  • Defekte mit großer bukkolingualer Ausdehnung (großer Ausdehnung von der Wange zur Zunge hin).

Indikationen zum zahnfarbenen Keramik- oder Glaskeramik-Komposit-Onlay

  • nachgewiesene Amalgamunverträglichkeit;
  • sehr seltene nachgewiesene Goldunverträglichkeit;
  • approximale Kavitäten (Zahndefekte im Zahnzwischenraum), die noch mit adhäsiven Techniken versorgt werden können, also nicht in die Zahnhals- oder Wurzelregion reichen;
  • zu dünne, für eine Inlayversorgung nicht ausreichend stabile Kavitätenwände, die einen Höckerschutz erfordern;
  • Defekte mit großer bukkolingualer Ausdehnung;
  • ästhetische Aspekte, vor allem bei der Versorgung der Prämolaren (vorderen Backenzähne).
Quecksilberausleitung

Unter Quecksilberausleitung versteht man die Detoxikation (Entgiftung) des Körpers, um im Körper verbliebenes Quecksilber auszuscheiden. Quecksilber ist z. B. in dem Zahnfüllungsmaterial Amalgam enthalten. Die sogenannte Amalgamfüllung wird schon seit langer Zeit in der Zahnmedizin verwendet und gilt sowohl preislich als auch technisch als das Verfahren der Wahl.

 

Das Material besteht aus 40 % Silber, 32 % Zinn, 30 % Kupfer, 3 % Quecksilber und 2 % Zink. Die Toxizität dieser Menge an Quecksilber wird kontrovers diskutiert. Bekannt ist jedoch, dass  beim Legen einer Amalgamfüllung oder durch den täglichen Abrieb geringe Mengen in den Organismus gelangen.

 

Einige wenige Menschen reagieren allergisch auf Amalgam. Andere lehnen dieses Füllungsmaterial aufgrund des enthaltenen Quecksilbers ab, welches unter Umständen eine negative Wirkung auf den Körper haben kann, aber nicht muss. Quecksilber ist zwar giftig, hat jedoch erst ab einer gewissen Menge eine schädliche Wirkung auf den Menschen.

 

Aus Amalgamfüllungen werden täglich nur winzige Mengen des enthaltenen Quecksilbers freigesetzt. Der größte Teil davon wird wieder ausgeschieden, jedoch kann ein kleiner Anteil Quecksilber im Körper zurückbleiben. Um auch diesen letzten Rest aus dem Körper zu entfernen, kann eine fachgerechte Entgiftung, das heißt eine Quecksilberausleitung, durchgeführt werden.

Zahnreinigung mit Pulverstrahl (Air-Flow-System)

Das Air-Flow®-System (Synonym: Pulverstrahltechnik) ist ein Verfahren zur professionellen Zahnreinigung (PZR), mit dem durch ein Pulver-Wasser-Luftgemisch dem Zahn aufgelagerte harte Verfärbungen und mikrobielle weiche Zahnbeläge schonend und an für die häusliche Zahnpflege unzugänglichen Stellen entfernt werden können.

Die klassische Air-Flow®-Methode dient, wie auch die Behandlung mit vergleichbaren Systemen wie z. B. dem PROPHYFlex®-Ansatz, der supragingivalen (über dem Zahnfleischrand) Prophylaxe (Reinigung zur Vorbeugung). Dabei kommt lediglich das verwirbelte Pulver-Wasser-Luftgemisch mit der Zahnoberfläche in Kontakt, kratzende Geräusche durch metallische Reinigungsinstrumente bleiben dem Patienten erspart, das angrenzende Weichgewebe und die Zahnoberflächen werden bei fachmännischer Anwendung im Idealfall nicht in Mitleidenschaft gezogen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Das Air-Flow®-System wird wie das PROPHYFlex®-Gerät alternativ oder ergänzend zur traditionellen Reinigungstechnik, die beispielsweise mit rotierenden Reinigungsbürstchen oder -kelchen zuzüglich Polierpasten unterschiedlicher Körnung und Abrasivität arbeitet, angewendet, um insbesondere durch Nahrungs- und Genussmittel wie Kaffee, Tee, Nikotin oder Rotwein, aber auch durch Medikamente entstandene Verfärbungen abzutragen. Dabei sind insbesondere die Approximalräume (Zahnzwischenräume) mit den Pulverstrahlgeräten in der Regel besser zu erreichen als mit herkömmlichen Reinigungsmöglichkeiten.

Sollte zusätzlich Zahnstein entfernt werden müssen, so kann die klassische Air-Flow®-Methode kombiniert werden mit Handinstrumenten oder Ultraschallscalern. Als neue Alternative bietet der Hersteller hier das Air-Flow®-Master-System an, bei dem die supragingivale Reinigung (oberhalb des Zahnfleischrands) durch ein System zur Reinigung subgingivaler Zahnoberflächen (in der Zahnfleischtasche) ergänzt wird, das ebenfalls auf der Pulverstrahlmethode mit Natriumbikarbonat basiert und für das spezielle, in den Sulcus (Furche zwischen Zahnfleisch und Zahn) einführbare Düsen entwickelt wurden.

Das vorwiegend aus Natriumbikarbonat (CHNaO3) bestehende Reinigungspulver wird mittlerweile in sechs Geschmacksrichtungen angeboten. Erweitert wird das Sortiment durch das Air-Flow®-Pulver Soft, das der Hersteller für Patienten mit sehr empfindlichem Zahnfleisch empfiehlt, sodass eine Gingivareizung weitestgehend vermieden werden kann.

Vor der Anwendung

  • Auf Grund möglicher Staubentwicklung sollte der Patient während der Behandlung keine Kontaktlinsen tragen.
  • Sowohl Patient als auch das Behandlerteam werden mit Schutzbrillen ausgestattet.
  • Zur Reduzierung der Bakteriendichte ist eine vorherige Mundspülung mit 0,2%-igem Chlorhexidindiglukonat über 30 sec sinnvoll.
  • Vaseline auf den Lippen verhindert das Antrocknen des Natriumbikarbonat-Pulvers.

Das Verfahren

  • Um die Staubentwicklung während der Behandlung zu minimieren, wird im Idealfall mit der schnellen Absaugung und dem Speichelzieher gearbeitet.
  • Die Pulverstrahldüse wird mit einem Abstand von 3 mm bis 5 mm von der Zahnoberfläche entfernt gehalten.
  • Die Düse muss bei der klassischen Air-Flow®-Methode in einem Winkel zwischen 30° und 60° zur Zahnachse vom Zahnfleischrand weg Richtung Schneidekante bzw. Kaufläche gehalten werden, also nicht direkt auf die Gingiva (Zahnfleisch), um Reizungen und Verletzungen zu minimieren.
  • Die Düse wird in leicht kreisenden Bewegungen über die Zahnoberflächen bewegt.
  • Nach der Reinigung mit dem Pulverstrahl werden alle Zahnflächen mit feinstkörnigen Polierpasten feingeglättet.
Ein schönes Lächeln

Smile-Makeover

Der dem angloamerikanischen Sprachraum entlehnte Begriff des Smile Makeover hat in letzter Zeit Einzug in die Ästhetische Zahnmedizin gefunden und kann übersetzt werden mit „Verschönerung“ oder auch „gründlicher Veränderung des Lächelns“. Um dem Patienten zu einem attraktiveren, einnehmenden und selbstsicheren Lächeln zu verhelfen, können die verschiedensten Verfahren der Zahnmedizin erforderlich werden.

„Lachen ist die beste Medizin“, „Lachen ist gesund“, „Wer lacht, lebt länger- und gesünder“: wer kennt sie nicht, diese alten Volksweisheiten! Und längst ist sich die Medizin darüber im Klaren, wie viel Wahrheit in ihnen steckt. Umso ungesünder ist es für einen Menschen, der meint, sich das Lachen und sogar das Lächeln auf Grund ästhetischer Einschränkungen selbst verbieten zu müssen. In diesem Zusammenhang müssen schon einfachste Maßnahmen, die zu einem schöneren Lächeln verhelfen, als therapeutisch sinnvoll betrachtet werden.

In erster Linie ist die Ästhetische Zahnmedizin gefordert, so beispielsweise in Form von:

  • Regelmäßiger Professioneller Zahnreinigung (PZR) mit Pulverstrahl und nachfolgender Politur, die als einfachste und dennoch sehr effektive Maßnahme zu belagsfreien und damit heller wirkenden Zähnen verhilft
  • Bleaching/Laserbleaching: Zahnaufhellung
  • Veneers: hauchdünne Keramikverblendschalen können zur Aufhellung und für leichtere Form- und Stellungskorrekturen aufgeklebt werden und haben bei minimalem Zahnhartsubstanzverlust eine hervorragende ästhetische Verbesserung zur Folge.

Diese Leistungen der Ästhetischen Zahnmedizin gehen konsequenterweise oft Hand in Hand mit Therapiemaßnahmen aus dem Bereich der Kieferorthopädie:

  • Beseitigung von Zahnfehlstellungen z. B. mit unsichtbarer Zahnkorrektur (Invisalign®), unabhängig vom Alter des Patienten
  • In jugendlichen Wachstumsphasen können auch noch Anomalien der Kieferlage und -größe beeinflusst werden, z. B. durch Funktionskieferorthopädie, Multibandapparaturen, Lingualtechnik, Bionator, Headgear u.v. m.

Auch die konservierende Zahnheilkunde leistet durch den Austausch von Amalgamfüllungen oder Gold-Inlays gegen zahnfarbene Restaurationen wie Kunststofffüllungen oder z. B. Cerec- bzw. Keramik-Inlays u.v.m. einen wesentlichen Beitrag zu einem ästhetischen Lächeln.

Sind die Zähne durch noch größeren Zahnhartsubstanzverlust vorgeschädigt, kann der Fachbereich der Prothetik  mit Teilkronen oder Kronen aus ästhetischen zahnfarbenen Materialien zu einem schöneren Lächeln verhelfen, in Fällen von Zahnverlust mit Brücken oder weiterreichenden prothetischen Versorgungen.

Auch die Zahnchirurgie kann gefordert sein, sei es z. B. durch das Setzen von Implantaten und auch durch chirurgische Maßnahmen der Parodontologie, denn zur Ästhetik des Lächelns gehört gesundes Zahnfleisch unabdingbar dazu.

Über den zahnmedizinischen Bereich hinaus kann ein Patient Leistungen der ästhetischen Chirurgie in Anspruch nehmen.

Cerec-Inlay

Bei einem Cerec-Inlay handelt es sich um eine indirekt (außerhalb des Mundes) hergestellte keramische Einlagefüllung; hierbei steht die Abkürzung Cerec für ceramic reconstruction. Der große Vorteil dieser Art der Füllungsversorgung besteht im Vergleich zu anderen ästhetischen Restaurationen darin, dass die Restauration aus hochwertiger Keramik besteht und ohne Abformung innerhalb einer Behandlungssitzung in der zahnärztlichen Praxis hergestellt werden kann, wodurch die mehrtägige Wartezeit auf eine Fertigstellung im zahntechnischen Labor entfällt.

Das Cerec-System wurde in den 1980er Jahren an der Universität Zürich entwickelt und befindet sich nun schon in der 4. Generation. Das technisch aufwändige Gesamtkonzept besteht aus einem Kamerasystem zur optischen Abformung, einer 3D-Software zum Konstruieren des Inlays (CAD-Verfahren) und einem Schleifsystem mit Elektromotoren, das innerhalb weniger Minuten das Inlay aus einem industriell hergestellten Keramikblock herausfräst (CAM-Verfahren). Als Material können Blöcke aus Feldspatkeramik, leucit- oder lithiumsilikatverstärkte Glaskeramik sowie Zirkonoxid verwendet werden.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Indikation für ein Cerec-Inlay stellt sich zum einen durch den Zerstörungsgrad eines Zahns dar, zum anderen trägt der Wunsch des Patienten nach einer dauerhaften, hochwertigen und ästhetischen Versorgung zur Entscheidung bei. Auch Unverträglichkeiten gegen andere Füllungsmaterialien können zur Auswahl einer Keramikversorgung führen. Ein Cerec-Inlay kommt also unter folgenden Gesichtspunkten zur Anwendung:

  • Amalgamunverträglichkeit;
  • Goldunverträglichkeit (selten!);
  • ästhetischer Anspruch;
  • Unverträglichkeit von Abformungsmaterialien;
  • Angst des Patienten vor Abformungen, ggf. in Verbindung mit ausgeprägtem Würgereiz;
  • Versorgung von Molaren (hinteren Backenzähnen);
  • Versorgung von Prämolaren (vorderen Backenzähnen), bei welchen ästhetische Aspekte ausschlaggebender sind als bei den Molaren;
  • erforderliche Kavitätenversorgung bei dauerhaft guter Mundhygiene;
  • mittelgroße Kavität, die den Fissurenbereich des Zahns sowie eine oder beide Approximalflächen (Zahnzwischenraumflächen) umfasst;
  • Behandlungszeit als limitierender Faktor.
Schnarcherschiene

Bei einer Schnarcherschiene (Synonyme: Unterkieferprotrusionsschiene, UPS; Schnarchtherapiegerät; engl.: „mandibular advancement device“, MAD) handelt es sich um ein therapeutisches Gerät, das durch Protrusion (Vorverlagerung) des Unterkiefers die oberen Atemwege erweitert, wodurch Schnarchgeräusche verhindert und Apnoezustände (Atemaussetzer) behandelt werden. 

Mithilfe einer Unterkieferprotrusionsschiene (UPS) kann die Tagesschläfrigkeit von Patientinnen und Patienten mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) gelindert werden. Das OSAS ist gekennzeichnet durch die Obstruktion (Verengung) oder kompletten Verschluss der oberen Atemwege während des Schlafes.

Das Gerät besteht aus jeweils einer transparenten starren Kunststoffschiene für den Ober- und Unterkiefer. Beide Schienen sind durch im bukkalen Mundvorhof (Raum zwischen Wangen und Zähnen) oder interokklusal (zwischen den Zahnreihen) positionierte Metall- oder Kunststoffstege miteinander verbunden, die dem Unterkiefer zwar etwas seitliche Bewegungsfreiheit lassen, ihn aber in einer nach ventral (vorne) verlagerten Position fixieren.

Im Schlaf lässt die Muskelspannung des Körpers nach, also auch der Tonus (Spannungszustand) der Rachen- und Zungenmuskulatur. Begünstigt durch eine Rückenlage des Schlafenden fällt die Zunge zurück und engt somit die Luftwege zwischen Zunge und Rachenwand ein. Durch den eingeengten Luftstrom entstehen durch Flattern der Weichgewebe, so z. B. des Gaumensegels, die typischen, bis zu 90 Dezibel lauten Schnarchgeräusche, die für den Schnarcher selbst nicht gesundheitsschädigend sind, sehr wohl aber die Schlafqualität des Partners erheblich reduzieren können.

Kommt es jedoch nicht nur zur Einengung der oberen Atemwege, sondern zu einem völligen Verschluss, sind obstruktive Apnoezustände (Atemstillstand durch Verschluss) die Folge, in denen die Atmung zwischen zehn Sekunden und zwei Minuten aussetzen kann, bevor das Gehirn den entstehenden Sauerstoffmangel mit einer Weckreaktion beendet. Treten die Atemaussetzer regelmäßig und häufig auf, werden die für einen erholsamen Schlaf wichtigen Tiefschlafphasen erheblich reduziert, was schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann.   

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Der Einsatz einer Unterkieferprotrusionsschiene (UPS) gilt gemäß dem nationalen Konsensuspapier bereits bei leichter bis mittelgradiger obstruktiver Schlafapnoe (OSAS) und einem Body-Mass-Index (BMI) < 30 kg/m 2, besonders bei überwiegend in Rückenlage auftretender Schlafapnoe, neben der Positivdruckatmung als Therapie der ersten Wahl [4]. Hierbei sollte die Diagnostik vorab interdisziplinär durch den HNO-Arzt, Internisten oder Lungenfacharzt sowie ein Schlaflabor erfolgen.

In schwerwiegenderen Fällen können operative Maßnahmen oder eine nächtliche Überdruckbeatmung mit einem nCPAP („continuous positive airway pressure“, Überdruckbeatmungsgerät; nCPAP-Maske n=nasal) erforderlich werden. Sollte das nCPAP vom Patienten nicht akzeptiert werden, so kann die Behandlung auch hier mit einem Schnarchtherapiegerät erfolgen.

Der Herstellung des Schnarchtherapiegeräts muss eine umfassende Diagnostik der Zähne, des Kiefergelenks und der Funktionsbewegungen vorausgehen, da die Schienen sämtliche Zähne umfassen und diese durch die Schiene Belastungen ausgesetzt sind; außerdem darf die Vorschubbewegung des Unterkiefers nicht durch Erkrankungen des Kiefergelenks eingeschränkt sein.

DNS-Sondentest auf Parodontitis-Risiko
   
 
Zahngesundheit
 
   
DNS-Sondentest auf Parodontitis-Risiko

Bei einer Parodontitis handelt es sich um eine Entzündung des Zahnhalteapparates. Das heißt, es sind nicht die Zähne an sich betroffen. Umgangssprachlich wird die Parodontitis auch als Parodontose bezeichnet. Damit ist jedoch eine andere Form der Erkrankung gemeint. Im Verlauf der Parodontitis ist anfänglich meist das Zahnfleisch entzündet. Es blutet daher schnell und schmerzt häufig.

Wird die Parodontitis nicht behandelt, schreitet sie voran und führt dazu, dass die Zähne sich lockern und sogar ausfallen können.
Durch eine Parodontitis gehen mehr Zähne verloren als durch Karies!

Parodontitis ist ein unabhängiger Risikofaktor für:

  • Koronare Herzkrankheit (KHK) – Erkrankung der Herzkranzgefäße
  • Apoplex (Schlaganfall)
  • Vorzeitige Wehentätigkeit – mit der Folge von vorzeitigen Geburten und untergewichtigen Kindern

Mit Hilfe des DNS-Sondentests auf Parodontitis-Risiko können die für die Parodontitis verantwortlichen Bakterienarten identifiziert werden.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Lokalisierte oder generalisierte aggressive Parodontitis
  • Parodontitis in Zusammenhang mit systemischen Erkrankungen
  • Therapieresistente Parodontitis
  • Schwere generalisierte chronische Parodontitis
  • Schwere Formen mit mehr als 50 % Attachmentverlust (Verlust des parodontalen Halteapparates durch parodontale Entzündungen) an 14 oder mehr Zähnen
  • Periimplantitis – Zahnbetterkrankung im Bereich von Implantaten

Relative Indikationen

  • Dokumentation des Behandlungserfolges
  • Lokale Rezidive (örtliches Wiederauftreten) während des Recalls (Erhaltungstherapie)
  • vor implantologischen Maßnahmen
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Zahnlexikon 
Weitere Informationen
Wurzelspitzenresektion

Eine Wurzelspitzenresektion (WSR) (Synonyme: amputatio radicis dentis; Apektomie; apikale Osteotomie; chirurgische Wurzelfüllung; Radikaloperation der apikalen Parodontitis (Entzündung des Parodonts (Zahnhalteapparat) genau unterhalb der Zahnwurzel; apikal = „zahnwurzelwärts“); Wurzelspitzenamputation) ist ein operativer Eingriff, bei dem die Wurzelspitze eines im Vorfeld wurzelbehandelten Zahnes sowie die entzündete Umgebung der Wurzelspitze entfernt werden. Sie dient dem Erhalt des betroffenen Zahnes durch die Beseitigung der Entzündung.

Hierzu wird in Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung) durch eine Osteotomie (operative Durchtrennung von Knochen oder die Ausschneidung eines Knochenstücks) der Zugang durch den Knochen zur Wurzelspitze geschaffen. Die endgültige Wurzelfüllung des bereits wurzelbehandelten Zahnes kann dabei auch intraoperativ (während der Operation) gelegt werden. Während eine Wurzelfüllung für den Erfolg unabdingbar ist, wird ein zusätzlicher retrograder Verschluss des Wurzelkanals (von der neu geschaffenen Wurzelspitze aus) nicht zwingend vorgeschrieben.

Die Operation ist ein Routineeingriff in der zahnärztlichen Praxis. Sie ist bei einer Parodontitis apicalis (Erkrankung des den Wurzelspitzenbereich betreffenden Zahnhalteapparates) notwendig,  wenn eine im Vorfeld ausgeführte Wurzelbehandlung nicht zur Entzündungsfreiheit führt. Hierbei tritt eine chronische apikale Entzündung unter Bildung von Granulationsgewebe als Abwehrreaktion auf, die mit konventionellen Methoden nicht mehr zur Ausheilung gebracht werden kann.

Symptome – Beschwerden 

Typische Symptome bzw. Beschwerden, die zur Planung einer Wurzelspitzenresektion führen, sind:

  • Schmerzen, örtlich oder ausstrahlend
  • Druckgefühl
  • akutes Aufflammen einer chronischen Entzündung des Periapikalraums (Raum, der die Wurzelspitze umgibt), ggf. mit Abszessbildung (Bildung einer umkapselten Eiteransammlung)
  • Fistelbildung
  • Aufbiss- bzw. Klopfempfindlichkeit (Perkussionsdolenz)
  • röntgenologisch: verbreiterter, die Wurzelspitze umgebender (periapikaler) Parodontalspalt

Diagnostik

Folgende diagnostische Maßnahmen sind vor der Therapieentscheidung notwendig:

  • Klinische Untersuchung auf die Erhaltungswürdigkeit des Zahnes hin
  • Perkussionstest (Überprüfen der Aufbissempfindlichkeit)
  • Sensibilitätstest, thermisch oder elektrophysiologisch
  • Röntgen des Zahnes und seiner umgebenden Strukturen
  • Abwägen von Begleiterkrankungen (Blutgerinnung; Abwehrschwäche; Diabetes mellitus u. v. m.), in der Folge z. B. Einleitung von Laboruntersuchungen oder begleitende antibiotische Therapie

Therapie

Ziel der Wurzelspitzenresektion ist es, pathologische (krankhafte) Veränderungen wie apikale Granulome, Zysten (krankhafter flüssigkeitsgefüllter Hohlraum mit eigenständiger Wand) und Parodontitiden (Entzündungen des Zahnhalteapparates) im periapikalen (die Wurzelspitze umgebenden) Bereich zum Ausheilen zu bringen und dadurch den Zahn zu erhalten.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • fortbestehende apikale Parodontitis (Entzündung des Parodonts (Zahnhalteapparat) genau unterhalb der Zahnwurzel; apikal = „zahnwurzelwärts“) mit klinischen Symptomen an einem wurzelgefüllten Zahn
  • fortbestehende apikale Parodontitis mit in der röntgenologischen Verlaufskontrolle zunehmender Osteolyse (Knochenauflösung) an einem wurzelgefüllten Zahn
  • Zystenbildung am Apex (Wurzelspitze)
  • klinische Symptome, deren Ursache in die Nachbarstrukturen des Apex (Wurzelspitze) überstopftes Wurzelfüllmaterial ist
  • an Zähnen, die auf Grund ihrer Anatomie – z. B. durch starke Abbiegung – nicht regelrecht mit einer Wurzelbehandlung zu versorgen sind, die klinische Symptome aufweisen oder einen auffälligen Röntgenbefund haben
  • bei einer apikalen Osteolyse (Knochenauflösung) ab ca. 5 mm Durchmesser auch ohne klinische Symptomatik
  • beim Bruch eines Instruments, das der Aufbereitung des Wurzelkanals vor der Wurzelfüllung dient, sofern es über den Wurzelkanal nicht entfernt werden kann
  • bei einer Via falsa (falscher Weg; hier: Perforation der Wurzelkanalwand) in Nähe des Apex
  • bei Fraktur (Bruch) des apikalen Wurzeldrittels
  • bei apikaler Parodontitis eines wurzelgefüllten und mit Stift versorgten Zahnes, wobei der Stift nicht entfernt werden kann, um die Wurzelfüllung zu revidieren (erneuern)
Ohrakupunktur (Auriculotherapie)

Die Ohrakupunktur ist eine alternative medizinische Methode, die ihren Ursprung unter anderem in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) hat.

Speziell die Akupunkturtechnik (Synonym: Auriculotherapie) des Ohres wurde durch den französischen Arzt Dr. Paul Nogier etabliert. Er entdeckte das sogenannte Ohrsomatotop, das in Form eines auf dem Kopf stehenden Embryos den Elementen des menschlichen Körpers jeweils ein Äquivalent auf dem äußeren Ohr zuordnet. Dabei befindet sich zum Beispiel der Kopf am Ohrläppchen während die Wirbelsäule mit der Anthelix (Teil der Ohrmuschel) korrespondiert.

Bei Nogiers Auriculo-Therapie handelt es sich sowohl um ein therapeutisches als auch um ein diagnostisches Konzept. Seine ersten Erfahrungen sammelte er, indem er im Bereich der Anthelix (diejenige Windung beim äußeren Ohr, die dem Rand der Ohrmuschel (Helix) gegenüberliegt) sensible Punkte bei Beschwerden bzw. Schmerzen im Rahmen einer Lumboischialgie (lumbosakrales Wurzelreizsyndrom, bei dem Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule und im Versorgungsbereich des Nervus ischiadicus auftreten) mithilfe von Akupunktur mit Erfolg behandelte.

Die Ohrakupunktur erfreut sich besonderer Beliebtheit, da die Akupunkturpunkte gut zugänglich sind und auch Regionen, die durch eine Verletzung nicht zugängig sind, therapiert werden können. Der folgende Text gibt einen kurzen Überblick zur Verfahrenstechnik der Ohrakupunktur und ihren theoretischen Hintergründen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

In der Zahnheilkunde wird die Ohrakupunktur sowohl für diagnostische als auch therapeutische Zwecke eingesetzt.

In der Diagnostik:

  • Auffinden von Herden
  • Feststellung von Allergien
  • Testung von Medikamenten

In der Therapie:

  • Analgesie (Schmerzlinderung)
  • Sedierend (Entspannung)
  • Anxiolytisch (Angstlinderung)
  • Heilungsförderung
Interdentalraumhygiene

Unter Interdentalraumhygiene versteht man Mundhygienetechniken, die auf die schwerer zu reinigenden Interdentalräume (Approximalräume, Zahnzwischenräume) abgestimmt sind, welche von der elektrischen oder Handzahnbürste nicht erfasst werden.

Um die Zähne lebenslang gesund und frei von Karies und Zahnfleischerkrankungen zu halten, sind die wesentlichen Faktoren einer optimalen Basis-Mundhygiene zunächst einmal:

  • zweimal täglich die Verwendung einer fluoridhaltigen Zahnpaste
  • die Wahl einer effizienten Zahnbürste
  • die richtige Anwendung einer effizienten Putztechnik im gesamten Gebiss, also auch an schwer zugänglichen Stellen wie den Zahnzwischenräumen und den Bereichen hinter den letzten Molaren (den großen Backenzähnen).

Im individuellen Fall reichen diese Basismaßnahmen meist nicht aus. Um der Entstehung von Approximalraumkaries (Zahnzwischenraumkaries) und parodontalen Taschen (krankhaft entzündeten Zahnfleischtaschen mit Knochenabbau) effektiv vorzubeugen, muss die Basishygiene um zusätzliche Hilfsmittel für die Interdentalraumhygiene erweitert werden.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Der Einsatz von Mundhygienehilfsmitteln zur Ergänzung der Basismaßnahmen empfiehlt sich immer dann, wenn die Zähne ohne Lücken stehen. Da der Zahnbogen üblicherweise ohne Lücken ausgeformt ist, bedeutet dies, dass die überwiegende Mehrzahl der Menschen täglich zu Hilfsmitteln greifen sollte, die die Effektivität der Interdentalhygiene (Zahnzwischenraumhygiene) steigern.

Pflanzenheilkunde (Phytotherapie)

Die moderne Phytotherapie (griech. phyton: Pflanze; therapeia: Pflege) beinhaltet die Prävention (Vorbeugung) und Behandlung von Erkrankungen sowie Befindensstörungen durch Verabreichung von Pflanzen bzw. deren Bestandteilen (z. B. Blüten, Blätter, Wurzeln, Früchte und Samen). Diese Pflanzen werden auch als Heilpflanzen bezeichnet. Man unterscheidet die rationale Phytotherapie (basiert auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen) von der Traditionellen Phytotherapie. Die traditionelle Pflanzenheilkunde gehört zu den ältesten medizinischen Systemen und umfasst zum Beispiel die chinesische oder die indisch-ayurvedische Medizin.

Sogenannte Phytotherapeutika oder auch Phytopharmaka unterscheiden sich von normalen schulmedizinischen Arzneimitteln. Die verwendeten Pflanzen werden in ihrer Gesamtheit als Stoffgemisch betrachtet, da sie nur so die gewünschte Wirkung entfalten. Isolierte Pflanzeninhaltsstoffe, die meist chemisch hergestellt werden, sind keine Phytopharmaka (z. B. Atropin oder Digitoxin). Die Phytotherapie ist keine „Alternative Medizin“ und sie ist klar von der Homöopathie abzugrenzen. Je mehr pflanzliche Wirkstoffe gegeben werden, desto stärker ist die Wirkung. Bei der Homöopathie verhält es sich umgekehrt.

Phytotherapeutika werden meist bei leichten oder chronischen Erkrankungen angewendet. Die traditionelle Phytotherapie eignet sich auch für die Selbstanwendung durch den Patienten. Die Therapie ist nicht für die Behandlung von schweren Erkrankungen (insbesondere Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus) oder in Notfallsituationen geeignet. Die Möglichkeiten in der Anwendung der phytotherapeutischen Wirkstoffgemische sind sehr groß. Jede Pflanze besitzt ihre individuelle Heilkraft und kann in Kombination mit anderen Pflanzen verwendet werden. Die Phytotherapie zeichnet sich durch hohe Verträglichkeit und wenige Nebenwirkungen aus.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

In der Zahnheilkunde wird die Phytotherapie bevorzugt zur Behandlung von Erkrankungen des Mundes und des Rachens angewendet, meist in Form von Spülungen oder Lösungen.

Mit den unterschiedlichen Pflanzen lassen sich sowohl Viren als auch Bakterien wirkungsvoll bekämpfen.

Schmerzen können gelindert und Schwellungen zum Abklingen gebracht werden.


Einige Bespiele für Erkrankungen und Probleme, die phytotherapeutisch behandelt werden können, sind unter anderem:

  • Gingivitis (Zahnfleischentzündung)
  • Tonsillitis (Mandelentzündung)
  • Pharyngitis (Rachenentzündung)
  • Zahnschmerzen
  • Zahnfleischbluten
Keramik-Inlay

Bei einem Keramik-Inlay (Synonyme: Ceramikinlay; Keramikinlay;) handelt es sich um eine zahnfarbene, indirekt (außerhalb des Mundes) hergestellte Zahnfüllung, für die der zu versorgende Zahn in einer bestimmten Technik präpariert (beschliffen) wird und die mit speziellen, auf das keramische Material und die Zahnhartsubstanzen abgestimmten Materialien adhäsiv (durch Verklammerung in mikroskopisch feinen Poren) befestigt wird.

Die räumliche Ausdehnung eines Inlays ist in seltenen Fällen nur auf den Okklusalbereich (Kauflächenbereich) mit seinen Fissuren (Grübchen im Kauflächenrelief der Seitenzähne) begrenzt; in der Regel umfasst das Inlay zusätzlich einen oder beide Approximalraumflächen (den Nachbarzähnen zugewandte Zahnzwischenraumflächen).

Keramik besteht aus Quarzkristallen, die in eine Matrix (Basismasse) aus Feldspat eingebunden sind. Das Keramik-Inlay ist im Vergleich zum Kunststoff-Inlay zu sehen. Bis auf wenige Ausnahmen findet das Keramikmaterial häufiger Anwendung, u.a. weil es biologisch inert (reaktionsträge) ist und somit einen deutlichen Vorteil gegenüber dem Kunststoffmaterial aufweist, auf das sich Überempfindlichkeitsreaktionen entwickeln können. Allerdings werden auch Keramik-Inlays in aller Regel mit Befestigungsmaterial auf Kunststoffbasis adhäsiv mit dem Zahn verbunden, sodass man den Einsatz von Kunststoff nur quantitativ deutlich reduzieren kann.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Indikationen zum Keramik-Inlay ergeben sich aus:

  • dem Wunsch des Patienten nach zahnfarbener, dauerhafter Ästhetik;
  • dem Zerstörungsgrad des zu versorgenden Zahns. Während bei kleineren bis mittleren Defekten das Legen einer direkten Füllung z. B. aus Komposit sinnvoll ist, um nicht unnötig Zahnsubstanz der Präparationstechnik (Beschleiftechnik) eines Inlays zu opfern, ist bei mittleren bis großen Defekten die Versorgung mit einem Inlay das Mittel der Wahl, wobei die Versorgung mit einem Keramik-Inlay einen größeren Zeitaufwand und erhebliche finanzielle Mehrkosten für den Patienten mit sich bringt und deshalb zuweilen Kompromisse zugunsten einer direkten Füllung eingegangen werden müssen;
  • einer nachgewiesenen Amalgamunverträglichkeit;
  • einer – sehr seltenen – nachgewiesenen Goldunverträglichkeit, die die Versorgung mit einem Goldguss-Inlay verbietet;
  • der Notwendigkeit, einen Seitenzahn zu versorgen. Schneide- und Eckzähne werden in aller Regel nicht mit Inlays versorgt.
Stabilisierung gelockerter Zähne (Transdentale Fixation)

Bei der transdentalen Fixation (Synonyme: Transfixation, endodontale Schienung) handelt es sich um ein operatives Verfahren der zahnärztlichen Chirurgie, das in speziellen Fällen dem Erhalt eines gelockerten Zahnes dient. Dabei wird ein Stift in die Zahnwurzel eingebracht, der über die Wurzelspitze des Zahnes hinausragt. Der Stift wird so im um die Wurzelspitze befindlichen Knochen verankert, die Zahnlockerung wird reduziert.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Durch die künstliche Verlängerung der Zahnwurzel transdental (über die natürliche Wurzelspitze hinaus) kommt es bei einem gelockerten Zahn zu günstigeren Hebelverhältnissen zwischen Zahnkrone und Zahnwurzel. Ursachen für die Zahnlockerung können sein:

  • Parodontitis marginalis (Entzündung der oberen (Zahnhals nahen) Anteile des Zahnbetts mit weit fortgeschrittenem Abbau des den Zahn umgebenden Knochens: Zahnfleisch, Zahnwurzelhaut, Wurzelzement, Zahnfachknochen)
  • Parodontitis apicalis (Entzündung im Bereich der Wurzelspitze)
  • Wurzelquerfraktur (Wurzelquerbruch)

In allen Fällen ist die transdentale Fixation nicht die alleinige notwendige Therapie für den Erhalt des gelockerten Zahnes: im ersten Fall muss die marginale Parodontitis chirurgisch und durch häusliche Hygienemaßnahmen zur Ausheilung gebracht werden. Die apikale Parodontitis (Entzündung des Parodonts (Zahnhalteapparat) genau unterhalb der Zahnwurzel; apikal = „zahnwurzelwärts“) erfordert eine Wurzelkanalbehandlung mit chirurgischer Wurzelspitzenresektion. Sollte der Bruchspalt einer quer frakturierten Wurzel sich im wurzelspitzennahen Drittel befinden, so wird dieser Anteil chirurgisch entfernt.

Mundakupunktur in der Zahnmedizin

Die Mundakupunktur nach Gleditsch ist ein therapeutisches und diagnostisches Verfahren, das von dem deutschen Arzt und Akupunkteur J. M. Gleditsch etabliert wurde. Die traditionelle Akupunktur (lat. acus: Nadel; pungere: stechen) ist ein alternativ-medizinisches Verfahren, das sich von der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ableitet. Es basiert auf der Annahme, dass durch das sanfte Einstechen feiner Nadeln die Dynamik des Energiesystems, die sogenannten Meridiane, zu Gunsten der Heilung beeinflusst werden kann.

Gleditsch entdeckte während seiner Studien an seinen Patienten, die er als Zahnarzt und Hals-Nasen-Ohren-Arzt behandelte, das sogenannte Somatotop der Mundhöhle. Als Somatotop wird hier die örtliche Projektion des Körpers und seiner Organe auf die Mundhöhle bezeichnet. Das Somatotop der Mundhöhle wird ebenso wie das Ohrsomatotop (Ohrakupunktur, Auricolotherapie) auch als Mikrosystem bezeichnet. Dies bedeutet, dass z. B. die Wirbelsäule des Patienten sich in speziellen Punkten (Mundakupunkturpunkte) einer bestimmen Region der Mundhöhle widerspiegelt. Dieser Zusammenhang ermöglicht eine therapeutische Behandlung z. B. einer erkrankten Wirbelsäule durch Stimulation der Akupunkturpunkte.

Der folgende Text stellt das Verfahren und die theoretischen Hintergründe der Mundakupunktur im Überblick dar.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • chronische Parodontitis (bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates/Parodont) – zur Stabilisierung der Schleimhautfunktionen
  • chronische Gingivitis (Zahnfleischentzündung) – zur Stabilisierung der Schleimhautfunktionen
  • Halbseitenkopfschmerz
  • Infektanfälligkeit
  • Migräne
  • psychosomatische Beschwerden
  • Spannungskopfschmerz
  • Trigeminusneuralgie – Schmerzen, die vom Nervus trigeminus (großer Gesichtsnerv) ausgehen
  • Schmerzen und Beschwerden im Bereich:
    • HWS (Halswirbelsäule)
    • BWS (Brustwirbelsäule)
    • LWS (Lendenwirbelsäule)
    • Iliosakralgelenk (ISG; Kreuzdarmbeingelenk)
    • Hüft-, Knie-, Sprung-, Schulter- und Ellenbogengelenk
    • Kiefergelenk
Tetracyclinfaden

Ein Tetracyclinfaden ist ein mit dem Antibiotikum Tetracyclin getränkter Faden zur lokalen Anwendung in den Parodontaltaschen (Zahnfleischtaschen, die von bakterieller Plaque besiedelt sind). Tetracyclin ist ein Breitbandantibiotikum, welches von Streptomyceten (Streptomyces aureofaciens) produziert wird und gegen zahlreiche bakterielle Infektionen eingesetzt wird. Die Fäden geben kontinuierlich für mehr als sieben Tage Tetracyclin in die erkrankte Parodontaltasche ab.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Behandlung parodontaler Taschen bei Erwachsenen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Überempfindlichkeit gegenüber Tetracyclin
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Tetracyclin verursacht bei oraler Gabe bleibende Verfärbungen an den Zähnen des Kindes und geht in die Muttermilch über. Es wird daher von der Anwendung der Fäden, obgleich nicht sicher ist, inwieweit dieser Effekt auch bei lokaler Applikation auftritt, während Schwangerschaft und Stillzeit abgeraten.

Professionelle Zahnreinigung (PZR)

Die Zähne bis ins hohe Alter hinein vor Karies (Zahnfäule) und Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats) zu schützen ist ein realisierbares Ziel, wenn prophylaktische (vorbeugende) Maßnahmen wie eine konsequente häusliche Zahnpflege und regelmäßige professionelle Zahnreinigung (PZR) beim Zahnarzt Hand in Hand gehen.

Durch die häusliche Mundhygiene werden Bereiche wie die Interdentalräume (Zahnzwischenräume) und die retromolaren Räume (hinter den letzten Backenzähnen) deutlich schwerer erfasst als die Kau-, Außen- und Innenflächen der Zähne.

Sammelt sich aber Plaque (mikrobieller Zahnbelag) über mehrere Tage hinweg an, ist eine Gingivitis (Zahnfleischentzündung) die Folge, die bei längerem chronischen Verlauf wiederum in eine Parodontitis übergehen kann. Außerdem gefährden kariogene Bakterien in der Plaque die Zahngesundheit durch Karies.

Während eine Gingivitis durch verbesserte und ambitionierte Putztechnik wieder rückgängig gemacht werden kann, hilft dies jedoch nicht mehr weiter, wenn sich Zahnbeläge durch Einlagerung von Mineralstoffen erst einmal zu Zahnstein (oberhalb des Zahnfleischrandes) oder gar Konkrementen (Zahnstein unterhalb des Zahnfleischrandes) verfestigt haben.

Auch feste Farbauflagerungen, die beim Genuss von Kaffee, Tee, Nikotin o. ä. entstehen, sind mit der häuslichen Mundhygienetechnik nur schwer zu beseitigen. Hier setzt die professionelle Zahnreinigung (PZR) an, welche in der Zahnarztpraxis in der Regel von fortgebildetem Fachpersonal (Zahnmedizinische Prophylaxehelferin, Zahnmedizinische Fachassistentin, Dentalhygienikerin) durchgeführt wird.

Durch die Kombination von guter Zahnpflege und PZR lassen sich Karies (Zahnfäule, bakterielle Zerstörung der Zahnhartsubstanzen), Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und Parodontitis (Zahnbettentzündung) effektiv und lebenslang verhindern.

Die professionelle Zahnreinigung (PZR) umfasst:

  • das Entfernen von weichen und harten Belägen auf dem Zahnschmelz und evtl. freiliegenden Zahnwurzeln supragingival bzw. gingival (oberhalb des bzw. im Bereich des Zahnfleischsaums)
  • die Reinigung der Interdentalräume (Zahnzwischenräume)
  • das Entfernen des Biofilms (der Plaque, der mikrobiellen Beläge)
  • die Oberflächenpolitur der Zähne
  • geeignete lokale (örtliche) Fluoridierungsmaßnahmen zum Kariesschutz
  • Schulungen/Übungen zur Mundhygiene und/oder Verwendung von Mundhygiene-Hilfsmitteln

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die PZR wird eingesetzt:

  • zur Entfernung von supragingivalem Zahnstein (oberhalb des Zahnfleischsaums) und Konkrementen im klinisch erreichbaren Subgingivalbereich (im oberen Bereich der Zahnfleischtasche)
  • zur Therapie einer bakteriellen Gingivitis
  • zur Entfernung aufgelagerter Zahnverfärbungen
  • bei Halitosis (Mundgeruch)
  • als Bestandteil einer parodontalen Initialbehandlung (vor weitergehenden Maßnahmen zur Behandlung einer Zahnbettentzündung)
  • zur Erhaltungstherapie nach Behandlung einer Parodontitis (Zahnbettentzündung)
  • im Rahmen eines Recalls (einer Vor- bzw. Nachsorgebehandlung)

Die Abstände eines Recalls (der Nachsorgetermine) sind für jeden Patienten individuell festzulegen und liegen in der Regel bei drei bis sechs Monaten.

Insbesondere wenn eine unterstützende Parodontaltherapie zur Langzeiterhaltung (UPT) nach einer erfolgreichen Parodontitistherapie (Behandlung einer Zahnbettentzündung,  z.B. chirurgisch oder mit der Vector®-Methode) erforderlich ist, werden engmaschige Recalls indiziert sein, um das erneute Anhaften von subgingivalen Konkrementen (Zahnstein unterhalb des Zahnfleischrandes in den Zahnfleischtaschen) von vornherein zu verhindern und im Biofilm eine Verschiebung der Keimzusammensetzung hin zu apathogenen Keimen (ohne Krankheitswert) zu begünstigen.

Kunststoff-Teilprothese – Partielle Kunststoffprothese

Bei einer Kunststoff-Teilprothese (Synonym: partielle Kunststoffprothese) handelt es sich um eine einfache, herausnehmbare partielle Prothese (Teilprothese) zum Ersatz fehlender Zähne. Ihre Nutzungsdauer ist auf die Wundheilungsphase nach einem chirurgischen Eingriff bis zur Anfertigung einer definitiven (endgültigen) Versorgung begrenzt.

In der Wundheilungsphase nach einer Zahnextraktion (Zahnentfernung) regenerieren nicht nur die den Kieferknochen bedeckenden Weichgewebe. Vielmehr wird auch die Alveole (das knöcherne Zahnfach) des extrahierten Zahnes umstrukturiert, so dass der Kieferkamm eine Formveränderung erfährt.

Es ist daher in der Regel wenig sinnvoll, unmittelbar nach einem chirurgischen Eingriff definitiven (endgültigen) Zahnersatz anzufertigen. Eine Kunststoff-Teilprothese überbrückt den für die Wundheilung notwendigen Zeitraum von etwa zwei Monaten.

In aller Regel handelt es sich bei Kunststoff-Teilprothesen also um sogenannte Interimsprothesen (von lat.: unterdessen, einstweilen). Auf Grund der kurzen Nutzungsdauer werden sie kostengünstig aus Kunststoff auf PMMA-Basis (Polymethylmethacrylat) gefertigt, wobei der Halt am Restgebiss durch von Hand gebogene Drahtklammern erreicht wird.

Anders als eine Modellgussprothese, die als definitive Versorgung geplant wird, besitzt eine Kunststoff-Teilprothese kein stabilisierendes, gegossenes Metallgerüst. Sie dient der Wiederherstellung der Kaufunktion und Ästhetik für einen begrenzten Zeitraum.

Die Kunststoff-Teilprothese ist, ohne sich auf den verbliebenen Zähnen abzustützen, eine rein mukosal bzw. gingival (auf Schleimhaut bzw. Zahnfleisch) gelagerte Versorgung, die den Kaudruck an den Kieferkamm abgibt. Dieser reagiert darauf langfristig mit Atrophie (Rückbildung des Knochens). Darüber hinaus sind die gebogenen Klammern auf Dauer wenig schonend für den Zahnhalsbereich des Klammerzahns. Aus diesen Gründen sollte die Nutzungsdauer der partiellen Kunststoffprothese nicht über Gebühr verlängert werden.

Definitionen: Interimsprothese – Immediatprothese

Nach Krankenkassenrichtlinien muss zwischen einer Interimsprothese und einer Immediatprothese (von lat.: sofort) unterschieden werden. Während es sich bei letzterer um eine sofort nach dem chirurgischen Eingriff eingesetzte endgültige Versorgung handelt, dient die Interimsprothese, wie erläutert, lediglich der zeitlichen Überbrückung.

Es ist nur in Ausnahmefällen sinnvoll, einen definitiven Zahnersatz, der etliche Jahre in Funktion bleiben soll, einzugliedern, ohne die Umstrukturierungsprozesse der Wundheilung abzuwarten. Andererseits müssen Kaufunktion und Ästhetik sichergestellt und umfangreichere Wundgebiete ggf. vor mechanischen Reizen geschützt werden. Praktikabel ist daher das Verfahren einer sofort nach dem chirurgischen Eingriff eingesetzten Interimsversorgung.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Vorübergehende Wiederherstellung der Kaufunktion, Phonetik und Ästhetik nach Zahnextraktionen oder Implantatinsertion (Setzen eines Implantats)
  • Erhalten der vertikalen Kieferrelation (Abstand von Ober- zu Unterkieferbasis)
  • Verhindern von Elongationen (Herauswachsen eines Zahnes aus dem Kieferknochen bei fehlender Gegenbezahnung)
  • Verhindern von Zahnwanderungen und- kippungen
  • Schutz der Operationswunde
Kariesschutz durch Aminfluorid

Der Kariesschutz durch die Anwendung von Fluoriden, so auch durch Aminfluoride, hat in der zahnärztlichen Individualprophylaxe grundlegende Bedeutung.

Fluoride sind Salze der Flusssäure (Fluorwasserstoffsäure, HF) und sind in der Natur weit verbreitet. Sie kommen im Boden und in jedem Wasser vor, dabei finden sich besonders hohe Konzentrationen in Meeren und vulkanischen Böden. Fluorid ist als Spurenelement natürlicherweise im Zahnschmelz enthalten und ist in der Schmelzbildungsphase während der Zahnentwicklung erforderlich. Die Fluoridkonzentration nimmt in der Schmelzschicht zur Zahnoberfläche hin zu.
Je höher die Fluoridkonzentration in der oberflächlichen Schmelzschicht ist, desto resistenter ist der Schmelz gegen Säureeinwirkungen aus der Nahrung oder aus dem bakteriellen Stoffwechsel. Säuren führen zur Demineralisation (Erweichung) des Schmelzes und schließlich zur Kavitation (Entstehen eines Loches).

Zur Kariesprophylaxe werden dementsprechend verschiedene Fluoride eingesetzt, die im wässrigen Mundmilieu leicht Fluoridionen freisetzen, welche in die Schmelzoberfläche durch Ionenaustausch eingelagert werden können und dort eine Härtesteigerung bewirken.

Ein Anstieg der Fluoridkonzentration findet nicht nur im Schmelz, sondern auch in der mikrobiellen Plaque (dem Zahnbelag) statt. Fluoride greifen in den bakteriellen Stoffwechsel ein, indem sie Enzyme hemmen, die für die Verstoffwechselung von Zuckermolekülen erforderlich sind. Ein Abbauprodukt des Stoffwechsels sind organische Säuren. Wird der bakterielle Stoffwechsel gestört, ist der Zahnschmelz seltener der Säureeinwirkung ausgesetzt.

Chemisch kann unterschieden werden zwischen anorganischen Fluoridverbindungen:

  • Natriummonofluorphosphat
  • Natriumfluorid
  • Zinnfluorid

und der Stoffgruppe der organischen Aminfluoride, so z. B.

  • Olaflur
  • Dectaflur
  • Hetaflur

Alle diese zum Kariesschutz eingesetzten Fluoridverbindungen wirken:

  • karieshemmend durch Störung des Plaquestoffwechsels
  • fördernd auf die Remineralisation des Zahnschmelzes (Wiedereinlagerung von Fluorid und anderen Mineralstoffen in die Schmelzoberfläche), dadurch
  • härtesteigernd durch
  • Herabsetzen der Säurelöslichkeit des Schmelzes
  • als Fluoriddepot durch Bildung einer schwer löslichen Calciumfluorid-Deckschicht an der Zahnoberfläche. Aus dieser Deckschicht geht bei Säureeinwirkung Fluorid in Lösung, das zur Remineralisation zur Verfügung steht


Aminfluoride sind Hydrofluoride von Aminen. Die Moleküle verfügen sowohl über hydrophobe (wasserabstoßende) als auch hydrophile (wasseranziehende) Komponenten und wirken dadurch Oberflächen benetzend. Durch diese Tensidwirkung (Tenside sind Substanzen, die die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit herabsetzen bzw. als Lösungsvermittler wirken) unterscheiden sie sich grundsätzlich von den anorganischen Fluoridverbindungen:

  • Zum einen dispergieren Tenside die Plaque (den Zahnbelag) und unterstützen dadurch die Reinigungswirkung von Zahnpasten. Aminfluoridhaltige Zahnpasten benötigen keinen weiteren Tensidzusatz.
  • Zum anderen lagern sich die Aminfluoride auf Grund ihrer Tensidwirkung leicht der gereinigten Zahnoberfläche an und bilden so eine fluoridhaltige Deckschicht.
  • In vitro (unter Laborbedingungen) wurde nachgewiesen, dass Aminfluoride die bakterielle Anhaftung an das Pellikel (Schmelzoberhäutchen) etwas besser hemmen als andere Fluoridverbindungen. Diese Anlagerung aber ist für die Ausreifung einer Plaqueschicht essentiell notwendig. So besitzen Aminfluoride eine leicht plaquereduzierende Wirkung.
  • In Lösung befindliche Aminfluoride haben einen niedrigeren pH-Wert als anorganisch gebundene Fluoride, d. h. die Lösung ist leicht sauer. Was auf den ersten Blick als Nachteil erscheint – schließlich greifen Säuren den Zahnschmelz an – ist tatsächlich von Vorteil, denn in die leicht demineralisierte (entkalkte, erweichte) Schmelzoberfläche ist die Fluorideinlagerung erleichtert. Aus diesem Grunde sind auch Zahnpasten mit anorganischen Fluoriden in der Regel leicht sauer eingestellt.
  • Aminfluoride durchdringen die bakterielle Zellmembran leichter als anorganische Fluoride und führen dadurch schneller zu einer Hemmung des Bakterienstoffwechsels als anorganische Fluoride.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Aminfluoride werden zur Kariesprophylaxe (Kariesschutz, Vorsorge gegen Zahnfäule) angewendet:

  • In der täglichen Basisprophylaxe in Form von Zahnpasten in unterschiedlicher Dosierung für Kinder unter sechs Jahren bzw. ältere Kinder und Erwachsene
  • Zur erweiterten häuslichen Prophylaxe bei erhöhtem Kariesrisiko in Form von Mundspülungen oder Gelkonzentraten
  • Im Rahmen der Individualprophylaxe in der zahnärztlichen Praxis in Form von konzentrierten Touchierungen, Gelen und Lacken
Raucherentwöhnung in der Zahnheilkunde

Die Raucherentwöhnung ist eine notwendige Maßnahme zur Bekämpfung der Tabakabhängigkeit. Bereits im 16. Jahrhundert wurde der Pfeifentabak durch die spanischen Eroberer nach Europa gebracht. Damals als Privileg der Reichen, heute als Produkt der Massenindustrie und verfügbar für jedermann, ist die Abhängigkeit vom Zigarettengift Nikotin eine der häufigsten Suchterkrankungen im 21. Jahrhundert.


Die Nikotinsucht ist sowohl durch eine soziale bzw. psychische Komponente als auch durch eine biologische Komponente gekennzeichnet. Das Rauchverhalten wird sozial durch Gruppenakzeptanz verstärkt, während der Nikotinkonsum neurobiologisch über präsynaptische nikotinerge Acetylcholinrezeptoren die Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin im mesolimbischen System (Ausschüttung der Botenstoffe im Belohnungssystem des Gehirns) erhöht.


Dies erklärt die hohe Suchtpotenz des Rauchens und die Art der Suchtentstehung. Es begründet weiterhin die Komplexität der Verfahren zur Raucherentwöhnung. Die ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme der Weltgesundheitsorganisation) definiert folgende Kriterien zur Diagnose der Tabakabhängigkeit, von denen mindestens drei erfüllt sein müssen:

 

  • I – zwanghafter Tabakkonsum
  • II – Toleranzentwicklung (Steigerung des Konsums, um Befriedigung zu erreichen)
  • III – körperliche Entzugssymptome bei Abstinenz
  • IV – anhaltender Tabakkonsum trotz Folgeschädigung
  • V – Veränderung der Lebensgewohnheiten, um den Tabakkonsum aufrechtzuerhalten
  • VI – eingeschränkte Kontrolle über das Rauchverhalten

 

Die Folgeschäden des Tabakkonsums sind immens. Jährlich sterben über 100.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Todesfälle durch Rauchen im Alter zwischen 35 und 69 Jahren sind:

 

  • 40-45 % aller Krebstode,
  • 90-95 % aller Bronchialkarzinome (Lungenkrebs)
  • 75 % aller chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (chronische Bronchitis, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD))
  • 35 % aller kardiovaskulären Todesfälle (z. B. Myokardinfarkte/Herzinfarkte)
    Auch rauchende, werdende Mütter und das Passivrauchen stellen ein großes Gesundheitsrisiko dar.


Auch in der Zahnheilkunde führt Rauchen zu Erkrankungen: Rauchen schädigt beispielsweise die natürliche Mundflora (Gefahr der Kariesbildung) und erhöht das Risiko für eine Parodontitis um das 2,5- bis 6-Fache.


Bei der Parodontitis handelt es sich um eine infektiöse Erkrankung, welche zu einem entzündlichen Abbau des Parodonts (Zahnhalteapparat) führt. Nach Karies stellt die Parodontitis die häufigste Erkrankung der Mundhöhle dar.

Implantate

Als Implantate werden in der Zahnmedizin meist schrauben- oder zylinderförmige Systeme bezeichnet, welche dem Ersatz natürlicher Zahnwurzeln dienen und die in der Regel nach einer Einheilungsphase mit festsitzendem Zahnersatz in Form von Kronen oder Brücken versorgt werden oder den Halt von Prothesen verbessern.
Unter eine Reihe von alloplastischen Implantatmaterialien (Einsetzen von Fremdmaterial) erscheint Titan gegenwärtig als am besten geeignet, da es sich durch etliche werkstoffkundliche Vorteile von anderen Materialien absetzt:
• hohe mechanische Stabilität (Härte, Risszähigkeit, Biegefestigkeit)
• Röntgendichte
• Sterilisierbarkeit
Dicht gefolgt in seinen Materialeigenschaften wird Titan von yttriumverstärkter Zirkonoxidkeramik. Entscheidend ist aber, dass trotz minimaler Abgabe von Titanionen auf Titan und auch auf Zirkonoxid keine Gewebereaktionen stattfinden; beide sind also bioinert (d. h., dass es zu keiner chemischen bzw. biologischen Wechselwirkung zwischen dem Implantat und dem Gewebe kommt).
Der Knochen integriert das Implantat in direktem und engstem Oberflächenkontakt bis 10 nm ohne Ausbildung einer bindegewebigen Trennschicht: Kontaktosteogenese (Bildung eines individuellen Knochens durch Kontakt). Zwar gibt es durchaus auch schon bioaktive Implantatmaterialien, die in Form einer Verbundosteogenese sogar einen physikochemischen Verbund mit dem Knochen eingehen; allerdings reichen deren biomechanische Eigenschaften nicht an die des Titans und des Zirkonoxids heran.
Implantate werden in der Regel zweiteilig (Implantatkörper als Primärteil, Implantataufbau als Sekundärteil) verarbeitet. Als Material für Sekundärteile hat sich Zirkonoxid auf Grund seiner Zahnfarbe, die im Gegensatz zu Metall nicht durch eine keramische Kronenversorgung durchschimmert, und wegen weiterer Vorteile durchgesetzt.
Neben schraubenförmigen Implantaten werden auch die Zylinderform und sogenannte Extensionsimplantate angeboten. Extensionsimplantate sind blattförmige, flache Implantate, die entlang des Knochenverlaufes der Kiefer in einen dort hineinpräparierten Schlitz (1 mm Breite; 4-14 mm Länge) eingesenkt werden und dort festwachsen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Die Indikation zur Implantatversorgung stellt sich je nach anatomischen Voraussetzungen und Umfang des Zahnverlusts mit unterschiedlicher Dringlichkeit:
• zahnloser Kiefer: während Totalprothesen durch die Saughaftung mit der breitflächigen Oberkieferschleimhaut in aller Regel guten Halt haben, lässt sich ein vergleichbarer Halt auf dem Unterkiefer selbst unter optimalen anatomischen Bedingungen in keinem Fall erreichen. Der zahnlose Unterkiefer stellt daher die wichtigste Indikation zur Implantatversorgung dar.
• Freiendsituation: die Zahnreihe ist ein- oder beidseitig durch Zahnverlust verkürzt und kann ohne Implantatversorgung nur durch herausnehmbaren Zahnersatz versorgt werden.
• Schaltlücken: Zahnlücken, die von Nachbarzähnen begrenzt sind; hier ist vom Restzahnbestand und der Größe der Lücke abhängig, inwieweit die Lücke ohne Implantat noch mit einer fest sitzenden Brücke geschlossen werden könnte oder ob die Versorgung mit herausnehmbarem Zahnersatz erfolgen müsste. Ein Implantat als strategischer zusätzlicher Brückenpfeiler in einer größeren Lücke vermeidet auch hier eine herausnehmbare Prothese.
• Einzelzahnersatz: hier wäre ohne Implantatversorgung in aller Regel eine festsitzende Brücke, im Frontzahnbereich ggf. auch als Klebebrücke indiziert. Ein Implantat schützt die Nachbarzähne vor Überkronung.
Unabhängig vom Wunsch des Patienten nach einem festsitzenden anstelle eines herausnehmbaren Zahnersatzes sollte eine weitere Tatsache berücksichtigt werden: Der alveolare Knochen (Knochenanteil der Kiefer, in dem die Zahnwurzeln verankert sind) hat zeitlebens die Tendenz, sich zurückzubilden, wenn er nicht durch Zähne funktionell belastet wird.
Hiermit bekommen Implantate eine zusätzliche Bedeutung: Denn Alveolarknochen, in den ein durch Kaufunktion belastetes Implantat integriert ist, reagiert nicht mit einem derartigen Rückgang. So dient ein Implantat, für das zunächst Knochensubstanz geopfert werden muss, im Idealfall dem Schutz des knöchernen Alveolarfortsatzes. Wangen und Lippen werden weiterhin gestützt. Dadurch kann beispielsweise eine Implantatversorgung im Frontzahnbereich ästhetischer wirken als eine Brücke.

Sport

Frauen ziehen größeren Nutzen aus Sport als Männer

Wer lange leben will, sollte regelmäßig Sport treiben. Aber wie viel ist genug? Eine Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Frauen brauchen deutlich weniger Sport, um den gleichen gesundheitlichen Nutzen wie Männer zu erzielen. Eine US-chinesische Studie analysierte Daten von über 400.000 Personen von 1997 bis 2019. Männer erreichen die maximale Senkung ihres Sterberisikos bei rund 300 Minuten Sport pro Woche. Frauen benötigen dafür nur 140 Minuten, wie die Forscher berichten.

Das Forscherteam untersuchte, wie Sport die Gesundheit beeinflusst, und nutzten dafür den National Health Interview Survey. Die 412.413 Teilnehmer, davon 55 Prozent Frauen, gaben Auskunft über ihre wöchentliche sportliche Aktivität. Während des über 20-jährigen Untersuchungszeitraums starben etwa 40.000 Teilnehmer, darunter 11.670 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sport reduzierte das Sterberisiko bei Männern um 15 % und bei Frauen um 24 % im Vergleich zu Nicht-Sportlern.

Im Ergebnis zeigte sich weiterhin, dass Sport das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern um 14 % und bei Frauen sogar um 36 % herabsetzte. Krafttraining verringerte das Sterberisiko bei Männern um 11 %, bei Frauen um 30 %. Die Studienverantwortlichen hoffen nun, dass die Ergebnisse mehr Frauen zum Sport motivieren, da der zeitliche Aufwand für einen positiven Gesundheitseffekt gering sei.

Hongwei, J. et al.
Sex Differences in Association of Physical Activity With All-Cause and Cardiovascular Mortality
Journal of the American College of Cardiology 2/2024

Triathlon und Ermüdungsbrüche – eine kurze Bestandsaufnahme

Stressfrakturen bedeuten für Profitriathleten einen erheblichen Zeitverlust. Triathletinnen erleiden dreimal häufiger Stressfrakturen als ihre männlichen Kollegen, wie eine Studie mit 50 australischen Profitriathleten über vier Jahre zeigt. Die Studie untersuchte Triathleten auf der olympischen Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen). Die Athleten wurden von 2018 bis 2021 durch Trainings- und Wettkampfphasen begleitet. 

Es gab 266 Verletzungen bei 46 (92,0 %) der Athleten, von denen 67,3 % zu einem Ausfall führten. Die Rate betrug 1,87 Verletzungen pro 365 Athletentage. Unterschiede zwischen Männern und Frauen wurden nicht festgestellt. Die meisten Verletzungen (70,7 %) ereigneten sich während des Trainings. Am häufigsten waren der Knöchel (15,8 %), der Fuß (12,4 %) und der Unterschenkel (12,0 %) betroffen.

Die belastendsten Verletzungen waren Stressfrakturen, die zu einem Ausfall von 31,38 Tagen pro Jahr führten. Bei 20 Athleten (40,0 %) trat mindestens eine Stressfraktur auf, manche hatten bis zu drei in vier Jahren. Triathletinnen hatten eine dreimal höhere Rate an Stressfrakturen als Männer. Diese höhere Rate sollte bei zukünftigen Präventionsstrategien berücksichtigt werden, so die Studienverantwortlichen.

Crunkhorn, M.L. et al.
Injury incidence and prevalence in elite short-course triathletes: a 4-year prospective study.
Br J Sports Med . 4/2024

Die Diskussion um Sportrehabilitationsprogramme bei Long COVID

Entgegen den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen Studien, dass Patienten mit Long COVID körperlich durchaus belastbar sind. Viele Patienten leiden unter chronischer Müdigkeit, unter einer niedrigen Belastungstoleranz, unter Schwindel oder beschleunigtem Herzschlag beim Aufstehen. Die WHO empfiehlt trotzdem kein körperliches Rehabilitationsprogramm, obwohl Inaktivität langfristig zu weiteren Gesundheitsproblemen führen kann.

Dass diese Empfehlung möglicherweise nicht ganz korrekt ist, zeigt eine Studie, in der die Effekte von drei verschiedenen Sportübungen bei Long-COVID-Patienten untersucht wurden. Schwedische Forscher analysierten die Belastbarkeit von 31 Long-COVID-Patienten, die im Durchschnitt 21,6 Monate nach ihrer akuten Erkrankung immer noch an den beschriebenen Symptomen litten. Drei Viertel von ihnen waren über 12 Monate krankgeschrieben gewesen. Vor den Übungseinheiten wurde ihr Gesundheitszustand eingehend untersucht.

Die meisten Ergebnisse zeigten keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu gesunden Probanden. Obwohl einige leichte Abweichungen in der Echokardiografie festgestellt wurden, beeinträchtigten diese nicht die Teilnahme an den Übungen. Auch die Herz- und Lungenfunktion sowie die Muskelkraft unterschieden sich nicht von den Gesunden.

Die Long-COVID-Patienten waren im Alltag genauso aktiv wie die Gesunden, vermieden jedoch größere Anstrengungen. Auch wiesen die Laborwerte nicht auf ein erhöhtes Entzündungsaufkommen hin. Nur bei der Elektromyografie zeigten 62 % der Patienten Anzeichen einer verminderten Muskelfunktion, deren Bedeutung jedoch unklar ist. Die Diagnose von Long COVID basierte somit hauptsächlich auf subjektiven Beschwerden und führte zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Im Rahmen der Studie absolvierten die Studienteilnehmer verschiedene Übungen, darunter hochintensives Intervalltraining, Ausdauertraining und Krafttraining. Nach den Übungen bewerteten die Studienverantwortlichen die Auswirkungen auf die 10 wichtigsten Symptome von Long COVID.

Im Ergebnis zeigte sich, dass es zwar zu einem vorübergehenden Anstieg der Müdigkeit während der Übungen kam, die Patienten innerhalb von 48 Stunden dann aber fast alle auf ihr Ausgangsniveau zurückkehrten. Weitere Auswertungen ergaben, dass es keinen erkennbaren Grund gibt, warum Long-COVID-Patienten nicht an einem Sportrehabilitationsprogramm unter ärztlicher Aufsicht teilnehmen sollten, solange keine Beschwerden bezüglich des Herz-Kreislaufsystems bestehen.

Tryfonos, A. et al.
Functional Limitations and Exercise Intolerance in Patients With Post-COVID ConditionA Randomized Crossover Clinical Trial
JAMA Netw Open 4/2024

Sport gegen Schlaganfall – auch kleine Bewegungseinheiten helfen

Auch wenn jemand weniger aktiv ist als allgemein empfohlen, kann laut Ergebnis einer aktuellen Studie seine körperliche Betätigung dazu beitragen, das Schlaganfallrisiko zu reduzieren. Internationale Richtlinien empfehlen, mindestens 150 Minuten pro Woche moderat aktiv zu sein oder 75 Minuten pro Woche intensiv Sport zu treiben.

Die Forscher betonen, dass moderate bis hohe körperliche Aktivität zweifellos das Schlaganfallrisiko senken. Es ist jedoch unklar, ob auch geringere Bewegungsmengen schützen und ob dieser Effekt vom Alter und Geschlecht abhängt. Wissenschaftler analysierten zahlreiche relevante Studien und fassten die Ergebnisse von 15 Studien zusammen, an denen insgesamt 752.050 Erwachsene teilnahmen. Die Studienteilnehmer wurden darin durchschnittlich 10,5 Jahre lang beobachtet.

Im Ergebnis zeigte sich, dass selbst Personen, welche die empfohlenen Richtlinien nicht erfüllten, aber regelmäßig in ihrer Freizeit aktiv waren, ein geringeres Schlaganfallrisiko hatten als ihre inaktiven Altersgenossen. Die weitere Auswertung von fünf speziellen Studien, die verschiedene Aktivitätsniveaus in der Freizeit untersuchten, ergab, dass das höchste Aktivitätsniveau das Schlaganfallrisiko um 29 % senkte, während eine geringere Aktivität immer noch mit einer 18%igen Risikoreduktion verbunden war.

Die Studienverantwortlichen weisen zwar auf Einschränkungen ihrer Ergebnisse hin, insbesondere aufgrund der unterschiedlichen Definitionen der Aktivitätsniveaus in den Studien und die Verwendung subjektiver Einschätzungen der Aktivität. Dennoch betonen sie, dass jede Form von Freizeitaktivität zur Schlaganfallprävention beitragen kann, auch wenn sie derzeit als gering oder unzureichend angesehen wird. Sie empfehlen daher, Menschen zu ermutigen, sich körperlich zu betätigen, auch wenn das Niveau noch so niedrig ist.

De Santis, F. et al.
Risk of stroke with different levels of leisure-time physical activity: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies
J Neurology, Neurosurgery and Psychiatry 4/2024

Fußball geköpft – Gefahr für die Hirnleistung?

Passend zur anstehenden Fußball-Europameisterschaft ist das Fußballfieber groß. Überall wird gedribbelt, gespielt und geköpft, um keine Torchancen auszulassen. Grundsätzlich sollte jeder Fußballer die Technik des Kopfballspiels beherrschen, da sie oft über Sieg oder Niederlage entscheidet. Doch es bleiben nach wie vor die Bedenken, ob wiederholte Kopfstöße gefährlich für das Gehirn sind.

Aktuell gibt es wieder entsprechende Warnungen von US-Medizinern, indem sie vor möglichen neurologischen Schäden, besonders bei jüngeren Spielern, warnen. Frühere Studien haben nur Momentaufnahmen von möglichen Hirnschäden gemacht. Im Rahmen einer aktuellen Studie haben Wissenschaftler nun die kognitiven und strukturellen Veränderungen im Gehirn von Fußballspielern über zwei Jahre hinweg untersucht.

Sie analysierten 148 Amateurfußballer im Durchschnittsalter von 27 Jahren und teilten sie je nach Kopfballhäufigkeit in drei Gruppen ein: niedrig, mittel und hoch. Die intensivsten Kopfballspieler erzielten in zwei Jahren bis zu 1.500 Kopfstöße. Entsprechende Auswertungen mithilfe spezieller MRT-Techniken zeigten bei den intensiven Kopfballspielern deutliche Veränderungen in der Hirnstruktur: Es kam zu Veränderungen in der weißen Hirnsubstanz der vorderen Hirnregionen.

Auch der sogenannte Orientierungsdispersionsindex, ein Maß für die Hirnorganisation, nahm ab. Anhand von Tests zeigte sich, dass die entsprechenden Studienteilnehmer beim verbalen Lernen schlechter abschnitten, ähnlich wie bei milden Hirnverletzungen. In einer weiteren Studie mit über 350 Amateurspielern stellten die Forscher fest, dass intensive Kopfballspieler nach einem Jahr eine unscharfe Grenze zwischen weißer und grauer Hirnsubstanz aufwiesen. Auch vor diesem Hintergrund scheinen Kopfstöße ein wissenschaftlich belegbares, signifikantes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen darzustellen.

Soccer heading linked to measurable decline in brain function
Pressemitteilung 11/2023

Gärtnern für mehr körperliche Bewegung – vor allem für den Rücken

Unser Rücken ist auf regelmäßige Bewegung und Belastung angewiesen, um seine Muskulatur zu stärken. Die Gartenarbeit ist aufgrund ihrer Vielfalt an Bewegungen offensichtlich ideal dafür. Das Gärtnern erfreut sich großer Beliebtheit: Mehr als 42 Millionen Menschen in Deutschland haben einen Garten. Die verschiedenen Bewegungen beim Schneiden, Graben und Pflanzen sind dabei ein wertvolles Training für den Körper, so die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e. V.

Durch die vielfältigen Bewegungen beim Gärtnern werden viele Muskelgruppen trainiert, insbesondere die Bauch- und Rückenmuskulatur, was die Wirbelsäule stabilisiert. Die Bewegungen helfen auch, Gelenke geschmeidig zu halten und Gelenkbeschwerden vorzubeugen. Durch das Beugen der Knie und das Heben aus den Knien kann der Rücken entlastet werden. Gärtnern gleicht einseitige muskuläre Belastungen aus und verbessert die Haltung.

Zudem steigert die Bewegung im Freien das Wohlbefinden und wirkt sich positiv auf die Psyche aus, was wiederum psychosomatischen Rückenbeschwerden vorbeugen kann. Nicht zuletzt fördert Sonnenlicht die Vitamin-D-Produktion sowie die Kalziumaufnahme, was wiederum einer Osteoporose entgegenwirken kann.

Gartenarbeit bietet zwar viele gesundheitliche Vorteile, aber Muskeln, Rücken und Gelenke können auch überlastet werden, vornehmlich wenn man untrainiert im Frühling zu lange arbeitet. Beim Gärtnern sollten regelmäßig Pausen eingelegt werden. Beim Anheben schwerer Gegenstände wie Blumentöpfe ist es wichtig, den Rücken gerade zu halten und aus den Knien heraus zu heben. Schwere Gegenstände sollten möglichst mit einem Rollwagen oder einer Sackkarre transportiert werden.

Es empfiehlt sich, schwere Lasten auf mehrere kleine Eimer zu verteilen. Die Verwendung von Gartengeräten mit langen Stielen ermöglicht es, längeres Knien oder Bücken zur Entlastung der Wirbelsäule und Gelenke zu vermeiden.

Herda, C.
Wertvolles Training: Frühlingsgärtnern sorgt für Bewegung und stärkt den Rücken
Pressemitteilung 3/2024

Sport reduziert Prostatakrebsrisiko?!

In einer schwedischen Studie wurde der Zusammenhang zwischen Veränderungen der körperlichen Fitness und dem Risiko für Prostatakrebs bei Männern untersucht. Studienteilnehmer waren 57.000 Männer, die im Durchschnitt 41 Jahre alt waren und sich für die Dauer von fast sieben Jahren in einem Mindestabstand von elf Monaten Tests zur Bewertung ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit unterzogen hatten. Dabei wurde ihre maximale Sauerstoffaufnahme bewertet.

Die Ergebnisse zeigten einen umgekehrten Zusammenhang zwischen veränderter Fitness und dem Risiko für Prostatakrebs. Männer, deren messbares Leistungsvermögen zwischen jeweils zwei Tests um 3 % zugenommen hatte, wiesen im Vergleich zu Männern, deren Fitness stabil geblieben oder im gleichen Maße zurückgegangen war, ein um etwa 35 % reduziertes Risiko für Prostatakrebs auf.
Vor dem Hintergrund dieses Ergebnisses sollten laut Aussagen der Studienverantwortlichen Männer unbedingt zunehmend dazu ermutigt werden, ihre körperliche Fitness zu erhöhen oder zumindest ein moderates Niveau anzusteuern.

A Bolam, K. et al.
Association between change in cardiorespiratory fitness and prostate cancer incidence and mortality in 57 652 Swedish men.
Br J Sports Med 11/2024

Entspannungsyoga mit positiven Auswirkungen auf die Schlafqualität

„Yoga Nidra“, auch als „yogischer Schlaf“ bekannt, ist eine Entspannungstechnik, die im Liegen praktiziert wird. Sie eignet sich auch für Yoga-Neulinge. Ziel ist es, Körper und Geist tief zu entspannen. Eine Studie aus Indien zeigt, dass regelmäßiges Yoga Nidra den Schlaf innerhalb von vier Wochen verbessern und die Konzentrationsfähigkeit steigern kann. Yoga Nidra ist jedoch keine Meditationstechnik oder Hypnose, sondern ein Zustand zwischen klarem Bewusstsein und tiefer Entspannung.

An einer Studie nahmen 41 gesunde junge Männer ohne Yogaerfahrung teil. Frauen wurden nicht einbezogen, um einen möglichen Einfluss derer hormoneller Schwankungen auf die Auswertungen beziehungsweise auf die Schlafqualität zu umgehen. Im Ergebnis zeigte sich, dass sich bei den Studienteilnehmern ohne Yogaerfahrung der Schlaf bereits nach vierwöchiger Teilnahme am Yoga Nidra verbesserte. Die Probanden schliefen durchschnittlich 25 Minuten länger und wachten nachts seltener auf.

Die Tiefschlafphasen, die für die kognitive Leistungsfähigkeit wichtig sind, wurden ebenfalls positiv beeinflusst. Diese Ergebnisse basieren auf objektiven Messdaten. Deshalb stehen nun weitere Studien an, um diesen Zusammenhang zu bestätigen.

Karuna, Datta et al.:
Improved sleep, cognitive processing and enhanced learning and memory task accuracy with Yoga nidra practice in novices.
PLOS one 12/2023

Vorsicht bei sportlicher Überbelastung – schwer erkennbare Stressfrakturen

Viele Sportarten führen zu unangenehmen Stressreaktionen der Knochen. Bei den Sportlern entsteht ein schmerzliches Gefühl der Überbelastung, die auf sogenannte Stressfrakturen zurückgeführt werden können. Es gibt verschiedene Risikofaktoren für Knochenschäden, wie Überbelastungsverletzungen, verminderte Kalorienzufuhr bei gleichzeitig gesteigertem Energiebedarf, schlechte Versorgung mit Vitamin D und Calcium, bestimmte Medikamente, Schlafstörungen und eine beeinträchtigte Knochenmikroarchitektur.

Bei Sportlern sollte immer an eine knöcherne Stressreaktion gedacht werden, insbesondere, wenn sie dafür prädestinierte Sportarten betreiben und über Schmerzen an typischen Körperstellen klagen. Wenn Athleten kurz zuvor ihre Trainingsinhalte erhöht haben und über Verletzungsgefühle an den Knochen klagen, so wird eine nähere Untersuchung empfohlen.

Eine lokale Schmerzreaktion kann häufig durch Abtasten der betroffenen Körperpartien ausgelöst werden. Zudem kann eine Schwellung bestehen. Die Schmerzen werden gegebenenfalls mit jeder sportlichen Belastung stärker. Das Röntgen wäre in diesem Fall der erste Diagnose-Schritt, hat jedoch eine geringe Sensitivität und ist häufig unauffällig. Lediglich ausgeprägtere Verletzungen sind bereits auf der Röntgennativaufnahme sichtbar. Eine aussagekräftigere Diagnosemethode wäre die Magnetresonanztomografie (MRT).

Welche diagnostischen Verfahren zum Einsatz kommen, richtet sich also nach Lokalisation und Schweregrad der Schmerzen. Low-risk-Verletzungen heilen oft schon dadurch aus, dass der Patient seine sportlichen Aktivitäten anpasst. Bei Schmerzen beim Gehen empfehlen die Mediziner eine Teilbelastung und Unterarmgehstützen. High-risk-Läsionen erfordern dagegen gravierendere Einschränkungen. In vielen Fällen ist eine Immobilisierung oder zumindest eine deutliche Reduktion der sportlichen Aktivität angezeigt. Ein chirurgisches Eingreifen kann ebenfalls indiziert sein, um das Risiko einer kompletten Fraktur zu reduzieren.

Weniger Alzheimer durch spezielles Muskelhormon?!

Das Hormon „Irisin“, welches bei Bewegung in den Muskeln produziert wird, kann möglicherweise vor Alzheimer schützen. Laut einer Studie fördert es den Abbau von Beta-Amyloid, welches im Gehirn von Demenzpatienten zu Plaques verklumpt. US-Wissenschaftler haben damit möglicherweise einen Faktor gefunden, der die schützende Wirkung von Sport erklären könnte.

Demnach regt Irisin spezielle Hirnzellen, die sogenannten Astrozyten, dazu an, verstärkt ein Enzym auszuschütten, welches Beta-Amyloid abbaut. Bei der Auswertung zeigte sich den Wissenschaftlern deutlich, dass dieser wichtige Zusammenhang des Botenstoffes Irisin auch für die positive Wirkung einer sportlichen Aktivität auf unsere Gehirngesundheit mitverantwortlich ist. Weitere Untersuchungen dazu stehen daher jetzt an.

Vor dem Hintergrund dieser Studie wird klar, wie eng die sportliche Betätigung mit der Hirnfunktion zusammenhängt. Bereits eine andere Studie aus Norwegen konnte zeigen, dass mehr Sport im mittleren Alter das Risiko für eine Demenz um ein Fünftel reduzieren kann. Für Menschen, die sich im mittleren Alter regelmäßig bewegten, sank das Risiko für eine spätere Demenz um 20 Prozent.

Eunhee, K. et al.
Irisin reduces amyloid-β by inducing the release of neprilysin from astrocytes following downregulation of ERK-STAT3 signaling
Call neuron 9/2023

Sportpause nach Gehirnerschütterung

Wie man sich als Sportler aus medizinischer Sicht korrekt verhalten sollte, wenn man sich eine Gehirnerschütterung zugetragen hat, wurde im Rahmen einer US-amerikanischen Studie ermittelt.
Denn leider nehmen Betroffene häufig nach ihrer Erkrankung das Training wieder zu schnell auf, weil sie sich durchschnittlich nach zwei bis sieben Tagen wieder fit und leistungsfähig fühlen.

Fast 33.500 College-Sportler nahmen an der Studie teil. 2.842 von ihnen hatten sich eine Gehirnerschütterung zugezogen. Um Informationen zu deren Genesungsverlauf und auch zum kognitiven Gesundheitszustand zu erhalten, wurden regelmäßig Tests durchgeführt. Auf diese Weise gewannen die Studienverantwortlichen aufschlussreiche Informationen und Kriterien, um den Gesundheitszustand der Sportler im Verlauf klar definieren zu können.

Wie die Wissenschaftler berichten, scheinen nach einer Gehirnerschütterung jedoch oftmals auch für einen längeren Zeitraum noch bestimmte Einbußen in der sogenannten Neurokognition zu bestehen. Das heißt, die Bereiche, die für die eigene Aufmerksamkeit, für wichtige Bewegungsfunktionen, für das Lernen und grundsätzlich für das Gedächtnis notwendig sind, funktionieren noch nicht wieder vollständig. Sie können daher rasch einer erneuten Verletzungsgefahr ausgesetzt sein und den Trainingsverlauf vorläufig abbremsen.

Im Ergebnis der Studie zeigt sich, dass es bis zu 18 Tage dauern kann, bis insbesondere die volle Reaktionszeit sowie ein gut funktionierendes Bildgedächtnis wiederhergestellt ist. Die volle, uneingeschränkte Sporttauglichkeit nach einer Gehirnerschütterung ist somit in den meisten Fällen erst nach einem längeren Zeitraum wieder verfügbar als von vielen Sportlern angenommen.

Broglio SP et al.
Time to Recovery as Measured on Clinical Assessments after Sport-Related Concussion
N Engl J Med 5/2023

Die Wirksamkeit von digitalem Heimtraining

Bei vielen Menschen hapert es an der Umsetzung der Bewegungsempfehlungen auch deshalb, weil es ihnen einfach nicht möglich ist, entsprechende Trainingszentren aufzusuchen. So geht es beispielsweise vielen Krebspatienten, die nach einer Operation zu Hause sind. Dabei ist es vor allem für sie für ihre Genesung wichtig, dass sie ihr Herz-Kreislaufsystem, ihren Stoffwechsel trainieren und durch Bewegungsübungen einem Abbau der Knochen- und Muskelmasse vorbeugen.

Wissenschaftler der Universität Leipzig haben vor diesem Hintergrund untersucht, wie hilfreich ein internetbasiertes Heimtraining sein könnte und ob es im Rahmen der Sportmedizin auch gute Effekte zeigt. Sie boten 74 Krebspatienten nach ihrer Brust-, Prostata- oder Darmoperation ein Online-Modul zum Kraftausdauertraining inklusive Feedback-Modul an, das diese mehrmals in der Woche absolvieren sollten.

Weitere 74 Patienten dienten als Kontrollgruppe ohne entsprechende Empfehlungen zu Sporteinheiten. Mittels einer App sollten alle Studienteilnehmer Angaben zu ihrem tatsächlichen täglichen Bewegungsverhalten übermitteln. Zusätzlich wurden medizinische Untersuchungen durchgeführt, um Angaben zu möglichen Veränderungen ihrer Sauerstoffsättigung im Blut, ihrer Körperzusammensetzung sowie ihrer Lebensqualität zu erhalten.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass das digitale Heimtraining äußerst positive Wirkungen bei den Patienten zeigte, denn nahezu drei Viertel der Trainingsgruppe folgte den Online-Empfehlungen und führte die Übungen im Durchschnitt mindestens an 1,5 Tagen pro Woche durch. Sie konnten auf diese Weise ihre Fettmasse reduzieren und Muskelasse aufbauen. Ihre Sauerstoffaufnahme erhöhte sich, sodass unter anderem der Herzmuskel und die gesamte Herz-Kreislauf-Gesundheit nachweislich verbessert wurde.

Folglich fühlten sich die Betroffenen sehr viel leistungsfähiger als diejenigen, die nicht an dem onlinebasierten Training teilgenommen hatten. Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass diese Online-Form des Trainings eine gute ergänzende Maßnahme sei, um den Therapieerfolg einer Krebserkrankung zu erhöhen. Für spezielle Empfehlungen seien aber noch weitere Untersuchungen notwendig.

Falz, R. et al.
Effect of home-based online training and activity feedback on oxygen uptake in patients after surgical cancer therapy: a randomized controlled trial
BMC Medicine 8/2023

Vegetarier und erhöhtes Risiko für gebrochene Hüfte? Sport kann helfen!

Sich vegetarisch zu ernähren, hat bekanntermaßen gesundheitliche Vorzüge, wenn dabei auf eine ausgewogene Zufuhr der lebensnotwendigen Nährstoffe geachtet wird. Die Zahl der Vegetarier ist aus unterschiedlichen Gründen hierzulande nach wie vor ansteigend. Eine Studie aus Großbritannien zeigt jetzt jedoch auf, dass die Verfechter einer entsprechend pflanzlichen Kost offensichtlich mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit im Falle eines Sturzes oder anderer Extrembelastungen einen Hüftbruch erleiden.

Entsprechende Daten von über 400.000 Erwachsenen im Alter zwischen 49 und 69 Jahren wurden näher unter die Lupe genommen. Bei 0,8 % von ihnen kam es zu einem Hüftbruch. Die Vegetarier waren nachweislich um 50 % häufiger betroffen als die Fleischesser.  Die Ursachen dafür sind noch nicht genau bekannt, es wird jedoch davon ausgegangen, dass es auch mit dem Körpergewicht der Vegetarier zusammenhängt.

Denn diese bringen im Vergleich zu den Nichtvegetariern im Durchschnitt weniger Pfunde auf die Waage. Bei Frauen konnte bereits der Zusammenhang nachgewiesen werden, dass ein schlankerer Körperbau mit weniger Körperfett zu einer höheren Rate an Hüftfrakturen führt. Das liegt wohl einerseits daran, dass das erhöhte Körpergewicht zu einem verstärkten Druck auf die Knochen und damit zur Verdichtung der Knochenstrukturen führt. Zum anderen wirkt das Fett im Falle eines Sturzes abpuffernd für die Knochen.

Weiterhin wird vermutet, dass Vegetarier in der Regel einen geringeren Eiweißverzehr haben im Vergleich zu den Fleischessern und das pflanzliche Eiweiß gegebenenfalls vom menschlichen Körper etwas schlechter verwertet wird als das aus tierischen Produkten. In diesem Zusammenhang spielt womöglich auch eine geringere Aufnahme von Vitamin D sowie von Kollagen eine wichtige Rolle, auch wenn es hierzu noch weiterer Untersuchungen bedarf.

Dieses Ergebnis soll laut Aussage der Studienverantwortlichen nun nicht dazu führen, Interessierte vor einer vegetarischen Ernährung zu warnen. Wie erwähnt, hat diese viele gesundheitliche Vorteile, wenn sie korrekt durchgeführt wird. Zudem könne man dem damit einhergehenden erhöhten Hüftfraktur-Risiko effektiv begegnen, indem man auf eine ausreichende sportliche Aktivität achtet. Denn Sport verhindert den Abbau von Knochenmasse und trainiert die Muskeln sowie das Gleichgewichtsempfinden – wichtige Eckpfeiler also, um die Sturz- und Verletzungsgefahr bis ins hohe Alter zu reduzieren.

Webster, J. et al.
Risk of hip fracture in meat-eaters, pescatarians, and vegetarians: results from the UK Women’s Cohort Study
BMC med 8/2022

Zeit und Lust bremsen Bewegungsaktivität

54 % der Menschen in Deutschland sind Bewegungsmuffel. Sie erreichen das von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Mindestmaß an körperlicher Bewegung nicht. Demnach sollten es mindestens 150 Minuten moderates beziehungsweise 75 Minuten intensives Training pro Woche sein. Um diesem wichtigen Rat zu folgen, mangelt es den Deutschen offensichtlich vor allem an dafür verfügbarer Zeit und Motivation.

Laut dem Ergebnis einer Umfrage der AOK-Krankenkasse gaben 49 % der Befragten an, dass ihnen die Zeit zum Sporttreiben fehle. 47 % begründeten ihre sportliche Trägheit mit mangelnder Lust. Auch wenn die Menschen durchaus die hohe Bedeutung von regelmäßiger Bewegung für ihre Gesundheit sehen, schaffen sie es nicht, diese auch im Alltag umzusetzen.

Da sieht es nämlich so aus, dass 25 % der Deutschen mindestens acht Stunden in ihrem Job sitzen und dann oftmals auch noch in ihrer Freizeit über vier Stunden sitzend verbringen.  Über 42 % mussten bereits am eigenen Körper erfahren, dass sich das viele Sitzen nachteilig auf ihre Gesundheit auswirkt. Und auch, obwohl fast 60 % fürchten, durch ihre Bewegungsträgheit vielen Krankheiten den Weg zu bahnen, erreichen sie es nicht, sportlich aktiver zu sein.

Dieser vorhandenen Unsportlichkeit könnten viele Menschen bereits bei ganz alltäglichen Dingen begegnen, wie zum Beispiel für den Weg zum Job das Fahrrad zu benutzen. Doch auch da zeigen die Zahlen der AOK-Befragung, dass nur 8 % entsprechende Strecken radeln und über 18 %  auf jeglichen Kurzstrecken mehrmals am Tag motorisiert unterwegs sind.

Zeitmangel und fehlende Lust Bremsfaktoren für mehr Bewegung
aerzteblatt.de 9/2023

Auch deshalb ist Sport so wichtig bei Übergewicht und Diabetes!

Dass in vielen Fällen eine Adipositas oder ein Diabetes-Typ-2 verhindert werden könnte, wenn die Betroffenen sich nicht ungesund und kalorienreich, sondern ausgewogen ernähren und sich körperlich mehr bewegen würden, steht außer Frage. Jetzt konnte im Rahmen einer Studie jedoch belegt werden, dass Sport auch eine ganz direkte positive Wirkung auf wichtige Funktionen des Immunsystems hat, die wiederum den Verlauf und Behandlungserfolg bei diesen Stoffwechselerkrankungen verbessern können.

Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich genau die sportliche Aktivität auf die Muskelfunktion auswirkt und zu welchen Veränderungen es dabei vor allem auch bei den Immunzellen kommt. Sie fanden heraus, dass sogenannte T-Zellen des Immunsystems, die verantwortlich sind für eine reibungslose Kommunikation zwischen den Muskelgruppen, dabei sehr bedeutend sind. Je mehr man sich körperlich aktiv bewegt, desto höher ist laut Studienergebnis die Anzahl dieser wichtigen regulierenden T-Zellen.

Zusätzlich konnte belegt werden, dass ein bestimmtes Signal in diesen Zellen funktionieren muss, damit viele psychologische Prozesse sowie Immunantworten und Stoffwechselwege in unserem Körper reibungslos ablaufen können. Mit körperlicher Bewegung also verändert sich nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität dieser wichtigen T-Zellen unseres Immunsystems.

Die Erkenntnisse dieser Studie können dazu beitragen, präzisere Therapien bei einzelnen Stoffwechselkrankheiten zu entwickeln, also auch bei Übergewicht und Diabetes. Mithilfe einer entsprechend begleitenden Bewegungstherapie kann erzielt werden, dass wichtige Zusammenhänge im Immunsystem sowie im Stoffwechsel von Adipositas- und Diabetes-Typ-2 Betroffenen optimal funktionieren und somit ein besserer Behandlungserfolg garantiert werden kann.

Becker, M. et al.
Regulatory T cells require IL6 receptor alpha signaling to control skeletal muscle function and regeneration.
Cell Metabolism 9/2023

Wenn in der Woche keine Zeit zum Sporttreiben bleibt...

Ein 150-minütiges mäßiges oder ein 75-minütiges intensives Sportprogramm sollte es pro Woche laut Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sein, um gesund zu bleiben. Bei vielen Menschen aber hapert es an der Umsetzung dieser wichtigen Vorsorgemaßnahme, insbesondere während der Woche. Wer es also nicht schafft, sich idealerweise in mehreren Einheiten wochentags aktiv zu bewegen, der kann sein Sportprogramm laut Ergebnis einer aktuellen Studie auch am Wochenende nachholen. Die vorteilhaften Effekte auf das Herz-Kreislauf-System kommen diesen Wochenendsportlern gleichermaßen zugute.

US-amerikanische Wissenschaftler nahmen die gesammelten gesundheitlichen Daten von etwa 90.000 Menschen im Alter zwischen 40 und 70 Jahren, die für zwei Jahre einen Fitnesstracker getragen hatten, näher unter die Lupe. Dabei zeigte sich, dass von den etwa 66 %, die überhaupt sportlich aktiv waren, 42 % das empfohlene Sportpensum am Wochenende und 34 % während der Woche absolvierten.

Bei näherer Betrachtung der Daten erwiesen sich der Wochen- und auch der Wochenendsport als sehr positiv für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Vergleich zu Sportmuffeln konnte die körperliche Bewegung beider Sportgruppen das Erkrankungsrisiko für Vorhofflimmern um 19 bis 22 % reduzieren und auch das Risiko für einen Herzinfarkt konnte um 27 bis 36 % herabgesetzt werden. Eine Herzschwäche trat sowohl bei den Wochenend- als auch bei den Wochenendsportlern mit einer geringeren Häufigkeit von 36 beziehungsweise 38 % auf.

Auch wenn empfohlen wird, sich grundsätzlich möglichst tagtäglich ausreichend zu bewegen, vermag auch ein intensives sportliches Wochenendprogramm als Alternative einen ebenso positiven Betrag auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit zu haben, so die Zusammenfassung der Studienverantwortlichen.

Khurshid, S. et al.
Accelerometer-Derived “Weekend Warrior” Physical Activity and Incident Cardiovascular Disease
JAMA 7/2023

Sportliche Aktivität bei Nierendialyse

Über 80.000 Menschen hierzulande sind von einer Einschränkung ihrer Nierenfunktion betroffen. Als Ausgleich sind sie an mehreren Terminen pro Woche zu einer Dialyse verpflichtet, um ihr Blut auf diese Weise von angesammelten Giftstoffen zu reinigen.

Laut Ergebnis einer Studie der Technischen Universität München profitiert der Gesundheitszustand der Betroffenen davon, wenn diese begleitend zur Dialyse ein individuelles Training bestehend aus Ausdauer- und Krafttraining absolvieren. Für die Dauer von einem Jahr führte die Hälfte der Studienteilnehmer ein- bis dreimal wöchentlich ein entsprechendes begleitetes Training für etwa 60 Minuten durch.

Im Anschluss erfolgte ein ausgiebiger gesundheitlicher Check, mit dem sich herausstellte, dass sich der gesundheitliche Zustand deutlich verbessert hatte im Vergleich zu den Dialysepatienten, die nicht sportlich aktiv gewesen waren. Die Übungen wirkten sich positiv sowohl auf die Koordination, Kraft und Ausdauer als auch auf die allgemeine Lebensqualität der Betroffenen aus. Mithilfe des sportlichen Trainings erhielten sie unter anderem einen großen Anteil ihrer bislang eingeschränkten Selbstbestimmtheit zurück, so die Aussage des Studienverantwortlichen.

Außerdem verringerte sich durch die regelmäßigen Bewegungsübungen die stationäre Aufenthaltsdauer um mindestens 50 %. Vor diesem Hintergrund sollten die Verantwortlichen daher möglichst bald dazu übergehen, entsprechende individuelle Trainingsprogramme für Dialysepatienten als Kassenleistung anzubieten, so die aktuelle Empfehlung der Mediziner.

Anding-Rost, K. et al.
Exercise during Hemodialysis in Patients with Chronic Kidney Failure.
NEJM Evidence 6/2023

Sportlich aktiver nach Brustverkleinerung

Ein großer Busen ist für viele Frauen vor allem beim Sport eine unangenehme Last aufgrund der damit einhergehenden Schmerzen sowie der lästigen auf sich ziehenden Blicke. Dass sich viele Betroffene Abhilfe durch eine mögliche Brustverkleinerung versprechen, zeigt das Ergebnis einer Studie aus Australien. Etwa 2.000 erwachsene Studienteilnehmerinnen wurden unter anderem bezüglich ihrer sportlichen Aktivität, ihrer Körbchengröße, der Zufriedenheit mit ihrer Brust und zu bereits durchgeführten Brust-Operationen befragt. Alle Teilnehmerinnen waren Mitglied eines örtlichen Lauf-Clubs.

Im Ergebnis zeigte sich, dass ein Großteil der Frauen mit größerer Brust der Überzeugung ist, sportlich aktiver zu sein, wenn sie ihre Brust verkleinern lassen würden. Wie positiv die entsprechenden Auswirkungen einer Brustverkleinerung seien, könnten durch die Rückmeldungen der Frauen bestätigt werden, die eine entsprechende Operation bereits durchführen ließen.

Bisher wird eine Brustverkleinerung aus medizinischer Sicht nur dann empfohlen, wenn dadurch direkte Beschwerden wie Rückenschmerzen, Muskelverspannungen, extrem unentspannter Schlaf  oder beispielsweise auch psychische Belastungen der Betroffenen vorherrschen. Eine Brustverkleinerung sollte nicht kurzentschlossen durchgeführt werden, da sie auch mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist.

Die Studie bestätigt, dass die Verkleinerung der Brust einen Beitrag dazu leisten kann, einen gesunden Lebensstil mit einer entsprechend wünschenswerten körperlichen Aktivität führen zu können. Bereits frühere Untersuchungen konnten aufzeigen, dass durch eine entsprechende Operation vorherige Rückenschmerzen um mindestens 80 % herabgesetzt werden konnten und bei vielen betroffenen Frauen sogar ganz verschwanden. Beste Voraussetzungen also, um regelmäßig schmerzfrei Sport treiben zu können.

Wenn also Sport-BHs nicht mehr zur Linderung der Beschwerden beitragen können, dürfte eine Operation zur Brustverkleinerung aus medizinischer Sicht durchaus abzuwägen sein.

Baxter, C. et al.
Self-reported breast size, exercise habits and BREAST-Q data – an international cross-sectional study of community runners.
JPRAS Open 7/2023

Auffällige Kinderherzen durch zu viel Sitzen

Mangelnde körperliche Bewegung und zu viel Zeit, die man im Sitzen verbringt, wirken sich nachteilig auf die Gesundheit aus. Bereits bei der jungen Generation bleiben zu lange Sitzzeiten nicht ohne gesundheitliche Folgen – auch für ihr späteres Leben. Wie Wissenschaftler aus England berichten, zeigen sich bei bewegungsträgen Kindern bedenkliche Veränderungen an der linken Herzklappe, welche den Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgt.

Weil durch zu viel Sitzen und zu wenig körperliche Aktivität die Blutdruckwerte ansteigen, muss das Herz mehr pumpen, um diesen Druck zu überwinden. Die Muskeln an den Herzwänden vergrößern sich, was zunächst nicht gefährlich sein mag. Auf lange Frist gesehen kann es jedoch im Erwachsenenalter zu Komplikationen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen. Wer also viel Zeit seiner Jugend im Sitzen verbringt, legt schon früh die Weichen für eine möglicherweise beeinträchtigte Herz-Kreislauf-Gesundheit.

Im Rahmen der „Children of the 90s-Studie“ wurden Kinder im anfänglichen Alter von 11 bis 17 Jahren bis zu ihrem 24. Lebensjahr begleitet. Informationen über ihr Bewegungsverhalten wurden mittels Fitnesstracker gesammelt. Es zeigte sich, dass die Kinder und Jugendlichen mit zunehmenden Lebensjahren stetig mehr Zeit im Sitzen verbrachten: Mit 11 Jahren betrug die tägliche Sitzdauer etwa sechs Stunden, mit 15 Jahren acht und mit 24 Jahren sogar im Durchschnitt neun Stunden! Ursache dafür war in der Regel die zunehmende Nutzung von PC und Smartphone. Zeitgleich erfolgten Ultraschallmessungen des Herzens.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass mit jeder übermäßigen sitzenden Minute die Masse der linken Herzkammer zunahm. Bei zu langer Sitzdauer bis ins Erwachsenenalter kommen die jungen Menschen schnell in einen Bereich, wo die Herzmasse derart ansteigt, dass man nach wenigen Jahren mit einem um bis zu 40 % erhöhten Risiko für folgenschwere Erkrankungen des Herzens rechnen muss, so die Studienautoren. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieser Studie ist es also wichtig, dass Kinder und Jugendliche zu mehr körperlicher Bewegung und weniger sitzenden Tätigkeiten ermutigt werden.

Sedentary time in children linked with heart damage in young adulthood
ESC Pressemitteilung 8/2023

Viele Trainingsmethoden tragen zur Blutdrucksenkung bei

Ausdauertraining beziehungsweise Cardiotraining scheinen bisher bevorzugt empfohlen zu werden, wenn man aus sportlicher Sicht etwas gegen Bluthochdruck tun möchte. Doch was ist eigentlich mit den zahlreichen neuen Sportarten, die vor allem von jungen Menschen bevorzugt genutzt werden? Üben beispielsweise das hochintensive Intervalltraining oder das isometrische Training einen ebenso starken blutdrucksenkenden Reiz aus wie das altbekannte aerobe Ausdauertraining?

Dieser Frage ging ein britisches Forscherteam nach, indem es die Daten von 16.000 Teilnehmern, die in 270 Studien gesammelt wurden, entsprechend analysierten. Insbesondere legten sie ihr Augenmerk auf die blutdrucksenkenden Effekte unterschiedlicher Trainingsmethoden. Im Ergebnis zeigte sich, dass zunächst jeder Trainingsansatz einen positiven Einfluss auf einen gesunden oberen (systolischen) und unteren (diastolischen) Wert hat.

In der Rangliste der blutdrucksenkenden Sportmethoden scheint jedoch das isometrische Training Tabellenführer zu sein. Bei dieser Trainingsform werden Übungen zur Muskelanspannung gemacht, die dann auch für einen Moment gehalten werden. Typisches Beispiel ist der Unterarmstütz, die an einen Widerstand angelehnte Kniehocke oder die Rückenbrücke.

Durch das zweiminütige Halten der Muskelanspannung und der darauffolgenden plötzlichen Entspannung kommt es zur plötzlichen Erhöhung des Blutstroms, was wiederum eine Blutdrucksenkung herbeiführt, so der Studienverantwortliche. Regelmäßiges Training könne helfen, um auch langfristig den Blutdruck zu senken.

An zweiter und dritter Stelle stehen die Methoden des sogenannten dynamischen Widerstandstrainings – dazu zählt man beispielsweise Kniebeugen und typisches Hanteltraining – sowie dessen Kombination mit dem anaeroben Ausdauertraining wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen. Wer hingegen ausschließlich ein entsprechendes Ausdauertraining macht, ohne dabei atemlos zu sein (aerob), befindet sich bezüglich der Effektivität bei Bluthochdruck an vierter Stelle der aufgestellten Rangliste. Das Schlusslicht bildet das hochintensive Intervalltraining, bei dem sich intensive, kurzzeitige Übungen mit kürzeren Erholungspausen abwechseln.

Grundsätzlich sollte jeder die Sportart treiben, die den eigenen Vorlieben sowie den körperlichen Voraussetzungen entspricht, um langfristig Freude und (gesundheitlichen) Erfolg zu haben. Zur Senkung von Bluthochdruck empfiehlt es sich neben entsprechenden sportlichen Maßnahmen, zusätzlich auf einen gesunden Lebensstil zu achten. Dabei gilt es, wenig salzreiche Speisen zu verzehren, Übergewicht zu vermeiden und auf Tabak sowie möglichst auf Alkohol zu verzichten, so die Studienautoren.

Edwards, J. et al.
Exercise training and resting blood pressure: a large-scale pairwise and network meta-analysis of randomised controlled trials.
British Journal of Sports Medicine, 7/2023

Wenn der Tanzsport krankmacht...

Bei Kindern und Jugendlichen, die im Ballett, Jazzdance & Co. ihr Hobby gefunden haben, ist die Schwelle zum Hochleistungssport schnell erreicht. Aufgrund regelmäßigen Trainings und der großen Begeisterung steigt das Niveau schnell an und damit auch das Risiko für Verletzungen.

Ob im Freizeit- oder im Profisport, die Verletzungsrate an den Muskeln und Knochen ist laut Ergebnis einer Studie bei den jungen Sportlern sehr hoch. Beim Ballett zum Beispiel erleiden fast 80 % der 9- bis 18-Jährigen innerhalb eines aktiven Jahres eine Verletzung. Aber auch andere Tänze wie Modern Dance, HipHop, Stepptanz oder Jazzdance scheinen bei fast 43 % der jungen Freizeittänzer folgenschwere Auswirkungen auf den Körper zu haben.

Während die tänzerischen Fehl- und Überbelastungen bei den unter 10-Jährigen vornehmlich Sehnen, Gelenke sowie Bereiche der Wirbelsäule betreffen, haben die älteren Jugendlichen es eher mit chronischen Beeinträchtigungen im Knie sowie im Rückenbereich zu tun. Im Vergleich zu anderen Sportarten außerhalb des Tanzsports liegen die Ursachen bei den sportlichen Unfällen nicht beim Wettkampf selbst, sondern in einem überfordernden Trainingskonzept.

Nicht selten wird bei einer bereits vorhandenen Verletzung weiter trainiert, anstatt zu pausieren. Den jungen Tänzern wird häufig noch der Anspruch vermittelt, dass schmerzhafte Bewegungen und entsprechende Verletzungen ein Teil des Tanzsports sind, den die Sportler diszipliniert ertragen müssen, so die Aussage auf dem 38. Jahreskongress der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) in Luxemburg.

Eine derartige Einstellung des „sich Durchbeißens und Weitermachens um jeden Preis“, ohne auf die körperlichen Warnsignale zu reagieren, führt bei den Tänzern schnell dazu, dass sie eine falsche und ungesunde Beziehung zu ihrem Körper aufbauen. Hält dieser Zustand der Fehlinterpretation des körpereigenen Schmerzes über Jahre an, so kann diese Ignoranz dazu führen, dass der Bewegungsapparat dauerhaft geschädigt wird.

Nicht selten enden vor diesem Hintergrund so manchen Tanzkarrieren abrupt, weil das Wohlbefinden der Tänzer bei dieser Sportart oft in den Hintergrund gerät. Zur Vorbeugung seien eine individuelle und ständig an die Bedingungen angepasste Trainings- und Ernährungsplanung sowie effektive Präventionsmaßnahmen notwendig, damit das Tanzen bei den Sportlern nicht krankhaft wird.

Tanzsport: Schmerz als Symbol für Disziplin und Hingabe?
Pressemitteilung GOTS 5/2023

Parkinson – Weniger Symptome durch Sport

Zittrige Hände, steife Muskeln oder Probleme mit dem Gehen, das sind die ersten Symptome einer Parkinson-Erkrankung, welche vor allem die motorische Beweglichkeit der Betroffenen zunehmend einschränken. Eine wichtige Gegenmaßnahme ist laut einer aktuellen, großangelegten Untersuchung jegliche Form körperlicher Bewegung.

Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler, die über 150 Studien analysierten, an der in Summe fast 8.000 Menschen weltweit teilgenommen hatten. Es handelte sich dabei um Betroffene einer leichten bis mittleren Parkinson-Erkrankung, deren kognitiven Fähigkeiten noch nicht stark eingeschränkt waren.
 
Die Auswertung zeigte, dass regelmäßiger Sport einen nachweislich positiven Einfluss auf die motorische Gesundheit der Betroffenen hatte. Es verbesserten sich entsprechende Symptome und damit die Lebensqualität der Studienteilnehmer. Um von diesem positiven Effekt profitieren zu können, war es offensichtlich nicht so bedeutsam, welche sportlichen Aktivitäten durchgeführt wurden, solange es sich dabei um eine Kombination aus angepasstem Ausdauer- und Krafttraining handelte.

Entsprechend ließen sich die gesundheitlichen Erfolge beispielsweise sowohl durch eine Tanzsportart als auch durch Pilates oder Wassergymnastik erzielen. Für speziellere Aussagen zu den Auswirkungen einzelner Trainingsprogramme seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig, so die Studienautoren.
Fest steht jedoch bereits jetzt, dass regelmäßiges und strukturiertes Bewegungstraining, das individuell an die Körperverfassung sowie die Vorlieben der Betroffenen angepasst ist, einen vorteilhaften Effekt auf den Verlauf der bislang unheilbaren Parkinson-Erkrankung hat.

Ernst, M. et al.
Physical exercise for people with Parkinson’s disease: a systematic review and network meta‐analysis.
Cochraine Library 1/2023

Weisheiten zum sommerlichen Schwimmvergnügen

Der Sommer ist längst da und was tun die meisten Menschen da am liebsten? Sie schwimmen, toben, plantschen oder entspannen im erfrischenden Nass. Ob im Meer, im Badesee, im Schwimmbad oder im Pool – es gibt dazu viele gut gemeinte Ratschläge, die sich mittlerweile aber eher als populäre Mythen entpuppt haben.

Da gibt es zum einen den Hinweis, nicht mit vollem Magen zu baden. Korrekt ist es, dem Körper nach einer reichhaltigen und fetten Mahlzeit mindestens eine Stunde eine Verdauungspause zu gönnen. Grundsätzlich aber sollte man jedoch vor dem Schwimmen eine kleine Mahlzeit zu sich genommen haben, denn laut Aussage der Deutschen Rettungsschwimmer (DLRG) fehlt so manchen Menschen ausreichend Energie zum Überwasserhalten, weil sie ihr Badevergnügen mit leerem Magen angegangen sind.

Ein anderer weitverbreiteter Irrtum besteht darin, dass ein hygienisch sauberes Schwimmbad nach Chlor riechen „muss“. Nein, das stimmt nicht, denn der bekannte Geruch bildet sich vor allem dann, wenn es zu einer Reaktion mit Harnstoff kommt. Durch vorheriges Duschen und dem Besuch der Toilette der Badenden würde der Geruch in so manchem Schwimmbad sicherlich weniger intensiv ausfallen.

Auch die Annahme, im Wasser vor den UV-Strahlen und einem damit verbundenen Sonnenbrand geschützt zu sein, ist falsch. Die schädigenden Strahlen sind zum großen Teil auch noch bis zu 1,5 Meter tief im Wasser anzutreffen. In diesem Bereich bietet das Wasser also keinen Schutz. Zusätzlich sollte bedacht werden, dass die UV-Strahlen durch ihre Reflexion im Wasser noch verstärkt werden. Angepasste Sonnenschutzmittel sind daher das „A und O“ eines (haut)gesunden Badevergnügens.

Weiterhin besteht die populäre Behauptung, dass das Baden im Meer gefährlicher sei als im Binnensee. Dieser Annahme stehen eindeutige Zahlen entgegen, denn laut der DLRG fanden von den im Jahr 2020 hierzulande ertrunkenen 378 Menschen 93 % ihren Tod in Binnenseen. Ein Hilfeschrei oder Winken bleibt bei ertrinkenden Menschen übrigens meistens aus, da sich der Körper in dieser Extremsituation zunächst auf das Atmen und auf das Überwasserhalten mittels ausgestreckter Arme konzentrieren muss. Daher ist das Ertrinken traurigerweise häufig ein leiser und von den Mitmenschen unbeachteter Prozess.

Hoffmann, S.
Mythen-Check Fünf populäre Irrtümer über das Baden
geo.de 6/2023

Sport mindert depressive Verstimmungen

Mindestens 300 Millionen Menschen sind an einer Depression erkrankt und die Tendenz ist ansteigend. Lediglich ein Drittel dieser Betroffenen befindet sich in einer medikamentösen Therapie oder erhält psychotherapeutische Maßnahmen. Der Rest wird laut Ergebnis einer Studie der Universität in Potsdam weitestgehend mit der Erkrankung alleingelassen. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, nach einfach zu realisierenden Ansätzen und Therapiemöglichkeiten zu suchen und diese auch umzusetzen.

Eine mögliche Maßnahme in diesem Sinne wäre eine Sporttherapie, um den depressiven Verstimmungen aktiv entgegenzusteuern. Für weitere Informationen wurden 41 bereits durchgeführte, thematisch angrenzende Studien näher ausgewertet. Alle darin dokumentierten Studienteilnehmer waren von einer Depression beziehungsweise depressiven Beschwerden betroffen gewesen. Während etwa 1.200 von ihnen ein angeleitetes Trainingsprogramm zur Unterstützung erhielten, übten etwa 1.000 Studienteilnehmer keinerlei sportliche Bewegungseinheiten aus.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Sporteinheiten nachweislich halfen, die Symptome der Depression zu reduzieren, insbesondere bei Betroffenen einer schweren Depression. Interessanterweise schienen vor allem angeleitete Trainingsprogramme einen größeren Therapieerfolg herbeizuführen. Auch wirkten sich aerobe Trainingsformen beziehungsweise ein entsprechender Kraftsport sowie Trainingseinheiten im Rahmen einer Gruppe besonders vorteilhaft aus. Auch wenn es viele weitere Einflussmöglichkeiten zur Linderung von depressiven Verstimmungen gibt, so werde dem Sport als wichtige Maßnahme häufig nicht die gebührende Bedeutung zugesprochen, so die Studienverantwortlichen.

Heissel, A et al.
xercise as medicine for depressive symptoms? A systematic review and meta-analysis with meta-regression
Br J Sports Med 2/2023

Empfehlungen zum Sporttreiben nach einer Erkältung

Immer wieder stellen sich viele sportwillige Menschen nach einem Husten, Schnupfen oder bei aufkommenden Halsschmerzen die Frage, ob und wann sie wieder Sport treiben dürfen. Vor allem Betroffene einer Herzerkrankung müssen vorsichtig sein, wenn sie nach einer Grippe oder Erkältung wieder sportlich aktiv sein möchten, um Herz und Herzmuskel nicht zu überfordern.

Sobald die typischen Erkrankungssymptome wie schmerzender Hals, Schnupfen oder Husten auftreten, sollte nicht weitertrainiert werden. Spätestens bei Gliederschmerzen und Fieber sollte man die Sportausrüstung liegen lassen und sich schonen. Grundsätzlich gilt, während einer entsprechenden Erkrankung mit dem Sport zu pausieren, damit es nicht zu einer Überforderung des Herzens und des ohnehin stark beanspruchten Immunsystems kommt.

Es versteht sich von selbst, dass die sportliche Pause umso länger ausfallen sollte, je länger und intensiver der Infekt ist beziehungsweise war. Sobald es einem besser geht und mindestens zwei Tage keine weiteren Erkrankungssymptome aufgetreten sind, sollte vorerst mit gemäßigten Spaziergängen begonnen werden. Auf diese Weise gewöhnt sich der geschwächte Körper langsam wieder an die aktiven Bewegungseinheiten.

Auch anhand der Fähigkeit, wie man dann wieder alltägliche Dinge meistern kann und ob einem dabei schnell die Puste ausgeht, so beispielsweise beim Treppensteigen, lässt sich gut erkennen, ob der Körper wieder fit ist fürs Sporttreiben. In den dann folgenden 14 Tagen sollte die Trainingsdauer und -intensität entsprechend der körperlichen Gesamtverfassung wieder angehoben werden. Fühlt man sich hingegen auch nach dieser Zeit noch nicht wieder so fit wie vor der Erkrankung, sollte man ärztlichen Rat einholen. Herzkranke Personen sollten ohnehin vor der Rückkehr zu ihrem gewohnten sportlichen Alltag eine Untersuchung vom Arzt durchführen lassen. In der Regel ist bei ihnen auch eine längere sportliche Pause empfehlenswert.

Wichert, M.
Herzkrank und erkältet: Wann darf man wieder Sport machen?
Pressemitteilung Deutsche Herzstiftung 3/2023

Kann Sport einer Makuladegeneration vorbeugen?

Die Makuladegeneration ist eine Erkrankung des gelben Fleckes der Netzhaut. Die Makula ist die Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhautmitte. Eine gesunde Funktion der Makula ist zum Beispiel für Tätigkeiten wie Lesen, Autofahren und Fernsehen erforderlich. Die Makuladegeneration ist in Deutschland und anderen Industrieländern die häufigste Ursache für die Verminderung der Sehleistung jenseits des 50. Lebensjahres geworden. Inzwischen ist bekannt, dass frühe Stadien der altersabhängigen Makuladegeneration auch bereits bei 34- bis 44-Jährigen erkennbar sind.

Verantwortlich für die Degeneration sind einerseits bestimmte Stoffwechselprozesse, die im Alter zunehmen und auch zum Absterben einzelner Netzhautzellen führen können. Andererseits nimmt im Laufe der Lebensjahre die Durchblutung der Netzhaut ab. Der Körper bildet daher zum Ausgleich kleinste Blutgefäße, die sich irrtümlicherweise unterhalb der Netzhaut ausbreiten können. Diese Wucherung kann dann zur Ablösung und Beeinträchtigung der Netzhaut führen.

Wissenschaftler der Universität in Virginia haben Hinweise gefunden, dass das Sporttreiben diesen unerwünschten Prozess der Makuladegeneration aufhalten könnte. Denn regelmäßige körperliche Aktivität scheint auch die Durchblutung in der Augenregion zu fördern beziehungsweise den dortigen Durchblutungsstörungen entgegenzuwirken, sodass es sehr viel weniger zu den gefährlichen Gefäßeinwucherungen kommt.

Weitere Untersuchungen sind geplant, um spezielle Empfehlungen auch für die eher bewegungsträge ältere Generation geben zu können. Fest steht jedoch, dass das Sporttreiben auch für die Gesundheit der Augen eine wichtige Präventionsmaßnahme darstellt, und zwar in jeder Altersgruppe.

Makin, R.D. et al.
Voluntary Exercise Suppresses Choroidal Neovascularization in Mice.
IOVS 5/2020

Aktiv gegen Post-Covid-Muskelschmerz

25 % der Post-Covid-Betroffenen haben es neben den bisher bekannten Symptomen mit Muskelschmerzen und vorzeitiger Ermüdung der Muskeln zu tun. Was es damit auf sich hat, wurde im Rahmen einer Studie der Uniklinik Bochum ermittelt. Insbesondere wollten die Verantwortlichen wissen, ob sie auf krankhafte Veränderungen der Muskelstrukturen zurückzuführen sind.

Zu diesem Zweck stellten die Wissenschaftler Untersuchungen an den Muskeln von 20 betroffenen Personen mittels Magnetresonanztomografie sowie weiterer Diagnoseverfahren an. Die Ergebnisbilder wurden mit denen einer nicht erkrankten Kontrollgruppe in Vergleich gestellt. Es stellte sich dabei heraus, dass sich in den entsprechend betroffenen Muskelregionen veränderte Mikrostrukturen gebildet hatten. Diese Veränderungen waren jedoch nicht auf fortschreitende Entzündungen zurückzuführen. Außerdem handelt es sich dabei nicht um krankhafte, degenerative Veränderungen des Muskelgewebes.

Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass Post-Covid-bedingte Veränderungen in bestimmten Muskelpartien reversibel sind. Ein angepasstes Training zum Wiederaufbau der Muskeln würde helfen und damit diese unerwünschte, strukturelle Muskelveränderung wieder rückgängig machen können.

Enax-Krumova, E. et al.
Quantitative muscle magnetic resonance imaging depicts microstructural abnormalities but no signs of inflammation or dystrophy in post-COVID-19 condition
European Journal of Neurology 1/2023

Weniger Entzündungen dank Sport?

Häufig sind mit fortgeschrittenem Alter zunehmend viele Entzündungsstoffe in unserem Körper vorzufinden, die langfristig unsere Leistungsfähigkeit herabsetzen können. Eine derartige Sarkopenie ist somit ein mögliches Kennzeichen des natürlichen Alterungsprozesses. Betroffene neigen häufiger zu Stürzen und zu Knochenbrüchen.

Im Rahmen einer Studie konnte aufgezeigt werden, dass dieser Prozess durch eine regelmäßige sportliche Aktivität und eine gesunde Ernährungsweise verlangsamt werden kann. Omega-3-Fettsäuren sowie Proteine in der Ernährung scheinen in Kombination mit körperlicher Bewegung einen positiven Einfluss auf die unerwünschte Bildung der Entzündungsstoffe zu haben und dem sogenannten „Entzündungsaltern“ entgegenzuwirken. Betagte Menschen können demnach vorbeugend handeln, indem sie sich sportlich betätigen und ihre Ernährung entsprechend anpassen.

61 Personen im Alter von 65 bis 85 Jahren nahmen für die Dauer von acht Wochen an einer Studie teil. Sie absolvierten in dieser Zeit ein Trainingsprogramm, das aus einem Krafttraining und einem Vibrationstraining bestand. Ein Drittel dieser Gruppe ernährte sich während dieser Zeit eiweißreich und erhielt im Rahmen ihres Speiseplans einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren. Ein zweites Drittel bekam ebenfalls einen entsprechenden Eiweißdrink und der Rest der Teilnehmer änderte die Gewohnheiten nicht. Es ernährte sich wie gewohnt. Mithilfe von Untersuchungen des Blutes ermittelten die Wissenschaftler zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Studie den Gehalt an den Entzündungsstoffen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass das Zusammenspiel aus aktivem körperlichen Training und einer
Omega-3- sowie proteinreichen Ernährung die Entzündungen im Körper der Betroffenen am effektivsten reduziert. Aber auch ohne entsprechende Ernährungsumstellung profitierten die Teilnehmer von ihrer sportlichen Aktivität. Der älteren Generation wird daher auch vor dem Hintergrund dieser Studie empfohlen, Sport zu treiben, sofern sie es nicht bereits tut.

Haß, U. et al.
Effects of Exercise and Omega-3-Supplemented, High-Protein Diet on Inflammatory Markers in Serum, on Gene Expression Levels in PBMC, and after Ex Vivo Whole-Blood LPS Stimulation in Old Adults.
Int. J. Mol. Sci. 1/2023; 24(2): 928.

Auch Sport in Maßen hilft bei Brustkrebs

Patientinnen einer Brustkrebserkrankung profitieren bekanntlich, wenn sie regelmäßig körperlich aktiv sind. Dass es sich dabei nicht um ein intensives Trainingsprogramm handel muss, sondern auch bereits ein moderates Training hilfreich sein kann, zeigt eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums.

Die Gesundheitsdaten von etwa 240.000 Frauen, die im Rahmen der groß angelegten sogenannten Nurses-Health-Studien gesammelt wurden, flossen in die Studie ein. Bei 13.371 Teilnehmerinnen wurde ein invasiver Brustkrebs festgestellt, das heißt die Tumorzellen waren über die Milchgänge oder -drüsen hinaus in umliegendes Gewebe bereits eingewachsen. Im 30-jährigen Verlauf der Studie gaben über 9.000 der betroffenen Frauen wiederkehrend an, wie häufig und wie intensiv sie nach ihrer Diagnosestellung Sport getrieben hatten.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass Frauen, die wöchentlich im Durchschnitt drei Stunden walkten, von einer um etwa 27 % reduzierten Sterblichkeit infolge ihrer Brustkrebserkrankung profitierten im Vergleich zu den sportlich inaktiven Frauen. Je intensiver Sport getrieben wurde, desto eher war mit einem wünschenswerten Krankheitsverlauf zu rechnen.

Vor allem bei der Brustkrebs-Art, die in Deutschland 75 % der Brustkrebspatientinnen betrifft und bei der eine Reaktion der Krebszellen auf die weiblichen Geschlechtshormone erfolgt, ist der gesundheitliche Effekt der körperlichen Bewegung besonders erfreulich. Die Forscher weisen ebenfalls darauf hin, dass ein ähnlicher positiver Effekt des moderaten Sports auch bei Brustkrebspatientinnen zu erwarten ist, deren Erkrankung erst im Anschluss an die Wechseljahre erfolgt.

Turzanski Fortner, R. et al.
Physical activity and breast cancer survival: results from the Nurses’ Health Studies
JNCI Cancer Spectrum 2/2023

Sportanlagen aus Kunstrasen – Mikroplastik im Blick?

Kunstrasenplätze liegen nachweislich im Trend, weil sie im ganzen Jahr unabhängig vom Wetter genutzt werden können. In Deutschland liegt die Anzahl entsprechender Fußballplätze bei mindestens 5.000 und es kommen regelmäßig neue hinzu. In den aktuellen Diskussionen um klimabewusstes Handeln geraten sie verständlicherweise aber auch zunehmend in die Kritik. Denn das verwendete Plastik-Granulat, was in kleinsten Teilchen zusammen mit speziellem Quarzsand auf die Spielfläche gestreut wird, ist der umstrittenen Kategorie „Mikroplastik“ zuzuordnen. Pro Kunstrasenplatz werden etwa 50.000 Kilogramm dieser Plastikteilchen auf dem Boden verteilt.

Aus umweltschützender Sicht läuten bereits länger die Alarmglocken, da die Mikroplastikteilchen über die Kunstrasenplätze schnell in das Grundwasser oder bei Wind und Wetter einfach über die natürliche Umgebung verstreut und von Tier und letztlich auch vom Menschen aufgenommen werden. Um herauszufinden, inwieweit es im Umfeld entsprechender Kunstrasenplätze zur Verteilung und dem späteren Verbleib der verwendeten Partikel kommt, wurden zwei unterschiedliche Standorte näher unter die Lupe genommen.

Ein Kunstrasenplatz lag in ländlicher Umgebung und der zweite im Stadtgebiet. Wie stark sich die künstlichen Partikel in die Umgebung und in die Umwelt verteilten, hing zum einen davon ab, wie intensiv die Plätze genutzt wurden. Zum anderen sind es die Witterungsbedingungen, die für die Verteilung mitverantwortlich sind. Grundsätzlich sei jedoch die äußerst schlechte Ökobilanz des Kunstrasens zu bedenken, so die Studienverantwortlichen.

Daher seien dringend nachhaltige Maßnahmen mit alternativen Materialien notwendig, um einen weiteren Zuwachs der Kunstrasenflächen zu vermeiden. Vielleicht sollte man sich auch in dieser Thematik wieder auf die altbewährten umweltfreundlichen Konzepte besinnen und auch den Rasen auf Sportanlagen Naturrasen sein lassen?!

Rischmüller, S.N.
Untersuchung von Kunstrasenplätzen als Belastungsquellen von Mikropartikeln für umgebende Systeme
Pressemitteilung 7/2022

Orthopädische Hilfsmittel für Sportler manchmal umstritten?

Um ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten beziehungsweise zu erhöhen, nutzen immer mehr Sportler das Angebot von orthopädischen Hilfsmitteln wie beispielsweise Bandagen, Korsagen, Schienen oder orthopädische Schuhe. Die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) weist darauf hin, dass der Sinn dieser unterstützenden Mittel zur Stabilisierung, Entlastung, Ruhigstellung oder Ähnlichem nicht immer sinnvoll ist.

Die orthopädischen Hilfsmittel kämen bei manchen Sportlern zu schnell zum Einsatz, wo es vielleicht sinnvoller wäre, auf die eigentliche Ursache einzugehen, aufgrund derer die vermeintliche orthopädische Unterstützung verlangt wird. Denn oftmals sind es Veränderungen im Trainingsmuster, in der Disziplin oder unangenehme Belastungen und Verletzungsgefahren, die sich negativ auf den Bewegungsapparat des Sportlers auswirken. In solchen Fällen könnten orthopädische Hilfsmittel zwar therapeutische Abhilfe schaffen oder auch bereits präventiv sinnvoll sein, doch eine Änderung des sportlichen Verhaltens, des Trainingsmusters oder gar die Wahl einer alternativen Sportart wären zumindest für Freizeitsportler möglicherweise ebenso sinnvoll.

Laut Aussage von Sportmedizinern ist daher nach wie vor anzuraten, bei ratsuchenden Sportlern genau zu eruieren, aus welchem Grund es zu den entsprechenden körperlichen Beeinträchtigungen oder Verletzungen gekommen ist, um diesem in erster Linie gegenzusteuern. Erst im zweiten Schritt sollte dann über den möglichen Einsatz von orthopädischen Hilfsmitteln entschieden werden.

Unzureichende Evidenz bei orthopädischen Hilfsmitteln im Sport
Dtsch Ärztbl 1/2022

Sport in der Schwangerschaft zur Asthmaprävention

Regelmäßiger Sport tut gut! Diese Aussage bezieht sich nicht nur auf den eigenen Körper, sondern bei schwangeren Frauen auch auf die Gesundheit des Nachwuchses. So konnten Wissenschaftler in Norwegen belegen, dass sich ein höheres Aktivitätsniveau der werdenden Mütter positiv auf die Ausbildung der Lungenfunktion ihrer ungeborenen Kinder auswirkt. Dieses lebenswichtige Organ zeigte bei den Babys eine höhere Leistungsstärke und beeinflusste damit auch deren weiteres Leben positiv.

Im Rahmen einer Studie wurden die gesundheitlichen Daten von über 800 Babys näher unter die Lupe genommen. Dabei konnte eine Verbindung zwischen der sportlichen Aktivität der Mütter während ihrer Schwangerschaft und der Lungenfunktion des Nachwuchses aufgestellt werden. Denn die Kinder der sportlich eher trägen Mütter waren doppelt so häufig von einer schlechteren Funktion der Lunge betroffen als die Kinder von sportlichen Müttern.

Wie umfangreich die Schwangeren Sport getrieben hatten, wurde mittels Fragebögen ermittelt. Weiterhin wurden bei der Auswertung weitere Einflussfaktoren wie der gesundheitliche Zustand, mögliche Vorerkrankungen, der Lebensstil, gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren der jeweiligen Familien sowie deren Ernährungsweise und Genussmittelkonsum erfragt und berücksichtigt. Ein viertel Jahr nach der Geburt wurden bei den Babys zahlreiche Untersuchungen zur Lungenfunktion gemacht.

Die Wissenschaftler weisen zudem darauf hin, dass sich eine schlechtere Lungenfunktion in den ersten Wochen nach der Geburt auf den gesundheitlichen Zustand in den folgenden 10 Jahren auswirken könne. Denn frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass eine entsprechend eingeschränkte Lungenfunktion die Wahrscheinlichkeit erhöht, später von einer asthmatischen Erkrankung betroffen zu sein. Sie erwähnen aber auch, dass es neben der sportlichen Betätigung der werdenden Mütter noch wichtiger sei, auf den Genuss von Tabak zu verzichten, um eine gesunde Lungenfunktion des Nachwuchses zu gewährleisten.

Zhang, T. et al.
Genomic and evolutionary classification of lung cancer in never smokers
Nature Genetics 9/2021; 53: 1348–1359.

Skisport: Dem erhöhten Verletzungsrisiko durch individuelle Frühwarnsysteme vorbeugen?

Viele Unfälle auf den Skipisten ereignen sich, weil die Freizeitsportler ihre Belastungsgrenzen und die damit verbundene Ermüdung nicht kennen oder unterschätzen. Um dieses gesundheitliche Risiko herabzusetzen, wird derzeit daran geforscht, eine sensorisch gesteuerte Skiausrüstung zu entwickeln, welche den Ermüdungsgrad des Trägers ermittelt und damit die Notwendigkeit einer Pause anzeigt.

Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen einer Studie ermittelt, wodurch sich eine mögliche Ermüdung beim Skisport kennzeichnet, weshalb sie auftritt und wie sie sich im Verlauf eines aktiven Tages auf der Skipiste entwickelt. 22 Probanden mit guter Skierfahrung nahmen an der Untersuchung teil. Über den gesamten Tag verteilt wurden spezielle gesundheitliche Eckdaten bei den Teilnehmern erfragt, gemessen und mittels spezieller Tests und Untersuchungen gesammelt.

So veränderten sich im Verlauf des Trainings während eines Tages beispielsweise die Atemtätigkeit und andere biometrische Parameter und geben damit Hinweise zum Ermüdungsgrad. Zum anderen konnten einzelne Teilnehmer bestimmte Schwung- und Technikübungen während des Skifahrens nicht mehr mit einer anfänglichen Präzision durchführen. Auch das gab den Studienverantwortlichen Auskunft zum Erschöpfungszustand des Sportlers.

Zentrales Ergebnis der Untersuchungen war es, dass der Grad der Ermüdung sowie die Reaktion der Sportler darauf sehr individuell ausgeprägt sind. Während einige von ihnen eher Vorsicht walten lassen, bleiben andere von ihrer hohen Motivation gesteuert und gehen ein unnötiges Verletzungsrisiko ein. Dieses erhöht sich zusätzlich, weil sie sich nicht intensiv auf die wenigen Skitage im Jahr vorbereitet haben und ihrem Körper somit zu viel zumuten.

Um diese gefährliche subjektive Fehleinschätzung einzudämmen, setzen Sportmediziner auf individuelle Frühwarnsysteme beispielsweise in der Skiausrüstung, damit die gefährlichen Ermüdungserscheinungen frühzeitig an die betroffene Person rückgemeldet werden. Noch scheint eine derartige Interaktion zwischen der Skiausrüstung und dem Träger technisch nicht umsetzbar zu sein, doch die Forscher sind sehr optimistisch, dass diese schon bald möglich sein wird.

Finkenzeller, T. et al.
Effects of physical stress in alpine skiing on psychological, physiological, and biomechanical parameters: An individual approach
frontiers 10/2022

Wie es um die Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen steht...

Laut Aussagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewegen sich mindestens 80 % der Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren zu wenig und erreichen das empfohlene Mindestpensum von 60 Minuten pro Tag nicht. Bei den vier- bis fünfjährigen Kindern liegt dieser Anteil zwar etwas höher, aber immer noch bei 50 %.

Um dem zunehmenden Bewegungsmangel in den letzten Jahren, der sich durch die Corona-Pandemie zusätzlich verstärkt hat, entgegenzusteuern, wird der Ruf nach mehr Bewegungsförderung laut. Mit unterschiedlichen Programmen soll nun auch mit Unterstützung politischer Strategien das Bewegungsverhalten des Nachwuchses gefördert werden. Aus den unterschiedlichsten Zuständigkeitsbereichen der Rubrik „Bewegung und Gesundheit“ sowie der Sportwissenschaft werden derzeit konkrete Bestandsaufnahmen und weitreichende Empfehlungskataloge erstellt.

Als eine wichtige Maßnahme wird die Aufklärung der (potenziellen) Eltern über die Notwendigkeit von körperlicher Bewegung als Basis für ein gesundes Leben genannt. Zudem müssten mehr Angebote auch für Familien präsent sein, damit sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder Anreize für ein regelmäßiges körperliches Training erhalten. Ergänzend sei es wichtig, bereits im Kindergarten und in den Grundschulen durch entsprechende Angebote auf das Bewegungsverhalten einzuwirken, was unter anderem durch eine entsprechende Weiterbildung der pädagogischen Mitarbeiter geschehen muss.

Auffallend ist es auch, dass täglich bereits die ersten Bewegungsmomente eines Schulkindes, nämlich der Schulweg, durch die zunehmende Anzahl an Elterntaxis ausgebremst wird. In diesem Zuge müsste besonderes Augenmerk auf die Sicherheit der Gehwege gelegt werden, damit mehr Eltern überzeugt werden könnten, ihr Kind zu Fuß oder mit dem Rad auf den Weg zu schicken. Bewegungsreiche Aktionstage in Kindergarten, Schule und weiteren Einrichtungen müssten zunehmend angeboten werden.

Hierbei sollte eine engere Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen Bildungseinrichtungen und den Sportvereinen sowie weiteren Anbietern von sportlichen Angeboten erfolgen. Um all diesen Zielen näherzukommen, erfolgte im vergangenen Dezember seitens des Bundesinnenministeriums und des Bundesministeriums für Gesundheit ein „Bewegungsgipfel“ als Startschuss für die Umsetzung zunehmender Maßnahmen zur Bewegungsförderung.

So wichtig ist Sport in der Brustkrebsnachsorge

Nach einer Brustkrebserkrankung ist es besonders empfehlenswert, sich regelmäßig sportlich zu betätigen. Eine US-amerikanische Studie bestätigt, dass insbesondere Frauen nach den Wechseljahren das Sterberisiko maßgeblich herabsetzen können, indem sie ihr körperliches Aktivitätsniveau erhöhen.

315 Frauen im Alter von 57 bis 86 Jahren, deren Brustkrebsdiagnose mindestens zwei Jahre zurücklag, wurden hinsichtlich ihres aktiven Bewegungsverhaltens befragt. Die Teilnehmerinnen wurden in drei Gruppen aufgeteilt, je nachdem, ob sie sportlich sehr aktiv beziehungsweise mäßig aktiv waren oder als Bewegungsmuffel eingestuft werden konnten.

Wichtige Einflussfaktoren wie beispielsweise das Alter, das Krebsstadium und dessen Therapie oder Lebensgewohnheiten wurden bei der Auswertung berücksichtigt. Im Laufe des Studienzeitraums von fast neun Jahren starben 45 Teilnehmerinnen und fünf von ihnen an ihrer Brustkrebserkrankung.

Im Ergebnis zeigte sich, dass diejenigen Frauen, die intensiv oder moderat Sport trieben, von einem um 60 % verringerten Sterberisiko profitierten im Vergleich zu den Frauen, bei denen der aktive Sport im Alltag keine Rolle einnahm. Ehemalige Brustkrebspatientinnen büßen demnach wichtige Lebensjahre ein, sofern sie sich nicht regelmäßig sportlich betätigen. Dieser positive Effekt des Sports auf die Lebensqualität und -quantität zeige sich bereits bei mäßigen sportlichen Betätigungen und solle daher ein wichtiger Bestandteil der Brustkrebsnachsorge sein, so die Wissenschaftler.

Hing Chen, L. et al.
Association of Physical Activity With Risk of Mortality Among Breast Cancer Survivors
JAMA Netw Open 11/2022

Morgensport besonders präventiv?!

Regelmäßiger Sport ist wichtig für die Gesundheit. Doch welche Tageszeit eignet sich für das Workout am besten? Dieser Frage gingen Wissenschaftler aus den Niederlanden nach und fanden heraus, dass der gesundheitspräventive Effekt tatsächlich maßgebend von der Tageszeit abhängen könnte.

Im Rahmen einer Studie wurden die gesammelten Daten von über 86.000 Menschen im Alter von 42 bis 78 Jahren, von denen etwas mehr als die Hälfte Frauen waren, näher unter die Lupe genommen. Zuvor wurde über einen Zeitraum von einer Woche durchgehend gemessen, wie viel sich die Studienteilnehmer über den Tag verteilt körperlich bewegten.

Im Verlauf der Nachbeobachtung für die Dauer von sechs Jahren waren 3.707 Teilnehmer von einer Herz-Kreislauf-Erkrankung betroffen. Nach der Auswertung der möglichen Zusammenhänge zeigte sich, dass sich das Risiko für eine koronare Herzerkrankung sowie für einen Schlaganfall reduziert, wenn eher am Vormittag statt zur Mittagszeit trainiert wurde. Vor allem Frauen profitierten offensichtlich stärker vom Sport zur früheren Tageszeit.

Laut Aussage der Wissenschaftler scheint der präventive Effekt von körperlicher Aktivität zwar auch von der gesamten Trainingsintensität abzuhängen, noch stärker jedoch sei der Einfluss des täglichen Trainingszeitraums, wenn es darum geht, das Herz-Kreislaufsystem zu stärken.

Albalak, G. et al.
Setting your clock: associations between timing of objective physical activity and cardiovascular disease risk in the general population
Europ J Praev. Cardiol 11/2022

Mehr Hausarbeit für gesundes Altern

Dass die täglich wünschenswerten Bewegungseinheiten nicht unbedingt im Fitness-Studio oder in Vereinen, sondern auch erfolgreich in den eigenen vier Wänden erfolgen können, zeigt das Ergebnis einer Studie aus Singapur. Um herauszufinden, ob die tägliche Hausarbeit dazu beitragen kann, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit von älteren Menschen zu steigern, nahmen die Wissenschaftler die Lebensgewohnheiten von 489 erwachsenen Menschen aller Altersklassen näher unter die Lupe.

Alle Teilnehmer waren zu Beginn der Studie auf physischer und psychischer Ebene gesund. Sie wurden gemäß ihres Alters in zwei Gruppen unterteilt: die erste Gruppe mit dem Alter von 21 bis 64 Jahren und die zweite Gruppe mit dem „älteren“ Alter von 65 bis 90 Jahren. Anhand ihrer Geschwindigkeiten beim Gehen und beim Aufstehen aus dem Sitzen wurden ihre körperlichen Fähigkeiten klassifiziert.

Auch die geistige Gesundheit wurde mittels spezieller Parameter wie die Aufmerksamkeit, Sprache und anhand spezieller Tests entsprechend eingestuft. Alle Teilnehmer machten Angaben zum Umfang ihrer täglich ausgeübten Hausarbeit. Je nach Häufigkeit und Intensität konnten die Wissenschaftler daraus den entsprechenden Energieumsatz ermitteln.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass nur 33 % der jüngeren, aber 50 % der älteren Studienteilnehmer es schafften, die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Quote an täglicher Bewegung durch ihre körperlichen Freizeitaktivitäten zu erfüllen. 61 % der Jüngeren und sogar 66 % der Älteren erreichten sie allein durch ihre täglich absolvierte Hausarbeit!

Nach der Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren kommen die Studienverantwortlichen zu dem Schluss, dass ältere Menschen ihre kognitive Gesundheit durch eine regelmäßige und umfangreiche Hausarbeit um bis zu 8 % verbessern können im Vergleich zu denjenigen, die im eigenen Haushalt grundsätzlich weniger selbst erledigten. Auch die physischen Fähigkeiten wie Gleichgewicht oder Koordination zeigten durch den regelmäßig verrichteten häuslichen Arbeitsaufwand Verbesserungen um bis zu 23 %. In der jüngeren Studienteilnehmer-Gruppe konnte dieser gesundheitliche Profit durch die Hausarbeit nicht aufgezeigt werden.

Yee Lee, S. et al.
Cross-sectional associations of housework with cognitive, physical and sensorimotor functions in younger and older community-dwelling adults: the Yishun Study
Public Health 1/2022

Training auf leerem Magen fördert Fettverbrennung

Wer Sport treibt, um überflüssige Körperpfunde zu verlieren, könnte diesem Ziel näher kommen, indem er auf leerem Magen trainiert. Diesen Zusammenhang konnten Wissenschaftler aus Großbritannien wieder einmal bestätigen, nachdem sie die Studienteilnehmer in gesättigtem Zustand sowie auf nüchternem Magen trainieren ließen. Die Gruppe mit leerem Magen erzielte demnach eine um 70 % erhöhte Fettverbrennung.

Für viele Menschen ist der damit verbundene Tipp, morgens vor dem Frühstück das Trainingsprogramm durchzuführen, aufgrund ihrer Verpflichtungen in der Familie und im Beruf jedoch nicht umsetzbar. Doch auch am Abend könnte eine vorhergehende kleine Fastenzeit diesen zusätzlichen fettverbrennenden Effekt erzielen.

Im Rahmen der Studie trainierten Männer und Frauen zweimal wöchentlich um 18:30 Uhr bei mäßiger und anschließend hoher Intensität auf einem Heimtrainer. Beim ersten Training in der Woche nahmen sie sieben Stunden vorher keine Mahlzeit zu sich, und beim zweiten Wochentraining aßen sie zuletzt zwei Stunden zuvor. Die Tageszeit und die Zusammensetzung der Mahlzeiten wurden jeweils genau definiert. Auch weitere mögliche Mahlzeiten nach dem Training wurden berücksichtigt. Nach jeder Trainingseinheit erfolgte eine Messung der verbrannten Fettmenge.

Im Ergebnis zeigte sich, dass durch das Training nach dem siebenstündigen Fasten bis zu 70 % mehr Fett verbrannt wurde. Somit könnten Abnehmwillige also auch nachmittags oder abends ein entsprechend effektives Training mit erhöhter Fettverbrennung starten, wenn sie zuvor mehrere Stunden nichts gegessen haben. Doch scheint diese Empfehlung auch einen Haken zu haben, da durch das Training auf hungrigem Magen die Motivation der Teilnehmer nachweislich abnahm.

Laut Aussage vieler Studienteilnehmer wurde das Trainingsprogramm, insbesondere die intensiven Einheiten, zu einer kraftraubenden Qual. Mehr Freude bereite der Sport wohl eher mit leicht gesättigtem Magen.

Täglich wenige Minuten Sport für ein längeres Leben

„Mikro-Workout“ ist das neue Stichwort für Sportmuffel. Denn laut Ergebnis einer australischen Studie müssen es nicht unbedingt die 150 Minuten Sport pro Woche sein, um gesundheitlich zu profitieren, sondern auch wer täglich wenige Minuten am Tag intensiv Sport treibt, kann seine Lebenserwartung dadurch erhöhen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Daten von über 70.000 Menschen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren. Die entsprechenden Teilnehmer waren bei Studienbeginn bezüglich ihres Herz-Kreislaufsystems gesund und auch nicht von einer Krebserkrankung betroffen. Mithilfe eines Fitness-Trackers wurde ihre tägliche sportliche Aktivität hinsichtlich Häufigkeit und Intensität gemessen.

In den folgenden sieben Jahren wurde der gesundheitliche Zustand der Probanden beobachtet, vor allem bezüglich ihrer Herz-Kreislauf-Gesundheit, bezüglich bestimmter Krebserkrankungen und entsprechend folgender Todesfälle. Auf diese Weise konnten die Forscher einen möglichen Zusammenhang zwischen den durchgeführten sportlichen Einheiten und der Lebenserwartung erschließen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass auch wenig Sport zu einem längeren Leben verhelfen kann. Demnach trägt bereits ein wöchentliches 10-minütiges Training dazu bei, das Risiko, in den folgenden fünf Jahren zu sterben, um die Hälfte zu reduzieren. Im Vergleich: Absolute Sportabstinenzler haben ein 4%iges Risiko, entsprechend früher zu sterben, während dieses Risiko durch die wöchentliche kurze Sporteinheit nur noch bei 2 % liegt.

Wer allerdings eine Stunde pro Woche trainiert, bei dem reduziert sich das Sterberisiko innerhalb der folgenden fünf Jahre auf 1 %. Als allgemeinen Richtwert ermittelten die Studienautoren ein 15-minütiges intensives Training pro Woche, um das Sterberisiko im Vergleich zu Nichtsportlern um 18 % herabzusetzen. Außerdem nehme dadurch die Wahrscheinlichkeit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung um 15 % ab sowie das Risiko für eine Krebserkrankung maßgeblich.

Je mehr Sport getrieben wird, desto besser! Diese Aussage scheint trotzdem zu gelten, denn ein 53-minütiges Training pro Woche bei hoher Intensität reduziert das allgemeine Sterberisiko sogar um 36 %, so die Wissenschaftler. Interessanterweise sind diese positiven Effekte des Sports auch dann zu erwarten, wenn das wöchentliche Pensum auf kurze tägliche Einheiten von mindestens zwei Minuten aufgeteilt wird. Derartige intensive „Sport-Mini-Portionen“ beziehungsweise „Mikro-Workouts“ könnten vielen sportwilligen Menschen, die den Zeitmangel als Hindernisgrund angeben, eine gute Alternative sein.

Mädchen weniger in Sportvereinen vertreten als Jungen

Im Kinder- beziehungsweise Jugendsport scheint es eine soziale Ungerechtigkeit zu geben. Denn laut Statistiken des Bayerischen Landessportverbandes treiben 20 % weniger Mädchen als Jungen in entsprechenden Vereinen Sport. Im Alter von 11 bis 13 Jahren sind demnach dort nur 40 % aktiv und im Jugendalter nimmt diese Präsenz noch zusätzlich ab. Unter den Jungen gehen im Kindesalter immerhin 60 % zum Vereinssport und im Alter von 14 bis 17 Jahren sind es sogar noch mehr.

Die Ursachen für dieses Ungleichgewicht könnten darin begründet sein, dass viele Mädchen den Zugang zum Sport bereits im wichtigen Grundschulalter verpassen und somit auch einen Anschluss an den Vereinssport nicht finden. Wenn die Kinder nicht bereits in frühen Jahren durch entsprechende Angebote zum Beispiel in den Schulen an einzelne Sportarten herangeführt werden, tun sie sich später sehr schwer, sportlich aktiv zu sein.

Während Jungs in Sachen „Sport“ sehr selbstbewusst sind, nimmt das sportliche Selbstbewusstsein bei den Mädchen mit zunehmendem Alter eher ab. Das mag auch daran liegen, dass sie laut der öffentlichen Meinung für einige Sportarten, die häufig in Vereinen angeboten und gefördert werden, doch weniger geeignet wären. Abgesehen davon legt die Mehrheit der Mädchen größeren Wert auf die Anerkennung seitens ihres Umfeldes bezüglich ihrer sportlichen Leistung. Sobald dieses Umfeld ihnen gegenüber nicht stabil, sondern eher kritisch eingestellt ist, kann sich ihr sportliches Selbstbewusstsein nicht optimal entwickeln, so die Aussage der Wissenschaftler.

Ein gutes Beispiel dafür liefert der Fußballsport in der Form, wie er vom Deutschen Fußballbund gesteuert wird: Weibliche Kinder und Jugendliche sollten möglichst lange in Jungenmannschaften spielen, um sich zu einem förderfähigen Status zu entwickeln. Diese Empfehlung berücksichtige jedoch nicht die individuellen Ansprüche vieler Mädchen, um sich optimal zu entfalten. Nicht ohne Grund ist die Zahl der erfolgreichen Fußball-Mädchenteams also geringer, da sie schon in ihrer frühen Jugend nicht spezifisch gefördert werden, sondern sich in geschlechtsgemischten Mannschaften behaupten müssen.

Reinder, H.
Mädchen im Sport fördern: eine systemtheoretische Reflexion der Minderung von sozialer Ungleichheit durch pädagogische Praxisprojekte, in: Pundt, Johanne; Scherenberg, Viviane (Hrsg.), Gesundheit in Bewegung: Herausforderungen und Möglichkeiten körperlich
APOLLON University Press 8/2022: 175-199.

Besseres Erinnerungsvermögen dank Sport

Mit zunehmendem Alter nimmt das Erinnerungsvermögen vieler Menschen schleichend ab, wenn es nicht auf geistiger Ebene gefördert und trainiert wird. Jetzt haben US-Wissenschaftler belegen können, dass nicht nur psychisches, sondern auch physisches Training die entsprechende Leistung des Gehirns verbessern kann.

Vor allem Erlebnisse aus den früheren Episoden des Lebens, wie zum Beispiel die Erfahrungen aus der Kindheit oder aus der frühen Vergangenheit, kommen uns ab der zweiten Lebenshälfte zunehmend abhanden. In einer Studie konnten die Forscher nun belegen, wie Sport helfen kann, um das derartige episodische Gedächtnis zu stärken. Demnach hat offensichtlich unser Herz eine wichtige Bedeutung bei diesem Zusammenspiel. Denn je mehr es durch körperliche Anstrengung dazu aufgefordert wird, intensiver zu pumpen, desto besser wird vor dem kognitiven Verfall geschützt.

Um herauszufinden, wie viel man trainieren sollte, um diese positive Wirkung auf das Erinnerungsvermögen zu erzielen, wurden 36 Studien zu diesem Thema näher unter die Lupe genommen. Die Daten von 3.000 Erwachsenen im Alter von mindestens 55 Jahren flossen in die Untersuchung ein.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die positive Wirkung des Sports auf das Erinnerungsvermögen bei den 55- bis 68-jährigen Teilnehmern noch besser war als bei den 69- bis 85-Jährigen. Demnach ist es also günstig, dass so früh wie möglich mit einem regelmäßigen sportlichen Training begonnen wird, auch wenn die Gedächtnisleistung noch voll intakt ist. Aber auch im höheren Lebensalter damit anzufangen, lohnt sich demnach in jedem Fall.

Im Speziellen empfehlen die Wissenschaftler, sich dreimal wöchentlich für etwa 50 Minuten körperlich aktiv zu bewegen, um dem Gedächtnisschwund entgegenzuwirken und somit das Erinnerungsvermögen bis in die späten Lebensjahre möglichst stabil zu halten.

Aghjayan, S.L. et al.
Aerobic exercise improves episodic memory in late adulthood: a systematic review and meta-analysis.
Nature 2/2022

Spaziergänge reduzieren Demenz-Risiko

Spazierengehen tut gut. Das ist bekannt. Dass ein regelmäßiger Gang an der frischen Luft auch die geistige Fitness fördern kann und wie die richtige Spazier-Empfehlung lautet, haben dänische Wissenschaftler jetzt erforscht. Mithilfe von Datenbanken, in denen die gesundheitlichen Informationen von fast 80.000 Menschen im Alter zwischen 40 und 79 Jahren erfasst wurden, kamen sie zu dem Ergebnis, dass es insbesondere auf die Intensität der Spaziergänge ankommt.

In zwei Gruppen aufgeteilt absolvierte die Hälfte der Teilnehmer mit unter 40 Schritten pro Minute ein langsames Flanieren während die andere Hälfte mit über 40 Schritten einen forscheren Spaziergang machte. Nach dem Beobachtungszeitraum von sieben Jahren erkrankten 866 Personen von ihnen an einer Demenz. Hierbei handelte es sich vor allem um diejenigen, die ihre Spaziergänge eher gemächlich angegangen waren.

Unter Berücksichtigung der Kriterien wie Alter, Geschlecht, Ausbildung, Nikotin- und Alkoholkonsum, Ernährungsgewohnheiten und Vorerkrankungen inklusive einer möglichen Medikamenteneinnahme konnten die Wissenschaftler relativ klar benennen, wie ein optimaler, gesundheitsfördernder Spaziergang mit positiver Auswirkung auf die Gehirngesundheit aussehen sollte.

Wer ca. 10.000 Schritte täglich läuft, kann das Demenz-Risiko um die Hälfte reduzieren. Wer immerhin 3.800 Schritte bei jeglicher Geschwindigkeit geht, profitiert noch von einer Risikoreduzierung um 25 %. Anders ausgedrückt als Merksatz bietet sich an: Ein täglicher 30-minütiger Spaziergang mit einer zügigen Geschwindigkeit (112 Schritte pro Minute) kann eine Reduzierung des Demenz-Risikos um etwa 60 % erzielen.

Grundsätzlich empfehlen die Forscher, dass ein schnellerer, aber kürzerer Spaziergang vor diesem Hintergrund effektiver ist als ein langsamerer, aber längerer Spaziergang. Ein bestmögliches Ergebnis erzielt man, indem man zügig und längere Strecken spazieren geht.

Del Pozo Cruz, et al.
Association of daily step count and intensity with incident dementia in 78,430 adults living in the UK
JAMA Neurology 6/2022

Weniger schwere Covid-19-Verläufe durch Sport

Wer in Bezug auf das Corona-Virus gesund durch den Herbst kommen möchte, der sollte unbedingt dafür sorgen, sich regelmäßig körperlich zu bewegen. Denn laut Ergebnis einer groß angelegten spanischen Studie hilft das sportliche Training zum Schutz vor einer Corona-Infektion und vor deren schweren Folgen. Die gesammelten Daten von 16 Studien, an denen in Summe über eine Million Erwachsene teilgenommen hatten, flossen in die Untersuchung ein. Etwas mehr als 50 % der Studienteilnehmer im durchschnittlichen Alter von 53 Jahren waren weiblich.

Im Ergebnis zeigte sich, dass das Covid-19-Risiko durch regelmäßige körperliche Aktivitäten, zu denen neben Sport beispielsweise auch das tägliche Radfahren zum Job zählt, nachweislich reduziert wird. Genauer heißt es dort, dass entsprechende, routinierte Freizeitsportler ein um 11 % reduziertes Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion haben im Vergleich zu sportlichen Bewegungsmuffeln. S

ie können durch ein regelmäßiges sportliches Training coronabedingte Krankenhausaufenthalte um
34 % verringern und auch schwere Verläufe einer Covid-Erkrankung um 34 % herabsetzen. Die Wissenschaftler weisen ebenfalls darauf hin, dass ausreichende körperliche Aktivität ebenso zu 43 % weniger Todesfällen infolge von Covid-19 führt. Eine optimale Vorbeugung mit entsprechendem positiven gesundheitlichen Nutzen erzielt man demnach, wenn man wöchentlich 150 Minuten moderates körperliches Training durchführt oder 75 Minuten bei höherer Intensität Sport treibt.

Ob diese positiven Effekte in diesem Maße auch für sämtliche Covid-19-Varianten gelten, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass Sport die entzündungshemmenden Abwehrreaktionen unseres Körpers steigert und sich unter anderem auch positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit und die Fitness unserer Muskulatur auswirkt. Das alles sind wichtige Parameter, die uns vor einem schweren Covid-19-Verlauf schützen.

Ezzatvar, Y. et al.
1Ezzatvar Y, et al. Br J Sports Med 2022;0:1–7. doi:10.1136/bjsports-2022-105733 Physical activity and risk of infection, severity and mortality of COVID-19: a systematic review and non- linear dose–response meta-analysis of data from 1 853 610 adults
bjsm 6/2022

Hightech-Laufschuhe als Schutz vor Verletzungen?

Ein passendes Schuhwerk ist wichtig, um Freude und Erfolg an einer jeweiligen Sportart zu haben. So werden für Läufer zahlreiche Modelle von Laufschuhen angeboten, welche die sportliche Leistung optimieren und verbessern sollen. Doch wie sieht es mit der Vorbeugung von Verletzungen, Schmerzen und Überbelastungen aus: Bieten hier spezielle hoch entwickelte Laufschuhe einen besseren Schutz als ein eher einfaches Paar Joggingschuhe?

Dieser Frage gingen einige Forscher nach und werteten entsprechende Studien aus, in denen unterschiedliche Laufschuhe näher unter die Lupe genommen wurden. Die Daten von über 11.000 Läufern, denen unterschiedliche Typen von Laufschuhen zugeordnet wurden, flossen in die Untersuchung ein.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass bislang keine aussagekräftigen Hinweise und Belege dafür gefunden werden konnten, dass spezielle Hightech-Laufschuhe anderen Modellen vorgezogen werden sollten, wenn es um die Laufsicherheit und Vermeidung von Verletzungen geht. Offensichtlich können sich die Verbraucher vieler Modelle sicher sein, dass sie gleichermaßen vor Verletzungen schützen, so wie es Sportschuhe grundsätzlich tun sollten. Für weitere Angaben zu möglicherweise positiven Effekten einzelner Laufschuhe müssten weitere Studien durchgeführt werden, so die Studienverantwortlichen.

Relph, N. et al.
Running shoes for preventing lower limb running injuries in adults.
Cochrane Database of Systematic Reviews 7/2019

Effektivität von "Weekend Warriors" bestätigt

Viele Menschen schaffen es in der Woche nicht, sich ausreichend körperlich zu bewegen, so wie es die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. Am Wochenende jedoch holen viele Erwachsene ihren Bewegungsbedarf von mindestens 150 Minuten in Form moderater Bewegung beziehungsweise 75 Minuten intensiven Trainings nach.

 

Um zu klären, ob sie damit die gleiche gesundheitspräventive Wirkung erzielen wie ein regelmäßiges Training, das über die Woche verteilt ist, wurden im Rahmen einer Studie entsprechende Daten von etwa 350.000 Teilnehmern ausgewertet. Berücksichtigt wurde dabei die Häufigkeit und das Verteilungsmuster der sportlichen Aktivität und Angaben zum Gesundheitszustand der Studienteilnehmer.

 

Im Ergebnis zeigte sich zunächst, dass die Freizeitsportler, die ihr Training auf die gesamte Woche gleichmäßig verteilten, ein um 15 % reduziertes Sterberisiko hatten im Vergleich zu sportlich weniger aktiven Menschen. Bei den Wochenend-Sportlern, den sogenannten „Weekend Warriors“, die das empfohlene Trainingspensum innerhalb von zwei Tagen erzielten, war das Sterberisiko demnach lediglich um 8 % verringert.

 

Im weiteren Verlauf der Studie führten die Wissenschaftler einen weiteren direkten Vergleich der beiden Trainingsgruppen durch. Sowohl die Wochensportler als auch die Wochenend-Sportler waren im gleichen zeitlichen Gesamtumfang pro Woche aktiv. Bei der Auswertung wurde deutlich, dass ein Wochenendtraining in Summe ebenso effektiv und gesundheitsförderlich ist wie das auf die Woche verteilte Training. Die Sterberate war bei beiden Gruppen ähnlich hoch.

 

Santos, M. et al.
Association of the “Weekend Warrior” and Other Leisure-time Physical Activity Patterns With All-Cause and Cause-Specific Mortality
JAMA Intern Med. 7/2022

"Train at home, but not alone!"

Wie stark die vergangenen Lockdowns das Bewegungsverhalten der Bevölkerung verändert haben, ist bekannt. Während eine Minderheit in dieser Zeit einen besseren Zugang zu sportlichen Aktivitäten gefunden hat, weil einfach mehr Zeit und Interesse da war, musste ein Großteil gestehen, dass ihr aktives Trainingsverhalten eindeutig nachgelassen hat. Im ersten Lockdown 2020 reduzierte sich die körperliche Aktivität nachweislich um etwa 40 %. Dieses träge Bewegungsverhalten blieb nicht ohne Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit vieler Menschen.

 

Forscher aus zehn Ländern untersuchten daher, inwieweit interaktive Online Trainingsprogramme dieser Entwicklung vorbeugen könnten. Im Livestream mit Mikrofon und Kamera nahm die Hälfte der 763 gesunden Studienteilnehmer für die Dauer von vier Wochen zu Hause an entsprechenden Kursen unter fachmännischer Anleitung teil, in denen Kraft, Ausdauer, Gleichgewicht und Möglichkeiten der Entspannung trainiert wurden. Die andere Hälfte diente als Kontrollgruppe und führte kein entsprechendes Online-Training durch. Mittels Tests und Fragebögen wurde der gesundheitliche Zustand der Teilnehmer ermittelt.

 

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Trainingsgruppe ihre körperliche Aktivität anfangs um fast
65 % steigern konnte im Vergleich zur Kontrollgruppe. Auch noch nach vier Wochen war sie noch um bis zu 25 % bewegungsaktiver und füllte das von der WHO empfohlene wöchentliche Mindestmaß von 150 Minuten mäßiger oder 75 Minuten intensiver Körperbewegung aus. Dies war in der Kontrollgruppe nicht der Fall.

 

In diesem Zuge verbesserten sich bei der Trainingsgruppe neben dem körperlichen Wohlgefühl insbesondere das mentale Wohlbefinden. Verstimmungen und Angstgefühle nahmen ab und auch mit dem ausreichenden, gesunden Schlaf klappte es besser. Je länger die Probanden das Online-Training durchführten, desto eindeutiger waren diese positiven Auswirkungen.

 

Die Wissenschaftler kamen zu dem weiteren Ergebnis, dass es beim Training in den eigenen vier Wänden besonders motivationsfördernd ist, wenn das Hometraining live per Video etc. angeleitet wird. Denn bei einem aufgezeichneten Training ohne direkte Rückkopplung mit dem anleitenden Trainer nahmen die positiven Effekte für Körper und Geist ab.

 

Wilke, J. et al.
Train at home, but not alone: a randomised controlled multicentre trial assessing the effects of live-streamed tele-exercise during COVID-19-related lockdowns.
Br. J. Sports Med. 6/2022; 56(12): 667-675.

So funktioniert „Gesundheitswandern“

Wie gut das Wandern an der frischen Luft dem Körper und dem Geist tut, das wissen wir. Doch viele Menschen bringen mit dem Wandern immer nur einen Ausflug in die Berge in Verbindung. Dass das Gesundheitswandern jedoch auch im ganz normalen Alltag integriert werden kann und was man dabei bedenken sollte, damit es das körperliche Wohlbefinden auch tatsächlich fördert, zeigen Wissenschaftler der SRH Hochschule für Gesundheit auf.

Demnach sollte eine Einheit einer Gesundheitswanderung eine Länge von etwa drei bis fünf Kilometern umfassen, die in etwa 90 Minuten absolviert werden sollte. Wichtig sind dabei neben dem aktiven Gehen zur Förderung der allgemeinen Ausdauer auch dreiminütige Pausenintervalle. Während der Pause werden zum einen Übungen zur Entspannung und zum anderen aktive Übungen zur Förderung der Kraft, der Beweglichkeit und der Koordination umgesetzt.

Welchen Einfluss ein derart regelmäßig durchgeführtes Gesundheitswandern auf das psychische und physische Wohlbefinden hat, bestätigte das Ergebnis einer gleichnamigen Studie. Die 56 Studienteilnehmer absolvierten fünf oder zehn Gesundheitswanderungen nach dem oben genannten Prinzip. Spezielle medizinische Untersuchungen und Messungen vor und nach diesen Einheiten sollten Aufschluss über den Gesundheitszustand der Teilnehmer geben.

Bei allen Teilnehmern kam es zu einer Optimierung des Body-Mass-Index und der Anteil an Körperfettmasse konnte reduziert werden. Im Gegenzug wurde der wünschenswerte Aufbau der Muskelmasse sowie eine Normalisierung des Blutdrucks erzielt. Außerdem profitierten mehr als 70 % der Studienteilnehmer von einem gesteigerten Wohlbefinden, sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene.

Wandern verbessert die Gesundheit
idw-Nachrichten 6/2022

Körperliche Fitness von Grundschulkindern fördert Konzentrationsfähigkeit

Wieder einmal konnte eine Studie belegen, wie wichtig es für Kinder ist, sportlich aktiv und dadurch körperlich fit zu sein. Wissenschaftler der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Technischen Universität München haben für die Dauer von fünf Jahren fast 7.000 Jungen und Mädchen ab Grundschulalter hinsichtlich ihrer körperlichen Fitness und ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität begleitet. Kriterien wie Kraft, Ausdauer, Konzentrationsfähigkeit, das körperliche Wohlbefinden, aber auch Angaben zur psychischen Gesundheit, wie beispielsweise das Selbstwertgefühl, wurden durch Standardtests ermittelt und näher analysiert.

Im Ergebnis zeigte sich, dass Kinder, die sich regelmäßig bewegen, für den Schulalltag besser gerüstet sind als bewegungsträge Kinder. Dieser Zusammenhang ist nicht neu. Jetzt konnten die Wissenschaftler zudem belegen, dass sich eine gute körperliche Fitness in dieser Altersgruppe auch auf das psychische Rüstzeug der Kinder positiv auswirkt: Ihre Konzentrationsfähigkeit ist besser und führt damit zu einer höheren gesundheitsbezogenen Lebensqualität.

Bei Kindern mit Übergewicht leidet die Fitness und das allgemeine Wohlbefinden auch bezüglich Freundschaften und Schule messbar. Körperlich und motorisch fitte Kinder bekommen aufgrund ihrer resultierenden besseren geistigen Fitness nachweislich häufiger eine Empfehlung für das Gymnasium. Vor dem Hintergrund dieser zentralen Ergebnisse ist es wichtig, den Kindern grundsätzlich ein breites Angebot an Sportangeboten zu machen. Dabei ist es unumgänglich, die Eltern, die Gemeinden, die Schule selbst und die Sportvereine dafür in die Pflicht zu nehmen, damit die Angebote für die Kinder attraktiv gestaltet sind und letztlich angenommen werden.

Sport ist so wichtig für die psychische Stabilität

Körperliches Training tut uns auf vielfältige Weise gut. Dass es maßgeblich auch dazu beitragen kann, einer Depression vorzubeugen, selbst, wenn man das empfohlene Pensum nicht erreicht, zeigt jetzt das Ergebnis einer britischen Studie. Seitens der Weltgesundheitsorganisation wird wöchentlich ein 150-minütiges Training empfohlen, um den Körper gesundheitlich fit zu halten.

Die Wissenschaftler nahmen 15 verschiedene Studien mit insgesamt 200.000 Teilnehmern, bei denen es um die Thematik „Bewegungsarmut und Auswirkungen körperlichen Trainings auf die Gesundheit“ ging, näher unter die Lupe. Sie konnten dabei unter anderem belegen, dass die Auswirkungen des Sports auf die Psyche eindeutig sind. Interessanterweise scheint auch bereits ein 75-minütiges Training wichtige Vorteile mit sich zu bringen.

Im Speziellen hieß es im Ergebnis, dass auch bei einem moderaten Training, welches halb so lange andauert wie von der WHO empfohlen, sich das Risiko, an einer Depression zu erkranken, um 18 % reduziert. Schafften es die Freizeitsportler, die WHO-Bewegungsempfehlungen zu 100 % umzusetzen, so erhöht sich diese Zahl sogar um 25 %. Es lohnt sich also auf jeden Fall, sich regelmäßig ausreichend zu bewegen.

Auch für eher unsportliche Menschen dient dieses Studienergebnis als eindeutigen Anreiz, sich für ein moderates wöchentliches Training zu entscheiden. „Moderat“ bezeichnet ein Training, das durchaus schweißtreibend ist, bei dem ein Gespräch mit Gleichgesinnten dennoch möglich ist. Auf den Tag umgesetzt bedeutet es, am Anfang mindestens 10 Minuten sportlich aktiv zu sein, um von dem gesundheitlichen Nutzen zu profitieren.

Nur sollte man es vor diesem Hintergrund auch nicht übertreiben, denn scheinbar nimmt der zusätzliche Nutzen für die psychische Gesundheit langsam wieder ab, wenn pro Woche regelmäßig mehr als die empfohlenen 150 Minuten trainiert wird, so die Studienautoren.

Pearce, M. et al.
Association Between Physical Activity and Risk of Depression: A Systematic Review and Meta-analysis
JAMA Psychiatry 6/2022; 79(6): 550-559.

Covid-19-Infektionsrisiko bei Indoor-Sport

Während der vergangenen Corona-Infektionswellen wurde immer wieder diskutiert, welche Möglichkeiten es gibt, Sport in geschlossenen Räumen durchzuführen. Weil die Angaben zum Infektionsrisiko teilweise noch undurchsichtig waren, fiel vielerorts vorsorglich der Schul- oder Vereinssport aus. Ein Forscherteam konnte jetzt belegen, welchen Einfluss die Intensität des Trainings auf die Konzentration von Aerosolpartikeln in der Atemluft hat.

Denn je höher diese Konzentration, desto größer ist die Gefahr, dass sich Mittrainierende von Corona-infizierten Personen ebenso mit dem Virus anstecken. In Vorbereitung auf die kommende Herbstsaison, in der wieder mit einem stärkeren Anstieg der Betroffenenzahlen gerechnet wird, scheint das Ergebnis dieser Studie von großer Bedeutung zu sein.

Je intensiver jemand Sport treibt, desto höher ist sein Atemvolumen, das ist bekannt. Wie sich jedoch die körperliche Aktivität auf die Ausatmung von Aerosolpartikeln auswirkt, dazu lagen bisher keine Daten vor. Vor diesem Hintergrund filterten die Studienverantwortlichen der Technischen Universität München zunächst jegliche Aerosole aus der Atemluft, die von den Probanden im Alter zwischen 18 und 40 Jahren über eine Mund-Nasen-Maske eingeatmet wurde.

In mehreren Stufen nahmen sie an körperlichen Belastungstests teil, in denen die Intensität bis zum Stadium der Erschöpfung gesteigert wurde. In der jeweils ausgeatmeten Luft wurde die Konzentration der Aerosolpartikel jeweils in Abhängigkeit von der körperlichen Leistung gemessen. Bei der Auswertung zeigte sich, dass bei geringer Belastung die Aerosolkonzentration zunächst kaum anstieg.

Ab einer mittelschweren Belastung jedoch, die beispielsweise eintritt, wenn Freizeitsportler moderat joggen, ist ein starker Anstieg der Konzentration messbar. Bei gut trainierten Sportlern ist der Ausstoß der Aerosole im Vergleich zu untrainierten Menschen sehr viel höher. Das ist auf ihr antrainiertes größeres Atemvolumen zurückzuführen.

Die Wissenschaftler folgern aus diesen Ergebnissen, dass man bei den Empfehlungen, ob Sport coronabedingt in geschlossenen Räumen stattfinden darf, die folgenden zwei Fälle unterscheiden muss: Bei einem sehr intensiven Training sollte der Sport nur unter Schutzmaßnahmen wie einer vorherigen Covid-Testung aller Teilnehmer, durch Abstandshaltung oder das Tragen einer Maske in geschlossenen Räumen durchgeführt werden.

Effektive Lüftungsanlagen könnten ebenso Abhilfe schaffen. Idealerweise sollte das Training nach draußen verlegt werden. Handelt es sich jedoch eher um ein moderates Training mit maximal mittlerer Belastungsintensität, so sei das Training in Sporthallen oder anderen geschlossenen Räumen durchaus vertretbar. Dennoch wird währenddessen das Abstandhalten und eine ausreichende Lüftung empfohlen.

Mutsch, B. et al.
Aerosol particle emission increases exponentially above moderate exercise intensity resulting in superemission during maximal exercise.
Proceedings of the National Academy of Science 3/2022

Sport gegen psychische Belastungen des Herzens

Viele Menschen bekommen gesundheitliche Beeinträchtigungen wie depressive Verstimmungen, Angstgefühle oder Dauerstress auch in Form von Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zu spüren. Diese können sich unter anderem bemerkbar machen durch einen Herzinfarkt, durch Schmerzen im Brustbereich oder den Verschluss eines Herzkranzgefäßes, der sogenannten Angina Pectoris.

Welche Abhilfe hierbei die sportliche Aktivität schaffen kann, um diesen gefährlichen Reaktionen vorzubeugen, haben US-amerikanische Wissenschaftler untersucht. Sie nahmen die gesundheitlichen Daten von über 50.000 Patienten näher unter die Lupe. Bei etwa 4.000 davon handelte es sich um Angaben zu solchen Patienten, welche bereits eine der typischen, bereits erwähnten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems erlitten hatten. Die Daten umfassten unter anderem Informationen über die sportliche Aktivität der Studienteilnehmer sowie über ihre allgemeine Bewegungsaktivität im Alltag.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass Sport bei Menschen mit seelischen Vorerkrankungen eine doppelt so hohe Wirksamkeit zur Gesundheitsvorsorge zeigt wie bei seelisch unbelasteten Menschen. Konkret heißt es, dass Studienteilnehmer, die regelmäßig 150 Minuten Sport mit mäßiger Intensität pro Woche trieben, ihr Risiko für eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems um 17 % herabsetzen konnten. Personen mit den psychischen Vorbelastungen konnten ihr Erkrankungsrisiko sogar um 22 % bremsen im Vergleich zu den bewegungsträgen Leidensgenossen.

Die hohe Wirksamkeit von sportlichen Aktivitäten scheint somit wieder einmal belegt zu sein, vor allem auch für psychisch Erkrankte, um deren allgemeines Wohlbefinden zu stärken und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren.

Prioritizing Health | Residual Cardiovascular Risk: Beyond Traditional Risk Factors
Pressemitteilung 3/2022

Die Belastungen der Pandemie für Körper und Seele
Die Corona-Pandemie ging an vielen Menschen nicht spurlos vorbei. Auch wenn sich viele von ihnen nicht angesteckt haben, belasteten sie sich stark damit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung mit dem Titel „Fitness 2022“, die von einer Krankenkasse bei 1.000 erwachsenen Personen hierzulande durchgeführt wurde. Demnach scheint die Pandemie bei über 65 % der Befragten zu bislang unbekannten oder verstärkten physiologischen und psychischen Belastungen geführt zu haben. 35 % haben während der Pandemie unter extremem Bewegungsmangel gelitten, 27 % berichten über starke Nacken- und Rückenschmerzen. 24 % gaben an, dass seelische Beeinträchtigungen wie Angstgefühle, depressive Verstimmungen und Momente des sozialen Rückzugs zugenommen hätten. Bei 16 % traten Kopfschmerzen pandemiebedingt in den Vordergrund und ebenfalls 16 % gaben an, sich überflüssige Körperpfunde angeeignet zu haben. Insgesamt waren mit 35 % die unter 30-Jährigen häufiger von den physischen und psychischen Belastungen betroffen als der allgemeine Durchschnitt der Erwachsenen mit 24 %. Die Ursachen dieser zugenommenen Probleme für Körper und Geist seien vor allem die eingeschränkte körperliche Aktivität bedingt durch das Homeoffice und die Schließung sämtlicher Sportstätten sowie die angestiegene Motivationslosigkeit vieler Menschen in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie gewesen. Dieser Bewegungsmangel wirkt sich bekanntermaßen schnell auf die physische und psychische Gesundheit aus. Hinzu kommen die seelischen Belastungen der vergangenen Monate, die wiederum körperliche Verspannungen, Schmerzen und auch eine Gewichtszunahme begünstigen konnten. Auch international kommen weitere Studien zu den Folgen der Pandemie zu ähnlichen Ergebnissen. Unter anderem fanden österreichische Forscher heraus, dass die körperliche Unterforderung und psychische Überforderung bei Kindern im Alter zwischen 3 und 12 Jahren erhebliche gesundheitliche Spuren hinterlassen hatten. Allen Betroffenen wird daher dringend empfohlen, spätestens jetzt den stimmungsaufhellenden Nutzen von regelmäßiger körperlicher Bewegung möglichst an der frischen Luft zu nutzen. Dies muss nicht nur im Rahmen einer aktiven sportlichen Betätigung erfolgen, sondern kann überall im Alltag eingebaut werden, zum Beispiel durch das Nutzen einer Treppe anstelle des Aufzuges oder durch das vermehrte Fahrradfahren statt der bewegungsträgen Fahrten mit Auto & Co. Fitness-Studie 2022 Studienarchiv 1/2022
Sportvereine – so wichtig für die motorische Entwicklung junger Menschen

Wie wichtig regelmäßiger Sport bereits im Kindes- und Jugendalter ist, zeigt das Ergebnis der Motorik Modul-Studie, in der die motorische Leistungsfähigkeit von dauerhaften Sportvereinsmitgliedern mit denen von permanenten Sportvereinabstinenten verglichen wurde. Die Studie begleitete fast 500 Teilnehmer über mehrere Jahre.

Die ersten Tests und Messungen wurden bei Studienteilnehmern im durchschnittlichen Alter von
9 Jahren, die zweiten Erhebungen im Alter von 15 und die dritten im jungen Erwachsenenalter von durchschnittlich 20 Jahren erhoben. 5 % von ihnen waren in Sportvereinen mit Wettkampftätigkeiten aktiv, 53 % ebenso, allerdings ohne entsprechendes Engagement in Wettkämpfen, und 32 % blieben den Sportvereinen dauerhaft fern. 

Während der dreiphasigen Untersuchungen sollte mithilfe spezieller Übungen, wie beispielsweise Liegestütz, Standweitsprung, Fahrradergometrie, Einbeinstand und vieler weiterer koordinativer Tests, ermittelt werden, wie es bei den unterschiedlichen Studienteilnehmern um die motorische Leistungsfähigkeit, Ausdauer und Koordinationsfähigkeit bestellt war.

Im Ergebnis zeigte sich zunächst, dass Kinder und Jugendliche in Sportvereinen grundsätzlich unterrepräsentiert waren, obwohl eine entsprechende aktive Mitgliedschaft im Sportverein offensichtlich so wichtig ist. Denn die motorische Entwicklung fiel bei den Vereinsmitgliedern eindeutig besser aus: Sowohl die Koordination als auch die Kondition waren messbar ausgeprägter als bei den jungen Sportmuffeln.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass die Angebote und Aktivitäten der Sportvereine, die zunehmend an Mitgliederverlust leiden, unterstützt werden, um sie wieder mehr in den Mittelpunkt – insbesondere für Heranwachsende – zu rücken.

Hannsen-Doose, A. et al.
Dauerhaftes Sporttreiben im Sportverein und motorische Entwicklung: Ergebnisse der MoMo-Längsschnittstudie (2003–2017)
Forum Kinder- und Jugendsport 11/2021; 2: 122-131.

Erfolg des Krafttrainings in der Typ-2-Diabetes-Therapie

Betroffene eines Typ-2-Diabetes tun gut daran, regelmäßig Sport zu treiben, um ihre erworbene Stoffwechselerkrankung erfolgreich zu behandeln. Doch viele von ihnen scheuen sich davor, weil das meistens empfohlene Ausdauertraining für sie nicht so einfach umsetzbar ist. Zum einen hindert sie ihre körperliche Trägheit daran, die insbesondere durch ihr Übergewicht und ihren Lebensstil verursacht ist. Zum anderen sind es aber auch körperliche Beeinträchtigungen wie beispielsweise die durch die überflüssigen Pfunde hervorgerufenen Knie- und Gelenkbeschwerden, welche die Sportwilligen an der Umsetzung ihrer Bewegungstherapie hindern.

Vor diesem Hintergrund kommt das Ergebnis einer australischen Studie gerade recht, welches betont, dass nicht nur Ausdauer-, sondern auch Krafttraining ein erfolgreicher Ansatz bei Typ-2-Diabetes ist, um den durchschnittlichen Blutzuckerwert zu senken. Voraussetzung dabei sei es aber, dass durch das Krafttraining ein Muskelzuwachs hervorgerufen wird.

Die Wissenschaftler nahmen 20 Studien mit 1.172 Teilnehmern näher unter die Lupe. Alle Studien beschäftigten sich mit der Auswirkung von Krafttrainings-Einheiten auf entsprechende Diabetes-Patienten. Für mindestens acht Wochen wurde ein- bis fünfmal pro Woche mit freien Gewichten oder den üblichen Kraftgeräten trainiert. Als Vergleichsgruppe dienten Patienten, die keinen Sport trieben, die Ausdauertraining machten oder die Ausdauer und Kraft in Kombination trainierten.

Im Ergebnis zeigte sich, dass das Krafttraining einen vergleichbar guten Effekt auf die Blutzuckerwerte hatte wie das Ausdauertraining. Je mehr den Kraftsportlern der Aufbau von Muskelmasse gelang, desto besser fielen diese Werte aus. Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, man jedoch bereits jetzt bestätigen könne, wie erfolgreich auch das Krafttraining in der Diabetes-Typ-2-Therapie sei.

Jannsson, AK. et al.
Cardiovascular and metabolic risk Effect of resistance training on HbA1c in adults with type 2 diabetes mellitus and the moderating effect of changes in muscular strength: a systematic review and meta-analysis
BMJ Open Diabetes 1/2022

Herzstillstand durch Sport – eine Bestandsaufnahme

Regelmäßiger Sport tut unserer Gesundheit gut und schützt langfristig das Herz. Doch in seltenen Fällen kann körperliches Training kurzfristig einen Herzstillstand herbeiführen. Was es damit auf sich hat, untersuchten Wissenschaftler aus Dänemark. Sie werteten alle Fälle von Herzstillständen, die sich außerhalb eines Krankenhauses ereigneten, aus. Entnommen hatten sie entsprechende Daten bezüglich etwa 20.000 Fällen unter anderem aus einem dänischen Herzstillstandregister der zurückliegenden drei Jahre. 

Bei der Frage, wie oft ein entsprechender Herzstillstand auf die sportliche Aktivität zurückzuführen war, kamen die Wissenschaftler auf eine Rate von nur etwa 2 %: 500 der 20.000 registrierten Herzstillstände ereigneten sich demnach während beziehungsweise unmittelbar nach einem Sporttraining. Zu 75 % betraf es Männer und die Betroffenen waren im Durchschnitt 61 Jahre alt.

Bezüglich des weiteren Verlaufs nach einem entsprechenden plötzlichen Herzstillstand zeigte sich, dass die Überlebensrate in diesem Fall etwa fünfmal so hoch ist wie bei einem nicht sportbedingten Herzstillstand (85 % zu 13 %). Am häufigsten ereignete sich ein Herzstillstand beim Fitnesstraining. An zweiter Stelle der besonders prädestinierten Sportarten stehen der Mannschafts- und der Wassersport. Weniger gefährdet hingegen sind Leichtathleten, Kampfsportler oder Wanderer. Interessanterweise sind die Chancen, einen Herzstillstand zu überleben, bei den Mannschaftssportlern am größten.

Wolthers, S.A. et al.
Out-of-hospital cardiac arrest related to exercise in the general population: Incidence, survival and bystander response
Resuscitation 1/2022

Wassergymnastik gegen einen schmerzenden Rücken

Schon immer schwören die Chinesen auf die hohe therapeutische Wirksamkeit von Wasser im Rahmen eines sportlichen Trainingsprogramms. Denn bei den Bewegungen im Wasser wird nicht nur gegen den Auftrieb trainiert, sondern das Wasser dient demnach auch der Wärmespeicherung, um es dann wieder an den trainierenden Körper abzugeben. Bei der Sportart Wassergymnastik scheinen sich diese Vorteile zu vereinen. Wissenschaftler aus Shanghai konnten in einer Studie belegen, dass sie die ideale Sportart bei leichten Rückenschmerzen sein könnte und eine bessere Wirkung zeigt als eine spezielle Nervenstimulation in Kombination mit einer Wärmetherapie.

Die Studienteilnehmer mit Rückenschmerzen nahmen für die Dauer von 12 Wochen zweimal wöchentlich an einer einstündigen professionell geführten Wassergymnastik teil. In einem vergleichbaren, anschließenden Zeitraum wurden die schmerzenden Rückenpartien der Probanden für eine jeweilige Dauer von einer halben Stunde einer elektrischen Nervenstimulation sowie einer Bestrahlung mit Infrarotlicht unterzogen, ebenfalls zweimal pro Woche. Nach diesen Interventionen wurden Messungen und Befragungen durchgeführt, um Aussagen über das Vorhandensein der Rückenschmerzen zu erhalten.

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Schmerzen durch die Wassergymnastik effektiver therapieren ließen als durch die Kombination der beiden physikalischen Maßnahmen. Zum einen führte das Aquagymnastik-Training zu einer deutlich besseren Beweglichkeit der Teilnehmer und zum anderen ließen die Schmerzen im Rückenbereich in Summe nach. Das Training im Wasser hatte zudem eine eindeutig bessere Schlaf- und Lebensqualität der Teilnehmer herbeigeführt.

Laut Aussage der Studienverantwortlichen bleibt nun in weiteren Untersuchungen zu klären, inwieweit dieser positive Effekt einer Wassergymnastik auch bei intensiveren Rückenschmerzen zu erwarten ist und wie schmerzlindernd entsprechende Übungen außerhalb des Wassers wären.

Peng, M-S. et al.
Efficacy of Therapeutic Aquatic Exercise vs Physical Therapy Modalities for Patients With Chronic Low Back PainA Randomized Clinical Trial
JAMA Netw Open 1/2022

Leidet die Schulleistung unter dem Tragen einer Maske?

Die Schüler hierzulande müssen seit Monaten im Unterricht eine Maske tragen. Da zwingt sich bei Pädagogen und Eltern schon lange die Frage auf, ob die Kinder darunter leiden und ob ihre Leistung in der Schule dadurch beeinträchtigt wird.

 

Eine Studie des Universitätsklinikums Bochum kam nun zu dem Schluss, dass die geistige Aufnahmefähigkeit und Leistungsbereitschaft durch das stundenlange Tragen einer Maske nicht in Mitleidenschaft gezogen wird und scheint somit Entwarnung für die besorgten Erwachsenen zu geben.

 

Im Rahmen der Untersuchungen nahmen die jungen Studienteilnehmer mit FFP- oder medizinischer Maske am Unterricht teil. Im Anschluss erfolgte eine Unterteilung der Klasse in zwei Gruppen, bei der etwa die Hälfte der Schüler weiterhin eine Maske trug, und die andere darauf verzichten sollte. Mittels spezieller computerbasierter Messmethoden wurde anschließend die kognitive Leistung der beiden Schülergruppen gemessen.

 

Es zeigte sich, dass die Messergebnisse in beiden Teilnehmergruppen nahezu identisch waren und es somit nicht zu geistigen Leistungseinbußen durch das Tragen einer Maske gekommen war. Interessanterweise konnten die Wissenschaftler bei dieser Gelegenheit einen anderen Zusammenhang bestätigen, nämlich, dass die kognitive Leistungsfähigkeit nachweislich ansteigt, wenn die Kinder regelmäßig sportlich aktiv sind. Sie geben zudem an, dass insbesondere die bewegungsfreudigen Kinder keine entsprechende Beeinträchtigung durch das Tragen einer Maske erfahren.

 

Schlegtendal, A. et al.
To Mask or Not to Mask – Evaluation of Cognitive Performance in Children Wearing Face Masks during School Lessons (MasKids)
Children 1/2022; 9(1): 95.

Flotter Gang reduziert Risiko für Herzschwäche

Frauen nach den Wechseljahren, die problemlos noch schnell zu Fuß unterwegs sind, scheinen bezüglich ihrer Herzgesundheit besser dazustehen als Frauen mit einem eher schleppenden, langsamen Gang. Zu diesem Ergebnis kommen US-amerikanische Wissenschaftler, die im Rahmen der Women’s Health Initiative entsprechende Daten von über 25.000 Frauen im Alter von 50 bis 79 Jahren näher auswerteten.

Im Ergebnis zeigte sich, dass es einen Zusammenhang zu geben scheint zwischen der Intensität des Gangs und dem Risiko, eine Herzinsuffizienz beziehungsweise Herzschwäche zu entwickeln: Wer mit einer schnelleren Geschwindigkeit zu Fuß unterwegs ist, hat ein deutlich reduziertes Risiko als Frauen mit langsamerer Geschwindigkeit.

In diesem Zusammenhang konnten die Studienverantwortlichen außerdem beweisen, dass schnelles Gehen für eine kürzere Zeit hinsichtlich der Herzgesundheit mindestens ebenso effektiv ist wie ein langsames Gehen über einen sehr viel längeren Zeitraum. Wer es also auch im höheren Alter umsetzen kann, pro Woche in Summe mindestens eine Stunde schnell zu gehen, der profitiert von einer positiven Auswirkung auf das Herz-Kreislaufsystem, so die Wissenschaftler.

Moafi-Magani, M. et al.
The association of walking pace and incident heart failure and subtypes among postmenopausal women
agsjournals 1/2022

Weniger Schmerzen dank autogenem Training

Autogenes Training hat sich bis heute seit seiner Erfindung vor etwa 100 Jahren zu einer effektiven Methode zur Selbstentspannung beziehungsweise Selbsthypnose manifestiert. Es wird in vielen Bereichen angewendet beziehungsweise empfohlen, so auch in der Therapie von chronischen Schmerzen. Ob das Autogene Training tatsächlich auch die Wirkung einer Schmerzlinderung erzielen kann, wurde aktuell im Rahmen einer Studie in Deutschland untersucht.

In die Untersuchung flossen Daten von 13 Studien ein, an denen insgesamt 576 Menschen im Alter zwischen 12 und 71 Jahren teilgenommen hatten. 60 % von ihnen waren Frauen. Alle Teilnehmenden waren von chronischen Schmerzen unterschiedlichster Art betroffen, wie beispielsweise Kopfschmerzen, Schmerzen im Bereich der Brust, Gelenkschmerzen oder Schmerzen im Darmbereich.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass das Autogene Training ein nachweisliches Potenzial hat, entsprechende Schmerzen zu reduzieren. Es eignet sich demnach hervorragend, um vorgegebene Standardbehandlungen zu bereichern und somit zu einem besseren Therapieerfolg beizutragen. Von diesem Studienergebnis könnten sehr viele Menschen profitieren, wenn sie das einfach zu erlernende und unkompliziert durchzuführende Autogene Training regelmäßig in ihr wöchentliches Trainingsprogramm aufnehmen würden.

Kohlert, A. et al.
Autogenic Training for Reducing Chronic Pain: A Systematic Review and Meta-analysis of Randomized Controlled Trials.
International Journal of Behavioral Medicine 10/2021; 27: 1-12.

Häusliches Training bei chronisch verengten Atemwegen besonders hilfreich

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine der häufigsten chronischen Krankheiten und stellt weltweit die vierthäufigste Todesursache dar. Es handelt sich dabei um ein Krankheitsbild, bei dem sich die Atemwege fortschreitend und teilweise nicht umkehrbar verengen. Das Leistungspotential der Betroffenen ist deutlich verringert, aus häufiger Atemnot resultiert eine deutlich verminderte körperliche Aktivität, die Muskeln bauen ab und die Betroffenen werden immer schwächer. Daraus ergibt sich wiederum ein deutlich erhöhtes Sturzrisiko im höheren Alter.

Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, ist es wichtig, die Körperaktivität der Betroffenen zu trainieren und das scheint offensichtlich auch durch ein regelmäßiges häusliches Training möglich zu sein, so das Ergebnis einer kanadischen Studie. Alle Studienteilnehmer waren an einer COPD erkrankt und mindestens 60 Jahre alt. Sie litten entweder unter Gleichgewichtsstörungen oder einer Sturzangst oder waren in den zwölf Monaten vor Studienbeginn bereits gestürzt.

Sie erhielten ein individuell ausgearbeitetes Trainingsprogramm (inklusive Übungen zum Gang- und Krafttraining), in das sie zunächst für die Dauer von sechs Wochen fachlich eingeführt wurden und das sie anschließend für jeweils mindestens 40 Minuten eigenständig durchführten. Während des Studienzeitraums von 2016 bis 2019 wurde dokumentiert, wie es sich mit den Stürzen und dem Gleichgewichtsgefühl der Teilnehmer verhielt, wie sich ihr Kraftpotential veränderte und wie sie ihren körperlichen Zustand selbst einschätzten.

Nach der Auswertung zeigte sich, dass sich die Häufigkeit der Stürze deutlich reduzierte: Hatten noch vor der Studie fast 60 % angegeben, bereits mehrfach gestürzt zu sein, so waren es während der Studie lediglich 30 %, die erneut stürzten. Zudem gaben über 50 % der Studienteilnehmer an, dass sie ihren körperlichen Zustand besser einschätzten als vor dem regelmäßigen Home-Training.

Die Studienverantwortlichen gehen also davon aus, dass ein angeleitetes Training in den eigenen vier Wänden in Form von Videos sehr hilfreich und effektiv ist, um den Patienten mit einer entsprechenden chronischen Verengung der Atemwege zu mehr Mobilität und zu einer allgemeinen Besserung des körperlichen Zustandes zu verhelfen.

Beauchcamp, M. et al.
Feasibility of a 6-Month Home-Based Fall Prevention Exercise Program in Older Adults with COPD
Int J Chron Obstruct Pulmon Dis . 6/2021; 3(16): 1569-1579.

Weniger Bildschirmtätigkeiten nach Gehirnerschütterung!

Bei Spiel und Sport kommt es gelegentlich zu Verletzungen. Insbesondere bei einer möglichen Gehirnerschütterung von Kindern und Jugendlichen fragen sich die Eltern, ob es dem Genesungsprozess guttut, wenn der Nachwuchs viel Zeit vor dem Fernseher oder dem Handy verbringt, anstatt sich auszuruhen.

Eine US-amerikanische Studie kann nun Aufschluss über die Vorteile einer kompletten Bildschirmabstinenz im Falle einer Gehirnerschütterung geben. Demnach erhöht sich die Möglichkeit auf eine schnelle Genesung um 50 %, wenn die verletzten Kinder und Jugendlichen während der ersten beiden Tage nach dem Unfall entsprechende Medien möglichst nicht benutzen.

125 Jungen und Mädchen im Alter von 12 bis 25 Jahren nahmen an der Studie teil. Höchstens einen Tag zuvor erlitten sie eine Gehirnerschütterung. Die Hälfte von ihnen durfte in den folgenden 48 Stunden den Fernseher, Computer oder das Handy unbegrenzt nutzen, während die andere Hälfte diesbezüglich ein Verbot erhielt.

Die Umsetzung zeigte sich wie folgt: Die erste Gruppe hielt sich im Durchschnitt 10 Stunden pro Tag vor den Bildschirmen auf, bei der zweiten Gruppe waren es immerhin nur zwei Stunden. Im Anschluss erfolgte eine medizinische Untersuchung, um Informationen über den Genesungsprozess der Studienteilnehmer zu erhalten.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die „bildschirmreduzierte“ Gruppe bereits nach drei Tagen nahezu wieder genesen war, während es bei den intensiven Bildschirmnutzern durchschnittlich bis zu acht Tage dauerte. Die Wahrscheinlichkeit also, dass die Gehirnerschütterung spätestens nach 10 Tagen abgeklungen ist, war bei den häufigen Online-Mediennutzern um 50 % geringer als bei der Vergleichsgruppe.

Das Daddeln am Bildschirm bremst in diesem Fall nachweislich die Regeneration der Betroffenen. Je mehr sich die Kinder und Jugendlichen also tatsächlich Ruhe gönnen, desto schneller sind sie wieder fit, um sich mit ihren Freunden zu treffen und sportlich weiter aktiv zu sein.

Macnow, T et al.
Effect of Screen Time on Recovery From Concussion. A Randomized Clinical Trial.
JAMA Pediatrics 9/2021

Abnehmen durch Kraftsport

In der Diskussion um das optimale Abnehmkonzept gilt die allgemeine Ansicht, dass vor allem Ausdauersport, wie beispielsweise das Joggen, die überschüssigen Pfunde purzeln lässt. Ein Wissenschaftlerteam aus Australien konnte vor dieser Frage beweisen, dass sich auch das alleinige Krafttraining dafür eignet.

Die Daten von etwa 3.000 Studienteilnehmern, die man im Rahmen von 58 Untersuchungen gesammelt hatte, wurden näher unter die Lupe genommen. Die Betroffenen nahmen für 20 Wochen an einem Trainingsprogramm teil, im Rahmen dessen sie im Durchschnitt 2,7 Krafttrainingseinheiten pro Woche für etwa eine Stunde absolvierten. Nach dieser Zeit hatten sie ihren Körperfettanteil um 1,4 % reduzieren können.

Einen vergleichbaren Körperfettabbau ließe sich aber auch erzielen, wenn man entsprechend nicht die Kraft, sondern die Ausdauer trainieren würde, so die Wissenschaftler. Viele Menschen lassen sich durch den Blick auf ihre Personenwaage irreführen, der oftmals nach regelmäßigem Krafttraining anzeigt, dass kein Gewicht verloren wurde.

Das liegt daran, dass es neben dem Fettabbau auch zum vermehrten Aufbau von Muskeln kommt, die ein größeres Gewicht haben als das Fettgewebe. Entsprechende Messungen der Körperfettmasse nach dem Ausdauersport haben eindeutig gezeigt, dass sich das Körperfett beim Krafttraining abbaut oder anders im Körper verteilt. Außerdem führt die aufgebaute Muskelmasse dazu, dass diese auch im Ruhezustand im Vergleich zum Fettgewebe mehr Energie benötigt – die Kalorien werden also schneller verbrannt.

Sportwissenschaftler empfehlen, idealerweise eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining durchzuführen, weil ersteres insbesondere auch der Herz-Kreislauf-Gesundheit zugutekommt. Wichtig sei es grundsätzlich auch, dass das individuell ausgewählte Sporttraining Spaß macht und von Dauer ist.

Wewege, M. et a.
The Effect of Resistance Training in Healthy Adults on Body Fat Percentage, Fat Mass and Visceral Fat: A Systematic Review and Meta-Analysis.
Sports Medicine 9/2021

Adipositas – Notwendigkeit eines lebenslangen Behandlungskonzeptes

Die Adipositas wird ab sofort als gesetzlich festgeschriebene Erkrankung anerkannt und ist damit nicht mehr nur ein Lebensstilproblem, sondern erfordert eine abgestimmte Langzeittherapie, mit der den Betroffenen ein bedarfsgerechtes und lebenslanges Behandlungskonzept angeboten wird. In einer Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie müssen die Patienten über Jahre hinweg begleitet werden, damit die überschüssigen und lebensbedrohlichen Körperpfunde nachhaltig reduziert werden.

Ein sehr wichtiger Eckpfeiler einer erfolgreichen Adipositastherapie ist ausreichende körperliche Bewegung, um den täglichen Energie-Umsatz zu erhöhen und die weiteren bekannten gesundheitsfördernden Effekte zu erzielen. Wie wirkungsvoll es in diesem Rahmen sein kann, möglichst wenig Zeit im Sitzen zu verbringen und stattdessen regelmäßig Sport zu treiben, zeigt das Ergebnis einer aktuell veröffentlichten Studie.

Über 4.300 adipöse Studienteilnehmer*innen hatten während des Studienzeitraums ihre sitzenden Tätigkeiten täglich um drei Stunden verkürzt, ihren täglichen Energieverbrauch um das Doppelte erhöht, indem sie sportlich tätig waren und pro Tag in ihrer Freizeit eine Stunde weniger vor dem Computer verbracht. Durch diese Maßnahmen haben die Adipositaspatienten es geschafft, ihr Gewicht erfolgreich zu reduzieren und es in den darauffolgenden drei Jahren erfolgreich zu halten.

Roake, J. et al.
Sitting Time, Type, and Context Among Long-Term Weight-Loss Maintainers
Obesity 5/2021

Ausdauertraining bei Prostatakrebs

Männer, die an einem Prostatakrebs erkrankt sind, profitieren möglicherweise besonders von einem Ausdauertraining. Und zwar verbessert ein spezielles Intervalltraining nicht nur die kardiovaskuläre Gesundheit der Betroffenen, sondern scheint sich auch besonders positiv auf die biochemischen Prozesse auszuwirken, die den Verlauf der Krebserkrankung bestimmen.

Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, in deren Rahmen Prostatakarzinompatienten in einem dreimonatigen Intervalltraining integriert wurden. Die Hälfte der Studienteilnehmer führte dreimal pro Woche ein spezielles Laufbandtraining durch, bei dem die Intensität von Intervall zu Intervall unter Beobachtung gesteigert wurde.

Die Vergleichsgruppe veränderte ihr Trainingsverhalten während des Studienzeitraums nicht. Mittels spezieller Messungen wurden zum einen Angaben zur Gesundheit des Herz-Kreislaufsystems und zum anderen spezielle Indikatoren zum weiteren Verlauf der Krebserkrankung ermittelt. In diesem Rahmen ist unter anderem der sogenannte PSA-Wert ein wichtiger Marker dafür, dass eine oder mehrere Erkrankungen in der Prostata stattgefunden haben.

Im Ergebnis zeigte sich, dass das Intervalltraining einen nachweislich positiven Einfluss auf das ohnehin gesteigerte kardiovaskuläre Risiko bei Prostatakrebspatienten hat. Während sich die Herz- und Gefäßgesundheit in der Sportlergruppe verbesserte, nahm sie in der Kontrollgruppe ab. Zudem reduzierte sich der PSA-Wert nach dem aktiven Intervall-Ausdauertraining und deutet damit darauf hin, dass es zu einem verminderten Wachstum von Prostatakrebszellen gekommen sein könnte.

In der Kontrollgruppe nahm dieser Wert nicht ab. Auch schien es in der Sportlergruppe zu einer leichten Unterdrückung von Prostatakarzinomzellen gekommen zu sein. Um diesen möglichen positiven Zusammenhang von Ausdauersport und Prostatakrebs zu bestärken, sind weitere Studien geplant.

Kang, D.W, et al.
Effects of Exercise on Cardiorespiratory Fitness and Biochemical Progression in Men With Localized Prostate Cancer Under Active SurveillanceThe ERASE Randomized Clinical Trial
Jama Onkol 8/2021

Bewegungstraining zur Schmerzlinderung?!

Immer wieder wird bei Muskel-Skelett-Erkrankungen, die sich beispielsweise in Form von Rückenschmerzen äußern, eine Bewegungstherapie verordnet, da sie die Intensität der Schmerzen eindeutig verbessert. Auf welcher medizinischen Grundlage diese Empfehlung beruht und wie wirksam ein derartiges Bewegungstraining ist, versuchten Wissenschaftler in Deutschland und Australien zu erforschen.

Zu diesem Zweck studierten und analysierten sie 79 Forschungsergebnisse, die in Anlehnung an dieses Thema bereits veröffentlicht wurden. Es interessierte sie dabei insbesondere die Frage, ob die nachweisliche Wirksamkeit der Bewegungstherapie nicht eventuell auch auf einem bisher unerkannten Placeboeffekt oder vielleicht auch auf einem natürlichen Heilungsprozess beruht.

Bei der Auswertung der vorhandenen Datenlage zeigte sich, dass der kausale Hintergrund noch nicht eindeutig erforscht ist und man nach derzeitigem Kenntnisstand noch keine ausreichenden wissenschaftlich fundierten Aussagen dazu machen kann, weshalb sich das Bewegungstraining so positiv auf die Linderung der Schmerzen auswirkt.

Es wird daher auch angenommen, dass dieses Training unter anderem auch einen Placeboeffekt ausübt: Allein das Ritual, regelmäßig einen Physiotherapeuten zu besuchen, könnte demnach den Behandlungserfolg positiv beeinflussen. Die Studienverantwortlichen weisen ausdrücklich darauf hin, dass sie den Erfolg einer Bewegungstherapie nicht infrage stellen und dass dieser auch belegt ist.

Es lassen sich genügend Studien ausfindig machen, welche die positive schmerzlindernde Wirkung des Bewegungstrainings bestätigen. Worauf genau sich dieser Erfolg jedoch aufbaut, muss in weiteren Studien geklärt werden.

Miller, C.T. et al.
Attempting to separate placebo effects from exercise in chronic pain: A systematic review and meta-analysis
Sports Medicine 8/2021

Koronare Herzkrankheit – Sport lohnt sich immer!

Ein körperlich aktiver Lebensstil ist wichtig für die Gesundheit. Welche speziellen positiven Auswirkungen regelmäßiger Sport speziell für die Betroffenen einer koronaren Herzkrankheit (KHK) hat, selbst wenn sie erst im höheren Alter damit beginnen, zeigt das Ergebnis einer Studie aus der Schweiz.

Im Rahmen einer KHK, die zur häufigsten Todesursache hierzulande gehört, kommt es infolge einer Arteriosklerose zu einer Verengung der Blutgefäße, sodass das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden kann. Im schlimmsten Fall stellt sich ein vollständiger Gefäßverschluss ein, auf dessen Ursache ein Herzinfarkt beruht.

Im Rahmen der Studie wurden entsprechende gesundheitliche Daten von über 33.000 Betroffenen einer KHK näher untersucht. Das durchschnittliche Lebensalter betrug 62 Jahre, und bei 66 % handelte es sich um Männer. Für die Dauer von sieben Jahren wurde ebenso erfasst, wie viel und wie intensiv die Studienteilnehmer*innen körperlich aktiv waren.

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich das Sterberisiko bei Menschen, die sich bereits vor Beginn des Studienzeitraums regelmäßig gemäß den Trainingsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (150 Minuten wöchentlich moderat oder 75 Minuten intensiv) sportlich betätigten, ein um 50 % herabgesetztes Sterberisiko hatten.

Diesem reduzierten Sterberisiko kamen solche Studienteilnehmer*innen ebenfalls sehr nahe, die erst im Laufe des Studienzeitraums mit dem regelmäßigen Sport begonnen hatten: Ihr Risiko für die vorzeitige Sterblichkeit reduzierte sich ebenfalls um 45 %. Wer im Laufe der Studie keinen Wert mehr auf regelmäßige sportliche Betätigung legte, konnte dennoch ein reduziertes Sterberisiko um 20 % für sich verzeichnen im Vergleich zu den permanenten Bewegungsmuffeln.

Die Studienverantwortlichen weisen demnach darauf hin, dass sich eine Bewegungsträgheit immer negativ auf die Lebenserwartung auswirkt, und sich im Gegenzug der Einstieg in einen bewegungsaktiven Lebensstil immer mit einer höheren Lebenserwartung auszahlt, auch wenn der sportlichere Lebensstil erst in späteren Lebensjahren gelingt.

Antipolis, S.
It’s never too late to get active
ESC 8/2021

Schwaches Herz und trotzdem Sport?!

Eine Erkrankung des Herzens hindert viele Betroffene daran, Sport zu treiben. Zu groß ist die Angst davor, dass das ohnehin geschwächte Herz bei einer Herzinsuffizienz nachhaltig geschädigt wird. Eine Studie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz hat nun jedoch gezeigt, wie positiv sich ein angepasstes und ärztlich überwachtes Training auf die Lebensqualität und die Krankheit insgesamt auswirken kann. Die verantwortlichen Mediziner hoffen, mit diesem Studienergebnis neue Wege für mögliche Herzinsuffizienz-Sportgruppen eingeleitet zu haben.

Im Rahmen der einjährigen Studie machten die Teilnehmer im Alter von 49 bis 64 Jahren Kraft-, Ausdauer- und Koordinations-Sportübungen und wurden aufgrund ihrer eingeschränkten Herzgesundheit währenddessen von Ärzten betreut, um keine unangenehmen Herz-Kreislauf-Beeinträchtigungen zu riskieren. Mithilfe spezieller gesundheitlicher Parameter zur Herzgesundheit wurden die Studienteilnehmer also während des Studienzeitraums eingehend beobachtet.

Mit dem Ergebnis der Studie konnten die Verantwortlichen schließlich zeigen, dass die über 6.000 Sportgruppen für Herzkranke unbedingt ihre Berechtigung haben, weil die Teilnehmer maßgeblich von einem angepassten Sportprogramm profitieren.

Auch Patienten mit einer Herzinsuffizienz, die bislang eher vor intensiverem Sport gewarnt wurden, könnten vor dem Hintergrund der Studie durchaus trotz ihrer eingeschränkten Herzleistung an entsprechenden Trainingseinheiten teilnehmen. Denn nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen hatte sich im Verlauf des Studienzeitraums verbessert, sondern es konnten am Ende auch positive Veränderungen bezüglich bestimmter Biomarker, die Auskunft über die Schwere einer Herzinsuffizienz geben, gemessen werden.

Für weitere Empfehlungen bezüglich eines optimalen Trainingsprogramms bei Patienten einer entsprechenden Herzschwäche sind weitere Studien geplant, so die Wissenschaftler.

Gueder. G. et al.
Establishing a cardiac training group for patients with heart failure: the “HIP-in-Würzburg” study.
Clin Res Cardiol 6/2021

Fitnesstracker als Motivation für Herz-Kreislauf-Patienten

Die kleinen Messgeräte am Handgelenk sind stark nachgefragt, doch motivieren sie auch tatsächlich ihre Träger zu mehr aktiver sportlicher Bewegung? Um das herauszufinden und dabei besonderen Bezug auf Betroffene einer kardiovaskulären Erkrankung zu nehmen, führten US-Wissenschaftler eine groß angelegte Metaanalyse durch.

Über 30 Studien wurden im Rahmen der Analyse genauer unter die Lupe genommen. Alle 3.793 Studienteilnehmer wurden nach ausführlicher gesundheitlicher Bestandsaufnahme und Beratung entweder mit Beschleunigungsmessgeräten, mit Messgeräten zur Bestimmung der körperlichen Aktivität oder mit herkömmlichen Schrittzählern ausgestattet und sollten die entsprechenden Messergebnisse selbst schriftlich dokumentieren. Zum größten Teil erhielten die Teilnehmer kompetente Unterstützung, damit die jeweiligen Werte während der Studiendauer von über vier Monaten auch tatsächlich korrekt festgehalten wurden.

Nach der Auswertung der gesammelten Daten stellten die Wissenschaftler fest, dass die unterschiedlichen Formen der verwendeten Fitnesstracker einen erheblichen Motivationsschub leisteten. Die Herz-Kreislauf-Patienten fühlten sich mit diesen Geräten zum einen besser betreut und sahen sich durch sie sehr viel häufiger dazu veranlasst, körperlich aktiv zu sein. Einen besonders hohen Motivations-Effekt scheinen demnach die schrittzählenden Fitnesstracker zu sein in Kombination mit zeitweiliger fachkompetenter Unterstützung.

Hodkinsons, A. et al.
Interventions Using Wearable Physical Activity Trackers Among Adults With Cardiometabolic ConditionsA Systematic Review and Meta-analysis
JAMA Netw Open 7/2021

Krank zum Profi-Fußballspiel – die unterschätzten Folgen

Wissenschaftler der Universität Hagen und Linz haben untersucht, welche Ursachen und welche Folgen es haben kann, wenn Profi-Fußballer von Top-Ligen an einem Fußballspiel teilnehmen, obwohl sie krank sind und sich eigentlich eher schonen sollten. Auch im normalen Berufsalltag kennt man dieses Phänomen, das von den Wissenschaftlern als „Präsentismus“ tituliert wird, bei dem einem das schlechte Gewissen, ein wichtiger Termin oder der Druck vom Vorgesetzten in die ungünstige Lage bringen, zur Arbeit zu gehen, obwohl es die gesundheitliche Verfassung vielleicht gerade nicht zulässt.

Im Rahmen einer Studie wurden die Verletzungs- und Fehlzeitendaten von Fußballern der ersten Liga in Deutschland, Spanien und Italien analysiert. Die Studienverantwortlichen wollten wissen, wann der Präsentismus besonders ausgeprägt ist und welche Auswirkungen er hat.

Interessanterweise scheinen demnach insbesondere solche Fußball-Profis trotz Verletzung an einem Spiel teilzunehmen, die eine besonders wichtige Stellung im Fußballteam einnehmen. Außerdem ist in Phasen der wichtigeren Rückspiele, in denen die Arbeitsbelastung nachweislich noch viel höher ist, eine größere Bereitschaft vorhanden, am Spiel teilzunehmen, obwohl man sich vielleicht besser schonen oder im Bett bleiben sollte.

Bei der Untersuchung der Daten der letzten 10 Jahre war besonders auffallend, dass die Spieler in dieser wichtigen Phase trotz einer Erkrankung oder Verletzung schneller wieder auf dem Fußballfeld präsent waren. Beispielsweise nach einem Muskelfaserriss ließen sich die Sportler in der Hinrunde mehr Zeit für die Genesung, während sie in der wichtigeren Rückrunde sehr viel früher aus der Verletzungspause zurückkamen und das trotz noch nicht abgeklungener Verletzung beziehungsweise Erkrankung.

In dem Studienergebnis zeigte sich auch, dass Profi-Fußballer bei einer vorzeitigen Rückkehr aus dem Genesungsprozess riskieren, sehr viel schneller wieder auszufallen, als wenn sie sich mit ihrer Präsenz auf dem Fußballfeld mehr Zeit gelassen hätten. Sie fallen demnach 27 Tage eher erneut aus als Kollegen, die ihre Erkrankung beziehungsweise Verletzung vollständig überwunden hatten, bevor sie sich wieder ihrem Profisport widmeten.

Dementsprechend werden laut Aussagen der Wissenschaftler auch die wirtschaftlichen Folgen einer verfrühten Wiederkehr zum Profi-Fußball trotz gesundheitlicher Einschränkung häufig unterschätzt, denn nicht auskurierte oder verschleppte Erkrankungen verursachen in der Regel zusätzliche gesundheitliche und ökonomische Einbußen, die offensichtlich hätten vermieden werden können.

Düppe, S.
Krank zur Arbeit: Auch im Profi-Fußball ein Problem
Pressemitteilung FernUni Hagen 6/2021

Bessere Knochendichte durch hochintensives Training im Alter

Bisher haben Menschen im höheren Alter lieber auf intensive Sprints oder ähnliche sportliche Kraftaufwendungen verzichtet in der Annahme, dass sie damit ihrem Körper eher schaden könnten. Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt eine Studie aus Finnland, in der Menschen zwischen 40 und 85 Jahren für die Dauer von 10 Jahren bei ihren sportlichen Aktivitäten begleitet wurden.

Das zentrale Studienergebnis lautet, dass auch mit zunehmenden Lebensjahren eine intensive sportliche Betätigung mit plötzlichen Kraftaufwendungen zu empfehlen ist, um die Knochendichte zu optimieren beziehungsweise zu erhalten. Zu Beginn der Studie wurden bestimmte Werte zur Knochengesundheit wie die Knochenstruktur und -dichte von allen Teilnehmern gemessen.

Eine Gruppe der Studienteilnehmer wies einen sehr guten Trainingszustand auf, weil sie häufiger als zwei- bis dreimal wöchentlich trainierten, unter anderem auch in Form von Krafttraining. Eine weitere Gruppe trainierte weniger ehrgeizig maximal zweimal wöchentlich ihre Ausdauer, aber weniger die Kraft. Nach zehn Jahren wurde die Knochengesundheit erneut gemessen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Messwerte zur Knochenstabilität bei der ersten, intensiv trainierenden (Kraft-)Sportgruppe besser ausfielen als bei der zweiten weniger intensiv trainierenden Gruppe. Vor allem für die so wichtige Knochenmineraldichte scheint demnach ein intensives Training – und das auch noch bei älteren Menschen – von gesundheitlichem Vorteil zu sein. Die Studienverantwortlichen weisen vor diesem Hintergrund darauf hin, dass es nie zu spät ist, durch intensiven Sport den Alterungsprozess der Knochen zu verzögern.

Suominen, T.H. et al.
Regular Strength and Sprint Training Counteracts Bone Aging: A 10-Year Follow-Up in Male Masters Athletes
JBMRplus 5/2021

Was hat die Corona-Pandemie mit unserem Bewegungsverhalten gemacht?

Die coronabedingten Einschränkungen haben sich massiv auf das Bewegungsverhalten der Menschen ausgewirkt. Eine internationale Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bereits im ersten Lockdown auffallend weniger Sport getrieben wurde und die körperliche Aktivität in Summe um über 40 % abgenommen hat.

Das wiederum führte zu einem herabgesetzten psychischen Wohlbefinden der Bevölkerung. Die Wissenschaftler aus den 14 beteiligten Ländern sprechen in diesem Zuge von einem dreifach erhöhten Risiko für depressive Erkrankungen und titulieren diese Entwicklung bereits mit der „Pandemie innerhalb der Pandemie“.

Etwa15.000 Menschen nahmen an einer entsprechenden Befragung zur körperlichen Betätigung und zum psychischen Wohlbefinden teil. Die Erhebung fand während des ersten Lockdowns im April und Mai des vergangenen Jahres statt. Die Auswertung ergab, dass sich der etwa 40%ige Rückgang sowohl bei mäßigen Aktivitäten wie Walken, Joggen, Radfahren und Gartenarbeit als auch bei intensiver sportlicher Bewegung zeigte.

Bei älteren Menschen ab 70 Jahren zeigte sich sogar eine Abnahme der körperlichen Bewegung um 56 bis 67 %. Dieser hohe Wert gibt zusätzlich Anlass zur Sorge, weil in dieser Altersklasse bereits eine zweiwöchige eingeschränkte körperliche Aktivität zu langanhaltenden Einschränkungen des Gesundheitszustandes führen kann, so die Studienverantwortlichen.

Vor der Pandemie erreichten etwa 80 % der befragten Personen die empfohlenen 150 Minuten körperlicher Aktivität, während sich diese Rate im Lockdown auf 63 % reduzierte. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass regelmäßige Bewegungseinheiten einen besonders positiven Einfluss auf die zu erwartende Lebenszeit hat, ist es jetzt zu den aktuellen Corona-Lockerungen notwendig, zu dem empfohlenen Mindestpensum an körperlicher Aktivität zurückzufinden und die vergangenen bewegungsträgen Monate aktiv wieder auszugleichen.

Dieses könne geschehen durch eine bessere Aufklärung der Öffentlichkeit über die negativen Folgen von Bewegungsmangel, um den Menschen nicht zuletzt neue Anreize zu geben, damit sie das erwünschte Bewegungsverhalten (wieder-)erlangen könnten.

Wilke. J. et al.
A Pandemic within the Pandemic? Physical Activity Levels Substantially Decreased in Countries Affected by COVID-19.
Int. J. Environ. Res. Public Health 5/2021

Hygienevorschriften im Fitness-Studio – von den Sportlern nicht immer richtig umgesetzt

Die niedrigen Covid-19-Neuinfektionszahlen lassen auch in den Fitness-Studios zunehmende Öffnungen für immer mehr Sportwillige zu. Was jedoch erstmal bleibt, sind die auferlegten Hygienestandards, um das Virus auch weiterhin ich Schach zu halten. Wichtig dabei ist es, dass diese Regeln von den Sportlern auch eingehalten werden, was offensichtlich nicht immer der Fall zu sein scheint. Zu diesem Ergebnis kam eine verdeckte Beobachtungsstudie der Hochschule Heidelberg.

Während des letzten Lockdowns im vergangenen Jahr hatten Studentinnen in ihrer verdeckten Beobachtung ermittelt, inwieweit die Hygienevorgaben wie die Benutzung von Handdesinfektionsmitteln, die Bedeckung der Fitnessgeräte mit eigenem Handtuch, die anschließende Reinigung der Geräte sowie die Einhaltung des Mindestabstandes auch tatsächlich umgesetzt wurden.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Altersgruppe der unter 30-Jährigen scheinbar ein differenziertes Verständnis zur Einhaltung der Hygienestandards hat als die der über 30-Jährigen. Denn die Jüngeren befolgten im Durchschnitt lediglich zwei bis drei der festgelegten Hygienemaßnahmen, während die älteren Besucher mindestens drei wenn nicht sogar alle vier Regeln einhielten.

Besonders auffallend unterschiedlich verhielten sich die Fitness-Studio-Besucher bezüglich der Abdeckung der Sportgeräte mit einem Handtuch: Die über 30-Jährigen taten dies fast konsequent, während lediglich 75 % der unter 30-Jährigen diese Voraussetzung befolgten.

Der geforderte Mindestabstand zwischen zwei Besuchern konnte leider nur bei der Hälfte der Trainierenden beobachtet werden, in der jüngeren Gruppe waren es noch weniger. Dieses unterschiedliche Verhalten zwischen den beiden Altersgruppen könnte man darauf zurückführen, dass die Betroffenheit von der Covid-19-Erkrankung bei der jüngeren Generation niedriger ist, der Krankheitsverlauf bisher bei Ihnen meistens nicht so schlimm war und sie daher etwas leichtsinniger mit den Hygienestandards umgehen.

Damit es also auch zukünftig bei den niedrigen Corona-Inzidenzwerten bleibt, ist es wichtig, dass nicht nur in den Fitness-Studios, sondern überall, wo jetzt wieder trainiert werden darf, auf die geltenden Hygienevorschriften und den Mindestabstand geachtet wird, auch wenn das beim Sport nicht immer ganz so einfach ist, so die Studienverantwortlichen.

Greiffenstern, J.
Studie vor dem zweiten Lockdown: Mangelhafte Einhaltung des Mindestabstands während des Trainings im Fitnessstudio
idw-Informationsdienst Wissenschaft 5/2021

Sport für Long-Covid-Patienten

Auch noch lange nach ihrer Corona-Infektion haben Betroffene mit den gesundheitlichen Nachwirkungen in Form von körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen zu tun. Eine aktuelle Studie berichtet in diesem Zusammenhang davon, dass auch Menschen mit milderem Krankheitsverlauf noch Monate später ein um bis zu 60 % erhöhtes Risiko haben, an den Folgen von Corona zu sterben als Nicht-Corona-Patienten.

Die Studienverantwortlichen weisen ebenfalls darauf hin, dass die Ursache dafür unter anderem darin liegen könnte, dass sich während der Pandemie ungesunde Ernährungsgewohnheiten und ein nicht ausreichendes Bewegungsverhalten eingeschlichen hat. In Anlehnung daran kann mittlerweile belegt werden, dass in dieser Zeit beispielsweise der Verzehr von Süßigkeiten und von alkoholischen Getränken angestiegen ist, während Obst und Gemüse seltener auf dem Speiseplan standen als noch vor der Pandemie. Auch gibt es Belege für die Abnahme von Sportaktivitäten und allgemein angestiegenem Bewegungsmangel.

Mit dieser Kombination befindet sich die Bevölkerung derzeit in einer äußerst schlechten gesundheitlichen Position. Zum einen, weil Sport nachweislich einen wichtigen Beitrag dazu leistet, um einem schweren Covid-19-Krankheitsverlauf vorzubeugen und zum anderen, weil Sport und eine ausgewogene Ernährungsweise wichtige Eckpfeiler sind, um die durch die Corona-Erkrankung hervorgerufenen Spätfolgen abzumildern. Nicht vergessen werden darf an dieser Stelle ebenso, dass Bewegungsmangel und schlechter Ernährungsstil grundsätzlich auch das Erkrankungsrisiko für Diabetes, Übergewicht und weitere Krankheiten erhöht.

Vor diesen aktuellen Erkenntnissen weisen Mediziner der Sporthochschule in einem aktuellen Appell darauf hin, den Genesungsprozess von Covid-Patienten möglichst schnell durch aktive sportliche Betätigung zu fördern und dafür nicht erst den Zeitpunkt abzuwarten, an dem die Patienten vollständig beschwerdefrei sind. Dieses aktive Handeln könnte eindeutig dazu beitragen, die Zahl der Long-Covid-Patienten zu reduzieren.

Ziyad, A. et al.
High-dimensional characterization of post-acute sequalae of COVID-19
Nature 4/2021

Keine makellose Haut? Ausgrenzung oft in Sport und Freizeit

Betroffene einer Hauterkrankung, die sich äußerlich leicht erkennen lässt wie beispielsweise eine Schuppenflechte oder Neurodermitis, leiden häufig doppelt. Denn sie haben nicht nur mit ihrer Krankheit zu tun, sondern werden häufig auch von ihrem Mitmenschen stigmatisiert.

Eine Umfrage des Deutschen Psoriasis Bunds gemeinsam mit einem Selbsthilfeportal im Internet, dem Psoriasis-Netz, bringt es auf den Punkt: Über die Hälfte der Befragten berichteten darüber, dass ihr verändertes Hautbild immer noch dazu führe, dass sie Ausgrenzung und abwertende Gesten erfahren. Insbesondere in solchen Situationen, wo die Haut äußerlich mehr in Erscheinung tritt, sind abfällige Blicke sehr häufig.

Vor diesem Hintergrund fühlen sich die Betroffenen verständlicherweise bei sportlichen Aktivitäten besonders unwohl. Auch entsprechend unangenehme Situationen in Schwimmbädern werden von ihnen zunehmend gemieden. Da diese Ablehnung wiederholend eintritt, ziehen sich die Stigmatisierten nicht selten aus dem öffentlichen und vor allem dem sportlichen Leben und gemeinsamen Freizeitaktivitäten zurück.

Vor diesem Hintergrund wird die Gefahr verstärkt, dass sich die Betroffenen zusätzlich teilweise auch körperlich unausgeglichen fühlen, da ihnen die körperliche Bewegung, insbesondere in Gesellschaft oder als Mannschaftssport fehlt. Negative Auswirkungen auf die eigene Lebensqualität sind daher teilweise vorprogrammiert. Denn auf Dauer macht nicht nur die Hauterkrankung selbst, sondern auch die möglicherweise eingeschränkte sportliche Aktivität den Betroffenen zu schaffen.

Masahiro, K. et al.
Efficacy and Safety of Biologics for Psoriasis and Psoriatic Arthritis and Their Impact on Comorbidities: A Literature Review
Int J Mol Sci . 3/2020; 21(5): 1690.

Deutsche haben häufig Rückenschmerzen

Um die Rückengesundheit der Menschen hierzulande ist es nachweislich nicht gut bestellt: Laut eines aktuellen Berichts des Robert-Koch-Institutes (RKI) haben über 60 % der Bevölkerung innerhalb eines Jahres mit Rückenschmerzen zu tun. Bereits viele junge Erwachsene sind betroffen und mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der Menschen, die über Schmerzen im Nacken- und Rückenbereich klagen, stark an.

Im Rahmen der sogenannten Burden-Studie wurden entsprechende Daten mithilfe einer telefonischen Befragung im Zeitraum von Oktober 2019 bis März 2020 bei 5.000 erwachsenen Studienteilnehmern erhoben. Demnach gaben 61,3 % der Befragten an, im vorangegangenen Jahr Rückenschmerzen gehabt zu haben, bei 15,5 % handelte es sich dabei sogar um ein chronisches Rückenproblem.

Das Ergebnis zeigte weiterhin, dass in Summe die Frauen häufiger von einem schmerzenden Rücken oder Nacken betroffen waren. Das könnte zum einen daran liegen, dass die Anatomie des Rückenbereichs bei ihnen anders ausgeprägt ist als bei den Männern. Zum anderen zeigen sie grundsätzlich ein intensiveres Körperbewusstsein und damit eine ausgeprägtere Reaktion auf mögliche Schmerzen, so die Aussage des RKI.

Das Studienergebnis weist ebenfalls darauf hin, dass Schmerzen im unteren Rückenbereich etwa doppelt so häufig auftreten wie im oberen Bereich des Rückens. Über 38 % beschrieben zudem ein Ausstrahlen der Schmerzen bis in die Beine. Die jüngeren Befragten, also die 18- und 29-Jährigen, hatten im Durchschnitt 4,4 Tage im Monate schmerzende Rückenprobleme. Bei den über 70-Jährigen waren es 14,8 Tage, an denen ihnen der Rücken oder Nacken erhebliche Schmerzen bereitete. Im speziellen Nackenbereich nahm diese Häufigkeit von 3,3 Tage auf 11,5 Tage zu.

Die Studienverantwortlichen kommen aufgrund dieser besorgniserregenden Zahlen dazu, dass Maßnahmen zur Prävention von Rückenschmerzen bereits im jungen Erwachsenenalter ansetzen sollten. Dazu zählen insbesondere ein möglichst rückenschonender Arbeitsplatz und vor allem der Rat, frühzeitig und regelmäßig durch individuell angepasste sportliche Aktivitäten den Rückenbereich zu stärken. Es bestünde in diesem Bereich zwar bereits ein großes Trainingsangebot in Vereinen, Fitness-Studios oder im privaten Individualsport, doch diese Angebote werden offensichtlich nicht ausreichend angenommen.

Prävalenz von Rücken- und Nackenschmerzen in Deutschland. Ergebnisse der Krankheitslast-Studie BURDEN 2020
J of Health Monitoring 3/2021

Häufige Leistenverletzungen bei Fußball und Eishockey

Leistenschmerzen sind in der Welt des intensiven Sports nicht selten. Insbesondere solche Sportarten, in denen es zu wenig homogenen Bewegungsabläufen kommt, wo die Sportler also häufig und schnell abbremsen müssen und die Bewegungsrichtung ändern, wird die Leiste stark in Mitleidenschaft gezogen. So kann es vor allem beim Fußball, Rugby und Hockey aber auch nicht selten beim Tennisspielen oder beim Joggen dazu kommen, dass das Hüftgelenk äußerst stark belastet wird.

Stechende und ziehende Schmerzen sind bei einer Leistenverletzung sowohl im Ruhe- als auch im Bewegungsmodus klare Anzeichen. Häufig strahlen die Leistenschmerzen bis in die Innenseite des Oberschenkels aus. Nicht selten werden auch bestimmte Nervenbahnen in Mitleidenschaft gezogen, sodass Betroffene von einem stark brennenden Gefühl berichten.

Obwohl eine Leistenverletzung in der medizinischen Welt nicht neu ist, kann noch keine optimale allgemeingültige Therapie ausgesprochen werden. Es gelten jedoch zahlreiche unterschiedliche Ansätze, die je nach angenommener Ursache angewendet werden. Mediziner beklagen jedoch, dass es diesbezüglich an Studien mangelt, in denen die möglichen Therapiemethoden klar verglichen werden.

Grundsätzlich sollte von Betroffenen eine Schonfrist für die Leiste eingeräumt werden, damit möglichst keine weiteren Schmerz erzeugenden Reize erfolgen. Physiotherapeutische Maßnahmen ergänzen diesen Schonungsprozess sehr gut. Sind durch den permanenten Druck auch die Nerven bereits beschädigt, was durch die kribbelnden beziehungsweise teilweise elektrisierenden Schmerzen zu erkennen ist, könnte eine Operation notwendig werden.

Wichtig ist bei allen Therapieansätzen eine individuelle physiotherapeutische Nachbehandlung, in deren Rahmen die Betroffenen nicht zuletzt angewiesen werden, ruckartige Belastungen, die enormen Druck auf das Hüftgelenk ausüben, zu vermeiden.

Die verflixte Sportlerleiste
GOT Newsletter 3/2021

Sport – ein wichtiger Eckpfeiler in der Krebsprävention

Ein vorhandenes erhöhtes Krebsrisiko ist nicht nur auf die genetische Veranlagung zurückzuführen, sondern orientiert sich vor allem an dem Lebensstil, den die einzelnen Menschen führen. Denn viele chronische Entzündungen, die durch eine ungesunde Ernährungsweise, durch Nikotinkonsum oder beispielsweise durch eine körperliche Bewegungsträgheit hervorgerufen werden, können die Entstehung von Krebs fördern.

Anlässlich des Weltkrebstages im Februar kam von Seiten der Wissenschaft wieder einmal klar zum Ausdruck, dass mindestens die Hälfte der Krebserkrankungen verhindert werden könnten, wenn eine ungesunde Lebensführung vermieden würde. Die Wissenschaft beobachtet zunehmend, dass die Organ- und Stoffwechselfunktionen von immer mehr jüngeren Menschen gestört sind, weil immer mehr Menschen ihrer Generation übergewichtig sind.

Hier kann der Sport einen sehr wichtigen Ansatz liefern, um die daraus resultierenden chronischen Entzündungen, die dauerhaft in einer Krebsentzündung enden können, herabzusetzen. Zum einen hilft regelmäßiger Ausdauersport, um das Körpergewicht zu reduzieren, zum anderen hilft er, die gefährlich hohen Entzündungswerte herabzusetzen.

Denn bei Übergewicht steigen die Gehalte von freien Fettsäuren, bestimmter Hormone und schädlicher Stoffwechselprodukte an. Es kommt zu einer Verschlechterung der Immunfunktion und Entzündungsreaktionen können dauerhaft folgen. Sport wirkt diesem gefährlichen Prozess entgegen, setzt die Entzündungswerte herab und steigert die Funktion des Immunsystems.

Da derartige chronische Entzündungen zu einer dauerhaften Schädigung und Veränderung der Zellen führen können, weil gefährliche Freie Radikale und weitere zellschädigende Stoffe freigesetzt werden, sind sie im Rahmen der Krebsprävention möglichst zu vermeiden. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist es immer wieder wichtig zu betonen, dass regelmäßiger Sport ein sehr lohnenswerter Eckpfeiler ist, um der Entstehung von Krebserkrankungen vorzubeugen.

Bach, B.
Prävention – Wieso ein gesunder Lebensstil Krebs ausbremsen kann
Ärztezeitung 2/2021

Kraftsport bei Arthrose – weniger ist mehr?

Patienten mit einer Arthrose im Knie wird ein spezielles Krafttraining empfohlen, um einerseits die Schmerzen zu lindern und andererseits die Beweglichkeit durch Muskelstärkung und Knorpelaufbau zu fördern. Laut dem Ergebnis einer US-amerikanischen Studie scheint es nun jedoch Zweifel an dieser Theorie zu geben, die schon lange von den Fachgesellschaften für Rheumatologie gilt.

377 Personen im Alter von über 50 Jahren, die von einer Arthrose im Knie betroffen waren, wurden im Rahmen der Studie näher unter die Lupe genommen. Etwa ein Drittel von ihnen nahm daraufhin an einem intensiven Krafttraining teil, bei einem weiteren Drittel fiel das Krafttraining moderater aus und das letzte Drittel diente als Kontrollgruppe, die einen weniger anstrengenden Kniegesundheits-Workshop absolvierte.

Die Auswirkungen der einzelnen Bewegungsempfehlungen und -intensitäten wurden für die Dauer von 18 Monaten dokumentiert und verglichen. Besonderes Augenmerk legten die Wissenschaftler darauf, inwiefern sich die Intensität der Schmerzen und die Belastung der Gelenke veränderten und nahmen dazu mithilfe spezieller Messmethoden entsprechende Messwerte. Wichtige Parameter wie beispielsweise das Geschlecht und Körpergewicht wurden bei der Auswertung berücksichtigt.

Im Ergebnis zeigte sich, dass am Ende der Studie in allen drei Teilnehmergruppen die Schmerzwerte sowie die Werte bezüglich der Gelenkbelastung ähnlich waren. Man konnte also nicht herausstellen, ob eine Gruppe besonders von seinem Trainingsprogramm profitiert hat. Entgegen der Erwartungen zeigte sich bereits nach sechs Monaten, dass das moderate Training der zweiten Gruppe bessere Effekte erzielte als ein intensives Krafttraining.

Interessanterweise berichteten die Teilnehmer des intensiven Trainings davon, dass es bei ihnen zu Überlastungen einzelner Muskelgruppen und häufiger auch außerhalb des Kniegelenks zu Schmerzen gekommen war. Zusammenfassend weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass mit einem leichten Krafttraining das Therapieziel bei einer Arthrose besser erreicht werden könne. Ein intensives Krafttraining sei bei einer entsprechenden Diagnose wohl eher nicht zu empfehlen. Weitere Studien in diesem Zusammenhang seien geplant, um diesbezüglich zu mehr Klarheit zu gelangen.

Messier, S. et al.
Effect of High-Intensity Strength Training on Knee Pain and Knee Joint Compressive Forces Among Adults With Knee Osteoarthritis: The START Randomized Clinical Trial
JAMA 1/2021; 16;325(7): 646-657.

Verändertes Bewegungs- und Ernährungsverhalten während des Corona-Lockdowns

Welche Folgen die Maßnahmen eines Corona-Lockdowns auf den Lebensstil haben, wird verständlicherweise zunehmend erforscht und diskutiert. Wissenschaftler der Universität in Hohenheim haben vor diesem Hintergrund eine Befragung bei Studierenden durchgeführt, um von dieser Zielgruppe entsprechend aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.

Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr wurden 800 Studenten im Alter zwischen 21 und 26 Jahren online befragt, zu welchen Lebensstil-Veränderungen die Kontakteinschränkungen geführt hatten. Besonderes Augenmerk legten die Wissenschaftler dabei auf Veränderungen im Ernährungs- und Bewegungsmuster und die damit einhergehenden Veränderungen des Körpergewichts.

Im Ergebnis zeigte sich, dass es sowohl zu positiven als auch zu negativen Veränderungen im Lebensstil gekommen war. Auffallend positiv war es, dass ein Großteil der Studierenden den Lockdown zum Anlass nahm, um sich selbst im frischen Zubereiten von teilweise neuen Speisen zu üben. In diesem Zuge verwendeten sie zunehmend Obst und Gemüse und aßen weniger Fleischprodukte und Wurstwaren. Bezüglich des Bewegungsverhaltens konnten die Studienverantwortlichen feststellen, dass alltägliche Bewegungen zu Veranstaltungen, Freundestreffen etc. verständlicherweise stark abnahmen. Dafür suchten sich viele junge Menschen zunehmend sportliche Aktivitäten. Etwa die Hälfte der Befragten gab an, während des Lockdowns mehr Sport getrieben zu haben als vorher.

Solche Studenten, die eher sorgenvoll durch den Lockdown gingen, zeigten eine Tendenz zur Gewichtszunahme. Während die Hälfte der Studenten häufiger Süßigkeiten und Kuchen verzehrten, griffen etwa 30 % zunehmend nach herzhaften Snacks und Kaffee. Der Alkoholkonsum nahm bei über 40 % ab.

Bezüglich des Körpergewichts lässt sich sagen, dass ein Drittel der Befragten am Ende des Lockdowns mehr Pfunde auf die Waage brachte als zuvor. Bei einem Fünftel hingegen kam es zu einem Gewichtsverlust. Vor allem bei den jungen Menschen mit einem erhöhten BMI traten Körpergewichts-Schwankungen auf. Der Gewichtsverlust während des Lockdowns ließ sich nachweislich darauf zurückführen, dass mehr Sport getrieben wurde als zuvor.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es unter den Studierenden eine große Gruppe gibt, die das heruntergefahrene Alltagsleben dafür nutzt, den Lebensstil durch eine ausgewogenere Ernährung und durch mehr sportliche Aktivitäten aufzuwerten, während die andere Gruppe, die den Lockdown eher sorgenvoll betrachtet, zu den negativen Auswirkungen auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten tendiert. Zwischen den beiden Geschlechtern gab es bezüglich der Verhaltensänderungen keine Unterschiede.

Klebs, F.
Corona-Lockdown: Studierende ändern ihr Ernährungs- und Bewegungsverhalten
idw-Informationsdienst Wissenschaft 2/2021

Fußball und sein hoher sportpsychologischer Wert

Unter den Teamsportarten steht das Fußballspielen sehr weit vorne. Wissenschaftler aus Deutschland haben untersucht, inwieweit dieser Sport helfen kann, um die Inklusion von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu fördern. Sie kamen zu dem Schluss, dass Fußball unter Beachtung bestimmter sportpsychologischer Regeln einen sehr positiven prägenden Einfluss auf die Entwicklung dieser jungen Menschen aus anderen Kulturen haben kann.

Wichtig dabei ist es, dass die Art des Fußballtrainings eher aufgabenorientiert als leistungs- und wettbewerbsorientiert ist. Es kommt also darauf an, wie der Trainer seine Mannschaft motiviert. Bei optimalem Gelingen eines entsprechend wünschenswerten Trainings kann dieser Sport entscheidend dazu beitragen, dass sich die Jugendlichen angenommen und dazugehörig fühlen. Diese Erkenntnis ist besonders wichtig, um die jungen Menschen positiv bezüglich ihrer Einstellungen und Haltungen für ihre Zukunft zu prägen.

Über 240 Jungen im Alter zwischen 10 und 16 Jahren, von denen 61 % einen Migrationshintergrund hatten, nahmen an einer entsprechenden Befragung teil. Alle Jugendlichen spielten in niederländischen Vereinen Fußball. Im Ergebnis zeigte sich, dass nicht die Zugehörigkeit zu einer Fußballmannschaft an sich dazu beiträgt, dass sich die jungen Spieler dazugehörig und akzeptiert fühlen.

Es kommt wohl mehr darauf an, mit welcher Motivation trainiert und gespielt wird. Wichtig ist es demnach vor allem, den Schwerpunkt darauf zu legen, die Fähigkeiten der einzelnen Spieler zu verbessern. Der zentrale Ansporn für das Training sollte sein, die Aufgabenstellung gut umzusetzen und zunehmend dazuzulernen.

Im Gegensatz dazu wirkt sich ein Trainingsklima, in dem es vor allem um den Wettbewerb innerhalb der eigenen Mannschaft geht, eher negativ auf das Inklusionsempfinden und das Dazugehörigkeitsgefühl aus. Mit dem Studienergebnis konnte wieder einmal klar belegt werden, dass aktiver Sport nicht nur der Gesundheitsförderung dient, sondern auch einen hohen psychologischen Wert hat, wenn das Trainingsklima und die Motivation entsprechend ausgerichtet sind.

Van Yperen, N.W. et al.
Perceived inclusion in youth soccer teams: The role of societal status and perceived motivational goal climate
Psychology of Sport and Exercise 1/2021

Eine Umfrage ergibt: Zu viele Europäer sind bewegungsträge

Eigentlich sollten wir alle wissen, wie wichtig regelmäßiges Bewegungstraining für unsere Gesundheit ist. Neben dem Ausdauersport ist ein ergänzendes muskelaufbauendes Training für Erwachsene eigentlich unabdingbar. Übungen wie Liegestütze, Kniebeugen, Gewichtstraining an Geräten oder zuhause mit Hanteln sollten mindestens zweimal auf dem Wochen-Trainingsplan stehen, um die Muskeln aufzubauen und auch zu erhalten. Ein regelmäßiges Muskelaufbau-Training wirkt sich unter anderem vorbeugend auf Diabetes, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus.

Dennoch scheinen europaweit zu wenige Menschen diese Empfehlung umzusetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in deren Rahmen der Trainingsumfang der Europäer unter die Lupe genommen wurde. Über 280.000 Daten, die in den Jahren 2013 und 2014 über EU-Bürger, Isländer und Norweger gesammelt wurden, lagen der Auswertung zugrunde. Daten von Belgiern und Niederländern flossen in die Studie nicht ein. Die Studienteilnehmer waren mindestens 18 Jahre alt.

Die Studie konnte aufdecken, dass höchstens 20 % der Menschen im europäischen Raum das empfohlene Mindestpensum an Krafttraining erreicht. Lediglich 17,3 % bestätigte, zweimal pro Woche oder häufiger muskelaufbauendes Training zu absolvieren.

Am sportlichsten ging es demnach in den nordischen Ländern wie Dänemark, Island und Schweden zu. Südöstliche Länder wie Rumänien, Zypern und Malta hingegen zeichneten sich durch extreme Bewegungsträgheit aus. Deutschland nahm in der „Krafttrainings-Häufigkeits-Rangliste“ den 6. Platz ein.

Für konkretere Ergebnisse sind weitere Studien notwendig, so die Studienverantwortlichen. Es könne jedoch bereits jetzt ausgesagt werden, dass Frauen weniger Krafttraining betreiben als Männer und die Trainingsbereitschaft mit zunehmendem Alter ebenso abnimmt. Auch das Maß an Bildung und ein niedrigeres Einkommen führen offensichtlich zu einer geringeren Bereitschaft, regelmäßiges Muskel-Aufbautraining durchzuführen.

Europäer trainieren ihre Muskeln zu wenig
Ärztezeitung 11/2020

Regelmäßiger Skilanglauf schützt vor Hypertonie

Ausdauersport und allgemeine körperliche Bewegung tun dem Herz-Kreislaufsystem gut. Wie sich in diesem Zusammenhang aktiver Wintersport in Form von Skilanglauf auswirkt, zeigt das Ergebnis einer schwedischen Studie. Gesundheitsbezogene Daten von Freizeit-Skilangläufern, die zwischen den Jahren 1989 und 2011 an dem 30 bis 50 km langen Wasa-Ski-Volkslauf teilnahmen und durchschnittlich 39 Jahre alt waren, wurden mit denen von Nicht-Skilangläufern verglichen.

Bei den Daten handelte es sich um Hypertonie-Erkrankungsraten, die aus entsprechenden schwedischen Registern entnommen wurden. Insgesamt flossen somit die gesundheitsbezogenen Erhebungen von 206.000 Skilangläufern im Vergleich zu 505.000 Nicht-Wintersportlern in die Studie ein.

Im Ergebnis zeigte sich, dass im Laufe des Studienzeitraums bei etwa 15.000 Langläufern im Vergleich zu 70.000 Nicht-Läufern eine Bluthochdruck-Erkrankung aufgetreten war. Interessanterweise entwickelten diejenigen Sportler, die zu den 20 % der am besten abgeschnittenen Wasa-Lauf-Teilnehmer gehörten, noch seltener eine Hypertonie als die schlechtesten Teilnehmer.

Im Vergleich zu den Nicht-Langläufern zeigte sich bei den besten Läufern ein um etwa 60 % herabgesetztes Risiko für eine Bluthochdruck-Erkrankung. Bei den schlechtesten Langläufern war das Risiko noch um 25 % reduziert. Dieses Ergebnis zeigt klar auf, dass sich aktives Ausdauertraining gesundheitlich immer bezahlt macht, und durch ein intensiveres Training zusätzliche Bonuspunkte für die Gesundheit der Gefäße erzielt werden können.

Zurückzuführen ist diese positive Wirkung vermutlich auf eine durch den Sport herabgesetzte Ausschüttung von Stresshormonen und weiterer wichtiger Botenstoffe sowie auf eine daraus resultierende Funktionsverbesserung und Stärkung der Gefäßwände.

Sicherlich muss angenommen werden, dass weitere Faktoren wie beispielsweise die Art des Trainings sowie der Lebensstil, der Genussmittelkonsum und die Ernährungsweise auch einen wichtigen Einfluss auf eine mögliche Entwicklung einer Gefäßerkrankung haben. Dennoch zeigt das Ergebnis dieser Studie, wie eindeutig der positive Nutzen von regelmäßigem Ausdauersport für unser Herz-Kreislaufsystem ist.

Anderson, K. et al.
Long-Distance Skiing and Incidence of Hypertension
Circulation 1/2020

Alltagsaktivitäten für ein besseres psychisches Wohlbefinden

Sich regelmäßig aktiv körperlich zu bewegen, ist erwiesenermaßen wichtig für die Gesundheit, nicht nur, um diversen Krankheiten vorzubeugen, sondern auch weil es glücklich macht und der Psyche gut tut. Wissenschaftler aus Deutschland haben untersucht, welche Regionen unseres Gehirns für diesen Prozess maßgeblich verantwortlich sind.

Dabei erhielten sie die Erkenntnis, dass nicht nur intensive körperliche Betätigungen wichtig sind, sondern auch bereits tagtägliche Aktivitäten, wie beispielsweise das Treppensteigen oder das Zum-Einkaufen-Laufen. Vor allem Menschen, bei denen bereits erste Vorboten einer psychiatrischen Erkrankung vorliegen, sollten diesen positiven Nutzen für ihre Gesundheit erkennen und umsetzen.

Die Forscher bewerten ihr Studienergebnis insbesondere vor dem Hintergrund der derzeitigen Covid-19-Pandemie als sehr hilfreich, weil die aktuell empfohlenen Kontakteinschränkungen unser Wohlbefinden hart auf die Probe stellen. Da ist es gut, entsprechende wissenschaftlich belegte Empfehlungen für den Alltag geben zu können, so die Studienverantwortlichen.

Bei den Studienteilnehmern wurden mittels spezieller Erhebungsverfahren durch beispielsweise Bewegungssensoren oder Abfragen des Smartphones ermittelt, welche Auswirkungen deren Bewegungen und Aktivitäten im Laufe des Tages auf ihre Energiegeladenheit und Wachheit haben. Ein möglicher Zusammenhang zum psychischem Wohlbefinden wurde damit aufgestellt.

Bei einer weiteren Teilnehmergruppe konnte mittels Magnetresonanztomografie festgestellt werden, dass ein bestimmter Großhirnrinden-Bereich diesen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit ausübt. Gleichzeitig ist diese Hirnregion mitverantwortlich für unsere Unempfindlichkeit gegenüber Erkrankungen der Psyche. Menschen mit einem geringeren Anteil dieser entsprechenden Hirnsubstanz haben demnach ein höheres Risiko für Beeinträchtigungen der Psyche. Sofern sie sich jedoch im Alltag mehr bewegten, profitierten sie von einem deutlich besseren psychischen Wohlbefinden und von steigender Energie.

Reichert, M. et al.
A neural mechanism for affective well-being: Subgenual cingulate cortex mediates real-life effects of nonexercise activity on energy.
Science Advances 11/2020

Stark Übergewichtige profitieren bereits von kurzen Bewegungseinheiten

Die Zahl der Menschen mit einem starken Übergewicht nimmt Jahr für Jahr zu. Betroffene einer entsprechenden Adipositas-Erkrankung riskieren gefährliche Folgeerkrankungen wie die Diabetes-Typ-2-Erkrankung, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder auch Krebserkrankungen. Nicht zuletzt leidet ihre Fähigkeit, die täglichen Aufgaben in Beruf und Alltag zu meistern und damit auch die allgemeine Lebensqualität.

Zur Vorbeugung und Behandlung einer Adipositas sind sowohl eine ausgewogene Ernährungsweise als auch regelmäßige sportliche Betätigung wichtig. Doch leider setzen viel zu wenig Menschen diese elementaren Empfehlungen in die Praxis um. Nur wenige schaffen es, mindestens 150 Minuten wöchentlich aktiv zu sein. Die Adipösen haben es da noch schwerer, weil es ihnen wie allen anderen nicht nur an Zeit und Motivation mangelt, sondern weil sie durch ihre Erkrankung zusätzlich auch körperlich eingeschränkt sind.

Ein Wissenschaftler-Team des Adipositaszentrums am Universitätsklinikum Erlangen hat nun belegen können, dass insbesondere bei den gesundheitlich bereits stark eingeschränkten Menschen individuelle Konzepte helfen können, die zeitlich kürzer ausfallen, aber für bereits chronisch erkrankte Zielgruppen besonders effektiv sind. Demnach können bereits 30 Minuten eines speziellen Intervallausdauertrainings pro Woche helfen, um das Gewicht und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken zu reduzieren. In Kombination mit den kurzen intensiven Bewegungseinheiten sei es wichtig, den Ernährungsstil professionell zu verändern.

Gemäß des Studienergebnisses konnten auf diese Weise bereits nach drei Monaten entsprechender Trainingseinheiten und maßgeschneiderter Ernährungsumstellung eine signifikante Reduzierung des Körpergewichts erzielt und vor allem bessere Werte bezüglich der Herz-Kreislauf-Gesundheit gemessen werden. Die eigenen Bewertungen zur Arbeitsfähigkeit und zur allgemeinen Lebensqualität fielen zudem eindeutig besser aus als vor Beginn der Studie.

Das Ergebnis dieser Studie zeigt wieder einmal, dass bereits kleine Änderungen im aktiven Bewegungsverhalten einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von adipösen und auch normalgewichtigen Menschen haben.

Reljic, D. eta al.
Low-volume high-intensity interval training improves cardiometabolic health, work ability and well-being in severely obese individuals: a randomized-controlled trial sub-study
Journal of Translational Medicine 11/2020

Coronabedingter Mangel an Bewegungsangeboten in Pflegeheimen

Die Covid-19-Pandemie bringt auch in Pflegeeinrichtungen zahlreiche Probleme mit sich. Neben den massiv eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten hapert es derzeit auch an den wichtigen Förderungsprojekten für körperliche Bewegung der Heimbewohner. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Sportwissenschaftsinstitutes der Universität Tübingen.
Sie untersuchte die Bewegungsmöglichkeiten und -angebote in acht Pflegeheim-Einrichtungen während des frühjährlichen Corona-Lockdowns. Bei der Auswertung zeigte sich beinahe erwartungsgemäß, dass wie auch bei den übrigen Bevölkerungsgruppen zu wenig Möglichkeiten zur körperlichen Bewegung angeboten wurden.

Interessanterweise lag die Ursache der eingeschränkten Angebote darin, dass diese vornehmlich von externen Anbietern durchgeführt werden und den Mitarbeitern infolge des Lockdowns kein Zutritt zu den Einrichtungen gewährt werden konnte. Wäre eine entsprechende Bewegungsförderung hingegen durch interne Leitlinien vorgeschrieben, so würde man nicht zwangsläufig auf externe Anbieter angewiesen sein.


Laut Aussage der Studienverantwortlichen sei es daher erstrebenswert, interne Bewegungsangebote, die von eigenen Angestellten durchgeführt werden, zu entwickeln und festzulegen. Hierfür sei es wichtig, interne Mitarbeiter für eine professionelle Bewegungsförderung der Bewohner zu qualifizieren, und das nicht nur in Pandemie-Zeiten. Die Bewegungsförderung sei in der Struktur und in den alltäglichen Heim-Abläufen nicht ausreichend verankert, obwohl die körperliche Aktivität ein wichtiger Eckpfeiler zum Erhalt der Mobilität und des Wohlbefindens der älteren Bevölkerung darstellt.

Frasha, A. eta al.

„I Trust in Staff’s Creativity“ – The Impact of COVID-19 Lockdowns on Physical Activity Promotion in Nursing Homes Through the Lenses of Organizational Sociology. Frontiers in Sports and Active Living,
Front. Sports Act. Living 10/2020

Aus dem aktuellen Kinder- und Jugendsportbericht: Kinder bewegen sich zu wenig

Der im Oktober dieses Jahres veröffentlichte Vierte Deutsche Kinder- und Jugendsportbericht bringt es wieder einmal an den Tag, dass es um die körperliche Aktivität der Heranwachsenden sehr schlecht bestellt ist. Demnach erreichen nur 20 % von ihnen das minimal empfohlene Pensum an intensiver körperlicher Bewegung, das heißt mindestens eine Stunde pro Tag, so wie es von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wird. Insbesondere Mädchen gehen aus dem Bericht als besonders bewegungsträge hervor.

Die besonders hohe Zahl an Bewegungsmuffeln bei den Kindern und Jugendlichen erhöht das Risiko für folgenschwere gesundheitliche Beeinträchtigungen, die aus körperlichem Übergewicht entstehen können. Aber auch ein weiteres Problem tut sich laut Aussagen der Sportwissenschaftler auf. Denn der zunehmende Medienkonsum ersetzt bei den Heranwachsenden die körperliche Aktivität.

Immer mehr Zeit wird sitzend vor TV, Handy und PC verbracht, statt sich im Freien oder in der Turnhalle aktiv zu bewegen. Als Folge reduziert sich der Energieumsatz und dadurch sind weitere ungünstige Voraussetzungen für die Entstehung von überflüssigem Körpergewicht gegeben.

Als Ursache für diese alarmierende Entwicklung sehen die Wissenschaftler auch die zunehmenden Betreuungszeiten in den Schulen, wodurch den Kindern und Jugendlichen immer weniger Zeit für Vereinssport und andere bewegungsreiche Freizeitaktivitäten bleibe.

Von einem weiteren interessanten Ergebnis wird berichtet: Die sportliche Aktivität in Vereinen scheint vom sozialen Status der Familie abzuhängen. Je sozial schwächer die familiären Hintergründe sind, desto seltener sind die Familienmitglieder im Verein sportlich aktiv.

Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht. Von Kindern und Couchpotatos.
Ärztezeitung 10/2020

Länger jung bleiben durch körperliche Fitness

Warum fühlen sich viele Menschen der älteren Generation heute jünger als früher? Dieser Frage ging ein Forscherteam aus Finnland nach und untersuchte Menschen im Alter zwischen 75 bis 80 Jahren hinsichtlich ihrer Muskelstärke, ihrer Gehgeschwindigkeit und ihrer Reaktionsgeschwindigkeit.

Das Besondere daran: Die erste Gruppe der Studienteilnehmer war zwischen 1910 und 1914 geboren und die zweite zwischen 1938 und 1943. Mit dieser zeitversetzten Untersuchung wollten die Wissenschaftler Auskunft darüber erhalten, ob die körperliche und mentale Fitness der früheren 75- bis 80-Jährigen gegebenenfalls schlechter war als die der heutigen 75- bis 80-Jährigen.

Auf den ersten Blick bereits zeigte sich dabei, dass der Fitnessgrad der Senioren in der heutigen Zeit eindeutig höher eingestuft werden kann als in den 1980ern. Die gemessenen Werte der heutigen Seniorengruppe fielen eindeutig besser aus, das heißt, sie konnten ein durchschnittlich höheres Gehtempo halten, hatten einen kräftigeren Griff, zeigten eine bessere Muskelkraft und dominierten durch ein höheres Lungenvolumen.

Zurückzuführen sind diese Ergebnisse wohl zum einen auf die besseren Lebensumstände der heutigen Zeit. Dazu gehört beispielsweise der Umstand, dass heute ein gesünderer Lebensstil geführt wird, in dem einer ausgewogenen Ernährung und der sportlichen Aktivität mehr Raum gegeben werden kann.

Auf diese Weise erreichen die Menschen heute bekanntlich nicht nur ein höheres Lebensalter, sondern könnten die höheren Lebensjahre auch in einer besseren körperlichen Verfassung bestreiten als die Menschen vor 30 bis 40 Jahren. Andere positive Verbesserungen im Gesundheitswesen, im beruflichen Umfeld oder bereits in der Bildung würden außerdem zu dieser Entwicklung beitragen, so die Wissenschaftler.

Wer also von mehr gesunden Lebensjahren profitieren möchte, dem ist insbesondere anzuraten, auf eine regelmäßige sportliche beziehungsweise körperliche Aktivität zu achten, für die es übrigens nie zu spät ist.

Koivunen, K. et al.:
Cohort differences in maximal physical performance: a comparison of 75- and 80-year-old men and women born 28 years apart
The Journals of Gerontology 9/2020

Die häufigsten Verletzungen im Fußballprofisport

Wer viel Sport treibt, der gerät öfter in die Situation, sich zu verletzen. Das geht nicht nur Freizeitsportlern so, sondern insbesondere den Profis. Wissenschaftler der Sport-Uni Bochum haben gemeinsam mit der gesetzlichen Unfallversicherung untersucht, welche Verletzungen beim professionellen Fußballsport dominieren.

Zunächst erfassten sie im Zeitraum von 2014 bis 2017 alle moderaten sowie schweren Verletzungen, die sich im Wettkampfspiel ergeben hatten und mindestens eine Woche Spielausfall zur Folge hatten. Sie griffen dabei unter anderem auf archivierte Filmausschnitte der Deutschen Fußballliga zurück. Parameter wie beispielsweise die Platzbeschaffenheit, die Position und Spielsituation oder die jeweilige Spielminute wurden dabei berücksichtigt. Es wurde festgehalten, um welche Art von Verletzung es sich handelte.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass mit 24,3 % Kniegelenkverletzungen dominierten, gefolgt von Verletzungen am Oberschenkel. 19,1 % der Verletzungen betraf das Sprunggelenk, während Körperregionen wie Schulter mit 8,4 % und Kopf mit 7,8 % seltener in Mitleidenschaft gezogen wurden. Letztere ergaben sich verständlicherweise aus Zweikämpfen, bei denen beide Spieler während eines Kopfballs aneinander prallten. Die häufigen Verletzungen am Oberschenkel hingegen ereigneten sich eher kontaktlos.

Der Gegner war meistens nicht der Verursacher einer Verletzung, denn entsprechende Fouls konnten weniger damit in Verbindung gebracht werden. Nicht selten waren es die Betroffenen selber, die sich durch ein eigenes Foulspiel die Verletzung zuzogen. Interessanterweise konnte dem Tackling ein hohes Verletzungsrisiko zugeordnet werden, und zwar für denjenigen, der seinen Gegner mit dieser Methode attackiert hat.

Sehr viele Knieverletzungen sind auf das eigene Tackling zurückzuführen. Um dieses hohe Verletzungsrisiko während eines entsprechenden Zweikampfs zu reduzieren, sollten daher frühzeitig bereits im Jugendsport Vorsorgemaßnahmen im Rahmen eines besseren Techniktrainings geschaffen werden, so die Studienverantwortlichen.

Die Verletzungen, die ohne Körperkontakt eintreten, wie beispielsweise Zerrungen am Oberschenkel, werden häufig durch Überbelastungen verursacht. Hier wäre ein spezielles Lauftraining als Präventionsmaßnahme hilfreich, um den Körper noch besser auf die hohen Belastungen vorzubereiten.

Klein, C. et al.
Nine typical injury patterns in German professional male football (soccer): a systematic visual video analysis of 345 match injuries
British Journal of Sports Medicine 9/2020

Arthrosepatienten nutzen zu selten geeignete Physiotherapien

Betroffene einer Arthrose leiden unter Schmerzen an den Gelenken, insbesondere im Knie- und im Hüftbereich. Es ist erwiesen, dass eine physiotherapeutische Therapie sehr hilfreich ist, um einerseits die Schmerzen zu lindern und andererseits dafür zu sorgen, dass die Beweglichkeit erhalten bleibt. Eine derartige Bewegungstherapie ist daher mittlerweile fester Bestandteil eines Arthrose-Therapiekonzeptes neben einer empfohlenen Gewichtsreduktion und einer speziellen medikamentösen Therapie.

Laut aktueller Erhebung der Barmer-Versicherung nimmt nur die Hälfte der Arthrosepatienten in Deutschland eine entsprechende Physiotherapie in Anspruch. Demnach haben im Jahr 2016 nur 50 % der 3.564 im Rahmen der Studie ermittelten Arthrosepatienten eine angebotene Physiotherapie umgesetzt. Insbesondere diejenigen, bei denen der Schweregrad der Erkrankung sehr hoch war, nutzten die hilfreiche Bewegungstherapie nicht. Frauen setzten die physiotherapeutischen Maßnahmen häufiger um als Männer.

Da vor allem auch die schwer betroffenen Patienten das Angebot einer Physiotherapie nicht wahrnahmen, sollte zukünftig seitens der Ärzte eine noch bessere Ermutigung erfolgen, damit die bedürftigen Patienten diesen wichtigen Therapieansatz auch tatsächlich nutzen.


Jacobs, H. et al.
Use of physiotherapy in patients with osteoarthritis in Germany– an analysis of a linkage of claims and survey data (from the PROCLAIR project)
Arthritis Care Res 7/2020

Muskelschwund im Alter - Sport und Bewegung helfen!

Nicht nur die Organe und die dazugehörigen Systeme des menschlichen Körpers werden mit zunehmenden Lebensjahren anfälliger für Krankheiten, sondern auch der Bewegungsapparat und vor allem die Muskulatur können ihre lebensnotwendigen Funktionen verlieren. An einen kritischen Verlust der Muskelmasse und die dazugehörigen Funktionen, einer sogenannten Sarkopenie, scheinen viele Menschen mit dem Älterwerden nicht unbedingt zu denken.

Dabei ist es so wichtig, diesem altersabhängigen Muskelabbau entgegenzuwirken. Erfolgt dieses nicht, bekommen die Betroffenen die Folgen des Muskelabbaus zu spüren: Die Leistungsgrenzen sind schnell erreicht, weil die Muskeln für eine volle Funktionalität nicht mehr so wie in jungen Jahren zur Verfügung stehen.

Sofern die Betroffenen dem Muskelabbau nicht früh genug durch regelmäßige körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung entgegenwirken, kann es bei älteren Menschen zu einem jährlichen Schwund der Muskelmasse um circa ein Prozent und einem damit einhergehenden Verlust der Muskelkraft um drei bis vier Prozent kommen. Dieses hat zur Folge, dass sich die Beweglichkeit sowie der allgemeine Gesundheitszustand weiter verschlechtern. Die Mobilität nimmt weiter ab und die Mortalität steigt.

Leider erhalten zu viele betagte Menschen diese Diagnose, die sich vermeiden ließe. Wie die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie berichtet, ist in jedem Alter eine effektvolle Prophylaxe möglich. Regelmäßige körperliche Bewegung und individuelle Trainingsprogramme beugen dem Verlust der Muskelmasse vor und können ihn auch aufhalten. Sobald die lebensnotwendigen Muskeln verloren gegangen sind, ist es sehr viel aufwendiger, diese wieder aufzubauen.

Altersmedizin: „Sarkopenie ist eine der wichtigsten Diagnosen in der Geriatrie“
DGG Pressemitteilung 8/2020

Mit Sport gegen den grünen Star

Eine Million Menschen hierzulande ist von der Glaukom-Erkrankung, dem sogenannten Grünen Star, betroffen. Da diese Augenerkrankung den Sehnerv schädigt, gilt sie als häufigste Ursache für das Erblinden der Menschen in Deutschland. Problematisch ist dabei vor allem der Augeninnendruck, welcher bei zu hohen Werten den Sehverlust voranschreiten lässt.

 

Im Rahmen einer sechsjährigen Studie wurden fast 10.000 Männer und Frauen im Alter von 40 bis 81 Jahren beobachtet, wie sich ihre regelmäßige sportliche Betätigung auf das Glaukom-Erkrankungsrisiko und auf den Verlauf des Grünen Stars auswirkt.

 

Im Ergebnis zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen sportlichen Aktivitäten und einem drohenden Sehverlust durch einen Grünen Star. Wer demnach regelmäßig sportlich aktiv war, konnte sein Erkrankungsrisiko im Vergleich zu inaktiven Menschen reduzieren. Weitere mögliche Einflussfaktoren wie die Ernährungsweise oder ein erhöhter Genuss von Alkohol und Tabak wurden bei der Studienauswertung berücksichtigt.

 

Die Studienverantwortlichen führen die positiven Wirkungen des Sports in diesem Zusammenhang darauf zurück, dass Ausdauersportarten wie das Radfahren oder Joggen kurzzeitig den Augeninnendruck herabsetzen können. Weiterhin führe Sport dazu, dass eine bessere Durchblutung des Sehnervkopfes erfolgt und wichtige Reparaturen von Gehirnnerven angeregt werden. All diese positiven Mechanismen können dazu beitragen, dass Sport der Entstehung eines Grünen Stars vorbeugen und eventuell auch eine bereits vorhandene Erkrankung verzögern kann. Um diese möglichen Hintergründe zu klären, stehen weitere Untersuchungen an.


DOG: Grüner Star und Lebensstil – Sportliche Menschen erkranken seltener an Glaukom
idw-Pressemitteilung 7/2020

Das Gehirn trainieren durch Meditation

Die Funktion unseres Gehirns basiert unter anderem darauf, dass unzählige Nervenzellen zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden können. Durch gewisse Trainingstechniken kann eine ergiebige Informationsverarbeitung unterstützt werden. Wissenschaftler konnten jetzt herausfinden, dass sich Meditationsübungen in diesem Zusammenhang besonders förderlich auswirken. Im Rahmen des Meditierens werden die eigene Achtsamkeit und Aufmerksamkeit des eigenen Körpers trainiert.

 

Im Rahmen einer Studie wollten Wissenschaftler nähere Informationen dazu erhalten, welchen Einfluss die meditativen Übungen auf die Netzwerke der Nervenzellen im Gehirn haben. Sie verglichen mithilfe einer sogenannten Magnetencephalographie (MEG) die messbaren Hirnaktivitäten von Menschen, die eine Achtsamkeitsmeditation ausübten, mit solchen, die sich im Ruhezustand befanden. Sie stellten dabei fest, dass durch die Meditationsübungen zahlreiche Gehirnaktivitäten gemessen wurden, die bei den Studienteilnehmern in Ruhe nicht auftraten.

 

Sie kamen zu dem Ergebnis, dass regelmäßige Meditation dazu führt, dass die Nervenzellen die eingehenden Informationen besser verarbeiten können und der Körper sich über das Gehirn besser auf kritische Ereignisse aus der Umwelt einstellen kann. Mit anderen Worten, das Gehirn kann auf diese Weise lernen, eingehende Informationen besser und effektiver zugunsten der eigenen Achtsamkeit zu verarbeiten.


Dürschmid, S. et al.
Self-regulated critical brain dynamics originate from high frequency-band activity in the MEG.
Plos one 6/2020

Auch Kinder mit Herzfehlern sollten sich mehr bewegen

Kinder und Jugendliche in Deutschland sind bewegungsträge. Die Mindestempfehlung an körperlicher Bewegung lautet eine Stunde pro Tag. Leider schaffen es nur 13 % unseres Nachwuchses, sich entsprechend ausreichend sportlich zu bewegen. Eine aktuelle Studie weist jetzt darauf hin, dass diese Rate bei Kindern mit angeborenem Herzfehler noch ungünstiger ausfällt. Hier sind es nur 8-9 %, die täglich mindestens eine Stunde Sport treiben.

Die Daten von 1.198 Kindern und Jugendlichen mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem angeborenen Herzfehler wurden mit den Daten von 3.385 herzgesunden jungen Studienteilnehmern verglichen. Fragebögen zur sportlichen Aktivität, zum gesundheitlichen Zustand und zu den Sportempfehlungen, welche ihnen möglicherweise von den behandelnden Ärzten mit auf den Weg gegeben wurden, wurden näher unter die Lupe genommen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die allgemeingültige Empfehlung des täglichen Sporttreibens von mindestens einer Stunde vor allem von den herzkranken Kindern nicht erreicht wurde, weil zum einen die Eltern es den Kindern aus Sorge um die Gesundheit nicht zumuten wollen. Zum anderen seien aber auch die übervorsichtigen Empfehlungen vieler betreuender Ärzte dafür mitverantwortlich, dass ihre jungen Patienten es aus Vorsicht vermeiden, ausreichend Sport zu treiben.

Dieser Rat sei laut Aussage der Studienverantwortlichen nicht richtig, weil auch für Kinder und Jugendliche mit angeborenem Herzfehler ein täglicher körperlicher Ausgleich notwendig ist, um das Wohlbefinden zu fördern, Muskeln, Knochen und Abwehrkräfte aufzubauen und die Konzentrationsfähigkeit zu festigen. Sport, allerdings immer in Rücksprache mit dem Arzt, könne sogar helfen, der Entstehung gefährlicher Folgeerkrankungen, die sich aus einem Herzfehler ausbilden können, entgegenzuwirken.

Urschitz, M. et al.
Physical Activity Among Children With Congenital Heart Defects in Germany: A Nationwide Survey
Frontiers in pediatrics 4/2020

Sport im höheren Alter – kein Kniegelenkverschleiß durch Joggen, Aerobic & Co.

Sport zu treiben, wird Menschen jeden Alters empfohlen. Wichtig dabei ist es, die individuell passende Sportart zu finden und diese je nach körperlicher Gesundheit regelmäßig und ausreichend, aber auch in angepasstem Maße durchzuführen. Immer wieder hört man, dass diese oder jene Sportart zu strapaziös für die Knochen und Gelenke sei. US-amerikanische Wissenschaftler wollten genauer wissen, was es mit diesem Gerücht auf sich hat.

Sie untersuchten in einer Langzeitstudie, ob Sportarten wie Joggen und Aerobic zur Schädigung der Kniegelenke führen. Sie stellten fest, dass diese sportlichen Aktivitäten keinen Verschleiß fördern, sondern durchaus von Nutzen sind auch für Freizeitsportler der älteren Generation. An der zehnjährigen Studie nahmen fast 1.200 Teilnehmer mit dem durchschnittlichen Alter von 58 Jahren teil.

Einige Teilnehmer hatten einen BMI (Body-Mass-Index; Körpermassen-Index) von 27 und waren damit etwas übergewichtig. Die meisten Teilnehmer wiesen zu Beginn der Studie ein erhöhtes Arthrose-Risiko auf, entsprechende Symptome an den Knien lagen aber nicht beziehungsweise in nur ganz geringem Maße vor. Die Studienteilnehmer wurden über ihre sportlichen Aktivitäten befragt, insbesondere interessierten die eher strapaziösen Sportarten wie Joggen, Radfahren, Aerobic oder Tennis.

Es zeigte sich, dass etwa 50 % von ihnen keinen Sport trieb. Sie bildeten damit die Referenzgruppe. Nach zehn Jahren nahmen die Wissenschaftler Untersuchungen vor, um einen möglichen Verschleiß der Kniegelenke oder eine eventuelle Arthrose-Entwicklung feststellen zu können.

Im Ergebnis zeigte sich, dass am Ende der Studie zwar 13 % der Probanden einen leichten Kniegelenksverschleiß zeigten, dieser aber nicht auf das Ausüben der genannten Sportarten zurückzuführen war. Diese Sportarten, egal in welcher Intensität, standen in keinem nachweisbaren Zusammenhang mit dem Abnutzen der Kniegelenke.

Auch bei bereits bestehenden Kniegelenkproblemen müsse demnach keinesfalls darauf verzichtet werden, auch dann nicht, wenn die Betroffenen ein paar Pfunde zu viel auf die Waage bringen. Es überwiegen die positiven Wirkungen des Sports auf die Gesundheit. Auch wenn bereits eine Kniegelenkarthrose vorliegt, ist auch langfristig keine zusätzliche Abnutzung der Gelenke zu erwarten. Wichtig ist es, die sportlichen Aktivitäten individuell angepasst und nicht übertreibend auszuüben – ein- bis zweimal pro Woche sollte eine sportliche Betätigung aber mindestens erfolgen, so die Studienverantwortlichen.

Chang, A.H. et al.
Association of Long-term Strenuous Physical Activity and Extensive Sitting With Incident Radiographic Knee Osteoarthritis
Jama Network Open 5/2020

Beauty und ästhetische Medizin

Schlecht schlafen, weil die Haut juckt

Betroffene von Hautausschlägen und Ekzemen, sogenannte Dermatosen, sind oftmals auch mit Schlafstörungen bestraft. Zu diesem Ergebnis kommen Dermatologen der Berliner Charité, die eine Befragung sowie spezielle Untersuchungen bei 800 Patienten einer Dermatose durchgeführt haben. Zwei Drittel von ihnen gab an, durch den begleitenden Juckreiz schlecht schlafen zu können. Bei bestimmten Hauterkrankungen, wie einer Schuppenflechte oder einer atopischen Dermatitis, scheinen die Patienten außerdem häufig depressiv verstimmt zu sein und unter Angststörungen zu leiden, was ebenfalls zu erheblichen Einschränkungen in der Lebensqualität führt.

Im Ergebnis zeigte sich, dass zum Ende des Tages sowie in der Nacht der lästige Juckreiz eindeutig zunimmt. Über 66 % der Dermatose-Patienten haben dadurch eine messbar schlechtere Schlafqualität. Bei den meisten lag es daran, dass sie schlecht einschlafen beziehungsweise wieder aufwachen konnten. Insbesondere Vorerkrankte, Frauen, Alleinstehende und Arbeitslose waren davon betroffen.

Die Studie führte ebenfalls ans Licht, dass in den meisten Fällen der Juckreiz nicht nur die Schlafstörungen mit sich bringt, sondern verständlicherweise auch die Lebensqualität mindert, die Arbeitsproduktivität reduziert und die Betroffenen im gesamten Alltag träger werden lässt. Neben dem Juckreiz scheint auch die Belastung der Psyche, die durch die Dermatose hervorgerufen wird, ein wichtiger mitverursachender Schlafräuber zu sein, so die Studienverantwortlichen. Abhilfe würde daher nicht nur durch Therapien gegen den Juckreiz geschaffen werden, sondern auch durch begleitende psychotherapeutische Maßnahmen.

Spendler, M. et al.
Sleep disturbance in adult dermatologic patients: A cross-sectional study on prevalence, burden, and associated factors
J Am Acad Dermatol 6/2021

Kindersonnenschutz mit verbotenen Weichmachern belastet

In Kindersonnenschutzmitteln wurde ein verbotener Stoff entdeckt, der die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann, wie eine Öko-Test-Studie zeigt. Doch wie groß ist das Risiko wirklich? Kürzlich wurde bekannt, dass Abbauprodukte eines verbotenen Weichmachers im Urin von Kindern gefunden wurden. DnHexP (Di-n-hexyl-Phthalat) ist dafür bekannt, die Fortpflanzungsfähigkeit zu gefährden. Der Verdacht besteht, dass diese Substanz aus Sonnencremes stammt, die den UV-Filter DHHB (Diethylamino-Hydroxybenzoyl-Hexyl-Benzoat) enthalten und mit dem Weichmacher verunreinigt sein können.

Öko-Test hat 25 Sonnenschutzmittel für Kinder untersucht. Acht Produkte erhielten die Bewertung „sehr gut“. In sieben Produkten, die den UV-Filter DHHB verwenden, wurde der bedenkliche Stoff gefunden. Neun weitere Produkte mit dem gleichen Filter wiesen jedoch kein DnHexP auf. Öko-Test betont, dass die gesundheitlich kritische Menge nur bei extrem hohen Mengen durch das tägliche Auftragen von etwa einem Kilo Sonnencreme überschritten würde.

Da das Risiko der UV-Strahlung für Kinderhaut hoch ist, ist der Verzicht auf Sonnenschutzmittel keine Lösung. Es gibt auch Produkte, die keine Weichmacher-Rückstände enthalten, wie Öko-Test herausgefunden hat. Die empfindliche Kinderhaut ist auf ausreichenden Sonnenschutz angewiesen, besonders bei jüngeren Kindern. Neben Sonnenschutzmitteln sind daher weitere Maßnahmen wichtig wie ein vornehmlicher Aufenthalt im Schatten,  insbesondere zur mittleren Tageszeit, das Auftragen von Sonnenschutzmitteln auch an wolkenreichen Tagen, das Bedecken der Haut mit Kleidung und Kopfbedeckung sowie das Eincremen der Haut, auch wenn Kleidung darüber getragen wird.

Sonnencreme für Babys und Kinder im Test: Labor stößt auf Weichmacher DnHexP
Ökotest 6/2024

„Schön“ durch Schlaf?!

Das Sprichwort „Wer schön sein will, muss leiden“ wirft die Frage auf, ob ausreichend Schlaf eine weniger schmerzhafte Möglichkeit bietet, die äußere Attraktivität zu verbessern. Einige Hinweise deuten darauf hin, dass Personen nach ausreichendem Schlaf (8 Stunden) im Vergleich zu denen nach Schlafentzug (31 Stunden wach nach einer Nacht mit weniger Schlaf) eindeutig als attraktiver empfunden werden.

Das mag vielleicht nicht verwunderlich sein, weil verständlicherweise ausgeruhte Menschen ein frischeres Aussehen haben. Aber auch auf Zellebene scheint sich der Schlaf eindeutig positiv auszuwirken und die Hautbeschaffenheit zu verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt eine schwedische Studie mit 23 gesunden Teilnehmenden im Alter von 18 bis 31 Jahren.

Demnach wird angenommen, dass Schlafmangel die Kollagenstruktur der Haut beeinträchtigt und so zu einem schlechteren Aussehen führen kann. Eine weitere Studie mit 32 koreanischen Frauen im durchschnittlichen Alter von 40 Jahren zeigt, dass Schlafmangel die Hautelastizität am stärksten negativ beeinflusst. Menschen, die grundsätzlich spät schlafen gehen, zeigen eine beeinträchtigte Hydrierung ihrer Haut, gestörte Hautbarrieren sowie ein unausgewogenes Hautmikrobiom.

Eine chinesische Studie mit 1.178 Studierenden im Durchschnittsalter von 25 Jahren kam zudem zu dem Schluss, dass Schlafmangel oder ein schwankender Schlafrhythmus in der Regel zu einem ungesunden Essverhalten führt, wie beispielsweise ein unregelmäßiges Frühstück. Dieses hat wiederum zur Folge, dass der Body-Mass-Index (BMI) unnötig erhöht wird und damit die Basis für eher unattraktives Übergewicht gegeben ist.

Doch nicht alle Aspekte des Aussehens werden durch Schlafqualität beeinflusst. Dunkle Augenringe, oft als Zeichen von Müdigkeit angesehen, stehen offensichtlich nicht in Verbindung mit schlechter Schlafqualität. Auch Alterungsprozesse können nicht durch ausreichenden Schlaf verhindert werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ausreichender Schlaf das Aussehen verbessern, aber nicht den Alterungsprozess aufhalten kann.

Lenzen-Schulte, M.
Kann man (frau) sich schön schlafen?
Ärzteblatt 4/2024; 121(8): 535.

Essstörungen bei jungen Frauen immer häufiger

Ein besorgniserregender Trend macht sich bei Kindern und Jugendlichen breit: In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Essstörungen bei Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren laut Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) enorm gestiegen. Magersucht, Bulimie und Binge Eating, bei dem es zu regelrechten Essattacken mit folgendem Übergewicht kommt, haben in diesem Zeitraum um etwa 54 % zugenommen. Während 2012 noch 90 Fälle pro 10.000 Versicherte registriert wurden, stieg diese Zahl in den folgenden 10 Jahren auf 139 Fälle an.

Die KKH betont, dass nicht nur die Schönheitsideale in sozialen Medien die psychische Gesundheit belasten und Selbstzweifel bei Jugendlichen auslösen können, sondern auch die vergangene Coronapandemie immer noch Auswirkungen zu haben scheint. Zwischen 2019 und 2022 verzeichnete die KKH allein bei dieser Altersgruppe einen Anstieg der Essstörungen um 38 %. Der Anteil der Mädchen mit Essstörungen im Vergleich zu gleichaltrigen Jungen ist etwa viermal so hoch.

Im Jahr 2022 wurden laut KKH-Schätzungen rund 455.000 Menschen in Deutschland aufgrund von Magersucht, Bulimie oder Binge Eating ambulant behandelt. Die Nutzung sozialer Medien erhöht laut Analyse das Risiko für Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, Bodyshaming und damit verbundene Essstörungen. Dies könnte den Anstieg der Essstörungsfälle während der Pandemie erklären, da Kinder und Jugendliche verstärkt auf Plattformen wie Instagram und TikTok unterwegs waren.

Heranwachsende mit seelischen Problemen oder geringem Selbstwert sind besonders anfällig für Essstörungen. Alarmzeichen sind übermäßiger Aufwand für das eigene Aussehen, das plötzliche Aufgeben von Hobbys und eine häufige Beschäftigung mit sozialen Medien. Weitere Anzeichen sind eine abnehmende soziale Kompetenz, extreme Veränderungen am Körpergewicht und auffälliges Essverhalten, wozu eine eingeschränkte Nahrungsauswahl, regelmäßiges Erbrechen sowie die Verwendung von Abführmitteln zählen.

Meier, S.
Zahl der Essstörungen bei Mädchen stark angestiegen
Ärzteblatt 4/2024

Jeder Mensch hat seine Hautpflege routiniert und die Wahl der Produkte trifft er dabei idealerweise entsprechend seiner Haut- und Pflegebedürfnisse. Da das Interesse der meisten Verbraucher nach Neuem jedoch grundsätzlich groß ist, ist auch die Kosmetikbranche ständig in Bewegung, wobei regelmäßig neue Trends auftauchen und Hersteller entsprechende Produktlinien einführen. Doch was sind die aktuellen Beauty-Trends?

Laut einer Veröffentlichung der Zeitschrift „Vogue“ stehen dabei Nachhaltigkeit und das sogenannte „Clean Beauty“ stark im Vordergrund: Verbraucher bevorzugen Produkte, die keine gesundheitsschädigenden Inhaltsstoffe enthalten und in Bezug auf Inhaltsstoffe offen deklariert sind. Auch die umweltfreundliche Verpackung spielt eine Rolle. Eine wachsende Nachfrage besteht zudem nach natürlichen und pflanzlichen Produkten. Seitens der Verbraucher besteht ein zunehmendes Interesse an Herstellern, die natürliche und pflanzliche Quellen für ihre Produkte verwenden.

Natürlicher „Glow“ ist ein wichtiges Thema bei Beauty- und Make-up-Trends. Viele Anbieter erweitern daher ihre Farbpalette, um verschiedensten Hauttönen gerecht zu werden. Eyeliner bleibt ein Must-have, ebenso wie ein natürlicher Teint, der durch Gesichtsmasken und Glanzpunkte betont wird.

Auch Männer haben heutzutage eine Pflegeroutine. Hersteller bieten spezielle Produkte an, die den Bedürfnissen der männlichen Haut entsprechen, wie Rasurpflegeprodukte für Hautirritationen und Rasurbrand. Auch hier wird das Angebot an individuellen Pflege- und Kosmetikprodukten zunehmend breiter und größer.

Winkler, K.
Was sind die Trends in der Pflege und der Kosmetik?
gesundheit.com 8/2023

Zunehmende Hautausschläge an den Händen bei medizinischem Personal

Laut Ergebnis einer aktuellen schwedischen Studie leidet etwa ein Drittel der Personen, die in medizinischen Einrichtungen arbeiten, im Laufe ihrer Karriere mindestens einmal unter Handekzemen. Im Vergleich dazu betrifft es in der Allgemeinbevölkerung nur etwa jeden Siebten. Die Ursachen für Handekzeme liegen oft im ständigen Händewaschen, dem Einsatz von Desinfektionsmitteln und Latexhandschuhen, was ein feuchtes Milieu auf der Hautoberfläche begünstigt und damit zu entsprechenden Hautschädigungen führt.

Dies erklärt, warum Menschen in medizinischen Berufen besonders anfällig für Ekzeme an den Händen sind. Im Rahmen der Untersuchungen wurden 34 Studien aus den Jahren 2020 bis 2022 mit insgesamt 24.438 medizinischen Fachkräften näher unter die Lupe genommen. Im Ergebnis zeigte sich, dass Handekzeme bei Personen im Gesundheitswesen mindestens doppelt so häufig auftreten wie beim Rest der Bevölkerung.

Obwohl viele Betroffene ihre Hautentzündungen möglicherweise nicht als solche wahrnehmen, wurden bei klinischen Untersuchungen bei fast 38 % der Beschäftigten in medizinischen Einrichtungen Handekzeme diagnostiziert. Ein weiteres Ergebnis lautet, dass die meisten Handekzeme als „leicht“ zu definieren waren (57,7 %), gefolgt von „mittelschweren“ (24,9 %) und „schweren“ Fällen (13,5 %). Einige der Befragten hatten bereits eine Veranlagung für Hautentzündungen, wobei 15,4 % unter atopischer Dermatitis litten.

Die Studienverantwortlichen betonen, dass vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse gezielte Präventionsmaßnahmen erforderlich sind, um das erhöhte Risiko für Handekzeme bei medizinischem Personal zu reduzieren. Dazu gehört die Minimierung der verursachenden, permanenten Belastung mit Feuchtigkeit und Allergenen sowie eine verstärkte Hautschutzpraxis.

Yüksel, Y.T. et al.
Prevalence and incidence of hand eczema in healthcare workers: A systematic review and meta-analysis.
Contact Dermatitis 1/2024

Frischere Augenpartien dank Rizinusöl?!

Rizinusöl wird seit langem zur Behandlung verschiedener Hauterkrankungen eingesetzt. Es zeigt auch vielversprechende Ergebnisse bei Pigmentflecken auf der Haut in der Augenregion. Derartige Augenringe führen bei den Betroffenen zu einem müden und trostlosen Blick. Im Rahmen einer Studie verwendeten Personen mit Pigmentflecken eine Creme mit 10 % extrahiertem Rizinusöl auf Öl-in-Wasser-Basis für die Dauer von zwei Monaten. Zweimal pro Tag cremten sie ihre Haut damit.

Nach der Behandlungszeit zeigten sich unter beiden Augen eindeutig weniger braune Flecken. Auch eine spezielle Messung bestätigte den Rückgang der Konzentration des verantwortlichen Hautfarbstoffes Melatonin. Ebenso die Hautelastizität sowie die Faltenbildung veränderten sich zum Vorteil. Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass Rizinusöl – eigentlich ein altbekanntes Abführmittel – ein aussichtsreicher Ansatz sein könnte, um derartige Hautproblematiken, wie auch trockene Haut, zu reduzieren.

Parvizi, MM et al.
Efficacy of castor oil cream in treating infraorbital hyperpigmentation: An exploratory single-arm clinical trial
J Cosmet Dermatol 11/2023

Haben Raucher höheres Risiko, am Melanom-Frühstadium zu sterben?

Hautkrebs umfasst bekanntermaßen verschiedene Arten von Hauttumoren wie Melanome, Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom. Raucher mit primärem Melanom auf der Haut haben offensichtlich eine erhöhte melanombedingte Sterblichkeit. Zu diesem Ergebnis kam die Analyse von zwei internationalen Studien. Die Daten von 6.300 Personen mit Melanomen im Stadium I oder II flossen in die Studie ein.

Die Studienteilnehmer waren zu 60 % männlich und im durchschnittlichen Alter von 53 Jahren. Je nach Raucherstatus wurde eine gesundheitliche Prognose vorgenommen. Bei der Auswertung zeigte sich, dass Rauchen zu einem um 48 % erhöhten melanombedingten Sterberisiko führt im Vergleich zu den Menschen, die nie zum Glimmstängel gegriffen haben. Die Menge der gerauchten Zigaretten spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Stärkeres Rauchen verschlechterte die Prognose zusätzlich.

Die Ergebnisse betonen somit eindeutig, dass Raucher mit Melanomen im Stadium I und II ein erhöhtes Risiko haben, an der Erkrankung zu sterben. Daher ist es wichtig, den Raucherstatus bei der Diagnose zu berücksichtigen und Betroffene zur Rauchentwöhnung zu ermutigen, so die Studienverantwortlichen.

Jackson, KM et al.
Smoking Status and Survival in Patients With Early-Stage Primary Cutaneous Melanoma.
JAMA Netw Open 2/2024

Bakterien für Neurodermitis-Juckreiz verantwortlich?

Laut einer aktuellen Studie wird der Juckreiz bei Neurodermitis durch das Bakterium Staphylococcus aureus maßgeblich mitverursacht. Dieses Bakterium ist bei fast allen Patienten mit Neurodermitis zu finden. Es aktiviert Nervenzellen der Haut, indem es ein spezielles Enzym, die sogenannte Protease V8, freisetzt, das wiederum über ein weiteres Eiweiß, dem PAR1, auf die Nervenzellen wirkt. Daraufhin schickt die Nervenzelle Juckreizsignale aus der Haut zum Gehirn. Staphylococcus aureus verursacht den Juckreiz im Alleingang, indem es also auf Molekular-Ebene eine Kettenreaktion startet, die zu unerträglichem Juckreiz führt.

Das Protein PAR1 ist an der Blutgerinnung beteiligt und sitzt auf den Nervenfasern der Haut. Pharmazeuten haben ein Medikament entwickelt, das PAR1 blockiert und so Blutgerinnsel verhindert. Künftig könnte ein solcher PAR1-Blocker als Grundlage von Cremes oder Tabletten bei juckenden Hauterkrankungen dienen, die mit einem Ungleichgewicht des Hautmikrobioms einhergehen. Dazu gehören neben Neurodermitis zum Beispiel auch Psoriasis (Schuppenflechte).

Die Wissenschaftler nehmen an, dass der Juck-Kratz-Zyklus, der durch Staphylococcus aureus verursacht wird, dem Keim einen Überlebensvorteil bieten könnte. Dieser Kreislauf könnte die Basis dafür sein, dass sich die Mikroben auch auf entfernte Körperstellen und auf nicht infizierte Wirte ausbreiten können. Auch andere Mikroben nutzen ähnlich ausgeklügelte Strategien zur Ausbreitung, wie das Tuberkulose-Bakterium, das direkt bestimmte Nervenzellen aktiviert, um einen Husten auszulösen und sich so leichter von einem Wirt zum anderen zu übertragen.

Liwen Deng et al.
S. aureus drives itch and scratch-induced skin damage through a V8 protease-PAR1 axis
Cell 11/2023

Melanom manchmal „überdiagnostiziert“?

Dänische Wissenschaftler fanden heraus, dass manche Melanome, die mithilfe einer Biopsie diagnostiziert wurden, möglicherweise im Laufe des weiteren Lebens keine Komplikationen verursachen würden. Immer wieder tritt daher eine Diskussion um den Nutzen von Screeningprogrammen in den Vordergrund.

Eine jährliche Zunahme der neu diagnostizierten Melanome zwischen 0,39 und 6,6 % wurde in 29 Studien untersucht, während die Sterblichkeit nicht oder nur geringfügig anstieg. Die Zunahme der Anzahl an Neuerkrankungen könnte unter anderem auf das Hautkrebs-Screening zurückgehen, denn bei den gefundenen Tumoren handele es sich vor allem um gering anwachsende Melanome oder um sogenannte „In-situ“-Melanome, also solche, die sich noch nicht über ihren Entstehungsort hinaus ausgebreitet haben.

Drei Studien haben gezeigt, dass das Ausmaß der Überdiagnosen zwischen 29 und 60 % liegt. Die Autoren betonen, dass mehr randomisierte kontrollierte Studien zu dem Thema gebraucht werden, um eine bessere Beweislage zu schaffen. Außerdem raten sie den behandelnden Ärzten, die Möglichkeit und die Folgen einer Überdiagnostik grundsätzlich zu bedenken, wenn sie eine Biopsie veranlassen.

Bjørch M.F. et al.
Overdiagnosis in malignant melanoma: a scoping review
BMJ Evid Based Med 1/2024

Erhöhtes Hautkrebsrisiko im Flugzeug?

Immer wieder wird diskutiert, wie schädlich häufiges Reisen mit dem Flugzeug für die Hautgesundheit – insbesondere für das Hautkrebsrisiko – ist. Ein dänisches Forscherteam ging aktuell erneut dieser Frage nach und führte entsprechende Untersuchungen und Datenanalysen bei Mitarbeitern des dänischen Militärs durch.

Die Gruppe der Studienteilnehmer umfasste 1.325 Männer, von denen 199 von Hautkrebs betroffen waren. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass es durchaus einen Zusammenhang zwischen dem Aufenthalt in einem fliegenden Flugzeug und der Bildung eines Melanoms gibt. Nach näherem Hinschauen zeigt sich jedoch, dass es dabei jedoch vor allem darauf ankommt, wo man sich im Flugzeug aufhält und wie häufig man fliegt.

Im Ergebnis zeigte sich, dass lediglich Piloten häufiger von Hautkrebs betroffen zu sein scheinen. Das gelegentliche Reisen in der Luft erhöht für Flugpassagiere offensichtlich das Hautkrebsrisiko nicht.
Zurückzuführen sei dies wohl darauf, dass es im Cockpit zu einer erhöhten Belastung durch kosmische Strahlen und UVA-Strahlung kommt, die weiter hinten im Flugzeug nicht so hoch ausfällt.

Außerdem kommt es laut Aussage der Studienverantwortlichen darauf an, wie häufig und wie lange die Piloten fliegen. Denn mit jedem Jahr ihrer Berufstätigkeit erhöht sich das Risiko einer Hautkrebserkrankung um 7 %, so die Auswertung. Wie häufig sich die Piloten in ihrer Freizeit und somit außerhalb eines Flugzeuges der UV-Strahlung aussetzen sowie weitere Lebenseinflüsse wie beispielsweise Bildung und Schulabschluss scheinen keinen nennenswerten Einfluss auf diese negative Auswirkung zu haben.

Pedersen, J.E. et al.
Incident skin melanoma in Danish male military pilots: a nested case–control study
J. Occup Environ Med 9/2023

Hypersensible Atemwege = Hypersensible Haut?

Beschwerden mit der Haut und chronische Atemwegsbeschwerden scheinen häufig im Doppelpack aufzutreten. Wenn die Haut juckt und kribbelt, dann klagen die Betroffenen nicht selten auch über chronischen Husten. Wie eine aktuelle Studie belegt, gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen gesundheitlichen Unannehmlichkeiten, die bekanntermaßen in der Gesellschaft zunehmen.

Laut dem Ergebnis einer Befragung von über 8.000 erwachsenen Menschen in Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland haben es mittlerweile 10 % der Bevölkerung mit chronischem Husten zu tun und sogar 20 % berichten über dauerhaften Juckreiz auf der Haut. Beide gesundheitlichen Beeinträchtigungen  gehören damit zu den zehn häufigsten chronischen Erkrankungen.  

Bei näherer Auswertung der Daten zeigte sich, dass Betroffene eines chronischen Hustens bis zu achtmal häufiger auch über schmerzende, empfindliche Haut und damit verbundenem Juckreiz berichteten. Das könnte laut Aussagen der Studienverantwortlichen einerseits auf allergische Reaktionen zurückzuführen sein, wie dies im Rahmen der bekannten atopischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma, Nesselsucht oder einer atopischen Dermatitis der Fall ist.

Andererseits besteht bei vielen Betroffenen der Zusammenhang auch dann, wenn das Vorhandensein entsprechender Erkrankungen ausgeschlossen wurde. Demnach müssen also auf anderen zellulären Ebenen bestimmte Abläufe bestehen, die sich sowohl auf die Empfindlichkeit der Atemwege als auf die des Hautorgans auswirken.

Ein weiterer Grund für das häufig gekoppelte Auftreten von hypersensiblen Atemwegen und einer hypersensiblen Haut könnte aber auch durch die zunehmend belastenden Umweltfaktoren begründet sein, so die Studienverantwortlichen. Fest steht jedoch, dass beide Beschwerden mit höherem Alter abnehmen.

Ficheux A-S et al.
Chronic cough, itch, skin pain and other unpleasant skin sensations are frequently associated: Results from survey on 8077 individuals
J Eur Acad Dermatol Venerol 9/2023

Hautkrankheiten sind vielen Betroffenen peinlich

88 % der Menschen mit einer Hauterkrankung schämen sich dafür. Ob Akne, Urtikaria (Nesselsucht), atopische Dermatitis, Psoriasis (Schuppenflechte), Hautkrebs, Haarausfall oder aber auch sexuell übertragene Krankheiten – die meisten Betroffenen fühlen sich laut Ergebnis einer Studie eindeutig stigmatisiert und entsprechend unsicher.

Über 19.000 Erwachsene nahmen an der Befragung teil. Sie gaben an, sowohl im Privat- als auch im Berufsleben entsprechend nicht nur physisch, sondern auch psychisch an ihrer Hauterkrankung zu leiden. Bei einem Viertel von ihnen hatte dies bereits zu einem Berufswechsel geführt. Vor allem eine Akne sowie eine Nesselsucht, die sogenannte Urtikaria, scheinen die Betroffenen besonders peinlich zu berühren.

Dementsprechend betonten bis zu 50 % der Befragten, dass sich ihre Lebensqualität aufgrund ihrer Hauterkrankung beeinträchtigt habe. Außerdem beklagte etwa die Hälfte die daraus resultierenden Schlafstörungen. Fast 15 % gaben an, entsprechende Zurückweisung erfahren zu haben und über 19 % berichteten, dass sie aufgrund ihres erkrankten Hautbildes von ihren Mitmenschen verabscheut wurden. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich häufig auch Ängste oder Depressionen bei den Betroffenen eingeschlichen hatten.

Die Studienverantwortlichen betonen vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse, dass es besonders wichtig sei, die Betroffenen einer Hauterkrankung ergänzend zu den gängigen therapeutischen Maßnahmen auch aus psychischer Sicht zu unterstützen und entsprechend zu stärken.

Gisonid, P. et al.
Quality of life and stigmatization in people with skin diseases in Europe: A large survey from the ‘burden of skin diseases’ EADV project
J Eur Acad Dermatol Venereol. 10/2023

Die Weißfleckenkrankheit – möglichst früh handeln

Etwa 670.000 Menschen hierzulande sind von der sogenannten Vitiligo-Erkrankung betroffen. Erkennen lässt sie sich durch die weißen Flecken, die entweder vereinzelt oder großflächig auf der Haut auftreten. Bei den meisten Patienten tritt sie bis zum 30. Lebensjahr auf. Einen geschlechtsspezifischen Unterschied gibt es dabei jedoch nicht.

Der Beginn der Erkrankung wird oftmals nicht erkannt. Häufig fallen die weißen Flecken erstmalig im Sommer auf, wenn der Kontrast zur sonnengebräunten Haut größer wird. Der individuelle Krankheitsverlauf ist sehr unterschiedlich. Es lässt sich beim einzelnen Patienten nicht vorhersagen, ob es zu einer Zunahme der hellen Hautflecken kommt oder ob sie flächenmäßig konstant bleiben.

Wie der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) berichtet, leiden die Betroffenen dieser chronisch auftretenden Autoimmunerkrankung sehr, dennoch suchen sie noch zu selten ärztliche Beratung auf. Was viele nicht wissen ist, dass eine frühzeitige Behandlung das Fortschreiten der Weißfleckenkrankheit aufhalten kann. Solange die verantwortlichen Hautzellen noch nicht depigmentiert sind, also ihren natürlichen Hautfarbstoff Melatonin verloren haben, ist eine Erfolg versprechende Therapie möglich. Das sollte den Betroffenen ein wichtiger Anreiz sein, einen entsprechenden Facharzt aufzusuchen, so die Aussage des BVDD.

Neue Ansätze zur Behandlung der Weißfleckenkrankheit
Pressemitteilung 9/2023

Erhöhte Nachfrage nach Schönheitsoperationen durch Social Media

Immer mehr junge Menschen, insbesondere die Frauen, haben eine verzerrte Selbstwahrnehmung von ihrem Körper und eifern oftmals unerreichbaren Schönheitsidealen nach. Die Vorgaben und Vorbilder dafür finden sie zuhauf in den sozialen Medien.

Australische Wissenschaftler haben untersucht, welchen genauen Einfluss Instagram, TikTok & Co. auf die Akzeptanz oder die Verurteilung des eigenen Körpers der Userinnen nehmen. In  Australien ist die Nutzung von Social Media besonders hoch. Dazu untersuchten und befragten die Forscher 238 Frauen zwischen 18 und 29 Jahren, um unter anderem Informationen über deren Konsum von sozialen Medien, über die Wahrnehmung ihres eigenen Körpers und über ihr Bedürfnis nach Schönheitsoperationen zu erhalten.

Im Ergebnis zeigte sich, dass Facebook und Instagram vor TikTok die am häufigsten genutzten Plattformen sind und 16 % derer Userinnen bereits operative Veränderungen an ihrem Äußeren vorgenommen hatten. Über 50 % verkündete großes Interesse an entsprechenden ästhetischen Eingriffen. Lediglich 31 % schloss derartige Schönheitsoperationen grundsätzlich aus. Es versteht sich von selbst, dass denjenigen, deren Selbstwahrnehmung eher negativ belastet war, eine höhere Bereitschaft zu chirurgischen Eingriffen zeigten als die selbstbewussten und selbstzufriedenen Frauen.

Die Studie bestätigt zudem, dass der Ruf nach Schönheitsoperationen seitens der jungen Frauen umso lauter war, je mehr sie sich in den sozialen Medien aufhielten. Sie kommt jedoch auch zu dem Schluss, dass lediglich höchstens 40 % glücklich waren über das ästhetische Ergebnis nach der Operation. Dennoch ist der Trend solcher Schönheitsoperationen stark ansteigend: Lag die Zahl der ästhetischen Eingriffe im Jahr 2010 noch bei nahezu 117.000, so hatte sie sich bis 2018 auf 225.000, also auf das Doppelte etwa, erhöht.

Conboy, L. et al.
Social Networking Site Use, Self-Compassion, and Attitudes Towards Cosmetic Surgery in Young Australian Women
Journal of Technology in Behavioral Science 8/2023

Kennzeichnung von geschönten Internetportraits gefordert

Wie der Bundesverband der AOK warnt, wirken sich die oftmals gefälschten Bilder vieler Models im Internet nicht nur auf die erwachsenen User nachteilig aus. Vor allem Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 14 und 19 Jahren wird über diese Plattformen ein verzerrtes, ungesundes Schönheitsideal zugespielt, was deren Selbstwahrnehmung belastet. Laut einer Befragung sehen viele Heranwachsende ihr Selbstbild besonders kritisch, indem sie zunehmend Vergleiche mit den Bildern im Internet aufstellen. Dieser besorgniserregende Prozess findet bereits bei den 14-Jährigen statt.

Im Rahmen der Befragung wurden der Hälfte der jungen Studienteilnehmer vorab Fotos von gutaussehenden Internetmodells vorgelegt. Es zeigte sich dann, dass lediglich 16 % dieser Gruppe Zufriedenheit bezüglich ihres Aussehens bekundeten, während es in der Kontrollgruppe 38 % waren.

Weiterhin stellte sich heraus, dass nahezu alle jungen Nutzer von sozialen Medien ihre eigenen Fotos mittels Schönheits-Filter oder anderen Programmen nachbearbeiten, um sie attraktiver wirken zu lassen. Als Folge kommt es verständlicherweise zu einer gestörten Selbstwahrnehmung, aber auch zu erheblichem Neid, was die jungen Menschen erheblich belastet. Viele der heranwachsenden Mädchen fühlen sich außerdem zu dick. 38 % der männlichen, jungen Erwachsenen haben den Eindruck, sie seien zu dünn und zu wenig muskulös. Nach Messung von Körpergröße, Gewicht und Muskelmasse konnte diese Annahme jedoch nur bei 8 % bestätigt werden!

Vor dem Hintergrund des verzerrten Selbstbildes fordert die AOK, dass entsprechend aufgehübschte und retuschierte Fotos gekennzeichnet werden müssten und möglichst kurzfristig ein rechtlicher Rahmen dafür geschaffen werden müsse. Das sollte eine bedeutende Maßnahme sein, um bei den jungen Leuten eine realistische und unverzerrte Basis für einen selbstbewussten Umgang in und mit den sozialen Netzwerken zu schaffen.

AOK fordert Kennzeich­nungspflicht für geschönte Internetbilder
Ärzteblatt 7/2023

Handhygiene – auch ohne Desinfektionsmittel ausreichend?!

Jetzt zur Erkältungszeit, wo die Ansteckungsgefahr mit Erkrankungserregern wieder zunimmt, sollten wir unbedingt mehr auf das gründliche Reinigen der Hände achten. Nicht auch zuletzt vor dem Hintergrund, dass uns in letzter Zeit wieder etwas häufiger die Coronaviren umgeben. Vor diesem Hintergrund stellt sich vielen Menschen die Frage, ob die Handhygiene im Alltag unbedingt mit einem alkoholhaltigen Desinfektionsmittel erfolgen sollte oder ob nicht auch Wasser und Seife ausreichen?

Forscher aus Norwegen haben nun herausgefunden, dass man auf das alltägliche Desinfizieren der Hände durchaus verzichten kann, wenn man sich gründlich die Hände wäscht. Offensichtlich entfernt das Händewaschen die Anzahl von Streptokokken und anderer Keime sogar effektiver als das Desinfizieren.

Um herauszufinden, welchen unmittelbaren Effekt beide Reinigungsschritte auf das Vorkommen von Keimen und auf die Gesamtheit aller Bakterien und Viren (Mikrobiom) unserer Hand-Hautoberfläche haben, führten die Forscher entsprechende Untersuchungen durch. Die Studienteilnehmer reinigten ihre Hände entweder mit Wasser und Seife oder mittels alkoholischen Desinfektionsmittels. Jeweils im Anschluss wurden Abstriche von Handrücken und Ellenbeuge genommen, um das Mikrobiom näher zu bestimmen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Bakterienflora effektiver durch das Händewaschen reduzieren ließ als durch die Desinfektion. Die Anzahl der Krankheitserreger ließ sich durch den mechanischen Abrieb der Hautoberfläche mittels Wasser und Seife besser herabsetzen. Das Desinfizieren hingegen nahm weitaus weniger Einfluss auf die Anzahl und die Artenvielfalt der Keime.

Vindenes, H. et al.
The impact of alcohol-based hand sanitiser and hand washing with soap and water on bacterial skin microbiota composition
JEADV Clin Pract 7/2023

Schwarzer Hautkrebs bei Kindern

Auch wenn bislang die Diagnose von schwarzem Hautkrebs bei Kindern eher selten gestellt wird und es sich bei 100 Krebsdiagnosen in durchschnittlich einem Fall um ein Melanom handelt, sollte man diese bösartige Erkrankung in den jungen Lebensjahren nicht vernachlässigen. Bislang sind eher wenige wissenschaftliche Informationen zur Diagnostik und zum Krankheitsverlauf von schwarzem Hautkrebs bei Kindern und Jugendlichen bekannt.

Aus diesem Grunde hat ein Forscherteam des Charité Comprehansive Cancer Centers die Fallberichte und entsprechenden gesundheitlichen Daten von über 1.000 jungen Hautkrebs-Patienten näher analysiert, um unter anderem mehr zu erfahren über das Fortschreiten und die damit verbundene Sterberate der Erkrankung.

Die Auswertung ergab, dass sich ein Melanom in den meisten Fällen bei den jungen Menschen in der Nähe oder in einem Muttermal gebildet hatte. Dabei handelt es sich um das sogenannte „naevus assoziierte Melanom“. In vielen Fällen ist es eine angeborene Variante, die also bereits bei der Geburt vorhanden ist. Häufig breitet es sich etwa ab dem 10. Lebensjahr langsam horizontal eher flächig aus, bevor es dann teilweise sehr plötzlich vertikal in die Tiefe wächst.

Eine weitere, sehr aggressive Form eines Melanoms bildet sich in noch früheren Lebensjahren aus. Es handelt sich dabei um knotige Melanome, die schneller in die Tiefe der Haut gehen. Angaben zu den damit verbundenen Schmerzen gibt es bislang wenig. Bedauerlicherweise erfolgt die Diagnose eines Melanoms bei den Heranwachsenden häufig sehr spät.

Der Krankheitsverlauf ist dann bereits weiter fortgeschritten. In jedem dritten Fall haben sich schon nach durchschnittlich einem Jahr Metastasen im Lymphknoten sowie in anderen fern gelegenen Organen angesiedelt, was die Sterblichkeitsrate entsprechend erhöht. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass vor diesem Hintergrund zukünftig mehr Augenmerk auf die Früherkennung von Hautkrebs auch bei Kindern und Jugendlichen gelegt werden müsse.

Pampena, R. et al.
Melanoma in children: A systematic review and individual patient meta-analysis
J Eur Acad Dermatol Venereol 5/2023

„BodyPositivity“

Die sozialen Medien forcieren bekanntermaßen die Art und Weise, wie die Nutzer ihren Körper wahrnehmen und akzeptieren. Instagram, TikTok und Co. definieren Schönheitsideale und lenken viele junge Menschen leider oftmals in ungesunde Bahnen, um einen vermeintlich schlanken Körper und ein attraktives Aussehen zu erzielen. Um diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken, hat sich eine Gegenbewegung entwickelt, die sich in den sozialen Medien auf körperpositive Inhalte konzentriert und mit der Bezeichnung „BodyPositivity“ (BoPo) bereits einen aussagekräftigen Namen erhalten hat.

Im Rahmen einer Studie der Universität Würzburg wurde untersucht, ob BoPo das Potenzial hat, dem unrealistischen Verständnis von körperlicher Attraktivität, so wie er in den sozialen Medien gepostet wird, entgegenzuwirken. Kann den vielen Nutzern eine entsprechend positive Einstellung zum eigenen Körper mit seinen individuellen Formen und Typen zurückgegeben werden, indem entsprechende körperpositive Inhalte gepostet werden?

Um diesbezüglich Antworten zu finden, wurden den Studienteilnehmerinnen zunächst Instagram-Posts mit BoPo-Inhalten oder sogenannten Fitspirations-Inhalten gezeigt. Bei den letzteren handelt es sich um Posts mit Ermutigung zur Gewichtsabnahme, um einen gesundheitsbewussten Lebensstil zu erzielen. Im Anschluss gaben die Frauen an, wie viel Körpergewicht für sie einem Idealgewicht gleichzusetzen sei.

Laut Ergebnis tragen die BodyPositivity-Beiträge eindeutig dazu bei, dass die Eckdaten zum Idealgewicht und zur idealen Körperform großzügiger ausfielen als nach dem Aufrufen der Fitspirations-Inhalte. Die Bandbreite eines Idealkörpers schien in der BoPo-Gruppe sehr viel größer zu sein. In einem weiteren Versuch konnte zudem aufgezeigt werden, dass die Art und Weise, wie das Gewicht von fremden Menschen eingeschätzt wird, eindeutig von den zuvor aufgerufenen Social-Media-Posts abhing.

Die Studienautoren kommen daher zu dem Schluss, dass körperpositive Inhalte, die eher auf das körpereigene Wohlbefinden als auf die Anzeige der Körperwaage und auf das Spiegelbild fokussiert sind, die Grundeinstellung zu den Schönheitsidealen stark beeinflussen können. Sie führen zu einer positiven Beeinflussung des Selbstwertgefühls und fördern auf diese Weise auch die Diversität. BodyPositivity-Inhalte sollten den jungen Menschen unbedingt vermehrt präsentiert werden, auch um die Fokussierung unserer Gesellschaft auf das Äußere eines jeden Menschen zu reduzieren.

Stein, J.-P. et al.
Recognizing the Beauty in Diversity: Exposure to Body-Positive Content on Social Media Broadens Women’s Concept of Ideal Body Weight.Advance.
Journal of Experimental Psychology 5/2023

Melanome häufiger im Doppel als angenommen

Als „synchrone Melanome“ bezeichnet man Melanome, die gleichzeitig oder innerhalb von drei Monaten nach der Sichtung eines Melanoms auftreten. Wie wichtig es also ist, nach einer entsprechenden Diagnose den ganzen Körper präzise nach möglichen weiteren Melanomen zu screenen, zeigt das Ergebnis einer Studie aus Spanien.

Bislang war man davon ausgegangen, dass es bei lediglich 0,5 % der Betroffenen zu synchronen Melanomen kommt. In einer großangelegten Untersuchung, die an 4.703 Patienten im Zeitraum der Jahre 2000 bis 2021 durchgeführt wurde, konnte bewiesen werden, dass diese Rate nicht mehr aktuell ist. Bei allen Studienteilnehmern wurde ein Melanom diagnostiziert und sie ließen sich innerhalb der darauffolgenden drei Monate dermatoskopisch auf mögliche weitere Melanome untersuchen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass bei 3,6 % der Teilnehmer auf diese Weise ein weiteres Melanom, also ein „synchrones Melanom“ entdeckt wurde. Die Rate lag also weitaus höher als bisher angenommen. Die Zweitmelanome hatten sich zu 53 % insbesondere im Bereich des Rumpfes und zu 19 % im Bereich der Unterbeine und Füße gebildet.

Weitere Beobachtungen kamen zu dem Schluss, dass Betroffene von synchronen Melanomen Jahre später häufiger weitere Hauttumore ausbildeten als solche Patienten, bei denen lediglich ein Melanom diagnostiziert worden war. Vor diesem Hintergrund sei es unbedingt empfehlenswert, auf eine explizite Krebsnachsorge zu achten.

Antúnez-Lay, A. et al.
Synchronous primary cutaneous melanomas: a descriptive study of their clinical features, histology, genetic background of the patients and clinical outcomes
J Eur Acad Dermatol Venerol 8/2022; 36: 2364-2372.

Locken – nicht nur schön, sondern auch bedeutend!

Menschen mit Locken sind nicht immer zufrieden mit ihrer manchmal widerspenstigen Haarpracht, doch aus gesundheitlicher Sicht scheint lockiges Haar einen gewissen Vorteil zu haben.
Zu diesem Ergebnis kommt eine US-amerikanische Studie, in der die genetische Veranlagung für lockiges Haar näher unter die Lupe genommen wurde.

Ursache für die Bildung von Locken ist eine spezielle Genvariante, die bestimmt, wie hoch der Anteil einer gewissen Hornsubstanz im Haar ist. Die Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass die Evolution sich hinter diesem Effekt einen ganz besonderen Nutzen versprochen hat. Offensichtlich nämlich lag der ursprüngliche Zweck der Lockenpracht darin, der empfindlichen Kopfhaut einen natürlichen Schutzmantel vor der Sonneneinstrahlung zu bieten, und dieses wiederum sollte eine bessere Entwicklung des Gehirns fördern.

Unser Gehirn ist sehr hitzeempfindlich. Es ist bekannt, dass sich unsere evolutionäre Entwicklung vor allem in afrikanischen Regionen nahe des Äquators ereignete, dort, wo die Sonneneinstrahlung sehr intensiv ist. Hinzu kommt, dass die meisten Afrikaner krauses, lockiges Haar haben, womöglich als Schutz vor der Sonne. In einem Modellversuch konnten die Wissenschaftler jetzt den Zusammenhang zwischen diesem evolutionären Phänomen belegen.

Sie zeigten auf, dass der Kühleffekt von lockigem Haar größer ist als bei glattem Haar. Auch der Wasserhaushalt infolge nassen Wettereinflusses oder eigens produzierten Schweißes funktioniert bei einer stark gewellten Haarpracht demnach besser. In der heutigen Zeit könnte man ebenso einen praktischen Nutzen aus diesem Ergebnis ziehen, indem man gegebenenfalls seine Frisur-Auswahl nicht nur nach ästhetischen Gründen vornimmt, sondern bei intensiver sonnenreicher Hitze das Haar eher auf dem Kopf locker hochsteckt oder sich beispielsweise nicht unbedingt für einen Kahlschnitt entscheidet.

Lasisi, T. et al.
Human scalp hair as a thermoregulatory adaptation, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.
PNAS 6/2023

Diabetischer Fuß – oft unzureichender Kenntnisstand der Betroffenen?!

Bei Diabetes-Patienten tritt zunehmend eine Komplikation am Fuß auf. Die Häufigkeit ist weltweit binnen weniger Jahre von 3 auf 23 % gestiegen. Mindestens jeder fünfte Diabetiker ist also mit dieser folgenschweren Erkrankung der Füße konfrontiert.

Bei einer Fußulzera handelt es sich um ein fortschreitendes Geschwür, welches sich zunächst als Schwiele zeigt. Durch eine Beeinträchtigung der Sensorik und Motorik der Nerven, die durch eine Diabetes-Erkrankung hervorgerufen werden kann, kommt es zur Veränderung des Fußes. Zunächst ist die Haut trocken, das Taubheitsgefühl am Fuß nimmt zu, Fußnägel sowie der gesamte Fuß deformieren sich mit der Zeit und auch das Infektionsrisiko ist erhöht.

Eine Studie aus Malaysia kommt zu dem Schluss, dass diese Komplikationen vermieden werden könnten, wenn die Betroffenen ausreichend informiert wären und dieses Wissen auch regelmäßig über eine geeignete Pflege zur Vorsorge anwenden würden. Erfolgen diese Maßnahmen nicht, so sei es in vielen Fällen unumgänglich, fortschreitend geschädigte Gliedmaßen zu amputieren. Die Studienverantwortlichen weisen ebenso darauf hin, dass bis zu 80 % einer diabetischen Fußulzera durch entsprechende Maßnahmen verhindert werden könnten.

Im Frühjahr 2021 wurden im Rahmen der Studie 483 stationär behandelte Diabetiker im Alter zwischen 49 und 59 Jahren bezüglich ihres Wissens rund um das Thema „diabetischer Fuß“ befragt, um beispielsweise deren Kenntnisstand zur Erkrankung allgemein oder bezüglich einer geeigneten Fußpflege zu ermitteln.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass nur etwa 3 % der Befragten gut über eine diabetische Fußulzera informiert waren. Fast 70 % hatten einen mittelmäßigen Kenntnisstand und 28 % verfügten über nahezu keinerlei Informationen zu dieser Erkrankung. Ähnlich lagen die Zahlen auch bezüglich der eigentlich notwendigen Vorsorgemaßnahmen: Bei etwa 30 % fanden diese schlichtweg nicht statt.

Es handelte sich dabei häufig um Menschen mit einem niedrigeren Bildungsstand und höherem Alter.
Die Studienautoren weisen darauf hin, dass es folglich besonders wichtig sei, das Wissen, die Einstellung sowie die Umsetzung von Vorsorge- und Behandlungsmaßnahmen einer diabetischen Fußulzera zu fördern, um den Betroffenen erfolgreich zu helfen.

Awaad, K. A. et al.
Cross-sectional study concerning the knowledge, attitude and practice of people with diabetes regarding the prevention of foot ulcers in a community.
Clinical Diabetes 6/2022; 40(3): 298-304.

Kontaktallergene in Kosmetika

Immer wieder treten kosmetische Produkte ins Visier der Behörden, weil sie allergieauslösende Inhaltsstoffe haben. In der Vergangenheit wurden unter anderem sogenannte Isothiazolinone aus den Produkten verbannt und durch alternative konservierende Zusätze ersetzt. Doch bezüglich ihrer Verträglichkeit ist man sich hier offensichtlich auch nicht immer ganz sicher, weil sich auch bei diesen Alternativen Allergiepotential entwickeln kann. So ist es beispielsweise bei dem alternativen Chlorphenesin, zu dem mittlerweile auch vermehrt über allergische Reaktionen berichtet wird.

Neben derartigen allergenen Zusätzen sind seit längerem auch bestimmte Inhaltsstoffe wie beispielsweise Acrylate aus gesundheitlicher Sicht bedenklich, weil sie auf der Haut oder den Nägeln aufgetragen oder in Zahnfüllungen eingesetzt werden. Dementsprechend schlagen Mediziner auch bei dem zunehmendem Wunsch nach künstlichen Fingernägeln Alarm, da die enthaltenen Acrylverbindungen Ausschlag und andere Unverträglichkeitsreaktionen verursachen können.

Derartige Verbindungen sind übrigens unter anderem auch in weichen Kontaktlinsen oder in dem Material für Zahnfüllungen enthalten. Bereits verbotene Inhaltsstoffe können auch auf Umwegen in ein Produkt oder in Kontakt mit der menschlichen Haut treten und erneut unerwünschte Irritationen auslösen. So beispielsweise das sogenannte Benzisothiazolinon, welches auch zukünftig weiterhin in der Verpackung von Kosmetika vorzufinden sein kann.

Entsprechende indirekte gesundheitliche Probleme trotz des Verbotes bestimmter allergener Stoffe in Kosmetika können außerdem auftreten, wenn entsprechende Inhaltsstoffe wie Octylisothiazolinon zwar aus den Kosmetika gestrichen wurden, sie aber dennoch über Schuhmaterial, über Sofabezüge oder über die Ledersitze im PKW mit der empfindlichen Haut in Kontakt kommen.

Um derartigen unerwünschten Nebenwirkungen in den Kosmetika entgegenzuwirken, werden die Listen zu unverträglichen Inhaltsstoffen regelmäßig aktualisiert und ergänzt.

Gallus, S.
Kontaktallergene – Gefahren lauern in Kosmetika, Medizindevices und Acrylnägeln
Medical Tribune 11/2022

Erhöhter UV-Schutz durch Weintrauben?

Sonnenmilch & Co stehen derzeit hoch im Kurs, wenn es darum geht, das Wetter mit den vielen Sonnenstunden ohne gesundheitliche Reue zu genießen. US-Wissenschaftler haben nun belegen können, dass Weintrauben aufgrund ihrer speziellen sekundären Pflanzenstoffe diesen UV-Schutz durch ihren Verzehr auch von innen heraus fördern könnten.

In Tierversuchen konnte ein entsprechender Zusammenhang bereits belegt werden. Im Rahmen einer Studie wurde auch menschlichen Studienteilnehmern eine tägliche Menge von etwa 380 g Weintrauben, was etwa drei Portionen täglich entspricht, verabreicht. Um es einfacher und etwas kontrollierter zu gestalten, erhielten die Probanden für die Dauer von 14 Tagen 72 g hoch konzentriertes Weintraubenpulver, das gleichzusetzen ist mit der genannten Menge an frischen Weintrauben.

Bei den Teilnehmern wurde indessen im gleichen Zeitraum wiederkehrend die Dosis an UV-Strahlung bestimmt, welche nach 24 Stunden zu einer sichtbaren Reaktion der Haut führte. Auf diese Weise erhielt man also einen Wert zur Empfindlichkeit der Haut auf UV-Strahlen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Empfindlichkeit der bestrahlten Hautpartien bei etwa 33 % der Studienteilnehmer deutlich reduziert hatte, nachdem sie 14 Tage lang die entsprechende Menge an Weintrauben beziehungsweise deren Pulver zu sich genommen hatten. Die Haut wurde folglich widerstandsfähiger und erhöhte damit gewissermaßen den natürlichen UV-Schutz.

Pezzuto, J. et al.
Short-Term Grape Consumption Diminishes UV-Induced Skin Erythema. Antioxidants,
Antioxidants 11/2022; 11(12): 2372.

Klimakrise erhöht die gesundheitliche Gefahr durch UV-Strahlung

Rekorde bezüglich der Sonnenscheinstunden und der Temperaturen führen dazu, dass sich die Menschen in den Sommermonaten zunehmend draußen aufhalten, um das schöne Wetter zu genießen. Auf diese Weise setzen sie sich zunehmend der UV-Strahlung aus. Das Risiko für UV-bedingte Krebserkrankungen der Haut steigt entsprechend an.

Aus diesem Grunde sollten sich jeder oder jede selbst durch geeignete Sonnenschutzmaßnahmen vor der zunehmenden UV-Strahlung schützen. Es muss aber auch ein wichtiges Anliegen der Politik sein, durch weitere Maßnahmen wie beispielsweise die Errichtung von Schattenplätzen in der Öffentlichkeit einen weitreichenden Schutz der Bevölkerung zu planen und anzubieten.

Entsprechende Strukturen sind seitens des Umweltministeriums und des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) bereits geplant. Nur in der Kombination der individuellen und der öffentlichen Maßnahmen könnte der ansteigenden Anzahl an Hautkrebserkrankungen entgegengesteuert werden, so die Aussage des BfS. Jährlich würde bei etwa 300.000 Menschen hierzulande eine Hautkrebsdiagnose gestellt. In den vergangenen 20 Jahren habe sich diese Zahl nahezu verdoppelt. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass ein Sonnenbrand die Gefahr für die gefährliche Form des Hautkrebses, nämlich der schwarzen Hautkrebsvariante, um 100 % ansteige.

Der Ruf nach mehr Schutz der Bevölkerung vor den gefährlichen Sonnenstrahlen scheint in vielen Kommunen noch nicht erhört worden zu sein. Denn auch wenn über 50 % der Bürgermeister die Wichtigkeit gezielter UV-Schutzmaßnahmen erkannt haben, haben bislang maximal 25 % geeignete UV-Schutzmaßnahmen in die Praxis umgesetzt. Dies geschah hauptsächlich in städtischen Regionen, unter anderem durch das Aufschlagen von Sonnensegeln an öffentlichen Plätzen oder durch das Pflanzen von schattenspendenden Bäumen.

Ein weiteres wichtiges Anliegen seitens der Politik müsse es sein, den Bürgern zu vermitteln, wie wichtig eine ausreichende und praxisnahe Kenntnis zum UV-Index ist. Sie müssten lernen, mit diesem wichtigen Indikator für die gefährliche UV-Strahlung umzugehen und entsprechend zu reagieren. Nach wie vor sind dabei Maßnahmen wie das Auftragen von Sonnenschutzcreme, das Meiden der Sonne zur Mittagszeit sowie das Tragen einer Sonnenbrille und schützender Kleidung unumgänglich.

dpa
Politik will Bürger besser vor Gefahr der UV-Strahlung schützen
Ärzteblatt 4/2023

Kosmetikmüll als großer Mitverursacher von Umwelt-Plastikproblematik

Wie kürzlich auf der 52. Tagung 2023 der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft berichtet wurde, tragen Kosmetika maßgeblich dazu bei, dass die Umwelt stark belastet wird. Zum einen sind es dabei die Verpackungen, in denen Cremes & Co angeboten werden. Durch den Abbau von derartigem Plastik wird ein hoher Anteil an Methan in unsere Atmosphäre freigesetzt, was den gefährlichen Treibhauseffekt gefährlich vorantreibt.

Zudem stecken im Plastik viele Inhaltsstoffe, die mit anderen Stoffen in der Umwelt möglicherweise krankheitsverursachende Verbindungen eingehen. Nicht ohne Grund steigt seit Jahren die Zahl von Erkrankungen wie Krebs, Übergewicht oder Störungen in der Fruchtbarkeit und Entwicklung von uns Menschen.

Vor diesem Hintergrund sei es unter anderem wichtig, dass auch bei den Produktproben, die in der Kosmetikbranche immer noch gern verteilt werden, ein Umdenken in Richtung weniger Verpackungsmüll erfolgen muss. Zum anderen sind es aber auch zahlreiche Kosmetik-Inhaltsstoffe wie beispielsweise Mikroplastik-Partikel, Vaseline, Paraffine oder UV-Filter, die nach Gebrauch unweigerlich beim Baden oder Duschen in den Kreislauf unseres Wassers und damit in unsere Umwelt gelangen.

Auch die Tiere leiden stark darunter und letztlich über die Nahrungskette auch wir Menschen. Eine Analyse von Blut- und Muttermilchproben aus dem Jahr 2022 ergab: Mindestens 80 % der Neugeborenen hatten bereits den Kunststoff PET (Polyethylenterephthalat) in ihrem Blut und in über
70 % der Muttermilchproben ließen sich Mikroplastik-Partikel nachweisen!

Zahlreiche Inhaltsstoffe in Kosmetika sind auf dem ersten Blick für uns Menschen besonders gut verträglich, da sie nicht allergieauslösend sind und zu einem angenehmen Hautgefühl beitragen. Entsprechend verwendete Silikone haben jedoch den Nachteil, dass sie eine nachhaltige Lebensweise keinesfalls unterstützen, weil ihr Abbau in der Natur kaum beziehungsweise nur langsam erfolgt. Bei einigen anderen Stoffen, die für die Kosmetik angewendet werden, gibt es weitere Probleme: Bereits bei ihrer Herstellung kommt es zur Entstehung von Begleitstoffen, die ebenfalls in die Umwelt geleitet werden, so etwa bei dem Weichmacher und Feuchthaltemittel Polyethylenglykol (PEG).

Erste umwelt- und damit auch gesundheitsverträgliche Alternativen, denen als Basis nicht Mineralöle, sondern nachwachsende Rohstoffe zugrundeliegen, stehen bereits zur Verfügung und könnten vermehrt eingesetzt werden. Auf der Suche nach alternativem Verpackungsmaterial für Kosmetika sieht die Industrie jedoch noch hohen Forschungsbedarf.

Weiß, M.
Vor allem Kosmetika müssen aufholen
Medical Tribune 5/2023

Ein Lächeln – so schön und so gesund!

Mit einem freundlichen Lächeln kann man gleich zwei positive Effekte für sich erzielen. Zum einen lässt es uns äußerlich erstrahlen und attraktiver aussehen. Zum anderen trägt es aber auch innerlich zur Gesundheit bei, was sich wiederum in unserer Ästhetik widerspiegelt.

Eine entsprechende vorteilhafte Wirkung des Lachens auf betroffene Personen einer Herzerkrankung lässt sich laut Aussage der Deutschen Herzstiftung e.V. wie folgt erklären. Durch das Lachen kommt es zur Erweiterung der Blutgefäße und Förderung der Atmung. Ein Humortraining wird daher nicht nur mithilfe von Clowns auf Kinderstationen genutzt, sondern beispielsweise auch bei Erwachsenen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Denn Gefäßerkrankungen basieren häufig auf einem zu hohen Blutdruck oder auf Dauersituationen wie Stress, die das Herz schneller schlagen lassen. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol werden in erhöhtem Maße freigesetzt.

An diesem Punkt kann die Humortherapie zum Einsatz kommen, um die Beschwerden zu verbessern. Im Rahmen einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass häufiges Lachen über einen mehrwöchigen Zeitraum dazu führt, dass weniger Adrenalin ausgeschüttet wird und damit auch der Cortisolspiegel herabgesetzt werden kann. Gleichzeitig wirkt das Lachen stressreduzierend, weil die glücklich machenden Hormone Endorphine und Serotonin vermehrt freigesetzt werden.

Mit diesem Wirkprinzip des Lachens konnten laut Studienergebnis Patienten von koronaren Herzerkrankungen erfolgreich therapiert werden. Beschwerden wie eine schmerzende Brust, die sich medikamentös nicht mehr behandeln ließen, nahmen durch ein von Psychologen angeleitetes Humortraining nachweislich ab. Auf diese Weise trug das regelmäßige Lachen über Umwege durch Einwirken auf den Hormonhaushalt zur besseren Lebensqualität der Patienten bei. In diesem Zusammenhang erhält das Sprichwort „Schönheit kommt von innen“ eine weitere wichtige Daseinsberechtigung.

Voss, M. et al.
Effect of humor training on stress, cheerfulness and depression in patients with coronary artery disease and refractory angina pectoris
Herz 12/2020; 45: 80-87.

Reinigung, Pflege und Sonnenschutz bei Rosazea

Bei der Volkskrankheit Rosazea handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die in der Regel das Gesicht betrifft. Neben einer angepassten Therapie und der Vermeidung individueller Triggerfaktoren ist es wichtig, auf eine gute Hautpflege und einen erfolgreichen Sonnenschutz zu achten. So wird laut Aussagen von Dermatologen geraten, auch die Routine bei der Hautpflege sowie die dabei verwendeten Produkte an die Erkrankung anzupassen.

Eine falsche Pflege mit ungeeigneten Kosmetikprodukten könne das Krankheitsgeschehen eindeutig nachteilig beeinflussen. Ein Grundprinzip für Rosazea-Patienten lautet daher, Artikel zu benutzen, die auf sensible und empfindliche Haut ausgerichtet sind. Mittlerweile werden ergänzend zahlreiche Kosmetika angeboten, die speziell auf die Hautbedürfnisse bei einer Rosazea-Erkrankung zugeschnitten sind.

Was die Art und Regelmäßigkeit der Hautpflege angeht, wird grundsätzlich für den Morgen und den Abend eine Reinigung und ein Cremen der Haut zum Schutz empfohlen. Morgens sollte außerdem unbedingt ein Sonnenschutzmittel aufgetragen werden. Die ohnehin irritierte Haut sollte nicht mit zu vielen Pflegeprodukten behandelt werden. Zum Waschen wird lauwarmes Wasser in Kombination mit einem ph-neutralen Reinigungsprodukt angeraten.

Sowohl während des Reinigens als auch beim anschließenden Abtrocknen sollten reibende Bewegungen auf der Haut vermieden werden, weil sie einen zusätzlichen störenden Reiz ausüben können. Bei Pflegeprodukten sollte auf Zusätze wie Alkohol, ätherische Öle sowie Zusatzstoffe zur Konservierung oder für einen besseren Duft verzichtet werden, weil sie unter anderem aufgrund ihrer durchblutungsfördernden Eigenschaften weitere unnötige Hautirritationen hervorrufen können.

In Sachen Lichtschutzfaktor sollte auf ein Produkt mit hohem Schutz geachtet werden, da die UV-Strahlung eine Rosazea-Erkrankung zusätzlich verstärken kann. Entsprechende Mittel sollten idealerweise arm an Lipiden sowie wasserlöslich sein. Auch bei einem MakeUp, das eher sparsam verwendet werden sollte, ist es ratsam, auf Produkte mit reizarmen Zusätzen zu achten. Für Männer gilt die ergänzende Empfehlung, möglichst auf eine Trockenrasur auszuweichen.

Clanner-Engelshofen, B.
Rosazea – Individuelle Therapie und Hautpflege
Deutsche Dermatologie 12/2022

Haarausfall als Spätfolge einer Covid-Erkrankung?

Zunehmend viele ehemalige Betroffene einer Coronainfektion klagen über zeitweiligen Haarverlust. US-Wissenschaftler versuchten im Rahmen einer Studie nähere Hintergrundinformationen zu diesem Zusammenhang zu erhalten. Dabei berücksichtigten sie die entsprechend gesammelten Daten von etwa 1.000 betroffenen Patienten, um zu ermitteln, von welcher Form des Haarausfalls dabei auszugehen ist und in welchem Zeitraum nach einer Covid-Erkrankung er auftritt.

Im Rahmen ihrer Übersichtsarbeit kamen die Forscher zu dem Schluss, dass es sich in den meisten Fällen nicht um einen akut entzündlich bedingten Haarausfall handelt, sondern der Haarverlust vor allem auf eine Störung des gesunden Haarzyklus und einer Schädigung der Haarfollikel zurückzuführen ist. In diesem Fall befinden sich mehr Haarfollikel als normal in der Ruhephase, wodurch der natürliche Haarwuchs gestört ist.

Bei den meisten Betroffenen trat dieses Symptom etwa ein bis drei Monate nach der Coronainfektion auf. Eine eindeutige Mehrheit von ihnen hatte einen eher schweren Corona-Erkrankungsverlauf und daher eine stationäre Behandlung hinter sich. Laut Aussage der Wissenschaftler stellt sich diese Art des Haarausfalls in der Regel nach spätestens einem halben Jahr wieder ein. Der Haarwuchs beginnt sich anschließend wieder zu normalisieren.

Abushukur, Y. et al.
A systematic review of hair loss as a consequence of COVID-19 infection
Int J Dermatology 12/2022

Wenn beim Tätowieren oder Piercen unhygienisch gearbeitet wird...

Immer wieder gibt es Fälle, die zeigen, wie wichtig es ist, dass die Instrumente, die in Tätowierungs- und Piercing-Studios benutzt werden, keimfrei sind. Als Beispiel wurde kürzlich in der medizinischen Presse ein Fall in Spanien zitiert, bei dem sich innerhalb von 14 Tagen mehrere Personen beim Tätowieren mit dem Mpox-Virus, auch bekannt als Affenpocken-Virus, infiziert haben.

Der Beginn der Infektionskrankheit war bei den Betroffenen zunächst an den frisch gestochenen Tätowierungen beziehungsweise Piercings erkennbar. Die daraufhin folgenden Untersuchungen des Gesundheitsamtes erbrachten den Nachweis entsprechender Viren auf den Studio-Instrumenten. Bei allen untersuchten Gegenständen konnte eine Kontamination mit dem Virus nachgewiesen werden. Das hatte zur Folge, dass sich über 35 % der Kunden, die das Studio im angrenzenden Zeitraum besucht hatten, ebenfalls mit dem Affenpocken-Virus infiziert hatten.

Etwa eine Woche nach ihrer Ansteckung mit dem Virus wurden erste Symptome wie eine spürbare Vergrößerung der Lymphknoten erkennbar. Etwa zwei Tage später zeigte sich die Erkrankung in Form von Hautausschlägen und vereinzelt durch Pusteln oder abgestorbenes Gewebe an den Stellen der Tattoos beziehungsweise Piercings. Diese Hautreaktionen zeigten sich später auch an vielen anderen Stellen des Körpers. Entsprechende Untersuchungen von Hautabstrichen sowie der in den Pusteln angesammelten Flüssigkeit zeigten, dass das Virus auch dort angekommen war.

Normalerweise heilt die Krankheit von alleine aus und gelegentlich sollten Begleiterscheinungen wie Fieber und Schmerzen medikamentös therapiert werden. Grundsätzlich wird vor diesem Hintergrund erneut darauf hingewiesen, dass derartige gesundheitliche Unannehmlichkeiten hätten verhindert werden können, wenn die Verantwortlichen sich an die gängigen Hygienemaßnahmen gehalten und eine regelmäßige Sterilisation aller beteiligten Gegenstände nach jeder Behandlung durchgeführt hätten.

MPXV Transmission at a Tattoo Parlor
N Engl J Med 1/2023; 388: 92-94.

Hautmarker lassen die Entwicklung einer Neurodermitis bei Säuglingen vorhersagen

20 % der Kinder sind im nordeuropäischen Raum von einer Atopischen Dermatitis beziehungsweise einer Neurodermitis betroffen, die sich vornehmlich in Form von unangenehm trockenen und juckenden Hautstellen mit entzündlichen Schüben äußert. Bei über 60 % von ihnen entwickelt sich die Hauterkrankung innerhalb der ersten zwei Lebensjahre.

Wissenschaftler aus Dänemark haben nun herausgefunden, dass sich anhand der Lipide auf der Hautoberfläche von Säuglingen die spätere Entwicklung einer Neurodermitis vorhersagen lässt. Dieses Ergebnis ist insofern bedeutungsvoll, als man auf derartige Funktionsstörungen in der natürlichen Hautbarriere der Säuglinge somit frühzeitig mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen reagieren könnte, um die Ausbildung dieser unangenehmen Hauterkrankung zu hemmen.

Im Rahmen der Studie wurden bei den Neugeborenen direkt nach der Geburt und im Verlauf der ersten zwölf Lebensmonate entsprechende Hautabstriche genommen und analysiert. Diese Untersuchungsergebnisse zur Hautbeschaffenheit wurden später in einen Vergleich gestellt. Auf diese Weise konnten sie Unterschiede ausfindig machen zwischen der Hautbarriere von solchen Babys, die im Laufe ihres jungen Lebens eine Neurodermitis entwickelten und von solchen, die nicht davon betroffen waren.

Die weiteren möglichen Einflussfaktoren einer Neurodermitis wie beispielsweise der Lebensstil der Eltern, der Verlauf der Schwangerschaft oder unter anderem der Einsatz von Weichmachern im Elternhaushalt wurde anhand von Fragebögen ermittelt und berücksichtigt. Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Zusammensetzung der Lipide auf der Haut maßgebend sind für eine Entwicklung einer Neurodermitis.

Liegt ein bestimmtes Verhältnis dieser Hautfette vor, so könne man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine spätere Neurodermitis-Betroffenheit vorhersagen, so die Wissenschaftler. Auf diese Weise könne also bereits innerhalb des ersten Lebensjahres erkannt werden, ob sich in den folgenden Kindheitsjahren eine Atopische Dermatitis manifestiert.

Rassmussen Rinov, M. et al.
Skin biomarkers predict development of atopic dermatitis in infancy
Allergy 9/2022

Jung aussehen und von einem geringeren Erkrankungsrisiko profitieren?

Eine interessante Aussage konnten kürzlich niederländische Wissenschaftler bezüglich altersbedingter Krankheiten machen. Sie stellten im Rahmen einer Studie fest, dass Menschen, die anhand Gesichtsfotografien jünger eingeschätzt wurden als sie tatsächlich waren, ein reduziertes Risiko für unterschiedliche altersbedingte Erkrankungen haben.

2.700 Teilnehmer im durchschnittlichen Alter von 66 Jahren ließen im Rahmen der Studie von einem Wissenschaftlerteam ihr tatsächliches Alter schätzen und mit dem chronologischen Alter vergleichen. Anschließend wurde das geschätzte Alter ins Verhältnis gestellt zu den bereits vorhandenen altersbedingten Krankheiten, von denen die Studienteilnehmer betroffen waren. Auf diese Weise erhoffte man sich, Auskunft darüber zu erhalten, ob ein jünger wirkendes Gesicht das Erkrankungsrisiko der betreffenden Person widerspiegeln könnte.

Im Ergebnis zeigte sich, dass Menschen, deren Alter um fünf Jahre jünger eingeschätzt wurde, von einem reduzierten Risiko für altersbedingte Erkrankungen profitieren. Im Speziellen war ihr Risiko für eine Osteoporose um fast 25 % herabgesetzt. Auch das Risiko für eine altersbedingte Lungenerkrankung, der COPD, sowie für die Augenerkrankung „Grauer Star“ und Hörverlust waren bei ihnen um etwa 15 % reduziert im Vergleich zu den Personen, deren Alter äußerlich nahezu korrekt beurteilt wurde. Die Wissenschaftler kamen ebenso zu dem Schluss, dass sich die jünger wirkenden Teilnehmer durch eine bessere Gedächtnisleistung auszeichneten.

Das Erscheinungsbild des Gesichts vermag also auch eine Aussage über den altersbedingten Gesundheitszustand der betroffenen Person machen zu können. Diesen individuellen Biomarker könnte man in der klinischen Diagnostik einfließen lassen, um Informationen über das Fortschreiten der natürlichen Zellalterung und möglicher Alterserkrankungen zu erhalten.

Mekic, E. et al.
Younger facial looks are associate with a lower likelihood of several age-related morbidities in the middle-aged to elderly
British Journal of Dermatology 1/2023; 188: 390-395.

Beeinflusst Botox auch die Stimmung?

Das Nervengift Botulinumtoxin, vielen bekannt als „Botox“, findet in der Beauty-Branche zunehmend seinen Einsatz. In niedriger Dosierung wird es fachärztlich in die gewünschten Hautpartien gespritzt und reduziert dort die Weiterleitung der Signale zwischen Nervenzellen und Muskulatur. Die Muskeln werden auf diese Weise regelrecht gelähmt und die aufliegende Hautoberfläche zeigt sich in einem glatteren Bild mit weniger Falten.

Untersuchungen zeigen, dass sich das Botox auch auf die Stimmung der betroffenen Person auswirkt. Das geschieht nicht nur, weil diese beim anschließenden Blick in den Spiegel in der Regel zufrieden mit dem veränderten äußeren Bild ist, sondern auch, weil sich die ab jetzt veränderte Mimik vorteilhaft auf die Gefühle und Emotionen auswirkt. Auf diese Weise werden auch indirekt regelmäßig positive Signale an das Gehirn gesendet und das Gemüt wird zusätzlich angeregt.

Vor diesem Hintergrund wurde aus fachlichen Kreisen bereits vereinzelt darauf hingewiesen, dass eine Botox-Injektion in der Stirnregion insbesondere depressiv belastete Patienten positiver stimmen könnte. Daher wird der Einsatz von Botox nicht nur für das Äußere diskutiert, sondern könnte seinen Einsatz unter anderem auch bei Menschen mit extremen Stimmungsschwankungen finden. Im Rahmen einer Studie konnte aufgezeigt werden, dass eine Botox-Injektion in die untere Stirnpartie zu einer Reduzierung von entsprechenden psychischen Störungen gekommen war.

Ergänzend muss jedoch erwähnt werden, dass eine Akupunktur-Behandlung zu ähnlichen Effekten führte. Um weitere Aussagen für die Möglichkeit des Einsatzes von Botox nicht nur gegen äußere Hautfalten, sondern auch für die innere Psyche zu erhalten, seien weitere Studien notwendig, so die Wissenschaftler.

Studie bestätigt die wichtige Rolle einer täglichen Körperlotion

Wir alle wissen, wie sinnvoll eine gute Hautpflege ist. Diese sollte mindestens aus einer täglichen Hautreinigung mit möglichst hautschonenden Reinigungsmitteln und einer anschließenden reichhaltigen Creme bestehen. Eine aktuelle Studie beweist wieder einmal die hohe Wirksamkeit dieser essentiellen Beauty-Maßnahmen und bestätigt, wie wichtig insbesondere das regelmäßige Auftragen einer Körperlotion für trockene, juckende und entsprechend gereizte Haut ist.

52 Betroffene mit entsprechend beanspruchter Haut nahmen an der Studie teil. Während des Beobachtungszeitraums von zwei Wochen reinigten alle ihre Haut täglich mit einem milden Waschgel und 39 von ihnen trugen zweimal pro Tag eine reichhaltige Körperlotion auf. Währenddessen wurde die Haut der Teilnehmer klinisch und visuell untersucht. Außerdem wurden die Studienteilnehmer bezüglich ihrer Lebensqualität befragt.

Im Ergebnis bestätigte sich, dass sich die Haut der täglich cremenden Gruppe nicht nur optisch und gemäß der klinischen Messwerte nachweislich verbesserte, sondern auch von den Teilnehmern selbst als sehr viel angenehmer bewertet wurde. Die trockenen und schuppenden Hautstellen waren zurückgegangen und veranlassten damit ein gesteigertes Wohlbefinden der Betroffenen. 80 % der Studienteilnehmer stimmten zu, dass das tägliche Auftragen einer Körperlotion maßgebend sei, um trockener Haut vorzubeugen und die allgemeine Hautoberfläche beziehungsweise das gesamte Hautbild zu verbessern.

Sooyoung, K. et al.
A consistent skin care regimen leads to objective and subjective improvements in dry human skin: investigator-blinded randomized clinical trial
J Dermatolog Treat . 2/2022; 33(1): 300-305.

Sonnencreme und Make-up – gutes Sonnenschutz-Duo

Die Haut ist zum Schutz vor UV-Licht auf das Auftragen von Sonnenmilch angewiesen. Leider werden die Empfehlungen, diese ausreichend und wiederholend aufzutragen, nur von wenigen Menschen effektiv umgesetzt. Viele gewährleisten ihrer Haut daher nicht den tatsächlichen UV-Schutz, so wie er auf der Verpackung ausgewiesen ist. Zudem werden gerne wichtige Hautpartien beim Eincremen vielleicht auch unbewusst nicht bedacht. Hinzu kommt, dass vor allem im Gesicht häufig viele andere Kosmetika wie etwa Make-up zum Einsatz kommen und auf die Sonnencreme dann gerne verzichtet wird.

Im Rahmen einer Studie wurde nun untersucht, ob beziehungsweise wie sich das Auftragen von Sonnencreme und Make-up kombinieren lassen und ob sich diese Kosmetika hinsichtlich ihres Lichtschutzfaktors erfolgreich kombinieren lassen. Für die Untersuchungen wurden unterschiedliche Make-up-Produkte mit Lichtschutzfaktor einbezogen: eine Cushion Foundation (LSF 50), eine Liquid Foundation (LSF 15) sowie ein Kompaktpuder (LSF 15). Die Wissenschaftler bestimmten den effektiven Lichtschutzfaktor von einzelnen Sonnencremes sowie denjenigen nach dem Auftragen von Sonnencreme kombiniert mit jeweils einem der genannten Make-up-Produkte.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass der Sonnenschutz am höchsten ist, wenn eine Sonnencreme mit einem Make-up, das ebenfalls einen Lichtschutzfaktor bietet, kombiniert wird. Bewertet man die Wirksamkeit der Produkte hingegen einzeln, so erzielt man mit der üblicherweise aufgetragenen Menge wohl nicht einen so hohen Lichtschutzfaktor wie die Kombination beider Produkte. Für diejenigen Verbraucher, die in der Regel zulasten einer Sonnencreme gerne auch ein Make-up mit Lichtschutzfaktor auftragen, weisen die Wissenschaftler also darauf hin, dass ihre Haut am besten geschützt wäre, wenn sie ihr Kosmetikprodukt zusammen mit einer Sonnencreme anwenden würden.

Min, A.K. et al.
Layering sunscreen with facial makeup enhances its sun protection factor under real-use conditions
Skin Research Technol 9/2021; 27(5): 751-757.

Hornhautentzündung durch Kontaktlinsen

Mehrere Millionen Deutsche sind Träger von Kontaktlinsen. In den meisten Fällen sind es ästhetische Gründe, weshalb sie sich für die Linsen entscheiden. Doch laut einer groß angelegten Analyse scheinen diese kleinen Sehhilfen bei 23 bis 94 % zu Unannehmlichkeiten und Problemen mit den Augen zu führen. Wird beispielsweise eher oberflächlich mit der notwendigen Hygiene umgegangen, so ist das Risiko groß, dass es zu Infektionen der Hornhaut kommt. Betroffene klagen über unangenehme Beschwerden und riskieren bei einer dauerhaften Entzündung eine Minderung der Sehleistung. Vielen Kontaktlinsenträgern ist diese Möglichkeit einer Infektion und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken nicht bewusst.

Ist es bei Kontaktlinsenträgern zu einer Hornhautentzündung gekommen, so wird sie bei 90 % der Fälle durch Bakterien verursacht und seltener durch Akanthamöben oder Pilze. Die Erreger befinden sich auf den hygienisch nicht gereinigten Kontaktlinsen und werden mit ihnen auf die Oberfläche der Augen übertragen. Werden sie nicht ausreichend mit der Tränenflüssigkeit weggewischt, so besteht die Gefahr, dass sie in das Gewebe der Hornhaut eindringen. Bei bis zu 65 % einer neu aufgetretenen Diagnose einer Hornhautentzündung liegt die Ursache in der mangelhaften Hygiene der Kontaktlinsen, so ein weiteres Ergebnis der wissenschaftlichen Nachforschungen.

Um dieses Erkrankungsrisiko zu reduzieren, sollten Anwender von insbesondere weichen Kontaktlinsen dringend auf einen sachgerechten Umgang und ausreichende Hygiene achten. Diesem Anspruch kommen jedoch nur wenige Kontaktlinsenträger nach, denn lediglich 1 % von 1.000 befragten Betroffenen teilte in einer Umfrage mit, dass sie die vorgegebenen Hygienemaßnahmen befolgten. Die Hälfte der Befragten trugen die Linsen auch gelegentlich über Nacht.

Etwa ebenso viele erneuerten die Desinfektionslösung nicht regelmäßig, sondern füllten sie nur auf. Ein gelegentliches Austauschen der Linsen und der Behälter zur Aufbewahrung wird ebenfalls empfohlen, aber auch daran halten sich mindestens 50 % nicht. Über 60 % tragen die Kontaktlinsen während des Schwimmens oder unter der Dusche, wovon aus hygienischer Sicht ebenfalls abgeraten wird. Außerdem scheinen 35 % der Träger ihre Kontaktlinsen lediglich unter Leitungswasser zu reinigen, statt passende Reinigungsmittel zu nutzen.

Seitens der Mediziner wird also dringend empfohlen, sorgfältiger und hygienebewusster mit den Kontaktlinsen umzugehen, um die unangenehmen und möglicherweise nachhaltigen Folgen einer Bindehautentzündung zu vermeiden.

Meier, P. et al.
Contact-lens-associated keratitis – an often underestimated risk.
Dtsch Arztebl Int 10/2022; 119: 669-74.

Weiß-gelbe Finger – nicht unbedingt ein Hautproblem

Wenn es kalt ist, zeigen sich bei vielen Menschen Verfärbungen an der Hand. Die Finger haben eine unschöne gelb-weiße Farbe, weshalb dieses Phänomen umgangssprachlich auch „Weißfingerkrankheit“ oder Leichenfinger“ genannt wird. Hinzu kommt in vielen Fällen noch ein Taubheitsgefühl, was darauf hindeutet, dass dieses Hautbild nicht auf eine Erkrankung der Haut, sondern auf eine vorübergehende Durchblutungsstörung zurückzuführen ist.

Es handelt sich um das sogenannte „Raynaud-Syndrom“, bei dem ein Kältereiz veranlasst, dass sich die Blutgefäße in den Fingern oder an den Fußzehen verkrampfen. Die Durchblutung ist in diesem Falle gestört, was sich zum einen durch das blasse Aussehen und zum anderen aber auch durch ein schmerzendes Pochen oder ein taubes Gefühl bemerkbar macht. Nach dem verursachenden Aufenthalt in der Kälte dauert es bis zu einer Stunde, bis sich die zusammengezogenen Blutgefäße wieder ausdehnen und Hände und Füße entsprechend ausreichend durchblutet werden.

Ein primäres Raynaud-Syndrom begleitet die Betroffenen, obwohl keine andere Erkrankung als Auslöser vorangegangen ist. Beim sekundären Raynaud-Syndrom hingegen, von dem eher Frauen betroffen sind, handelt es sich um die Folge einer anderen Erkrankung wie zum Beispiel Rheuma oder Autoimmunerkrankungen. Dem Raynaud-Syndrom lässt sich vorbeugen, indem bei Kälte lieber Faust- statt Fingerhandschuhe getragen werden. Hierzu gibt die „Deutsche Gesellschaft für Angiologie“ den erklärenden Hinweis, dass auf diese Weise eine bessere gegenseitige Aufwärmung der Finger erfolgen kann.

Auch wenn die dünneren Fingerhandschuhe manchmal vielleicht optisch schöner wirken, sollten Fäustlinge aus winddichtem und wasserfestem Material vorgezogen werden. Die gleiche Empfehlung gilt für Socken: wärmendes Material wie Wolle und Cashmere statt Kunstfasern, das nicht zu dick ist und dem Fuß im robusten Schuh noch ausreichend Platz lässt.

Als vorbeugende Trainingsmaßnahmen für die Gefäßmuskulatur empfiehlt es sich, Händen und Füßen regelmäßige Wechselduschen zu gönnen. Die Temperaturschwankungen sollten jedoch nicht zu groß sein, um eben die verkrampfende Reaktion zu vermeiden.

Die Durchblutungsstörung Raynaud-Phänomen
DGA-Ratgeber 12/2022

Herpes und Gürtelrose - gefährliches Doppel?

Es gibt manche Viren, die machen sich vornehmlich äußerlich unangenehm bemerkbar. So das Herpes-Virus und das Virus, welches eine Gürtelrose oder die Windpocken verursacht, die sich optisch schnell durch Rötungen, Entzündungen und Hautbläschen erkennbar machen. Doch auch, wenn man die Folgen auf der Haut nicht mehr sieht, so bleiben die Viren nach der jeweiligen Krankheit dem Körper lebenslang erhalten, indem sie sich eher unentdeckt in den Nervenzellen aufhalten.

Wissenschaftler aus Großbritannien haben nun belegen können, dass dieses Ruhen der beiden Virusarten in den Nervenzellen – unter anderem auch im Gehirn – das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung erhöhen kann. Denn wenn Nervenzellen mit einem ruhenden Herpes-Virus durch eine erneute Infektion mit dem Gürtelrosen-Virus aktiviert werden, so kommt es im Gehirn zu Entzündungsprozessen.

Spezielle Eiweißverbindungen werden vermehrt angehäuft, ähnlich wie es auch bei einer Alzheimer-Erkrankung zu beobachten ist. In der Folge stellen sich neuronale Einbußen ein und die Leistungen des Gedächtnisses können dadurch dauerhaft beeinträchtigt werden. Die Kombination beider Viren kann folglich als Startschuss für eine Alzheimer-Erkrankung verstanden werden. Im Doppel scheinen das Herpes- und das Gürtelrose-Virus daher als möglicher Auslöser einer Alzheimer-Erkrankung sehr gefährlich zu sein.

Wichtig zu wissen jedoch ist es, dass eine entsprechende Viruslast nicht die einzige Ursache einer Alzheimer-Erkrankung ist, sondern ebenso viele weitere Risikofaktoren bestehen. Die Studienautoren weisen abschließend darauf hin, dass es nicht nur aus ästhetischen Gründen vorteilhaft sein könnte, sich gegen das Herpes-Virus impfen zu lassen, sondern es auch durchaus Vorteile hinsichtlich des Alzheimer-Risikos haben könnte.

Cairns, D.M. et al.
Potential Involvement of Varicella Zoster Virus in Alzheimer’s Disease via Reactivation of Quiescent Herpes Simplex Virus Type 1
Journal of Alzheimer’s Disease 19/2022; 88(3): 1189-1200.

Erhöhtes Gebärmutterkrebsrisiko durch chemische Haarglätter?

Viele Frauen eifern dem Schönheitsideal nach, glatte und glänzende Haare zu haben und greifen dafür zu unterschiedlichen Mitteln. Neben dem klassischen Glätteisen bietet sich in Ergänzung dazu auch der Einsatz von chemischen Mitteln an. Doch laut Ergebnis einer US-amerikanischen Studie verbergen sich hinter dieser künstlichen Methode gesundheitliche Risiken, denn wenn sie regelmäßig zum Einsatz kommt, scheint sich das Gebärmutterkrebsrisiko der Nutzerinnen erheblich zu erhöhen. Zurückzuführen ist diese kritische Nebenwirkung der chemischen Produkte auf enthaltene östrogenähnliche Substanzen, die sogenannten „endokrinen Desruptoren“.

Im Rahmen der Studie wurden fast 34.000 Frauen im Alter zwischen 35 und 74 Jahren für die Dauer von 11 Jahren begleitet. Es wurden Angaben zu den Lebensgewohnheiten, zur Verwendung von Haarpflegeprodukten sowie zum Gesundheitszustand gesammelt. 378 Studienteilnehmerinnen erhielten in dieser Zeit eine positive Diagnose auf Gebärmutterkrebs.

Nach näherer Auswertung der Daten zeigte sich, dass Frauen, bei denen es regelmäßig zum Einsatz der chemischen Haarglätter kam, das heißt häufiger als vier Anwendungen jährlich, ein etwa doppelt so hohes Risiko für diese Krebserkrankung entwickelten. Dass die Substanzen in den Haarglättern dafür verantwortlich gemacht werden können, zeigt der Umstand, dass andere Haarprodukte, die beispielsweise für eine Dauerwelle oder zum Färben eingesetzt werden, keine derartige Nebenwirkung hatten.

Es wird angenommen, dass die speziellen chemischen Substanzen über die Kopfhaut in den Organismus gelangen. Ein noch leichteres Spiel haben sie, wenn es bei der parallelen Anwendung des Glätteisens zu Verbrennungen der Kopfhaut kommt und die entsprechenden Läsionen einen einfachen Zugang dieser krebsfördernden Substanzen ermöglichen. Nach wie vor stellen zusätzlich aber auch weitere Einflussfaktoren wie beispielsweise Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität wichtige Risikofaktoren für Gebärmutterkrebs dar.

Chung, CJ. et al.
Use of Straighteners and Other Hair Products and Incident Uterine Cancer
JNCI 10/2022

Weshalb eine Fußmassage so gut tut

Zu einem guten Wellness- und Beauty-Programm gehört neben einer regelmäßigen Fußpflege auch eine gelegentliche Fußmassage. Denn das professionelle Handanlegen an unseren Füßen pflegt nicht nur und tut gut, sondern entfaltet viele wünschenswerte Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.

Massagen haben grundsätzlich eine wohltuende und therapeutische Wirkung. Dass das Kneten der Füße im Speziellen bei Symptomen wie Schlafstörungen und Angstgefühlen dienlich sind, zeigt eine Studie, die sich mit der Wirkung von regelmäßigen Fußmassagen auf Frauen im mittleren Alter befasst hat. Während die eine Gruppe jeden Tag eine Fußmassage erhielt, diente die zweite Gruppe als Kontrollgruppe ohne entsprechende Anwendung.

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die pflegenden Fußzuwendungen schnell bezahlt machten, denn die Teilnehmerinnen berichteten bereits nach den ersten Massagen, dass sich ihre Schlafqualität sowie der Umfang des Schlafes positiv entwickelte.

Schon nach den ersten Fußmassage-Einheiten zeigte sich die Wirkung: Bei allen Frauen erhöhte sich die Schlafqualität bzw. Schlafdauer nachweislich. Zudem fühlten sie sich weniger ermüdet und konnten vorhandene Angstgefühle auf diese Weise reduzieren. Vor allem für Frauen, bei denen sich diese typischen Wechseljahresbeschwerden häufig zeigten, scheint die Fußmassage eine willkommene und effektive Anwendung zu sein als Alternative zu medikamentösen Therapieansätzen.

Pflegende Fußmassagen bieten daher gerade für diese Zielgruppe nicht nur eine angenehme Beauty-Anwendung, sondern dienen als effektives Mittel gegen die typischen klimakterischen Beschwerden.

Gökbulut, N. et al.
The impact of foot massage given to postmenopausal women on anxiety, fatigue, and sleep: a randomized-controlled trial, Menopause
Menopause . 9/2020

Kinderhände häufig überstrapaziert

Nicht zuletzt die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, sich regelmäßig die Hände zu waschen. Die Spuren dieser Hygienemaßnahme jedoch lassen sich häufig erkennen in Form von rissiger und trockener Haut. Vor allem die empfindliche Kinderhaut leidet darunter, weshalb seitens der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) empfohlen wird, das Händewaschen auch ab und zu durch eine Handdesinfektion zu ersetzen.

Denn durch das häufige Händewaschen kommt es zur Beeinträchtigung der natürlichen Hautbarriere und Ausschlag sowie Ekzeme haben es folglich leichter, sich zu entwickeln. Untersuchungen diesbezüglich haben ergeben, dass es aufgrund des häufigen Händewaschens während der Pandemie zu einem Anstieg von Handekzemen bei Schülern um 50 % gekommen ist.

Für Kinderhände ist es daher besonders wichtig, diese nach einer Reinigung beziehungsweise nach einer Desinfektion mit einer Handcreme einzucremen, so die Aussage der Dermatologen.
Die Kinderhaut ist grundsätzlich anfälliger für allergische Erkrankungen und für Handekzeme, weshalb es wichtig ist, eine angepasste Handhygiene anzuwenden.

Wenn es also darum geht, die auf der Hautoberfläche lungernden Keime zu entfernen, so ist gelegentlich ein alkoholhaltiges Desinfektionsmittel zu empfehlen statt des permanenten Händewaschens. Im Anschluss daran müsse eine Pflegecreme aufgetragen werden, damit die Hautbarriere gestärkt wird. Daher sei es wichtig, dass vor allem auch in Schulen neben den Desinfektionsständern auch entsprechende Handcreme-Spender angeboten werden.

Insbesondere vor dem Hintergrund des bevorstehenden Winters mit der vermutlich erneut steigenden Viruslast und den zusätzlich empfindlich niedrigen Temperaturen müsse diese Empfehlung ernst genommen werden, so die Aussage der Experten. Bei bereits extrem gereizten Handoberflächen trotz der empfohlenen Handpflege sollte ein Arzt um Rat gefragt werden.

Schulz, C.
Trockene Hände bei Kindern: Was gegen strapazierte Kinderhände hilft
praxistipps-focus.online.de 6/2021

Diabetiker achten zu wenig auf Ihre Fußpflege

Viele Menschen vernachlässigen im Rahmen ihrer Körperpflege häufig ihre Füße. Es kommt ihnen gar nicht in den Sinn, sich um ihre Extremitäten am Ende ihres Beines zu kümmern. Dabei ist die Fußpflege so wichtig. Insbesondere Patienten einer Diabetes-Erkrankung, bei denen sich ein diabetisches Fußsyndrom ausgebildet hat – hierbei handelt es sich um Schädigungen der Blutgefäße und Blutbahnen in den Füßen aufgrund des zu hohen Blutzuckerspiegels – sollten ihre Füße angemessen pflegen.

Laut einer Befragung tun dies aber lediglich 20 % der betroffenen Patienten in einem wünschenswerten Maße. Etwa 50 % gaben an, dass sie nur gelegentlich und mäßig Fußpflege betreiben würden, während nahezu 30 % ihren Füßen keinerlei pflegende Zuwendung zukommen ließen. Mit dieser Fahrlässigkeit in Sachen Fußpflege riskieren zu viele Diabetes-Patienten, dass sich folgenschwere Infektionen und Geschwüre bilden oder sogar angrenzende Nerven erkranken.

Die Studienverantwortlichen schlagen daher Alarm und fordern eine bessere Aufklärung und Betreuung der Diabetes-Patienten aus medizinischer Sicht. Nicht nur von ärztlicher Seite sollte dieser mangelhaften Fußpflege durch regelmäßige Untersuchungen gegengesteuert werden, sondern vor allem auch die Patienten selbst müssten ihren maßgebenden Beitrag leisten, damit ihre Füße gesund bleiben.

So ist es wichtig, dass die Füße täglich für die Dauer von etwa vier Minuten mit warmem Wasser gereinigt werden. Eine zeitgleiche Inspektion auf Blasen, Dellen, Hautveränderungen oder offene Stellen sind dabei ein Muss. Bei extrem trockener Fußhaut wird häufiges Eincremen mit passenden Cremes empfohlen.

Zu viel Hornhaut sollte man mit einem Bimsstein abtragen. Eine Hornhautraspel sollte nur in Ausnahmefällen genutzt werden, es sei denn, sie wird vom Podologen geführt. Betroffenen Diabetes-Patienten ist grundsätzlich zu empfehlen, in regelmäßigen Abständen eine professionelle Fußpflege wahrzunehmen.

Es versteht sich von selbst, dass das Schuhwerk ausreichend Platz für die Füße bietet und aus möglichst weichem Material sein sollte. Ideal ist ein flacher Absatz, bei dem sich die Sohlen nicht allzu sehr verbiegen lassen. Die Strümpfe sollten vornehmlich aus Naturfasern wie Baumwolle bestehen. Dass man aus hygienischen Gründen jeden Tag ein frisches Paar anziehen sollte, versteht sich von selbst.

Karadac, F.Y. et al.
Foot self-care in diabetes mellitus: Evaluation of patient awareness
Prim Care Diabetes . 12/2019; 13(6): 515-520.

Nährstoffmangel und Akne

Bekanntermaßen haben Mitesser, Pickel & Co. verschiedene Ursachen. Neben dem Hormonstatus und dem Lebensstil nimmt auch die tägliche Ernährung einen wichtigen Einfluss auf ein ebenmäßiges und gesundes Hautbild. Wie eine Untersuchung aus Deutschland zeigt, ist die weltweit sehr hohe Anzahl von Akne-Betroffenen, die sich auf mindestens 230 Millionen Menschen bei der gängigen Art der Akne vulgaris beläuft, vor allem auch auf eine ungesunde Ernährung mit einer unzureichenden Zufuhr an wichtigen Nährstoffen zurückzuführen.

Wissenschaftler der Universität München konnten vor allem beweisen, dass es vielen Menschen mit Akne an Omega-3-Fettsäuren fehlt. Zu diesem Ergebnis kamen Untersuchungen des Blutes von 100 Akne-Patienten. Denn bei 94 % von ihnen lagen die Blutwerte dieses wichtigen Nährstoffes unterhalb des empfohlenen Richtwertes. Den Omega-3-Fettsäuren wird unter anderem eine wichtige antientzündliche Eigenschaft zugesprochen, die als Vorbeugung einer Akne besonders wertvoll ist.

Die Forscher empfehlen daher, neben den herkömmlichen Therapieansätzen vor allem auf eine ausreichende Zufuhr dieses wichtigen Nährstoffes zu achten. Grundsätzlich sei eine ausgewogene Ernährung für entsprechende Risikogruppen besonders wichtig. Über die tägliche Nahrung lässt sich der Bedarf an Omega-3-Fettsäuren über Lebensmittel wie beispielsweise Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, Fisch, insbesondere Wildlachs oder Sardinen, sowie über Algen decken.

Neben dieser speziellen Nährstoffempfehlung gelten für Akne-Risiko-Patienten viele weitere allgemeine Ernährungsempfehlungen. So geht man davon aus, dass ein häufiger Milchkonsum die unangenehmen Entzündungsreaktionen der Haut fördert. Auch sind es grundsätzlich solche Lebensmittel mit einem hohen sogenannten glykämischen Index, von denen eher abzuraten ist.

Sie lassen den Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe schnellen, liefern leere Kalorien und wirken sich über ihre Verstoffwechselung ebenso nachteilig auf die Entstehung und den Verlauf einer Akne aus. Dazu zählen Zucker und die zuckerreichen Lebensmittel wie Fruchtsäfte, Fertigjoghurts, gesüßte Fruchtsäfte und Limonaden sowie zahlreiche Fertiglebensmittel.

Chen, H. et al.
Magnitude and temporal trend of acne vulgaris burden in 204 countries and territories from 1990 to 2019: an analysis from the Global Burden of Disease Study 2019.
British Journal of Dermatology 11/2021

Die Einstellung der Deutschen zu Tattoos

Auch wenn das Geschäft rund um Körpertätowierungen nach wie vor boomt, legt die Mehrheit der deutschen Bevölkerung keinen Wert auf die vielfältigen Farbmotive, die bis zu zwei Millimeter unter die Haut mittels einer Nadel eingebracht werden. Laut einer Veröffentlichung des Statista Research Departments im Sommer 2021 würde sich ein Großteil auch zukünftig nicht tätowieren lassen wollen.

73 % der Menschen hierzulande tragen demnach keine Tätowierung. Bei den jüngeren Verbrauchern im Alter zwischen 25 und 34 Jahren ist das Interesse an den Hautmotiven jedoch größer: Dort lehnen lediglich 54 % diese Form der Körperkunst ab.

Bei der Frage nach den Gründen für eine Tätowierung nannten die Teilnehmer am häufigsten die ästhetischen Belange. Etwas mehr als die Hälfte der tätowierten Deutschen antworteten, dass sie ihr Äußeres damit verschönern wollten. Bei etwa einem Drittel spielte auch die Erinnerung an eine bestimmte Person oder an ein Ereignis die ursächliche Rolle für ein entsprechendes Hautmotiv. Ein weiteres Drittel der Befragten möchte mit der Tätowierung den eigenen Charakter und die persönliche Einstellung stärker zum Ausdruck bringen.

Nach wie vor lassen sich die Interessierten die Schriftzüge und Bilder am häufigsten auf die Arme, auf den Rücken und auf die Beine stechen. Ein Viertel der tätowierten Deutschen hätten sich das Tattoo im Nachhinein lieber nicht stechen lassen. Das ist bedauerlich, denn eine Entfernung ist bekanntlich nicht so einfach möglich.

Umfrage in Deutschland zu Tattoos nach Altersgruppen 2021
Statista online 6/2022

Kontaktlinsen beim Baden – lieber nicht?!

Der Sommer ist da und mit ihm auch die Badesaison. So manche Badelustige tragen aus ästhetischen oder praktischen Gründen im Pool, Freibad oder See gerne Kontaktlinsen, obwohl die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland, die Deutsche Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), davon abrät. Sie empfiehlt sogar, die Linsen vor dem Baden herauszunehmen. 

 

Hintergrund für diese Empfehlung ist eine häufig auftretende Hornhautentzündung (Keratitis), die durch kleine Parasiten, den Akanthamöben, hervorgerufen wird. Diese Einzeller sammeln sich gerne im Boden und im Wasser von Seen, Pools oder nicht ausreichend gechlorten Bädern, aber auch in frischem Wasser an. Sobald sie in Kontakt mit der Hornhaut kommen, ist die Gefahr für eine Entzündung groß.

 

Handelt es sich bei den Betroffenen um Träger weicher Kontaktlinsen, so erhöht sich das Erkrankungsrisiko zusätzlich. Bevor Kontaktlinsen überhaupt zum Einsatz kamen, gab es die sogenannte Akanthamöben-Keratitis nicht. Denn durch das Tragen von weichen Linsen wird die Hornhaut unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Außerdem steigt die Anfälligkeit für kleinste Verletzungen der Hornhautoberfläche. Das führt dazu, dass sich die unerwünschten Einzeller einfacher in der Hornhaut einnisten können, so die Wissenschaftler.

 

90 % der betroffenen Patienten sind also Träger weicher Kontaktlinsen, vor allem, weil sie die Hygieneempfehlungen nicht ausreichend befolgen. So mangelt es vor allem an einer regelmäßigen Reinigung und Wechsel der Behältnisse zur Aufbewahrung. Zudem werden immer noch zu häufig die Hände vor dem Einsetzen und Herausnehmen der Linsen nicht ausreichend gereinigt. Erste Anzeichen der Erkrankung wie starke Schmerzen, eingeschränktes Sehvermögen und gerötete Augen lassen nicht lange auf sich warten. Spätestens dann ist der Besuch eines Augenarztes unbedingt notwendig, um möglichst umgehend zu handeln und eine monatelange Therapie zu vermeiden.

 

List, W. et al.
Evaluation of Acanthamoeba keratitis cases in a tertiary medical care centre over 21 years
SciRep 1/2021; 11: 1036.

Hautkrebs – je mehr Melanome, desto schlechter die Prognose?

Es ist erwiesen, dass häufiges, ungeschütztes Sonnenbaden das Risiko für die Entstehung eines Melanoms erhöht. Entscheidend ist dabei vor allem die Sonnenexposition in der Kindheit und Jugend. Im Rahmen einer US-amerikanischen Studie wurde untersucht, ob die gesundheitliche Prognose von der Anzahl der Melanome anhängt. Sind die Überlebens- und Heilungschancen besser, wenn die jeweiligen Patienten nur wenige Melanome haben im Vergleich zu Betroffenen mehrerer Melanome?

Im Rahmen der Studie wurden bei 320 Patienten eines oder mehrerer Melanome im mittleren Alter von 47 Jahren spezielle Untersuchungen des Blutes durchgeführt, um daraus Angaben zum Immunstatus und bestimmten krankheitsbezogenen Markern zu erhalten.

Im Ergebnis zeigte sich, dass bei Patienten, bei denen mehrere Melanome auf der Haut diagnostiziert wurden, schlechtere Überlebenszeiten zu erwarten sind als beim Vorhandensein von nur einem oder einiger weniger Melanome. Zum einen waren sie häufiger von einem Rückfall der Hautkrebserkrankung betroffen und zum anderen mussten sie mit einer kürzeren Überlebenszeit und somit einem erhöhten Sterberisiko rechnen. Für weiterführende Aussagen und Prognosen in diesem Zusammenhang sind weitere Studien angedacht, so die Studienverantwortlichen.

Karapetyan, L. et al.
Poorer survival outcomes in patients with multiple versus single primary melanoma.
Cancer 3/2022

Omikron-Variante mit längerer Überlebenszeit auf der Haut

In öffentlichen Gebäuden und Supermärkten sieht man sie immer weniger, die Desinfektionsständer, um der Reinigung der Hände zwischendurch nachzuhelfen. Wie wichtig nach wie vor eine gute Hygiene im Sinne der Corona-Pandemie ist, zeigt das Ergebnis einer japanischen Studie zur Überlebenszeit der einzelnen Coronavirus-Varianten.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das aktuell dominante Omikron-Virus im Vergleich zu den vergangenen, ursprünglichen Varianten eine mehr als doppelt so hohe Überlebenszeit auf der Haut hat als ihre Vorgänger-Varianten. Auch auf Kunststoffoberflächen überleben die Omikron-Viren länger. Dies zeigten zahlreiche Labortests von Haut und Kunststoffoberflächen.

Demnach kann der Omikron-Stamm auf der Haut bis zu 21 Stunden infektiös bleiben, während der ursprüngliche Stamm aus Wuhan dies nur maximal 8,6 Stunden konnte. Auf Kunststoffoberflächen schafft es die heutige Omikron-Variante, bis zu acht Tage zu überleben. Die altbekannten Alpha-, Beta-, Gamma- und Delta-Varianten überlebten jedoch maximal vier Tage. Aufgrund ihrer hohen Beständigkeit in der Umwelt ist es vermutlich auch zu erklären, wie es zu der schnellen Verbreitung dieser Variante und der Verdrängung der anfänglichen Varianten gekommen ist, so die Studienverantwortlichen.

Da bekannt ist, dass die Viren durch alkoholhaltige Desinfektionsmittel abgetötet werden können – die wünschenswerte Wirkung tritt spätestens nach 15 Sekunden ein – ist es wichtiger denn je, auf eine gute Hygiene der Hände zu achten und weiterhin situationsbedingt möglichst häufig Desinfektionsmittel anzubieten und zu verwenden.

Hirose, R. et al.
Differences in environmental stability among SARS-CoV-2 variants of concern: Omicron has higher stability
BioRxiv 1/2022

Wie Frauen „Wohlbefinden“ und „Glück“ definieren

Im Rahmen der „Frauenstudie 2022“ wurden 3.020 Frauen im Alter zwischen 25 und 75 Jahren befragt, was im Leben für sie wichtig ist, um glücklich zu sein und sich in ihrem Körper wohlzufühlen.
In erster Linie gaben die Teilnehmerinnen an, dass zum Glück dazugehört, seinen Körper zu akzeptieren sowie eine innere zufriedene Einstellung gefestigt zu haben. Entsprechend scheint das persönliche Glücksempfinden mit zunehmendem Alter anzuwachsen. Denn offensichtlich sind bei den 60-bis 75-Jährigen fast 50 % glücklich, während es bei den 25- bis 59-Jährigen lediglich 40 % sind.

Während Frauen der jüngeren Generation ihr Glück eher über einen gewissen Grad an Ausgelassenheit und Unbeschwertheit definieren – sie wünschen sich, vieles in Bezug auf Aussehen, Liebe und Beruf in ihrem Leben ausprobieren zu dürfen, – zählt in der älteren Generation eher das „Angekommen sein“ bezüglich ihrer Persönlichkeit, ihres Äußeren, ihrer Bedürfnisse und ihrer Gelassenheit.

Für alle Studienteilnehmer ist es essenziell, mit ihrer Hautbeschaffenheit und ihrem Äußeren zufrieden zu sein, um sich darin wohl zu fühlen. Sie sind sich einig, dass eine unschöne Haut das Selbstwertgefühl und damit das Glücksempfinden beeinträchtigt. Ältere Frauen unterziehen sich jedoch nicht so stark dem sozialen Druck, wenn es um ihr Äußeres geht. Jüngere Frauen leiden mehr unter möglichen Problemen ihrer Haut.

Auch bei der Auswahl der Hautpflegeprodukte unterscheiden sich die Altersgruppen. Jüngere Frauen suchen sich je nach Hautproblem, wie beispielsweise fettige, unreine Haut, Mitesser-Bildung und Pickel, entsprechend angepasste Pflegeprodukte. Die älteren hingegen nutzen dauerhafte und routinierte Produktserien, die als Gesamtes gegen die Probleme der reiferen Haut wie Falten- und Pigmentbildung sowie müde und alternde Haut wirken.

Alle Frauen sind sich jedoch einig, bei speziellen Hautproblemen nicht selbst herumzudoktern, sondern professionelle Hilfestellung anzunehmen.

Eucerin Frauenstudie 2022 – was uns glücklich macht
Booklet „Frauenstudie 2022“ 4/2022

Umweltfreundliche Einstellung reduziert Kleiderkonsum (noch) nicht

Viele Menschen legen hohen Wert darauf, ihr äußeres Auftreten durch eine modebewusste Kleiderwahl zu unterstreichen. Außerdem ist es ihnen auch wichtig, sich klimabewusst und ressourcenschonend zu verhalten, um einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Vor dem aktuellen Hintergrund des Klimawandels sollte man annehmen, dass die Verbraucher als erste Konsequenz ihren Kleiderkonsum reduzieren. Jedenfalls scheinen sie laut einer Befragung hoch motiviert dafür zu sein.

Doch laut einer international ausgerichteten Studie der Universität Gießen zeigt sich eine umweltfreundliche Motivation nicht zwingend im reduzierten Kleiderkonsum. Interessanterweise scheint es eher umgekehrt zu sein. Denn Menschen, die klimafreundlich motiviert sind, gehören in der Regel den höheren Einkommensgruppen an. Je höher das Einkommen, desto stärker scheint das Umweltbewusstsein ausgeprägt zu sein. Eben diese Bevölkerungsgruppen jedoch konsumieren aber auch nachweislich mehr Kleidung. Dieses bedeutet im Umkehrschluss, dass sie ihre guten Absichten in Sachen Klimaschutz bisher in dieser Hinsicht nicht erfolgreich umsetzen können.

Modebewusstsein und Aussehen scheinen somit bei vielen Menschen noch nicht konform zu gehen mit dem zunehmenden Wunsch, die Umwelt durch mäßigen Konsum zu schützen.

Nielsen, K.S. et al.
The motivation–impact gap in pro-environmental clothing consumption.
Nature Sustainability 5/2022

Schwarzer Hautkrebs – Angaben zum bundesweiten Vorkommen

Immer mehr Bundesbürger erkranken am malignen Melanom. Um genauere Angaben zur Häufigkeit machen zu können, hat das Zentralinstitut für kassenärztliche Versorgung die im Jahre 2019 gesammelten Daten bezüglich entsprechender Diagnosen näher untersuchen lassen.

Demnach wurde in dieser Zeit bei durchschnittlich 0,33 % der Bundesbürger die Diagnose eines malignen Melanoms gestellt. Beim Vergleich der Prävalenzen in unterschiedlichen Städten und Landkreisen war es auffallend, dass im Osten unseres Landes, also in den neuen Bundesländern, vergleichsweise wenige Menschen von dieser Krebserkrankung betroffen waren.

Vorreiter in der Rangliste zum bundesweiten Vorkommen stellt das Bundesland Hessen mit 0,39 % Häufigkeit dar, gefolgt von Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bayern mit 0,35 %. Einzelne Landeskreise erzielten dabei sogar Werte um 0,58 %, wie zum Beispiel der hessische Rheingau-Taunus-Kreis oder einzelne Städte in Bayern.

Schlusslicht bildet die Hauptstadt Berlin mit 0,23 % und kurz davor liegen die östlichen Bundesländer wie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg mit 0,27 %. Auch in dieser Größenordnung gibt es wieder Extremwerte in einigen Kreisen: So liegt die Häufigkeit in Lüchow-Dannenberg bei 0,19 % und im brandenburgischen Landkreis Ostprignitz-Ruppin sogar nur bei 0,17 %.

(Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/11).

Kohring, C. et al.
Vertragsärztliche und -psychotherapeutische onkologische Versorgung in Deutschland – Trends im Zeitverlauf 2010 bis 2019
Versorgungsatlas.de 12/2021

Wie oft sollte man sich eigentlich die Haare waschen?

Zum Thema „Haarewaschen“ gehen die Meinungen auseinander. Während es für die einen allmorgendlich auf dem Programm steht, bevorzugen die anderen eine Haarwäsche alle drei bis vier Tage. Auch Wissenschaftler haben sich mit diesem Thema beschäftigt und eine entsprechende Studie dazu durchgeführt. Zunächst wurde die Kopfhaut der Studienteilnehmer speziellen Untersuchungen unterzogen, um Angaben zur Beschaffenheit der Haare und der Kopfhaut zu sammeln.

Alle Teilnehmer litten nicht an speziellen Krankheitsbildern, die das Studienergebnis beeinflussen könnten. Zusätzlich sollten alle Personen den Zustand ihrer Haare und Kopfhaut selbst einschätzen. Im Verlauf der Studie wurden die Haare in einem unterschiedlichen Rhythmus weniger oder auch mehrmals pro Woche gewaschen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die zentrale Frage, und zwar, ob eine häufige Haarwäsche zur „Überreinigung“ und zu unnötigen Strapazen für die Haarpracht oder Kopfhaut führen könnte, verneint werden konnte. Selbst bei fast täglichem Haarewaschen traten keine Schädigungen auf Haut und Haar ein. Die Studienverantwortlichen weisen folglich darauf hin, dass ein fünf- bis sechsmaliges Haarewaschen pro Woche aus gesundheitlicher Sicht durchaus erfolgen kann.

Diese Aussage stützen sie auch darauf, dass die Zufriedenheit der Studienteilnehmer offensichtlich um so höher war, je häufiger sie ihrer Haarpracht einer Wäsche unterzogen. Die allgemeinen Empfehlungen der Friseure sind auf den jeweiligen Haartyp abgestimmt: Für trockenes Haar raten sie eine ein- bis zweimalige Wäsche pro Woche, für fettiges Haar jedoch lediglich einen Zwei-Tage-Rhythmus. Feines Haar sollte bei Bedarf ruhig täglich gewaschen werden, lockiges hingegen kommt auch mit einer einmaligen Reinigung pro Woche gut zurecht.

Punyani, S. et al.
The Impact of Shampoo Wash Frequency on Scalp and Hair Conditions
Skin Appendage Disord . 4/2021

Die Sucht nach den „Likes“

Dass die sozialen Medien einen erheblichen Einfluss insbesondere auf die jüngere Generation haben, ist bekannt. Der „Beauty Impact Report 2021“ zeigt jetzt, wie groß mittlerweile die Abhängigkeit der Nutzer von den positiven Bestätigungen anderer ist. Demnach hat fast die Hälfte aller Nutzer von Facebook, TikTok, Instagram & Co. Sorge, keine entsprechenden Likes zu erhalten. Somit hängen Selbstwertgefühl und psychische Gesundheit offensichtlich maßgeblich von den Rückmeldungen in diesen sozialen Medien und von Influencern ab.

Im Rahmen der repräsentativen Studie wurden 1.016 Frauen in einem Alter von 16 bis 85 Jahren interviewt, in welchem Maße sie sich bezüglich ihres Schönheitsverständnisses und ihres mentalen Wohlgefühls von den sozialen Rückmeldungen im Internet beeinflussen lassen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass vor allem jungen Userinnen entsprechende Likes besonders wichtig sind, sei es beispielsweise als anonymes gepostetes Herz-Symbol oder als textliche Rückmeldung. Demnach haben fast 50 % der Befragten Angst, keinerlei positive Online-Statements zu erhalten. Fast 30 % nehmen die Empfehlungen und Nachrichten von Beauty-Influencern derart ernst und meinen, sich sogar einer Schönheitsoperation unterziehen zu müssen, um den vermeintlich dargebotenen Schönheitsidealen nachzueifern.

Der empfundene Druck, der auf sie durch die sozialen Medien ausgeübt wird, scheint bei vielen Frauen also besonders hoch zu sein. Dabei sollte es doch eigentlich viel wichtiger sein, auf das eigene, persönliche Verständnis von Schönheit und die eigene Wahrnehmung diesbezüglich zu vertrauen!

STYLEBOOK – beauty impact report 2021
Stylebook.de 1/2022

Maskendermatitis – was es damit auf sich hat...

Seit Beginn der Coronapandemie hat die Zahl der entzündlichen Reaktionen der Gesichtshaut zugenommen. Auch wenn die Maskenpflicht nicht mehr überall gilt, so bleibt uns die Mund-Nasenbedeckung in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens wie beispielsweise im öffentlichen Personenverkehr oder in medizinischen Einrichtungen erhalten. Durch diesen Begleiter werden bei vielen Menschen Irritationen der Haut hervorgerufen. Die sogenannte „Maskendermatitis“ verleiht diesen Hautproblemen bereits einen Namen. 

Nach Aussage der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft sind die unerwünschten Hautreaktionen darauf zurückzuführen, dass sich unter der Maske der Feuchtigkeitsgehalt der Hornhautschicht erhöht, sodass die natürliche Hautbarriere aus dem Gleichgewicht geworfen wird. Zudem staut sich die Temperatur unter der Maske, die Talgproduktion wird angekurbelt und der pH-Wert der Haut steigt.

Das auf diese Weise herbeigeführte gestörte Hautmilieu und die zeitgleiche Reibung der Maske an der Haut führen deren Erkrankung herbei, die sich unter anderem in Akne, Schwellungen und Rötungen äußert. So wurde in einer 2021 durchgeführten Befragung von Betroffenen das Tragen einer Maske als häufigster Auslöser erwähnt.

Bei einer entsprechenden Maskendermatitis empfiehlt es sich vor allem, auf einen korrekten Sitz der Maske zu achten, damit es nicht zu unnötigen Reibungen kommt. Eine tägliche Reinigung mit alkoholfreien, milden Reinigungsmitteln ist wichtig. Des Weiteren empfiehlt sich das anschließende Auftragen von wasserbindenden Pflegeprodukten.

Sooft es geht, sollten Masken-Tragepausen – idealerweise auch an der frischen Luft – eingeschoben werden und möglicherweise angesammelter Schweiß sollte zwischendurch lediglich mit klarem, lauwarmem Wasser vorsichtig abgewischt werden. Bei speziellen, langanhaltenden Hautproblemen infolge einer Maskendermatitis ist eine Betreuung durch einen Hauttherapeuten unabdingbar, da sich gegebenenfalls das Auftragen bestimmter medizinischer Salben anbietet.

Symanzik, C. et al.
Hautveränderungen durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bei Beschäftigten im Gesundheitsdienst im Zuge der Eindämmung der COVID-19-Pandemie: eine empirische Untersuchung in einem niedersächsischen Krankenhaus der Maximalversorgung.
Dermatologie in Beruf und Umwelt 1/2022; 70(1): 3-11.

Mandeln gegen Hautfalten & Co.?

Wissenschaftler der Universität in Kalifornien haben belegen können, dass der tägliche Verzehr von Mandeln bei Frauen im höheren Alter dazu beitragen kann, Falten und eine unregelmäßige Pigmentierung der Haut zu reduzieren. Im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses und in Verbindung mit den Hormonveränderungen aufgrund der Wechseljahre zeigt die Haut eine höhere Anfälligkeit für Trockenheit, Falten und Hautflecken.

Dieser Entwicklung lässt sich durch einen gesunden Lebensstil, durch die passende Hautpflege und durch eine gesunde Ernährung gegensteuern. Die Mandeln scheinen dabei eine besondere Rolle einzunehmen. Im Rahmen einer Studie wurde eine Gruppe von postmenopausalen Frauen mit einer erhöhten genetischen Anfälligkeit für Sonnenbrand und Pigmentierungen der Haut in zwei Gruppen unterteilt. Die eine Gruppe aß einen täglichen Snack in Form von Mandeln und die zweite Gruppe aß einen Snack in gleicher Kalorienhöhe in Form von Feigen, Müsliriegeln oder Brezeln.

Diese Zwischenmahlzeiten hielten die Frauen für ein halbes Jahr bei. Sie verzichteten während dieser Zeit auch auf andere nusshaltige Lebensmittel. Zu Beginn, während und nach dieser Interventionszeit wurde die Hautbeschaffenheit bezüglich ihrer Feuchtigkeit und ihrer Falten- sowie Fleckenausbildung medizinisch beurteilt. Bei der Studienauswertung zeigte sich, dass sich die Faltenbildung in der Gruppe mit dem Mandelverzehr um bis zu 16 % reduzierte.

Auch nahm die Pigmentierung der Haut in dieser Gruppe um bis zu 20 % ab. Die Hautfeuchtigkeit stieg in beiden Gruppen im Verlauf der Studie gleichermaßen an. Erwähnt werden sollte auch, dass die Studienteilnehmerinnen während der gesamten Zeit an Gewicht weder ab- noch zugenommen hatten.

Die vorteilhafte Wirkung eines regelmäßigen Verzehrs von Mandeln ist auf die qualitätsgebenden Inhaltsstoffe wie insbesondere das antioxidativ wirkende Alpha-Tocopherol (Vitamin E) und die ungesättigten Fettsäuren zurückzuführen. Für aussagekräftige Empfehlungen zum Mandelverzehr sind weitere Studien notwendig, so die Studienverantwortlichen.

Ybak, I. et al.
Prospective Randomized Controlled Trial on the Effects of Almonds on Facial Wrinkles and Pigmentation.
Nutrients 2/2021; 13(3): 785.

Begleiterkrankungen bei Rosazea

Bei der sogenannten Rosazea handelt es sich um eine nicht ansteckende, chronisch entzündliche Hauterkrankung. Typische Anzeichen dafür sind die erweiterten und geröteten feinen Äderchen der Gesichtshaut vor allem im Bereich von Wangen, Nase, Stirn und Kinn. Im Rahmen einer Studie der Universitätsklinik Hamburg wurde untersucht, welche Begleiterkrankungen der Haut es gibt und wie hoch das Risiko dafür ist.

161.000 Personen im durchschnittlichen Alter von 43 Jahren nahmen an einer dermatologischen Ganzkörperuntersuchung teil. Zum einen zeigte sich dabei, dass die Rosazea-Erkrankungshäufigkeit bei den Frauen bis zu einem Alter von 49 Jahren höher war. Ab dem Alter von 50 Jahren waren jedoch die Männer häufiger betroffen als gleichaltrige Frauen. Ebenso zeigte sich bei der Auswertung der Daten, dass die Erkrankungshäufigkeit mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern zunimmt.

Mit der Studie konnte außerdem gezeigt werden, dass begleitend zur Rosazea häufig auch sichtbare Erweiterungen oberflächlich gelegener kleinster Blutgefäße auftreten. Auch bilden sich häufig Entzündungen der Haarfollikel, die wie kleine rote oder weiße Pickel an der Haarbasis aussehen. Zudem kommt es bei Betroffenen häufiger zur schuppenden, geröteten Haut und zur Aknebildung.

Das Risiko für derartige Begleiterkrankungen ist bei einer Rosazea um mindestens 50 % erhöht. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich begleitend eine Schuppenflechte ausbildet, nimmt um etwa 40 % zu. Das Risiko, in Folge einer Rosazea Besenreiser und Blutschwämmchen zu entwickeln, ist um 10 % erhöht.
Vor dem Hintergrund dieses Ergebnisses regen die Autoren an, Rosazea-Patienten unbedingt auch in Bezug auf diese möglichen Begleiterkrankungen zu untersuchen und medizinisch zu betreuen.

Hilbring, C. et al.
Epidemiology of rosacea in a population-based study of 161,269 German employees
Int J Dermatol 12/2021

Apps zur Hautkrebsfrüherkennung für Verbraucher eher untauglich

Als frühzeitiges Warnsystem für Hautkrebserkrankungen befinden sich Medizinprodukte in Form von Apps für das Mobiltelefon auf dem Markt, mit denen die Nutzer mögliche Krebserkrankungen eigenständig diagnostizieren können. Wie eine Studie zeigt, sind derartige Apps nicht unbedingt vertrauenswürdig, weil sie bestimmte Krebsarten durchaus unerkannt lassen oder bestehende Krebsarten unkorrekt klassifizieren. Dieses Ergebnis wurde auf dem European Association of Dermatology and Venereology (EADV) Kongress vorgestellt.

Im Rahmen der Studie wurde insbesondere die Aussagekraft der Apps bezüglich zweier Hautkrebsarten mit einem häufig aggressiven Verlauf untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die gefährlichen Hautkrebsarten in etwa 20 % der Fälle als risikoarm diagnostiziert wurden. Im Gegenzug stuften die Apps über 60 % der gutartigen Krebsarten als hoch risikoreich ein.

Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass es bei den Hautkrebserkennungs-Apps noch eindeutigen Bedarf der Nachbesserung gibt, um die falschen Diagnosen zu verhindern und die Verbraucher nicht unnötig zu verwirren. Zudem ersetzen sie keinesfalls eine fachärztliche Diagnose, die vornehmlich bei Risikopatienten auf der gesamten Haut erfolgen sollte.

Reifferscheidt, E.
EADV 2021: Hautkrebserkennungs-Apps für Verbraucher ungeeignet
gelbe-liste.de 10/2021

So wichtig ist uns eine gute Haarpflege

Dieser und weiteren Fragen zur Haarpflege ging eine Studie des Industrieverbandes Körperpflege und Waschmittel e. V. (IKW) nach. Demnach scheint eine gepflegte Haarpracht ein entscheidendes Grundbedürfnis der Deutschen zu sein. Über 70 % der Studienteilnehmer gaben an, dass ein regelmäßiger Besuch des Friseurs für sie unbedingt notwendig sei, um die eigene Kultiviertheit auszudrücken. Über 60 % der Befragten gibt ein regelmäßiger Friseurbesuch außerdem ein wichtiges Gefühl der Jungerhaltung und Erneuerung.

 

Interessanterweise bedeutet eine gepflegte Haarpracht für 76 % der Befragten, dass sie sich und ihr Leben unter Kontrolle haben. 63 % meinen, sich damit Respekt verschaffen zu können. Da der erste Blick immer auf das Gesicht fällt, spielt die zugehörige Frisur als Statussymbol offensichtlich eine wichtige Rolle für viele Menschen.

 

Etwa 60 % der Männer und 50 % der Frauen der jüngeren Generation sind der Ansicht, dass sie über ihre Haarpracht zeigen können, wie bewusst sie sich gegenüber aktuellen Trends verhalten und welche Werte sie als Person ausmachen. Für eine ebenso große Zahl ist es zudem essenziell, die Persönlichkeit über die Frisur auszudrücken.

 

Für sehr viele Menschen gehört das allmorgendliche Haarewaschen zum Alltag dazu, auch um sich von den Spuren des Vortages und der Nacht zu entledigen und sich optimal auf den bevorstehenden Tag mit mehr Selbstbewusstsein und Stärke vorzubereiten. Wer sich also regelmäßig und intensiv um seine Haarpflege kümmert, dem scheint es nicht nur wichtig zu sein, sich äußerlich gut zu präsentieren, sondern seinem Leben mehr Struktur zu geben.

 

Insbesondere zu Zeiten vergangener Lockdowns und geschlossener Friseurbetriebe ließ sich beobachten, dass der Friseurbesuch und eine damit verbundene gute Haarpflege für viele Menschen eine wichtige Basis für einen scheinbar geordneten und gesellschaftsfähigen Alltag darstellt.

 

IKW-Studie: Zurück zur Natur? Aber nicht bei der Frisur
IKW Presseportal 2/2022

Immer mehr Menschen möchten ihr Äußeres optimieren – nicht immer ohne Risiken

Zunehmende Videokonferenzen konfrontieren die Beteiligten regelmäßig wie durch einen Spiegel mit ihrem Aussehen. Immer häufiger werden viele Menschen zudem durch vermeintliche Vorbilder in den sozialen Medien zur äußerlichen Selbstoptimierung verleitet. Hinzu kommt, dass in vielen privaten Haushalten die Haushaltskasse gut gefüllt ist, weil pandemiebedingt so manche kostenintensiven Aktivitäten ausfallen mussten.

 

All diese Entwicklungen in den vergangenen Monaten haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen ästhetisch-plastische Eingriffe nachfragen, sei es in entsprechenden Facharztpraxen oder auch in Form von selbst zu spritzenden Medizinprodukten, die ohne Rezept im Handel erworben werden können. Deutsche Chirurgen schlagen Alarm, weil sich dieser Trend immer weiter fortsetzt, sodass auch schon junge Menschen ohne ärztlichen Rat Selbstinjektionen durchführen, um beispielsweise einem Lippenideal nachzueifern.

 

Sie fordern daher, diese Freiverkäuflichkeit von entsprechenden Injektionslösungen von staatlicher Seite stärker zu regulieren, um Missbrauch zu vermeiden. Zu leicht können die Injektion beispielsweise im schlimmsten Fall bei falscher Anwendung dazu führen, dass die Betroffenen erblinden. Entsprechende Eingriffe gehörten daher in fachärztliche Hände und entsprechende Injektionslösungen mit Hyaluronsäure sollten ausschließlich auf ärztlichem Rezept erhältlich sein.

 

Wallenfels, M.
Chirurgen fordern Arztvorbehalt bei Faltenunterspritzungen
Ärztezeitung 10/2021

Gesichtsmaske und Brille – so funktioniert's

Die Pandemie macht es auch den Brillenträgern nicht leicht. Immer wieder sieht man Menschen mit Mundschutz und beschlagener Brille in Bus und Bahn oder in Geschäften. Betroffene Brillenträger versuchen, ihre Maske richtig zurechtzurücken, damit das Ein- und Ausatmen darunter die Sicht nicht neblig werden lässt. Vor allem im Winter sind viele Menschen von diesem nervenaufreibenden Phänomen betroffen und die zunehmende Maskenpflicht macht ihnen das Leben nicht leichter. 

Verursacht wird das Beschlagen der Gläser durch den Temperaturunterschied zwischen der ausgeatmeten Luft und den Brillengläsern. Die wärmere Luft kühlt ab, sobald sie seitlich durch die Maske entweicht, trifft sie auf die Gläser und kann weniger Feuchtigkeit binden. Als Folge beschlägt die Brille.

Verhindert werden kann diese unangenehme Situation durch ein paar ganz einfache Handlings:
Setzen Sie zuerst die Gesichtsmaske auf und anschließend die Brille, sodass das Gestell die Maskenränder fest auf die Gesichtsoberfläche drückt. Auf diese Weise gelangt weniger Atemluft seitlich an der Maske vorbei zu den Brillengläsern. Damit die Atemluft nicht nach oben in Richtung Brille zieht, empfiehlt es sich ergänzend, den oberen Maskenrand nach innen umzuklappen.

Hilfreich ist es ebenso, die Brille wie eine Lesebrille etwas weiter nach vorne auf die Nase zu ziehen, damit die Brillengläser etwas mehr von der Atemluft entfernt werden. Im Handel ist mittlerweile ein Anti-Beschlag-Spray erhältlich. Für eine begrenzte Dauer verhindert es nach dem Auftragen durch ein Brillentuch das Beschlagen der Gläser.

So beschlägt die Brille über der Maske nicht mehr
NDR-Magazin 1/2021

Entzündete Haut als Schlafräuber
   
 
Beauty und ästhetische Medizin
 
   
Entzündete Haut als Schlafräuber

Betroffene von Hautausschlägen und Ekzemen, sogenannte Dermatosen, sind oftmals auch mit Schlafstörungen bestraft. Zu diesem Ergebnis kommen Dermatologen der Berliner Charité, die eine Befragung sowie spezielle Untersuchungen bei 800 Patienten einer Dermatose durchgeführt haben. Zwei Drittel von ihnen gab an, durch den begleitenden Juckreiz schlecht schlafen zu können.

Bei bestimmten Hauterkrankungen, wie einer Schuppenflechte oder einer atopischen Dermatitis, scheinen die Patienten außerdem häufig depressiv verstimmt zu sein und unter Angststörungen zu leiden, was ebenfalls zu erheblichen Einschränkungen in der Lebensqualität führt.

Im Ergebnis zeigte sich, dass zum Ende des Tages sowie in der Nacht der lästige Juckreiz eindeutig zunimmt. Über 66 % der Dermatose-Patienten haben dadurch eine messbar schlechtere Schlafqualität. Bei den meisten lag es daran, dass sie schlecht einschlafen beziehungsweise wieder aufwachen konnten. Insbesondere Vorerkrankte, Frauen, Alleinstehende und Arbeitslose waren davon betroffen.

Die Studie führte ebenfalls ans Licht, dass in den meisten Fällen der Juckreiz nicht nur die Schlafstörungen mit sich bringt, sondern verständlicherweise auch die Lebensqualität mindert, die Arbeitsproduktivität reduziert und die Betroffenen im gesamten Alltag träger werden lässt. Neben dem Juckreiz scheint auch die Belastung der Psyche, die durch die Dermatose hervorgerufen wird, ein wichtiger mitverursachender Schlafräuber zu sein, so die Studienverantwortlichen.

Abhilfe würde daher nicht nur durch Therapien gegen den Juckreiz geschaffen werden, sondern auch durch begleitende psychotherapeutische Maßnahmen.

Spndler, M. et al
Sleep disturbance in adult dermatologic patients: A cross-sectional study on prevalence, burden, and associated factors
J Am Acad Dermatol . 10/2021; 85(4): 910-922.

Der aktuelle Verbraucher-Trend in Sachen „Beauty“

In diesem Jahr kam es zu eindeutigen Veränderungen seitens der Verbraucherbedürfnisse rund um den Bereich „Beauty“. Laut Ergebnis einer entsprechenden Marktforschung, die online durchgeführt wurde, haben die Verbraucher vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie vermehrt zu den Handcremes in den Ladenregalen gegriffen.

Aufgrund des häufigen Händewaschens und Auftragens von Desinfektionsmitteln wurden die Hände stark in Mitleidenschaft gezogen und zeigten sich mit einer trockenen und rissigen Oberfläche. Entsprechend war das Interesse an Handpflegeprodukten bereits 2020 überdurchschnittlich hoch. Besonders viel Wert wurde darauf gelegt, dass die Cremes äußerlich nicht lange nachfetten und ihre schnelle Wirkung zeigen.

Ein weiterer Verbraucher-Trend liegt darin, ein größeres Augenmerk auf Bio- und Naturkosmetik zu legen, insbesondere auch auf vegane Inhaltsstoffe. Themen rund um die Akne werden nach wie vor sehr häufig im Netz recherchiert. Die Nachfrage nach entsprechenden Pflegeprodukten stieg leicht an, auch hier lag die vegane Herkunft vermehrt im Vordergrund.

Erstaunlicherweise interessierten sich die Verbraucher im Vergleich zu den Vorjahren weniger für dekorative Kosmetikartikel. Der Vertrieb entsprechender Produkte nahm um 13 % ab und es wird angenommen, dass dieses Interesse auch im kommenden Jahr weiter zurückgehen wird. Die Kriterien wie „Nachhaltigkeit“, „plastikfrei“, „verpackungsarm“, „Zero-Waste“ und nicht zuletzt „ohne Tierversuche“ stehen weiterhin hoch im Kurs.

Mozart, F.
Mehr Handpflege, weniger Make-up: Beauty-Trends 202
wuv.de 6/2021

Sonnencremes – wichtiger Schutz trotz krebserregender Inhaltsstoffe

In der Vergangenheit gerieten Sonnescremes in die Schlagzeilen, weil darin der Stoff Benzophenon in erhöhten Konzentrationen nachgewiesen wurde. Diesem Stoff wird seit 2013 der Status „möglicherweise krebserrregnd“ zugeordnet. Benzophenon wird in dieser Form zwar nicht den Sonnencremes zugesetzt, aber er kann sich bei längerer Lagerung aus dem Zusatzstoff Octocrylen bilden, welcher den Sonnencremes wiederum als chemischer UV-Filter beigemischt wird.

Wissenschaftler aus Frankreich hatten im Rahmen einer Studie Sonnencremes für die Dauer von sechs Wochen bei einer Temperatur von 40 Grad Celsius und einer 75-prozentigen Luftfeuchtigkeit vorzeitig „altern“ lassen und führten anschließend Messungen bezüglich des Benzophenon-Gehaltes durch. Sie konnten feststellen, dass lediglich eine der zahlreichen untersuchten Sonnencremes kein Benzophenon enthielt.

Trotz dieses Studienergebnisses weisen Ärzte der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft jedoch darauf hin, nicht auf das Eincremen mit Sonnenschutzmitteln zu verzichten. Denn ohne das Auftragen von Sonnenschutzmitteln würde die ohnehin schon sehr hohe Erkrankungsrate an Hautkrebs noch weiter in die Höhe schnellen. 2016 erkrankten laut Aussagen des Robert-Koch-Institutes 23.000 Menschen hierzulande an dem bösartigen schwarzen Hautkrebs und etwa 213.000 Menschen am hellen Hautkrebs.

Um mehr Kenntnisse zur derzeit diskutierten gesundheitsschädigenden Wirkung von Benzophenon zu erhalten, insbesondere dazu, ob eine folgenschwere Resorbtion über die Haut erfolgt, werden weitere Studien gefordert. In der Zwischenzeit sollten die Hersteller von Sonnencremes Methoden oder Zusätze entwickeln, um den Abbau des Octocrylens und damit die Bildung von Benzophenon möglichst zu verhindern.

Downs, C.A. et al.
Benzophenone Accumulates over Time from the Degradation of Octocrylene in Commercial Sunscreen Products
Chem. Res. Toxicol. 3/2021; 34(4): 1046–1054.

Gefährlicher „Yellow-bone-Wahn“

Eine helle, zarte Haut gilt international als Schönheitsideal. Um diesem absurden Anspruch gerecht zu werden, nutzen immer mehr dunkelhäutige Südafrikaner Mittel, um ihre Haut aufzuhellen. Dieser sogenannte „Yellow-bone-Wahn“ birgt jedoch zahlreiche Risiken.

Kosmetika mit hautbleichenden Wirkstoffen werden laut dem Ergebnis einer Studie der südafrikanischen Universität Westkap von mindestens 10 % der männlichen und 12 bis15 % der weiblichen Studenten verwendet. Im Kampf gegen die eigene dunkle Haut nehmen immer mehr Menschen, die vor allem aus der wachsenden schwarzen Mittelschicht stammen, auch chirurgische Eingriffe sowie das Spritzen spezieller Wirkstoffe in Kauf, um ein helleres Hautbild zu erzielen.

Mediziner warnen vor diesem Trend, da zahlreiche Mittel, die zu diesem Zweck eingesetzt werden, nicht ausreichend getestet oder zu denen bereits gesundheitsschädigende Wirkungen bekannt sind. Sie könnten bei den Betroffenen sogar zu einem vorzeitigen Tod führen, so die Studienautoren.

Fokazi, S.
Yellow bone‘ craze hits SA men, according to new study
Times live 8/2021

Narbenbildung nach Brandverletzung

Leider sind auch Kleinkinder nicht immer vor Brandverletzungen geschützt, die für sie und deren Eltern ein schmerzliches und einschneidendes Erlebnis darstellen, das nicht immer ohne psychische und körperliche Folgen bleibt. Ein Forscherteam aus den Niederlanden ermittelte, wie sich die Narben Jahre nach der Verbrennung beziehungsweise Verbrühung entwickelt hatten und ob sie noch spürbar oder deutlich auf der Haut erkennbar waren.

Bei der Nachverfolgung schauten sich die Forscher in 131 Fällen die Narben etwa fünf bis sieben Jahre nach dem jeweiligen Brandunfall genauer an. In 103 Unfällen war es zu leichten bis mittelschweren Verbrennungen gekommen, bei den restlichen Kindern handelte es sich um höhere Schweregrade, sodass über 10 % der Hautoberfläche verbrannt war. Auch die Eltern wurden in diese Beurteilung miteinbezogen. Bewertet wurden unter anderem mögliche Schmerzen, Juckreiz sowie das Aussehen der Narbe.

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Schmerzen bei fast keinem Kind mehr Probleme bereiteten, sondern eher die Tatsache, dass sich die betroffenen Hautstellen anhand ihrer Farbe und ihrer Unebenheit auch nach dem Beobachtungszeitraum noch kenntlich machten. Allerdings gab das medizinische Personal eine sehr positive Beurteilung ab und die Eltern stuften das Aussehen der Narbe ihrer Kinder schlechter ein, insbesondere in Bezug auf dessen Farbe.

Die Studienautoren weisen darauf hin, dass das elterliche Urteil möglicherweise etwas negativer ausgefallen war, weil sie einen besseren Heilungsprozess der verbrannten Wunden erwartet hatten. Hier scheint es notwendig zu sein, die betroffenen Eltern in zukünftigen Fällen besser aufzuklären.

Spronk, I. et al.
Scar quality in children with burns 5–7 years after injury: A cross-sectional multicentre study
Wound Rep Reg 6/2021

Hautkrebsfrüherkennung führt zu geringerer Sterberate

Seit über 10 Jahren wird hierzulande das Programm zum Hautkrebsscreening angeboten, damit eine mögliche Krebserkrankung frühzeit erkannt und erfolgreich behandelt werden kann. Im Rahmen einer Studie untersuchten Wissenschaftler in Deutschland, welchen Erfolg derartige Vorsorgeprogramme bisher mit sich gebracht haben. Insbesondere interessierten sie sich für die Frage, inwieweit sie die Sterberate infolge von Hautkrebserkrankungen reduzieren konnten.

Die Daten von etwa 7.000 Betroffenen eines Melanoms flossen in die Studie ein. Darunter befand sich eine Gruppe, die zuvor an einer entsprechenden Hautkrebsvorsorgeuntersuchung teilgenommen hatte, und eine weitere, die ein solches Screening nicht hatte durchführen lassen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass ein zuvor durchgeführtes Hautscreening bei den Patienten einen klaren Vorteil erbrachte, weil dadurch die Ausbildung von Metastasen (Tochtergeschwülste) eindeutig eingedämmt werden konnte und auch die passende Therapieform etwas milder ausfallen konnten. Auffällig war außerdem, dass sich bei ihnen ein um 38 % reduziertes Sterberisiko zeigte im Vergleich zu den Patienten, die nicht am Hautkrebsvorsorgeprogramm teilgenommen hatten.

In weiteren Studien müsse dieser ermittelte Erfolg der Hautkrebsvorsorge näher untersucht werden, denn es könnte auch möglich sein, dass diejenigen Personen, die daran teilgenommen hatten, einen grundsätzlich gesundheitsbewussteren Lebensstil führten und auch auf diese Weise zu einem geringeren Schwergrad der Krebserkrankung beigetragen hätten.

Fest steht jedoch, dass das Hautkrebsscreening ausdrücklich helfe, um den Verlauf einer Krebserkrankung unmissverständlich einzudämmen beziehungsweise abzumildern, so die Studienverantwortlichen.

Datzmann, T. et al.
Patients benefit from participating in the German skin cancer screening program? A large cohort based study on administrative data.
BJD 7/2021

Wie groß ist das tatsächliche Leid bei einer Schuppenflechte?

Von Fall zu Fall hat eine Psoriasis einen unterschiedlich starken Auftritt bei den Betroffenen. Wie differenziert die Patienten ihre Erkrankung einschätzen und dass diese Einschätzung oft auch nicht mit dem Urteil des betreuenden Arztes übereinstimmt, zeigt das Ergebnis einer Studie von Londoner Wissenschaftlern.

Bei der Suche nach einer optimalen therapeutischen Behandlung ist es wichtig zu erfahren, wie die Betroffenen einer Schuppenflechte unter der Erkrankung leiden und wie groß sie die Intensität ihrer Erkrankung einschätzen. Auch sollten Therapeut und Patient bezüglich des Schweregrades möglichst gleicher Meinung sein.

Letzteres ist jedoch oftmals nicht der Fall, denn das Ergebnis der Studie zeigt auf, dass bei fast 40 % der darin dokumentierten Krankheitsfälle Arzt und Patient unterschiedlicher Meinung bezüglich Schweregrad und Erfolg der Behandlung waren. Das ist keine gute Voraussetzung für ein optimales Therapieziel.

502 betroffene Patienten einer Schuppenflechte sollten mithilfe einer Skala den gesundheitlichen Zustand ihrer Haut bewerten. Zudem wurden sie bezüglich ihres psychischen Gesundheitszustandes speziell nach möglichen Depressionszuständen beziehungsweise Angstgefühlen befragt. Die betreuenden Ärzte gaben ebenfalls entsprechende Urteile ab.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass bei 26 % der Krankheitsfälle der Zustand der Haut von den Patienten selbst besser eingestuft wurde als von den Ärzten. Bei 13 % bewerteten die Patienten ihn schlechter als die betreuenden Mediziner. Interessanterweise gab es bei dieser Beurteilung einen engen Zusammenhang zum Vorhandensein einer Depression oder von Angstzuständen. Denn entsprechend psychisch belastete Patienten stuften den Schweregrad ihrer Psoriasis häufiger höher ein als solche Patienten ohne diese psychischen Handicaps.

Vor dem Hintergrund dieses Ergebnisses weisen die Studienverantwortlichen darauf hin, dass im Falle einer Krankheitsanamnese von Psoriasis-Patienten immer auch die psychische Gesundheit mitberücksichtigt werden müsse – zum einen, um auch dort mögliche Therapieansätze ausfindig zu machen und zum anderen, um ein einheitliches Bild über den tatsächlichen Schweregrad der Erkrankung seitens Patient und Mediziner zu erhalten.

Carr, E. et al.
Association of Patient Mental Health Status With the Level of Agreement Between Patient and Physician Ratings of Psoriasis Severity
JAMA Dermatol 3/2021; 157(4): 413-420.

Meinungsumfragen geben immer wieder einen Lagebericht darüber, was bei den Konsumenten aktuell besonders nachgefragt wird. Dass die Menschen derzeit auch im Beauty-Sektor besonderen Wert auf die „Nachhaltigkeit“ der Produkte legen, zeigt eine aktuelle Auswertung. Demnach erhöhen sich die Anforderungen an entsprechende Hersteller, um auch ihre Produkte möglichst umweltschonend und recycelbar anzubieten.

Für einen Mehrwert ihrer Artikel und zur Förderung ihrer Wiederverwendbarkeit legen die Hersteller zunehmendes Augenmerk auf mehrfach zu nutzende und nachfüllbare Verpackungen. Um zum einen die Umwelt, zum anderen aber auch die Herstellungskosten zu reduzieren, werden zunehmend Innovationen im Bereich des Recyclings und Upcyclings entwickelt. Auf diese Weise sollen nicht nur weniger Abfälle in die Umwelt gelangen, sondern auch für einen neuen Nutzen weiterverarbeitet werden.

Wie auch im Lebensmittelsektor wird in der Kosmetikbranche zunehmend Wert auf die Verarbeitung regionaler Rohstoffe gelegt. Denn über 30 % der Menschen hierzulande greift mittlerweile lieber zu Pflegeprodukten, für deren Herstellung möglichst regionale Inhaltsstoffe ausgewählt und verarbeitet wurden.

Um die Co2-Belastung der Umwelt zu reduzieren, gibt es zunehmend Kosmetikhersteller, die auf möglichst kurze Lieferketten Wert legen, wobei es sich hierbei eher noch um kleinere Marken handelt. Hier befindet sich die Branche derzeit noch in einem Konflikt, um sowohl den hohen Anforderungen der Verbraucher als auch denen unserer Umwelt möglichst in gleichem Maße nachzukommen.

In welchem Punkt sich zunehmend viele Kosmetikproduzenten einig sind, ist, dass sie ihren Wasserverbrauch im gesamten Herstellungsprozess reduzieren müssen. Vor diesem Hintergrund gibt es zahlreiche neuartige Produkte im Hautpflege-Sektor, bei deren Produktion auf einen erheblichen Teil an Wasser verzichtet werden kann.

Beispiele für entsprechende „Waterless-Beautyprodukte“ sind die derzeit boomenden Trockenshampoos oder andere Kosmetika im „Stick“-Format. Entsprechende „wasserarme“ Kosmetika bieten weitere Vorteile: Sie sind in der Herstellung oftmals preisgünstiger und haben eine längere Haltbarkeit.

Trend: Das sind fünf Green Beauty-Trends 2021
Kosmetik international 1/2021

Juckreiz durch gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente?

Dass unsere Haut sehr empfindlich auf äußere Einflüsse wie beispielsweise Kosmetika reagieren kann, ist bekannt. Eine Studie aus Japan kommt nun zu dem Schluss, dass ein entsprechender Juckreiz auch durch das Einnehmen von mehreren Arzneimitteln gleichzeitig verursacht beziehungsweise gefördert werden kann.

Über 3.000 Männer und Frauen im Alter von durchschnittlich 49 Jahren nahmen an der Studie teil. Jeder zehnte von ihnen war von der sogenannten Polypharmazie betroffen, was bedeutet, dass diese Menschen täglich mindestens fünf rezeptpflichtige Arzneimittel einnehmen mussten.

Am Anfang der Studie klagten 14 % der Teilnehmer über Juckreiz. Bei den Patienten mit der Verordnung mehrerer Medikamente fiel dieser Wert mit 21 % jedoch höher aus. Die Studienverantwortlichen konnten aus den gesammelten Daten errechnen, dass die Polypharmazie-Patienten mit einer um etwa 50 % erhöhten Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres einen schweren Juckreiz entwickelten im Vergleich zu den Menschen, die nicht auf eine Medikamenteneinnahme angewiesen waren.

Trotz dieses Ergebnisses weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Notwendigkeit der Einnahme von mehreren Medikamenten nicht infrage gestellt werden soll. Hierbei müsse immer der optimale Nutzen der Therapien für die Gesundheit der Betroffenen im Vordergrund stehen. Dennoch sollte man beim Auftreten von entsprechendem Juckreiz fortan auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass eine bestehende Polypharmazie der Auslöser sein könnte.

Kogame, T. et al.
Longitudinal association between polypharmacy and development of pruritus: a Nationwide Cohort Study in a Japanese Population
JEADV 6/2021

Weniger Stress lässt graues Haar wieder farbig werden?!

Dass Stress bei manchen Menschen zum Ergrauen der Haare führen kann, ist nicht neu. Doch gibt es dafür auch eine wissenschaftliche Begründung oder ist möglicherweise gar nichts dran an dieser Annahme? Dieser Frage gingen US-amerikanische Wissenschaftler nach und konnten einen Beweis für einen Zusammenhang zwischen Stress und ergrauter Haarpracht erbringen.

Was sie zudem herausfanden, scheint mindestens ebenso interessant, denn dieser Prozess des Ergrauens soll auch rückgängig gemacht werden können, wenn der Stress wieder nachlässt. Im Rahmen der Studie führten die Teilnehmer Buch über ihre alltäglichen Stress-Situationen. Gleichzeitig wurde an ihren kleinsten Haarabschnitten der Grad des Ergrauens analysiert.

Da jedes Haar pro Stunde etwa ein zwanzigstel Millimeter wächst, konnte durch fortwährende Messungen ermittelt werden, inwiefern sich ein möglicher Stresseinfluss auf die Pigmentierung der winzigen Haarabschnitte auswirkte. Im Ergebnis zeigte sich, dass Momente von extremem Stress zu grauen Haarabschnitten führten. Umgekehrt bildete sich in den nachwachsenden Abschnitten aber auch wieder die ursprüngliche Farbe aus, sobald bestimmte Stress-Situationen gemindert wurden.

Es konnte demnach ein zeitlich synchronisierter Zusammenhang zwischen der Haarfarbe und möglichem Stress bewiesen werden. Dieser Einfluss scheint vor allem dann zu bestehen, solange die Haare noch als Follikel unter der Haut sind. Sobald sie aus der Kopfhaut sprießen, lässt sich der negative Stresseinfluss nicht mehr umkehren.

Durch weniger Stress kann demnach erreicht werden, dass die Ausbildung von grauen Haaren noch in den Haarfollikeln reduziert oder gar rückgängig gemacht wird. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass neben Stress vor allem auch das Alter der Betroffenen eine wichtige Rolle spielt und mitbestimmt, inwieweit sich graue Haare ausbilden. Der natürliche Prozess des Ergrauens mit zunehmendem Alter könne jedoch vor dem Hintergrund des Studienergebnisses durch weniger Stress verzögert werden.

Rosenberg, A,M, et al
Quantitative mapping of human hair greying and reversal in relation to life stress
eLife 6/2021

Tatowierungen – nicht immer harmlos für den Körper

Laut Schätzungen des Bundesinstitutes für Risikobewertung hat jede fünfte Person hierzulande eine Tätowierung. Die unterschiedlichsten Schriftzüge und Ornamente auf der Haut sind nachgefragter denn je, doch sie können auch zu gesundheitlichen Risiken führen, und das nicht nur auf der Haut.

Die Deutsche Herzstiftung berichtet aktuell darüber, dass es bei 0,5 bis 6 % aller Tätowierungen zu einer Infektion kommt, die weitere gesundheitseinschränkende Folgen haben kann. Besonderes Augenmerk müsse dabei auf Patienten einer Herzerkrankung gelegt werden, vor allem, wenn die infektiösen Erreger von der Haut über das Blut in andere Organe gelangen. Problematisch kann es dabei werden, wenn die Keime auch das Herz erreichen.

Es gibt besonders anfällige Patienten, bei denen eine solche Infektion folgenschwer verlaufen könnte, wie beispielsweise Menschen mit einer kranken oder operierten Herzklappe. Eine Entzündung der Herzinnenhaut könnte also auf Umwegen einer Tätowierung folgen. Eine solche Infektion des Herzens muss nicht selten operiert werden und kann auch lebensgefährlich sein.

Verursacht wird die Infektion durch das Einritzen der Haut bei einer Tätowierung, sobald infektiöse Viren oder Bakterien über die kleinen Hautwunden eindringen. Die Erreger können über nicht sterile Tätowierfarben, über Lösungsmittel oder über Keim-belastete Nadeln übertragen werden.

Zwar bleibt eine auf diese Weise ausgelöste Entzündung in der Regel nur auf die Hautpartien um die Wunde begrenzt, doch sofern sie nicht behandelt wird, kann sie sich in Form einer eitrigen Entzündung in tiefere Hautschichten einnisten und über Blut- oder Lymphbahnen im Körper verteilt werden.

Neben der Gefahr einer Infektion riskieren Liebhaber von Tätowierungen auch häufig, dass durch die Farbpigmente und weitere Inhaltsstoffe der verwendeten Lösungen Unverträglichkeitsreaktionen oder Allergien ausgelöst werden. Bekanntermaßen können sich derartige Reaktionen unterschiedlich schwer bemerkbar machen. In schlimmeren Fällen kann es zu einem anaphylaktischen Schock mit verkrampften Atemwegen und erheblichen Beeinträchtigungen des Kreislaufs kommen.

Auch vor diesem Hintergrund wird Patienten mit Erkrankungen des Herzens sowie Allergikern und Personen mit Hauterkrankungen, wie beispielsweise die Schuppenflechte, von einer Tätowierung abgeraten beziehungsweise empfohlen, diese nur mit ganz besonderer Vorsicht und medizinischer Nachbetreuung durchführen zu lassen.

Zu bedenken ist auch die Gefahr, dass sich die kleinsten Pigmentpartikel in den Lymphknoten ablagern, wobei man nicht weiß, ob es dadurch zu Spätfolgen kommen kann. Außerdem verläuft auch die spätere Entfernung einer Tätowierung nicht immer unproblematisch, weil den auf diese Weise gelösten Pigmenten teilweise nachgesagt wird, giftig oder sogar krebsfördernd seien.

Tattoos bergen Risiken – auch fürs Herz
Pressemitteilung 4/2021

Aktinische Keratosen der Haut

Bei vorhandenen rötlich-hautfarbenen, rauen Flecken auf der Hautoberfläche, insbesondere im Gesicht, auf Handrücken, auf den Unterarmen oder auf der kahlen Kopfhaut handelt es sich in den meisten Fällen um eine sogenannte „aktinische Keratose“. Derartige flächenhafte Veränderungen lassen sich nicht immer gut erkennen, doch sie fühlen sich an wie feines Schmirgelpapier.

Aktinische Keratosen werden als frühe Vorstufe eines Plattenepithelkarzinoms angesehen, die auf eine genetische Veränderung beziehungsweise eine Mutation eines bestimmten Gens in den Hautzellen basiert. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, der Entstehung von derartigen praekanzerogenen Hautveränderungen frühzeitig vorzubeugen, wenn man die Ursachen dafür kennt. Zum größten Teil sind die UV-A- und UV-B Strahlen sowie die Infrarot- und UV-C-Strahlen der Sonne für aktinische Keratosen verantwortlich.

Diese werden von der abnehmenden Ozonschicht weniger resorbiert und prallen ungehindert auf die Hautoberfläche. Als zentrale Vorsorge versteht sich daher ein ausreichender Sonnenschutz in Form von Sonnenschutzcremes, schützender Kleidung und verständlicherweise das Vermeiden von exzessivem Sonnenbaden.

Wichtig ist es, die Aufenthaltsdauer unter direkter Sonneneinstrahlung zu kontrollieren und je nach Hauttyp in Maßen zu halten. Wer sich beruflich viel unter der freien Sonne aufhält, der muss unbedingt auf entsprechende Schutzmaßnahmen achten!

Eine weitere Ursache einer aktinischen Keratose ist eine genetische Vorbelastung – bestimmte Hauttypen und deren Empfindlichkeit sind bekanntermaßen vererbbar. Wenn sich die Betroffenen dann ungeschützt in der Sonne aufhalten, ist das Erkrankungsrisiko stark erhöht. Ebenso scheinen auch Luftverschmutzung, Zigarettenrauchen, eine ungesunde Ernährung sowie Dauerstress die Entstehung einer aktinischen Keratose zu begünstigen.

Um diese Hautveränderung frühzeitig erkennen zu können, sollte regelmäßig ein Hautkrebsscreening genutzt werden, und grundsätzlich sollte jeder seine eigene Haut immer gut im Blick behalten. Laut aktueller Aussagen der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft lässt sich derzeit nicht vorhersagen, inwiefern sich aus einer aktinischen Keratose ein Plattenepithelkarzinom bildet. Hierzu liegen noch keine aussagekräftigen Studienergebnisse vor. Daher sei es für Betroffene umso wichtiger, gemeinsam mit dem Arzt über eine mögliche Therapie zu entscheiden.

Bauer-Delto, A.
Prävention von aktinischen Keratosen intensivieren!
Ärztezeitung 5/2021

Strahlenschutz für die Haut – die wichtigsten Grundregeln

Jahr für Jahr liegt die Zahl der Neuerkrankungen für Hautkrebs hierzulande bei etwa 276.000, und über 40.000 dieser Menschen sind sogar von der besonders gefährlichen Variante, dem malignen Melanom, auch als schwarzer Hautkrebs bekannt, betroffen. Diese hohen Erkrankungszahlen sind nicht neu und es ist seit langem erwiesen, dass die Sonnenstrahlung der Hauptverursacher dafür ist.

Vor diesem Hintergrund geben die Deutsche Krebshilfe sowie die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V. erneut wichtige Hinweise, wie man die Haut vor den Sonnenstrahlen schützen sollte, denn offenbar ist bei vielen Bundesbürgern diesbezüglich immer noch kein verantwortungsvolles Verhalten vorhanden.

Wie in jedem Jahr muss die Haut nach den langen dunklen Monaten langsam wieder an die Sonne gewöhnt werden. Viele haben es vielleicht im vergangenen Monat erfahren müssen, wie sonnenempfindlich dieses Organ zu Beginn der Sonnensaison noch ist. Die Luft war noch relativ kühl und deshalb wurden die ersten Sonnenstrahlen mit ihrem gefährlichen Potential, die meist ungeschützte Haut verbrennen zu lassen, von vielen Sonnenhungrigen gar nicht so bewusst wahrgenommen.

Hier wäre ein körpereigenes Warnsystem notwendig, um die nicht spürbaren, hohen UV-Werte in der Sonnenstrahlung wahrzunehmen. Um dennoch vorbereitet zu sein, lohnt es sich immer, den UV-Index (UVI), also den sonnenbrandfördernden UV-Strahlungswert, beim Bundesamt für Strahlenschutz abzurufen.

Grundsätzlich sollten für einen guten Sonnenschutz die folgenden Grundregeln beherzigt werden. Gerade zu Beginn der Sommersaison und für besonders empfindliche hellhäutige Menschen wird zunächst eine Höchstdauer für ein Sonnenbad von 15 Minuten vorgegeben. Bereits nach dieser kurzen Zeit kann es zu Rötungen und zu schmerzendem Juckreiz der Haut kommen als Indikator für eine zu hohe UV-Dosis. Der eigene Pigmentschutz muss in jedem Frühjahr nach und nach von der Haut neu gebildet werden.

Auch deshalb ist die sonnenentwöhnte Haut jetzt besonders empfindlich. Hinzu kommt, dass in den Frühlingsmonaten die natürliche Ozonschicht in der Atmosphäre noch sehr dünn ist, so dass vermehrt UV-Strahlen den Zugang zu uns finden. Grundsätzlich gilt daher wie gehabt, die direkte Mittagssonne zu umgehen, möglichst schützende Kleidung zu tragen, den Kopf zu bedecken und die Augen mit einer UV-abschirmenden Sonnenbrille zu schützen. Nackte Haut sollte unbedingt mit einem geeigneten Sonnenschutzfaktor eingecremt werden.

S3-Leitlinie Hautkrebsprävention aktualisiert
Pressemitteilung 3/2021

Verbesserte Versorgung von Patienten einer Schuppenflechte

Vor 15 Jahren gab es hierzulande noch erhebliche Mängel bei der Therapie einer Schuppenflechte beziehungsweise Psoriasis-Erkrankung. Bis heute scheint sich jedoch die Versorgung der betroffenen Patienten eindeutig gebessert zu haben, denn schwere Psoriasis-Erkrankungen treten mittlerweile seltener auf beziehungsweise lassen sich optimaler behandeln.

Zu diesem Ergebnis kamen mehrere Studien, in denen bis heute untersucht wurde, ob und inwiefern sich die Therapie und Versorgung der Psoriasis-Patienten verbessert hat. Um 2005 berichteten viele Betroffene noch über eine mangelnde medizinische Versorgung und über zu wenig systemische Therapien. Das scheint sich jedoch bis heute eindeutig gebessert zu haben. Denn Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg haben einen aktuellen Vergleich der neuesten Studie zu diesem Thema mit einem vorherigen Studienergebnis aufgestellt.

Über 1.800 Psoriasis-Patienten aus 93 dermatologischen Zentren haben an der letzten Befragung zu ihrem Krankheitsverlauf und zur Lebensqualität teilgenommen. Das sind ähnliche Teilnehmerzahlen wie in den vergangenen Studien. Das durchschnittliche Alter der Studienteilnehmer betrug 51 Jahre. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Betroffenenzahl einer schweren Psoriasis-Erkrankung von 18 % auf 7 % abgenommen hat. Auch die Anzahl der Teilnahme an einer systemischen Therapie hat seit 2005 von 33 auf 58 % zugenommen, was zur Folge hatte, dass die Anzahl der stationären Behandlungen von Psoriasis-Patienten um 9 % reduziert werden konnte.

Zurückzuführen sei laut Aussagen der Studienverantwortlichen diese positive Entwicklung in der Psoriasis-Therapie unter anderem darauf, dass es mittlerweile ein erfolgreiches Psoriasis-Netzwerk gäbe, spezielle Behandlungs-Leitlinien aufgestellt wurden und es auch grundsätzlich mehr Einigkeit bezüglich möglicher Therapieansätze und Behandlungsziele gäbe. Wichtig sei es dabei, dass diese gemeinsamen Erkenntnisse dem Patienten auch effektiv angeboten würden.

Langenbruch, A. et al
Quality of psoriasis care in Germany – results from the nationwide health care studies PsoHealth 2004‐2017
JEADV 3/2021

Empfindliche Haut – welche Auslöser sind die Ursache?

Immer mehr Menschen reagieren auf bestimmte Einflüsse oder Verhaltensweisen mit einer juckenden, brennenden oder prickelnden Haut. Um herauszufinden, welche Faktoren dabei eine besondere Rolle spielen, hat ein französisches Forscherteam über 10.000 Menschen aus fünf verschiedenen Nationen über die Auslöser der empfindlichen Haut befragt.

Etwa die Hälfte der aus Brasilien, China, Frankreich, Russland und den USA stammenden Studienteilnehmer hatte unter einer empfindlichen Haut zu leiden, es handelte sich dabei zu 55 % um Frauen und zu 47 % um Männer. Die Forscher erhofften sich von der Studie, die bereits bekannten und möglicherweise auch noch unbekannten Verursacher einer empfindlichen Haut verifizieren zu können.

Mit der Auswertung der Fragebögen stellte sich heraus, dass ein wichtiger Einflussfaktor für die Haut die allgemeine Luftverschmutzung zu sein scheint. 63 % der hautempfindlichen Personen gaben sie als wichtigen Verursacher an. 58 % von ihnen nannten Kosmetika als Grund dafür, dass sich Pickel, Pusteln oder gar Hautrötungen bildeten.

Interessanterweise brachte die Befragung aber auch anderweitige Faktoren, die eine empfindliche Haut triggern, zum Vorschein: So erwähnten 65 % der ersten Teilnehmergruppe eine empfindliche Hautreaktion auf Müdigkeit, 58 % auf Staub, 54 % auf Körperschweiß, 44 % auf einzelne Nahrungsmittel und 40 % auf Zigarettenrauch.

Weiterhin konnten als mögliche Verursacher hormonelle Veränderungen in einer Schwangerschaft oder während der Periode genannt werden. Frauen in der Menopause scheinen jedoch keine zunehmend empfindliche Haut zu verspüren. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer wies darauf hin, dass ihre Haut bei stärker ausgeprägten Schlafstörungen sehr viel empfindlicher reagiere. Und über 65 % gaben an, dass eine allgemeine Müdigkeit die Hautempfindlichkeit in die Höhe schnellen ließe. Damit scheint dieser Einflussfaktor häufiger zuzutreffen als der Gebrauch bestimmter Kosmetika.

Die Wissenschaftler nehmen an, dass es bei schlechtem Schlaf und der daraus resultierenden Müdigkeit zu einer Störung bestimmter Nervenfasern kommt, welche sich direkt unter der Haut befinden. Dieses führe dazu, dass sich die Empfindlichkeit der Haut steigere und zu den unangenehmen Reaktionen führen könnte.

Misery, L. et al.
Relationship between sensitive skin and sleep disorders, fatigue, dust, sweating, food, tobacco consumption or female hormonal changes: Results from a worldwide survey of 10 743 individuals
JEADV 2/2021

Händedesinfektionsmittel landen häufig in Kinderaugen

Man sieht sie überall, die Spender mit Desinfektionsmitteln. In Zeiten der Covid-19-Pandemie hat diese alkoholische Lösung nicht nur im öffentlichen Leben Hochsaison, sondern sollte auch in die häusliche Körperpflege integriert sein.

Wissenschaftler aus Frankreich haben nun feststellen können, dass dieses häufige Alltagsutensil nicht immer dorthin gelangt, wo es benötigt wird. Leider wird es insbesondere bei Kindern nicht nur auf der Hautoberfläche der Hände verrieben, sondern landet unbeabsichtigt auch in Kinderaugen.

Aus einer Nachverfolgung von dokumentierten Augenverletzungen in dem Zeitraum von April bis August letzten Jahres geht hervor, dass sich die Zahl der Augenverletzungen durch alkoholhaltige Handdesinfektionsmittel um das Siebenfache erhöhte. Grund dafür sei es vor allem, dass die Desinfektionsspender häufig in Kinderaugenhöhe angeboten werden.

Die auf diese Weise hervorgerufenen Verletzungen äußerten sich in Form von Kribbeln, Schmerz, Bindehautrötung und in schwerwiegenderen Fällen durch Hornhautentzündungen. Um diese unnötigen Beeinträchtigungen und Augenverletzungen zu vermeiden, sollten entsprechende Spender mit Desinfektionsmitteln auf Alkoholbasis nicht auf Kinderaugenhöhe platziert und im privaten Bereich den Kindern unbedingt unzugänglich aufbewahrt werden.

Martin, G.C. et al.
Pediatric Eye Injuries by Hydroalcoholic Gel in the Context of the Coronavirus Disease 2019 Pandemic
JAMA Ophthalmol. 1/2021; 139(3): 348-351.

Aktinische Keratose – können Mikrowellen helfen?

Rötliche oder hautfarbene rauhe Flächen auf der Haut können auf eine aktinische Keratose hinweisen, bei der es sich um eine Vorstufe von Hautkrebs handelt. Es gibt einige Ansätze zur frühzeitigen Therapie dieser Hautveränderung, die durch zu viel UV-Licht hervorgerufen werden kann.

Wissenschaftler aus Schottland haben nun herausgefunden, dass eine sogenannte Mikrowellentherapie erfolgreich sein kann. Die energiereichen Mikrowellen können in die Haut eindringen und damit die betroffenen Hautzellen zum Positiven verändern. Die Mikrowellentherapie findet auch bereits ihren Einsatz bei der Behandlung von Warzen und einigen anderen Krebserkrankungen.

Im Rahmen der Studie wurden Patienten einer aktinischen Keratose zunächst für drei Sekunden in einer 3er-Folge mit Mikrowellen bestrahlt. Dabei wurde die Stärke der Mikrowellen bei einzelnen Patienten unterschiedlich dosiert. Alle Patienten wiesen an mehreren Stellen eine aktinische Keratose auf, die auch bereits mit anderen Therapieansätzen wie Kältetherapie und dem Einsatz unterschiedlicher Cremes behandelt wurde. Die Mikrowellentherapie wurde nach etwa einem Monat wiederholt.

Bei der Auswertung zeigte sich eine sehr hohe Erfolgsquote der Mikrowellentherapie. Bei 87 % der Studienteilnehmer war bereits am Ende der Studie ein Erfolg zu erkennen. Diese Quote nahm nach 120 Tagen sogar zu, sodass dann sogar 90 % von der Therapie profitierten. Für weitere therapeutische Ansätze sind vergleichende Studien notwendig, um diesen alternativen Therapieansatz zukünftig erfolgreich einsetzen zu können.

Jackson, D.N. et al.
A feasibility study of microwave therapy for precancerous actinic keratosis.
Br J Dermatol 8/2020; 183: 222-30.

Aknepatienten: Ratschläge von Bloggern oft nicht hilfreich

Viele Teenager finden in den sozialen Netzwerken Mitbetroffene einer Akne und folgen Hilfe suchend Bloggern auf YouTube, Instagram & Co. Wie eine US-amerikanische Studie jedoch herausgefunden hat, sind die Ratschläge, die dort von den oftmals selbsternannten Fachleuten gegeben werden, alles andere als hilfreich und entsprechen vor allem nicht den gültigen medizinischen Leitlinien.

Im Rahmen einer Studie wurden Patienten, die bereits in einer Klinik behandelt wurden, über die Nutzung von sozialen Medien befragt. Besonderes Interesse wurde in dem Fragebogen auf die Nutzung von sozialen Medien gelegt, im Speziellen, wie häufig entsprechende Plattformen und Blogger zum Thema „Hautunreinheiten“ aufgerufen wurden.

Schon schnell zeigte sich, dass fast die Hälfte der Studienteilnehmer, bei denen es sich vorrangig um Jugendliche mit intensiv ausgeprägter Akne handelte, bereits häufiger Rat in entsprechenden Social-Media-Kanälen gesucht hatten, und zwar am häufigsten bei YouTube und Instagram. Junge Frauen nutzen diese Plattform weitaus häufiger als junge Männer.

Die Wissenschaftler nahmen die Ratschläge, die den Betroffenen online gegeben wurden, näher unter die Lupe und stellten fest, dass nur etwa 30 % der Empfehlungen den offiziellen Leitlinien zur Behandlung einer Akne entsprachen. Entsprechend besorgniserregend sei es, dass etwa 80 % der Empfänger die Online-Tipps tatsächlich umgesetzt hätten, so die Studienverantwortlichen, obwohl es keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege dafür gab, dass die Maßnahmen eine Akne erfolgreich behandeln könnten.

Vor diesem Hintergrund war es dann auch nicht verwunderlich, dass die Online-Ratschläge bei lediglich 7 % der Ratsuchenden zum gewünschten Erfolg führten und die Hautunreinheiten reduzierten. Die Wissenschaftler räumen ein, dass die Erfolgsquote von entsprechenden Blogger-Tipps bei einer eher leicht ausgeprägten Akne möglicherweise etwas höher sein könnte. Dennoch sprechen sie eine Warnung darüber aus, die oftmals unvollständigen und unkorrekten Empfehlungen unkritisch umzusetzen. Ein realer Besuch beim Haus- oder Hautarzt sei den Online-Angeboten unbedingt vorzuziehen.

Yousaf, A. et al.
The influence of social media on acne treatment: A cross‐sectional survey.
Pediatric Dermatology 1/2020

Entwarnung für Aluminiumsalze in Deos?

Das Bundesministerium für Risikobewertung (BfR) hat die regelmäßige Nutzung von Deodorants mit Aluminiumsalzen aus der Diskussion bezüglich einer möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigung genommen, weil sie laut dem Ergebnis einer neueren Studie den Körper offensichtlich nicht so sehr belastet, wie man es bisher angenommen hatte.

Die Wirkung der Aluminiumsalze beruht darauf, dass sie die Hautporen zur Verminderung der Schweißbildung verschließen und zusätzlich eine Verbindung mit den Eiweißen im Schweiß eingehen, um die Bildung des unangenehmen Geruchs zu reduzieren. Aluminiumhaltige Deos standen bisher stark unter Beschuss, weil angenommen wurde, dass sich durch ihre Anwendung zu große Aluminiummengen im Körper ansammeln.

Im Rahmen einer Studie, bei der unter anderem die Blut- und Urinkonzentrationen an Aluminium im Zusammenhang mit der Verwendung von aluminiumhaltigen Deos gemessen wurde, zeigte sich nun, dass über die Haut bei Weitem nicht so viel Aluminium aufgenommen wird, wie bisher angenommen. Von der Menge, die äußerlich aufgetragen wurde, analysierten die Wissenschaftler im Körper lediglich 0,00192 %.

Vor diesem Hintergrund bewertete das BfR das gesundheitliche Risiko neu und begründete damit seine aktuelle Entwarnung. Auch wenn Deo-Sprays angewendet würden, führe die zusätzlich möglicherweise eingeatmete Menge nicht zu bedenklichen Werten im Körper. Neben dem Einsatz von Aluminiumsalzen in Kosmetika müsse man auch andere Quellen wie beispielsweise Lebensmittel mit möglicherweise enthaltenen aluminiumreichen Zusatzstoffen oder das Trinkwasser im Blick behalten, so das BfR.

Neue Studien zu aluminiumhaltigen Antitranspirantien: Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Aluminium-Aufnahme über die Haut sind unwahrscheinlich
BfR-Stellungnahme 7/2020

Hautkrebs – manchmal lohnt sich ein zweiter Expertenblick

Die Diagnose eines bösartigen Hauttumors hat für den Patienten in der Regel einen operativen Eingriff zur Folge. Eine US-amerikanische Studie hat ergeben, dass es in manchen Fällen sinnvoll ist, sich eine zweite Diagnose einzuholen, denn in jedem zehnten Fall der teilnehmenden Probanden konnte eine weitere Untersuchung die Erstdiagnose nicht bestätigen, sodass eine Operation doch nicht notwendig war. 

Im Rahmen der Studie wurden die Erstbefunde, die durch eine Biopsie ermittelt wurden, von über 350 Patienten eines vermeintlichen Melanoms durch eine weitere Gewebeprobe begutachtet. Diese beiden Befunde wurden miteinander verglichen. Bei der Auswertung zeigte sich, dass bei 10,3 % der Studienteilnehmer die erste Diagnose nicht bestätigt werden konnte.

Außerdem wies die Studie auf, dass bei 31,6 % der Patienten mittels Zweitdiagnose eine abweichende Art von Hautkrebs diagnostiziert wurde. Diese abweichenden Befunde führten dazu, dass bei 8,9 % eine veränderte Therapie ausgewählt wurde. Bei 87,5 % kamen die Ärzte aufgrund des Zweitbefundes zu dem Entschluss, auf einen operativen Eingriff zu verzichten.

In einigen wenigen Fällen fiel der Zweitbefund schlechter aus, sodass die betroffenen Hautpartien großzügiger entfernt werden mussten als zuvor ermittelt.

Lohmann, M.E. et al.
Impact of second-opinion dermatopathology reviews on surgical management of malignant neoplasms
J. Am. Journal of Dermatol. 12/2020

Wie sieht es eigentlich mit dem Händewaschen aus?

Die Empfehlung, sich mindestens 20 Sekunden die Hände zu waschen, um sich effektiv vor unerwünschten Krankheitserregern und insbesondere aktuell vor dem Covid-19-Virus zu schützen, scheinen die meisten Bundesbürger zu beherzigen und auch in die Tat umzusetzen.
Zu diesem Ergebnis kam eine Erhebung der Universität Erfurt in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), die anlässlich des „Welthändewaschtages“ im Oktober letzten Jahres veröffentlicht wurde.

Demnach sind 92 % der Menschen hierzulande darüber informiert, wie wichtig diese Schutzmaßnahme ist und 81 % seifen und spülen ihre Hände mindestens 20 Sekunden lang. Somit kann bei einem Großteil der Bevölkerung grundsätzlich angenommen werden, dass die ungewaschenen Hände offensichtlich über ihren Kontakt mit Gesicht und Schleimhäuten eher nicht für die Ausbreitung der Pandemie verantwortlich gemacht werden können.
Es sei besonders wichtig, dass die Bundesbürger dieses hygienebewusste Verhalten beibehalten und unbedingt mehrmals täglich durchführen, weil es im Alltag zu zahlreichen eher unbewussten Situationen kommt, wie beispielsweise am Ampel-Drückknopf oder an der Bus-Stop-Taste, in denen es die möglichen Krankheitserreger ohne das Händewaschen besonders leicht hätten, sich von Wirt zu Wirt zu übertragen.

Die meisten Bürger waschen Hände 20 Sekunden lang wie empfohlen
Ärztezeitung 10/2020

Klarsichtmasken kein gleichwertiger Ersatz für herkömmliche Mund-Nasen-Bedeckungen

In den vergangenen Monaten der COVID-19-Pandemie sah man sie immer häufiger in den Gesichtern von vielen Menschen als Alternative zu den unbequemen und unpraktischen Stoff- bzw. Einwegmasken. Viele Anhänger derartiger Klarsichtmasken entschieden sich auch aus ästhetischen und modebewussten Gründen dafür, um dem Gegenüber freien Blick auf das eigene Erscheinungsbild bieten zu können.

Wie Untersuchungen von Medizintechnikern jedoch nun ergeben haben, bieten die Klarsichtmasken in Sachen Infektionsschutz keine gleichwertige Alternative zu den konventionellen Masken.

Gegenstand der Untersuchung war eine Maske, die am häufigsten zum Einsatz kommt. Mit Hilfe von Tests zur Aerosolausbreitung konnte dabei ganz klar aufgezeigt werden, dass sich die Ausbreitung der Aerosole beim Ausatmen oder Husten als sehr grenzwertig erwies. Insbesondere in geschlossenen Räumen wie auch in öffentlichen Verkehrsmitteln geben sie den Trägern keinen ausreichenden Schutz, so wie es die konventionellen Masken tun. Tatsächlich konnte in den Versuchen bewiesen werden, dass die Ausatmungsluft nicht nur entlang des Körpers abwärts, sondern nach kurzer Zeit vor allem in den Bereich vor der Maske strömt. Das hat zur Folge, dass die Person gegenüber diese Luft schnell „vorgesetzt“ bekommt. Entsprechend folgenschwer wäre auch der Aufenthalt in einem geschlossenen Raum, in dem sich diese Aerosolwolke noch leichter verbreiten kann.

Vor diesem Hintergrund wird seit Ende letzten Jahres ausdrücklich von dem Tragen dieser Klarsichtmasken abgeraten. Auch wenn sich hinter ihnen ein schönes Gesicht oder freundliches Lächeln zu erkennen gibt, sollte ihnen keinesfalls der Vorzug gewährt werden.

Fürst, M.
Eignen sich Klarsichtmasken für den Infektionsschutz?
Pressemitteilung Hochschule München 12/2020

Deutlich erhöhtes Melanomrisiko durch Solarien

Ein regelmäßiger Besuch von Sonnenbänken ist für die Hautgesundheit bekanntermaßen risikobehaftet. Eine aktuelle US-amerikanische Studie liefert erneut wichtige Hinweise auf ein entsprechend erhöhtes Hautkrebsrisiko.

Im Rahmen der Untersuchungen wurden die Daten von 110 Patienten analysiert, die zwischen den Jahren 1996 und 2019 aufgrund mehrerer primärer Melanome behandelt worden waren. Diese Analysen wurden mit den Daten von 220 Patienten verglichen, die bis zu diesem Zeitraum aufgrund „nur“ eines Melanoms therapiert wurden.

Fokussierten sich die Wissenschaftler auf die Frage der Häufigkeit eines Solariums-Besuches, so stellten sie fest, dass etwa 33 % derjenigen Studienteilnehmer, die bereits aufgrund mehrerer Hauttumore in Behandlung waren, häufiger als zehnmal Solarien besucht hatten, während es bei den Betroffenen eines Primärmelanoms lediglich 10 % waren.

Um genauere Werte zu erhalten, die Auskunft über das gesundheitliche Risiko von Sonnenbänken geben, wurden die übrigen Risikofaktoren wie Alter, familiäre Vorbelastung, Sonnenbäder im Freien oder das Vorhandensein untypischer Muttermale bewertet und in die Berechnung einbezogen. Im Ergebnis zeigte sich, dass das Risiko für die Ausbildung mehrerer Melanome bei über zehn Solarien-Besuchen um das Vierfache erhöht war.

Sicherlich müssten weitere Studien klären, ob das Klientel von Solarien nicht grundsätzlich auch zu den Sonnenanbetern gehörten und sich entsprechend zuvor bereits häufiger im Freien Sonnenbrände zugezogen hatten. Dennoch weisen die Studienverantwortlichen darauf hin, dass sich Risikopatienten bezüglich der (künstlichen) Sonnenbräunung zurückhalten und grundsätzlich auf ausreichenden Sonnenschutz achten sollten.

Karapetyan, L. et al.
Indoor tanning exposure in association with multiple primary melanoma
ACS Journals 11/2020

Corona – häufigere Hautprobleme beim Personal im Gesundheitswesen

Die Covid-19-Pandemie beansprucht den Einsatz von medizinischem Personal enorm. Nicht nur physisch und psychisch wird viel abverlangt, sondern auch äußerlich hinterlässt die Arbeit gegen das Virus seine Spuren. Im Rahmen einer Studie wurde festgestellt, dass die Haut unter den strengen Hygienevorschriften stark leidet, vor allem durch das häufige Einseifen und Desinfizieren der Hände. Auch das Tragen einer permanenten Schutzausrüstung im Beruf trägt dazu bei, dass vermehrt Hautprobleme zu verzeichnen sind. 

An 11 Gesundheitszentren wurden die Daten von über 330 Menschen, die zwischen April und August aufgrund von aufgetretenen Problemen mit der Haut behandelt wurden, näher unter die Lupe genommen. Bei den meisten der Studienteilnehmer handelte es sich um Personal im Medizinbereich, die in regelmäßigem Kontakt mit Patienten standen und somit den verstärkten Hygienevorschriften unterlagen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass nahezu alle Hautveränderungen bei den Studienteilnehmern auf deren berufliche Tätigkeit zurückzuführen war: Fast 60 % litten unter Hautreizungen an den Händen, der sogenannten irritativen Kontaktdermatitis. Bei 12 % hatte sich ein atopisches Ekzem ausgebildet, und bei 7 % konnte man sogar von allergisch bedingten Reizungen der Haut sprechen. Interessanterweise blieb auch das permanente Tragen von Schutzmasken nicht ohne Folgen für die Haut. Fast 14 % der untersuchten Teilnehmer zeigten als Folge eine Akne und bei etwa 3 % entwickelte sich eine Rosazea-Erkrankung im Gesicht.

Die Studienverantwortlichen nehmen an, dass die warme hohe Luftfeuchtigkeit unter der Maske das Wachstum von Bakterien fördere. Die Forscher bestätigten zudem Ergebnisse vorheriger Studien, wonach das Händewaschen mit Seife das Hautbefinden mehr reize als die Verwendung von Desinfektionsmitteln mit alkoholischen Gelen.

O’Neill, H. et al.
Occupational dermatoses during the Covid-19 pandemic: a multicentre audit in the UK and Ireland.
BJD 10/2020

Einige Fakten und Mythen rund um das Thema „Ernährung und Akne“

Immer wieder wird diskutiert, ob und welche Lebensmittel die Entstehung einer Akne fördern. Seitens der Ernährungswissenschaft wurden im Rahmen einer Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie Angaben zur tatsächlichen Faktenlage gemacht. Teilweise werden bislang Ernährungsempfehlungen gegeben, die wissenschaftlich nicht eindeutig gesichert sind.

Fest steht, dass Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an überzuckerten Kohlenhydraten zu einer Verschlimmerung einer Akne-Erkrankung führen. Denn ihr Verzehr fördert überhöhte Blutzuckerwerte und verstärkt über das Stoffwechselhormon Insulin die Funktion spezieller Eiweißkomplexe, die sich nachteilig auf eine Akne auswirken.

Aus wissenschaftlicher Sicht wird auch ein hoher Milchkonsum mit einem größeren Akne-Risiko in Verbindung gebracht. Der Empfehlung, möglichst auf den Verzehr von fettreduzierter Milch zu verzichten, liegen hingegen keine Studienbelege zugrunde. Von Molkenprotein-Konzentrationen, die beispielsweise auch zum Muskelaufbau im Bereich des Kraftsports verzehrt werden, wird aufgrund der Faktenlage bei einer Akne abgeraten. Diese Eiweißverbindungen triggern nachweislich die Aktivität der Talgdrüse und verschlechtern damit eine Akne zusätzlich.

Zur geltenden Empfehlung, das allgemeine Hautbild durch Omega-3-Fettsäuren verbessern zu können, ist die Beweislage noch etwas lückenhaft. Ebenso beim Verzehr von Alkohol gibt es nach wie vor die Diskussion, dass dieser zum Anstieg bestimmter Hormone führt und auch das Auftreten von speziellen Bakterien in der Hautflora fördert. Beide Prozesse könnten sich nachteilig auf eine Akne-Erkrankung auswirken.

Beim Kaffee- und Schokoladenkonsum gibt es ebenso Verzichtsempfehlungen, die nicht ausreichend wissenschaftlich belegt sind. In Maßen genossen scheint sein negativer Einfluss auf die Entstehung von aknebedingten Pickeln und Pusteln nicht so groß zu sein wie bisher angenommen.
Lux, S.
Mythen und Fakten. Welche Ernährung Akne verschlimmert
Ärztezeitung 7/2020

Schuppenflechte im höheren Alter

Immer mehr Menschen ab 65 sind von einer Psoriasis-Erkrankung betroffen. Offensichtlich gibt es jedoch bei diesen Senioren bezüglich der Therapie andere Probleme als bei jüngeren Patienten einer Schuppenflechte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von über 31 Studien mit beinahe insgesamt 40.000 Studienteilnehmern.

Demnach scheinen weitere Krankheiten, die im Alter häufiger auftreten, sowie die damit verbundene Medikamenteneinnahme Einfluss auf die Therapie einer Schuppenflechte zu haben und diese damit komplizierter zu gestalten. Hinzu kommt, dass im höheren Alter einzelne Organe nicht mehr so funktionieren wie in jüngeren Lebensjahren. Auch diese Beeinträchtigung könnte sich nachteilig auf eine Psoriasis-Therapie auswirken.

Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass es bei einem Großteil der Psoriasis-Medikamente keine signifikanten Wirksamkeitsunterschiede bei den jüngeren und älteren Patienten gäbe. Bei einigen Medikamenten sei es häufiger zu Nebenwirkungen wie Übelkeit oder ungünstigere Leberwerte gekommen. Der Therapieerfolg und die Sicherheit des Medikaments seien dadurch jedoch weniger gefährdet. Vereinzelt wurde bei den Über-65-Jährigen infolge einer Medikamenteneinnahme die Funktion der Niere beeinträchtigt oder es wurden höhere Blutfettwerte gemessen.


Trotz dieser vereinzelten Nebenwirkungen einer Psoriasis-Therapie im höheren Alter sollte nicht von einer entsprechenden Behandlung abgesehen werden. Es sei jedoch wichtig, diese begleitenden möglichen Gesundheitseinschränkungen bei der Therapie im Blick zu haben, um individuelle Therapieempfehlungen geben zu können. Da die Datenlage diesbezüglich aber noch sehr unzureichend ist, seien zudem weitere Studien für diese Altersgruppe notwendig.
van Winden, M. et al.


Effectiveness and Safety of Systemic Therapy for Psoriasis in Older Adults: A Systematic Review.
JAMA Dermatol 8/2020

Basaliom als Berufskrankheit anerkennen?

Viele Menschen, die unter freiem Himmel arbeiten wie beispielsweise Landwirte, Bauarbeiter, Gartenbauer, Straßenreiniger oder Sicherheitspersonal haben ein nachweislich erhöhtes Risiko, am Basalzellkarzinom zu erkranken. Laut Ergebnis einer aktuellen Studie bleibt eine beruflich bedingte erhöhte UV-Strahlenexposition nicht ohne Folgen für die „Outdoor Worker“.

Ihr Risiko für einen Basaliom sei demnach um das Doppelte erhöht im Vergleich zu den Arbeitnehmern, die in Innenbereichen tätig sind. Vor dem Hintergrund dieses Studienergebnisses wird nun gefordert, diese Krebsart als entsprechende Berufskrankheit anerkennen zu lassen. Wichtig für die Aufnahme in einen derartigen Katalog ist die Voraussetzung, dass die jeweilige Erkrankung, um die es geht, bei den entsprechenden Berufstätigen doppelt so häufig eintritt wie in den anderen Bevölkerungsgruppen.

Ausschlaggebend für das stark erhöhte Krebserkrankungsrisiko ist es wohl, dass die Outdoor-Worker innerhalb von 15 Jahren bereits so hohen UV-Dosen ausgesetzt sind, die andere Menschen erst in durchschnittlich 60-70 Jahren erreichen.

Jährlich gibt es hierzulande laut Aussagen des Robert-Koch-Institutes etwa 230.000 Neuerkrankungen an hellem Hautkrebs. Zeitgleich gehen etwa 8.000 Fälle bei der gesetzlichen Unfallversicherung ein, bei denen als Ursache eine beruflich bedingte erhöhte UV-Belastung angenommen wird.

Bauer, A. et al.
Basal cell carcinoma risk and solar UV exposure in occupationally relevant anatomic sites: do histological subtype, tumor localization and Fitzpatrick phototype play a role? A population-based case-control study
Journal of Occupational Medicine and Toxicology 9/2020

Höheres Krebsrisiko durch Haarefärben?

Dass Friseure, die regelmäßig mit Haarfärbemitteln in Kontakt kommen, möglicherweise einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen ausgesetzt sind, konnte in der Vergangenheit bestätigt werden. Deshalb hat die International Agency for Research on Cancer (IARC) einen ständigen beruflichen Kontakt mit oxidativen Haarfärbemitteln als „möglicherweise karzinogen“ eingestuft. Wie sieht es aber für die Personen selbst aus, bei denen die Haarfarbe aufgetragen wird? Hierzu wird laut IARC die Datenlage bisher für „nicht klassifizierbar“ eingestuft.

Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler aus Boston im Rahmen einer Langzeitstudie die Daten von fast 120.000 Frauen bezüglich derer Nutzung von Haarfärbemitteln über einen Zeitraum von 36 Jahren dokumentiert und ausgewertet, um mögliche Zusammenhänge zwischen einer Krebserkrankung und dem Gebrauch von Haarfärbemitteln aufzuspüren.

Insgesamt traten bei etwa 23.000 der Studienteilnehmerinnen innerhalb des Studienzeitraums Krebserkrankungen auf. Es zeigte sich jedoch, dass diese Tumore nicht auf die Nutzung von Haarfärbemitteln basierten. Wie oft, wie lange und ob überhaupt die Haare gefärbt wurden, waren demnach für das Auftreten einer Krebserkrankung nicht erheblich.

Eine minimale Verbindung zur Entstehung eines Mammakarzinoms und Eierstockkarzinomen konnten die Forscher jedoch feststellen, denn je häufiger die Haarfärbemittel angewendet wurden, desto geringfügig höher war das Risiko, an diesen beiden Krebsarten zu erkranken: Pro 50 Anwendungen von entsprechenden Haarfärbemitteln stieg das Erkrankungsrisiko um maximal 2 % an.

Bei den hellhaarigen Teilnehmerinnen war ein leicht erhöhtes Risiko für Basalzellkarzinome festgestellt worden, und eine bestimmte Form einer Krebserkrankung an den Lymphen häufte sich bei dunkelhaarigen Frauen. Grundsätzlich waren diese Werte jedoch minimal gering. Zudem konnten die Wissenschaftler keinen Einfluss auf andere Krebsarten feststellen, so dass derzeit für die Anwenderinnen Entwarnung bezüglich der Kanzerogenität von Haarfärbemitteln gegeben werden kann.

Die Studienverantwortlichen weisen darauf hin, dass heutige angebotene Haarfärbemittel außerdem im Vergleich zu früher rezepturmäßig überarbeitet seien und bestimmte Färbemittel, die noch vor 30 Jahren erlaubt waren, heute aufgrund einer möglichen Kanzerogenität verboten seien. Auch vor diesem Hintergrund könne zunächst Entwarnung gegeben werden, auch wenn in diesem Bereich weiterer Forschungsbedarf besteht.

Zhang, Y. et al.
Personal use of permanent hair dyes and cancer risk and mortality in US women: prospective cohort study.
BmJ 9/2020

Begünstigt eine fett- und zuckerreiche Ernährung die Erwachsenen-Akne?

Immer wieder wird diskutiert, ob der Verzehr von hohen Mengen an Fett und Zucker das Auftreten einer Akne im Erwachsenenalter begünstigt. Eine französische Studie, in der die Ernährungsgewohnheiten von etwa 25.000 Personen diesbezüglich näher untersucht wurden, deutet auf einen direkten Zusammenhang zwischen einem Fett- beziehungsweise Zuckerkonsum und einer Akne-Entstehung hin.

Demnach steige das Risiko für die Pusteln mit jeder fett- und zuckerhaltigen Essensportion sogar um etwa 50 %. Lebensmittel mit einem hohen Kaloriengehalt sowie einem hohen Anteil an Kohlenhydraten und gesättigten Fetten lassen das Akne-Risiko nachweislich in die Höhe schnellen. Dieses Ergebnis lehnt sich an frühere Studien zu diesem Thema an.


Somit kann die westliche Ernährung, die durch die Kennzeichen wie „zuckerreich“, „fettreich“ und „besonders kuhmilchlastig“ beschrieben wird, mit dem häufigen Auftreten einer Akne im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht werden. Für spezielle Ernährungsempfehlungen bei einer entsprechenden Akne sind weitere Studien notwendig, so die Wissenschaftler.


Penso L. et al.
Association Between Adult Acne and Dietary Behaviors Findings From the NutriNet-Santé Prospective Cohort Study.
JAMA Dermatol. 6/2020; 156(8): 854-8.

Sonnenschutz führt nicht zu Vitamin-D-Mangel

Wie wichtig ein täglicher Sonnenschutz unter anderem durch das Cremen von Sonnencremes ist, bedarf keiner weiteren Erklärungen. Insbesondere für Personen mit sonnenempfindlicher Haut sind diverse Sonnenschutzmaßnahmen unabdingbar, um sich vor die UV-Strahlen und dementsprechend vor Hautkrebs zu schützen. Laut Ergebnis einer aktuellen Studie führt ein intensiver Sonnenschutz nicht dazu, dass als Folge ein Mangel an Vitamin-D entwickelt wird. Für die körpereigene Produktion von Vitamin-D ist bekanntlich die UV-B-Strahlung von Nutzen.


Die Daten von fast 2.400 hellhäutigen Menschen im Alter zwischen 20 und 59 Jahren flossen in die Studie ein. Die Sonnenempfindlichkeit von 424 Studienteilnehmern wurde als besonders sonnenempfindlich eingestuft. Anhand der Blutwerte wurde bei allen Teilnehmern der Vitamin-D-Status bestimmt.
Die Auswertung ergab, dass sich sowohl bei den sonnenunempfindlicheren als auch bei den empfindlicheren Teilnehmern zu 16 beziehungsweise 19 % ein Vitamin-D-Mangel zeigte. Dieser Mangel sei jedoch nicht auf das häufigere Auftragen von Sonnencreme oder die Nutzung weiterer Sonnenschutzmaßnahmen, wie beispielsweise das Aufhalten im Schatten, zurückzuzuführen.


Die sonnenempfindlichen Personen hatten sich nachweislich mehr vor der Sonne geschützt, dennoch lag ihr Vitamin-D-Wert nicht signifikant unter dem Wert der eher ungeschützten sonnenunempfindlichen Gruppe. Auch weitergehende Analysen bestätigen, dass bei beiden Gruppen die Werte bezüglich des Vitamin-D-Status nahezu identisch waren.


Die Wissenschaftler betonen daher, dass keinesfalls auf einen Sonnenschutz verzichtet werden sollte, um einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen. Es gäbe sogar Studienhinweise, dass eine sonnenempfindliche Haut mit weniger UV-Strahlung auskommt, um ausreichend Vitamin-D zu bilden.


Kim, S. et al.
Prevalence and correlates of sun protections with sunburn and vitamin D deficiency in sun-sensitive individuals.
J Eur Acad Dermatol Venerol 5/2020

Auch im Schatten erhöhtes Risiko für Hautkrebs

Auch wer täglich draußen arbeitet, unterliegt einem erhöhten Risiko für Hautkrebs, sofern kein geeigneter Sonnenschutz aufgetragen und weitere schützende Maßnahmen eingesetzt werden. Oftmals wird angenommen, dass auch der Aufenthalt im Schatten vor einem Sonnenbrand und dessen schädlichen Folgen schützt. Im Rahmen einer Studie, an der insbesondere Förster teilgenommen haben, konnte dieser Annahme eindeutig widersprochen werden. Demnach erhöht sich das Hautkrebsrisiko nicht nur durch direkte Sonneneinstrahlung, sondern auch bei längerem Aufenthalt im Schatten.
Förster arbeiten hauptsächlich in bewaldeten und damit schattenreichen Gegenden. Sie boten sich daher als Studienteilnehmer sehr gut an. Etwa 200 von ihnen im durchschnittlichen Alter von 47 Jahren nahmen zusammen mit einer gleichen Anzahl an Freiluftarbeitern wie Landwirten, Bauarbeitern und Gärtnern an der Studie teil. Als Vergleichsgruppe dienten Personen, die ihren beruflichen Alltag im Büro verbrachten. Alle Teilnehmer wurden hinsichtlich ihres Lebensstils und ihrer regelmäßigen Hautkrebsvorsorgeuntersuchungen befragt. Zudem fand eine Hautdiagnose statt.


Im Ergebnis zeigte sich, dass 72 % der Förster im Jahr zuvor einen Sonnenbrand hatten und dieser bei der Hälfte von ihnen durch ihre Arbeit im Freien verursacht wurde. Lediglich 29 % schützten sich durch geeignete Kleidung, nur etwa 30 % hielten sich auch mittags im Schatten auf. Verglich man diese Daten mit denen der beiden anderen Studiengruppen, so zeigte sich bei den Förstern ein stark erhöhtes Sonnenbrand-Risiko.


Sehr viele der vornehmlich draußen arbeitenden Menschen gaben an, noch nie an einer Hautkrebsvorsorgeuntersuchung teilgenommen zu haben, weil sie ihr Hautkrebsrisiko offensichtlich unterschätzten. Tatsächlich lag daher die Zahl der diagnostizierten Hauterkrankungen um ein Vierfaches höher als von den Befragten selbst eingeschätzt.


Die Studienverantwortlichen vermuten, dass bei den meisten Förstern die Annahme vorherrscht, dass die schattenspendenden Bäume einen Schutz vor der schädlichen UV-Strahlung bieten würden. Dem sei jedoch nicht so: Auch die im Wald vorherrschenden Strukturen der Schatten lassen so viel UV-Strahlung durch, dass den Bäumen keine Hautkrebs-Schutzwirkung zugesprochen werden könne, so die Wissenschaftler. Daher ist es auch bei Aufenthalten im Schatten besonders wichtig, die Haut durch die bekannten Maßnahmen wie Eincremen etc. zu schützen.


Tizek, L. et al.
Skin cancer risk and shade: comparing the risk of foresters with other outdoor workers.
JEADV 5/2020

Atopisches Ekzem - frühzeitiges Eincremen als effektive Vorsorge?

Immer wieder kursiert die Empfehlung, die Haut von Säuglingen durch die tägliche Anwendung von Pflegecremes vor Ausschlägen und Ekzemen zu schützen. Vergangene Studienergebnisse haben diese Prophylaxemaßnahme als hoffnungsvoll tituliert. Man war davon ausgegangen, dass sich Ekzeme dann entwickeln, wenn die natürliche Hautbarriere nicht ausreichend funktioniert. Ein zusätzlicher Schutz vor Ekzemen durch das tägliche Eincremen war daher ein Hoffnungsträger.


Im Rahmen einer aktuellen britischen Studie sollte diese These überprüft werden. Genetisch vorbelastete Familien, denen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Hautekzems zugesprochen wurde, nahmen an der Studie teil. Für die Dauer von einem Jahr wurde die Haut von etwa 700 Neugeborenen täglich mit Pflegecremes behandelt, um den Flüssigkeitsverlust zu begrenzen und damit eine Austrocknung der Haut zu verhindern. Bei weiteren 700 entsprechenden Säuglingen wurde nicht gecremt, um damit eine Kontrollgruppe zu bilden. In Anlehnung an die gängigen Kriterien wurde nach zwei Jahren untersucht, ob sich ein atopisches Ekzem gebildet hatte.

 

Bei der Auswertung der Untersuchungsergebnisse zeigte sich kein nennenswerter Unterschied bezüglich der Häufigkeit eines eingetretenen Ekzems. In der gecremten Säuglingsgruppe hatten 23 % und in der nicht gecremten Gruppe 25 % einen entsprechenden chronischen Hautausschlag entwickelt. Interessanterweise entwickelte sich bei der ersten Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe etwas häufiger eine Allergie gegen Ei und es traten zunehmend Hautinfektionen auf.

Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Cremes den Stoffwechsel der äußersten Hautschicht dahingehend verändert hatten, dass Viren und Bakterien auch über das Eincremen selbst die Hautbarriere erfolgreicher passieren konnten. Das tägliche Anwenden einer Hautcreme als Vorsorgemaßnahme sei daher eher fraglich, nicht jedoch als Basistherapie bei einem bereits vorhandenen Ekzem.
Chalmers JR et al.


Daily emollient during infancy for prevention of eczema: the BEEP randomised controlled trial.
Lancet 2/2020; 395: 962-72.

Haarlos durch verändertes Erbmaterial?

Das sogenannte IFAP-Syndrom beschreibt eine Erkrankung, bei der die Betroffenen seit der Geburt kaum oder gar nicht behaart sind, auch an den Augenbrauen oder den Wimpern. Ihre Haut ist leicht verhornt, und auf Licht reagieren sie sehr überempfindlich durch schmerzende Augen.

Was bisher zu dieser seltenen Krankhe